auf die Hälfte herabgesetzt werden. Nach Anderen betrug die Roh- eisenproduktion damals etwa 60000 Tons, die Schmiedeisenproduktion nicht ganz 40000 Tons. Auch 1630 wurden noch 40000 Tons Schmied- eisen erzeugt, wovon ein Teil sogar ausgeführt wurde, während 1700 die inländische Produktion so sehr gesunken war, dass sie nur noch an 20000 Tons betrug, während ebensoviel Eisen hauptsächlich von Schweden importiert wurde.
Mit der Abnahme der eigenen Produktion stieg die Einfuhr. Karl I. erliess 1637 eine Proklamation, worin er die Ausfuhr von Eisen ohne besondere königliche Genehmigung (king's licence) verbot. Gleichzeitig verordnete er, um den Verkauf von schlechtem Eisen zu hindern, dass alles Handelseisen, sei es Roh- oder Schmiedeisen, von einem königlichen Aufseher (by his surveyors) gestempelt werden musste. Auch sollten diese Aufseher jederzeit freien Zutritt zu allen Forsten haben, in denen Holz zum Brennen von Holzkohle für die Eisenwerke geschlagen wurde, um nachzusehen, ob dies in vorschrifts- mässiger Weise geschähe. Der Guss eiserner Kanonen blieb auch im 17. Jahrhundert eine wichtige Industrie für England. Schon 1595 goss John Johnson, ein Schüler von Peter Baude, Stücke von 3 Tonnen Gewicht. Schiffsbau und der Guss eiserner Kanonen waren nach Hume die einzigen Industriezweige, in denen sich England unter der Regierung Jakobs I. auszeichnete. 1629 befahl die Krone den Guss von 600 Kanonen für die Generalstaaten von Holland. Bischof Wilkins sagt 1648, dass ein ganzes Stück (a whole cannon) um 8000 Pfund, ein halbes Stück 5000 Pfund, eine Schlange 4500 Pfund, eine halbe Schlange 3000 Pfund wog. Ein ganzes Stück brauchte 40 Pfund Pulver und schoss 64 Pfund.
Im Bürgerkriege wurden alle Eisenwerke der Royalisten zerstört. Eine Heeresabteilung unter Sir William Waller erhielt den besonderen Auftrag dazu. Auch die meisten Werke in Wales wurden damals niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut.
Nach der Restauration wurde die der Industrie feindliche Partei von Grundbesitzern, welche die Eisenhütten für einen Schaden für England erklärten, immer mächtiger. Diese gingen soweit, zu be- antragen, die Eisenfabrikation gänzlich zu verbieten. Die Regierung selbst wandelte auf dieser falschen Bahn.
Sie liess 1674 alle königlichen Eisenwerke im Forrest of Dean zerstören, damit nicht die Eisenwerke den Bezug der Flotte an Bauholz für die Schiffe beeinträchtigten. Gegen diese kurzsichtige Politik protestierten einsichtigere Männer, wie Prinz Ruprecht
England im 17. Jahrhundert.
auf die Hälfte herabgesetzt werden. Nach Anderen betrug die Roh- eisenproduktion damals etwa 60000 Tons, die Schmiedeisenproduktion nicht ganz 40000 Tons. Auch 1630 wurden noch 40000 Tons Schmied- eisen erzeugt, wovon ein Teil sogar ausgeführt wurde, während 1700 die inländische Produktion so sehr gesunken war, daſs sie nur noch an 20000 Tons betrug, während ebensoviel Eisen hauptsächlich von Schweden importiert wurde.
Mit der Abnahme der eigenen Produktion stieg die Einfuhr. Karl I. erlieſs 1637 eine Proklamation, worin er die Ausfuhr von Eisen ohne besondere königliche Genehmigung (king’s licence) verbot. Gleichzeitig verordnete er, um den Verkauf von schlechtem Eisen zu hindern, daſs alles Handelseisen, sei es Roh- oder Schmiedeisen, von einem königlichen Aufseher (by his surveyors) gestempelt werden muſste. Auch sollten diese Aufseher jederzeit freien Zutritt zu allen Forsten haben, in denen Holz zum Brennen von Holzkohle für die Eisenwerke geschlagen wurde, um nachzusehen, ob dies in vorschrifts- mäſsiger Weise geschähe. Der Guſs eiserner Kanonen blieb auch im 17. Jahrhundert eine wichtige Industrie für England. Schon 1595 goſs John Johnson, ein Schüler von Peter Baude, Stücke von 3 Tonnen Gewicht. Schiffsbau und der Guſs eiserner Kanonen waren nach Hume die einzigen Industriezweige, in denen sich England unter der Regierung Jakobs I. auszeichnete. 1629 befahl die Krone den Guſs von 600 Kanonen für die Generalstaaten von Holland. Bischof Wilkins sagt 1648, daſs ein ganzes Stück (a whole cannon) um 8000 Pfund, ein halbes Stück 5000 Pfund, eine Schlange 4500 Pfund, eine halbe Schlange 3000 Pfund wog. Ein ganzes Stück brauchte 40 Pfund Pulver und schoſs 64 Pfund.
Im Bürgerkriege wurden alle Eisenwerke der Royalisten zerstört. Eine Heeresabteilung unter Sir William Waller erhielt den besonderen Auftrag dazu. Auch die meisten Werke in Wales wurden damals niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut.
Nach der Restauration wurde die der Industrie feindliche Partei von Grundbesitzern, welche die Eisenhütten für einen Schaden für England erklärten, immer mächtiger. Diese gingen soweit, zu be- antragen, die Eisenfabrikation gänzlich zu verbieten. Die Regierung selbst wandelte auf dieser falschen Bahn.
Sie lieſs 1674 alle königlichen Eisenwerke im Forrest of Dean zerstören, damit nicht die Eisenwerke den Bezug der Flotte an Bauholz für die Schiffe beeinträchtigten. Gegen diese kurzsichtige Politik protestierten einsichtigere Männer, wie Prinz Ruprecht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f1295"n="1273"/><fwplace="top"type="header">England im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
auf die Hälfte herabgesetzt werden. Nach Anderen betrug die Roh-<lb/>
eisenproduktion damals etwa 60000 Tons, die Schmiedeisenproduktion<lb/>
nicht ganz 40000 Tons. Auch 1630 wurden noch 40000 Tons Schmied-<lb/>
eisen erzeugt, wovon ein Teil sogar ausgeführt wurde, während 1700<lb/>
die inländische Produktion so sehr gesunken war, daſs sie nur noch<lb/>
an 20000 Tons betrug, während ebensoviel Eisen hauptsächlich von<lb/>
Schweden importiert wurde.</p><lb/><p>Mit der Abnahme der eigenen Produktion stieg die Einfuhr.<lb/>
Karl I. erlieſs 1637 eine Proklamation, worin er die Ausfuhr von<lb/>
Eisen ohne besondere königliche Genehmigung (king’s licence) verbot.<lb/>
Gleichzeitig verordnete er, um den Verkauf von schlechtem Eisen zu<lb/>
hindern, daſs alles Handelseisen, sei es Roh- oder Schmiedeisen, von<lb/>
einem königlichen Aufseher (by his surveyors) gestempelt werden<lb/>
muſste. Auch sollten diese Aufseher jederzeit freien Zutritt zu allen<lb/>
Forsten haben, in denen Holz zum Brennen von Holzkohle für die<lb/>
Eisenwerke geschlagen wurde, um nachzusehen, ob dies in vorschrifts-<lb/>
mäſsiger Weise geschähe. Der Guſs eiserner Kanonen blieb auch im<lb/>
17. Jahrhundert eine wichtige Industrie für England. Schon 1595<lb/>
goſs John Johnson, ein Schüler von Peter Baude, Stücke von 3 Tonnen<lb/>
Gewicht. Schiffsbau und der Guſs eiserner Kanonen waren nach<lb/>
Hume die einzigen Industriezweige, in denen sich England unter der<lb/>
Regierung Jakobs I. auszeichnete. 1629 befahl die Krone den Guſs<lb/>
von 600 Kanonen für die Generalstaaten von Holland. Bischof<lb/>
Wilkins sagt 1648, daſs ein ganzes Stück (a whole cannon) um<lb/>
8000 Pfund, ein halbes Stück 5000 Pfund, eine Schlange 4500 Pfund,<lb/>
eine halbe Schlange 3000 Pfund wog. Ein ganzes Stück brauchte<lb/>
40 Pfund Pulver und schoſs 64 Pfund.</p><lb/><p>Im Bürgerkriege wurden alle Eisenwerke der Royalisten zerstört.<lb/>
Eine Heeresabteilung unter Sir William Waller erhielt den besonderen<lb/>
Auftrag dazu. Auch die meisten Werke in Wales wurden damals<lb/>
niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut.</p><lb/><p>Nach der Restauration wurde die der Industrie feindliche Partei<lb/>
von Grundbesitzern, welche die Eisenhütten für einen Schaden für<lb/>
England erklärten, immer mächtiger. Diese gingen soweit, zu be-<lb/>
antragen, die Eisenfabrikation gänzlich zu verbieten. Die Regierung<lb/>
selbst wandelte auf dieser falschen Bahn.</p><lb/><p>Sie lieſs 1674 alle königlichen Eisenwerke im Forrest of Dean<lb/>
zerstören, damit nicht die Eisenwerke den Bezug <hirendition="#g">der Flotte</hi> an<lb/>
Bauholz für die Schiffe beeinträchtigten. Gegen diese kurzsichtige<lb/>
Politik protestierten einsichtigere Männer, wie Prinz Ruprecht<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[1273/1295]
England im 17. Jahrhundert.
auf die Hälfte herabgesetzt werden. Nach Anderen betrug die Roh-
eisenproduktion damals etwa 60000 Tons, die Schmiedeisenproduktion
nicht ganz 40000 Tons. Auch 1630 wurden noch 40000 Tons Schmied-
eisen erzeugt, wovon ein Teil sogar ausgeführt wurde, während 1700
die inländische Produktion so sehr gesunken war, daſs sie nur noch
an 20000 Tons betrug, während ebensoviel Eisen hauptsächlich von
Schweden importiert wurde.
Mit der Abnahme der eigenen Produktion stieg die Einfuhr.
Karl I. erlieſs 1637 eine Proklamation, worin er die Ausfuhr von
Eisen ohne besondere königliche Genehmigung (king’s licence) verbot.
Gleichzeitig verordnete er, um den Verkauf von schlechtem Eisen zu
hindern, daſs alles Handelseisen, sei es Roh- oder Schmiedeisen, von
einem königlichen Aufseher (by his surveyors) gestempelt werden
muſste. Auch sollten diese Aufseher jederzeit freien Zutritt zu allen
Forsten haben, in denen Holz zum Brennen von Holzkohle für die
Eisenwerke geschlagen wurde, um nachzusehen, ob dies in vorschrifts-
mäſsiger Weise geschähe. Der Guſs eiserner Kanonen blieb auch im
17. Jahrhundert eine wichtige Industrie für England. Schon 1595
goſs John Johnson, ein Schüler von Peter Baude, Stücke von 3 Tonnen
Gewicht. Schiffsbau und der Guſs eiserner Kanonen waren nach
Hume die einzigen Industriezweige, in denen sich England unter der
Regierung Jakobs I. auszeichnete. 1629 befahl die Krone den Guſs
von 600 Kanonen für die Generalstaaten von Holland. Bischof
Wilkins sagt 1648, daſs ein ganzes Stück (a whole cannon) um
8000 Pfund, ein halbes Stück 5000 Pfund, eine Schlange 4500 Pfund,
eine halbe Schlange 3000 Pfund wog. Ein ganzes Stück brauchte
40 Pfund Pulver und schoſs 64 Pfund.
Im Bürgerkriege wurden alle Eisenwerke der Royalisten zerstört.
Eine Heeresabteilung unter Sir William Waller erhielt den besonderen
Auftrag dazu. Auch die meisten Werke in Wales wurden damals
niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut.
Nach der Restauration wurde die der Industrie feindliche Partei
von Grundbesitzern, welche die Eisenhütten für einen Schaden für
England erklärten, immer mächtiger. Diese gingen soweit, zu be-
antragen, die Eisenfabrikation gänzlich zu verbieten. Die Regierung
selbst wandelte auf dieser falschen Bahn.
Sie lieſs 1674 alle königlichen Eisenwerke im Forrest of Dean
zerstören, damit nicht die Eisenwerke den Bezug der Flotte an
Bauholz für die Schiffe beeinträchtigten. Gegen diese kurzsichtige
Politik protestierten einsichtigere Männer, wie Prinz Ruprecht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1295>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.