wird, so erspart man unendliche Kosten für Fuhrwerk der Mate- rialien.
Der Ofen kann so konstruiert werden, dass er gleichzeitig auch zum Frischen und Ausheizen dient, so dass das Roheisen in demselben Ofen gleichzeitig gefrischt wird, wo es dargestellt wird. Nachdem der Ofen seine volle Hitze erlangt hat, was 8 bis 9 Tage oder weniger dauert, indem man nach und nach anheizt, braucht man für eine Tonne Roheisen nicht mehr wie eine Tonne Steinkohle. Während nun bei dem jetzigen Verfahren ein Eisenwerk nicht unter 1000 bis 1500 £ errichtet werden kann, so genügt nach der neuen Erfindung und der Anwendung von Steinkohlen und dem neuen Ofen ein Kapital von 100 £, wenn man nur ein Haus hat, den Ofen hineinzustellen."
Diese schönen Versprechungen verhalfen zwar Rovenzon zu seinem Patent, nicht aber zu einem Erfolg. Auch er konnte sein Patent nicht aufrecht erhalten. Dud Dudley schreibt darüber: Nachdem es John Rovenzon häufig mit seinen Erfindungen und grossen Unternehmungen fehlgeschlagen war, unternahm es Gambleton, ein Diener der Königin Anna, auf ein Patent hin, die Erfindung, Eisen mit Steinkohle zu machen, auszuführen. Er hatte ebensoviel Ver- trauen auf seine Erfindung als die Anderen, und baute seine Werke (welche Dudley gesehen hat) zu Lambeth. Da Gambletons Unter- nehmen fehlschlug, nahm der gelehrte, geistreiche Dr. Jorden von Bath (den Dudley kannte), mit mehreren Anderen ein Patent, Eisen mit Steinkohlen zu machen, aber trotz ernsthafter Bemühungen war er erfolglos. Da trat Dud Dudley auf, dem es zuerst wirklich ge- lang, grössere Mengen brauchbaren Eisens im Hochofen mit Stein- kohle zu schmelzen. Trotz seiner für die Eisenindustrie so wichtigen Erfindung starb er in Armut, als ein Märtyrer seiner Idee.
Dud Dudley war im Jahre 1599 als natürlicher Sohn von Edward Lord Dudley von Dudley Castle in der Grafschaft Worcester geboren1). Er war das vierte von elf Kindern derselben Mutter, die in dem Stammbaum der Familie Dudley von William Tomlinson als Elisabeth, Konkubine von Edward Lord Dudley, aufgeführt wird. Lord Dudley sorgte väterlich für seine natürlichen Kinder, erzog sie gut und beschäftigte sie in Vertrauensstellungen bei der Verwaltung seiner ausgedehnten Besitzungen. Dud schrieb von sich selbst, dass er schon als Knabe grosse Freude an dem väterlichen Eisenwerke bei
1) Siehe Smiles, Industrial Biographies, p. 46 und Percy, Iron and Steel, p. 883.
England im 17. Jahrhundert.
wird, so erspart man unendliche Kosten für Fuhrwerk der Mate- rialien.
Der Ofen kann so konstruiert werden, daſs er gleichzeitig auch zum Frischen und Ausheizen dient, so daſs das Roheisen in demselben Ofen gleichzeitig gefrischt wird, wo es dargestellt wird. Nachdem der Ofen seine volle Hitze erlangt hat, was 8 bis 9 Tage oder weniger dauert, indem man nach und nach anheizt, braucht man für eine Tonne Roheisen nicht mehr wie eine Tonne Steinkohle. Während nun bei dem jetzigen Verfahren ein Eisenwerk nicht unter 1000 bis 1500 £ errichtet werden kann, so genügt nach der neuen Erfindung und der Anwendung von Steinkohlen und dem neuen Ofen ein Kapital von 100 £, wenn man nur ein Haus hat, den Ofen hineinzustellen.“
Diese schönen Versprechungen verhalfen zwar Rovenzon zu seinem Patent, nicht aber zu einem Erfolg. Auch er konnte sein Patent nicht aufrecht erhalten. Dud Dudley schreibt darüber: Nachdem es John Rovenzon häufig mit seinen Erfindungen und groſsen Unternehmungen fehlgeschlagen war, unternahm es Gambleton, ein Diener der Königin Anna, auf ein Patent hin, die Erfindung, Eisen mit Steinkohle zu machen, auszuführen. Er hatte ebensoviel Ver- trauen auf seine Erfindung als die Anderen, und baute seine Werke (welche Dudley gesehen hat) zu Lambeth. Da Gambletons Unter- nehmen fehlschlug, nahm der gelehrte, geistreiche Dr. Jorden von Bath (den Dudley kannte), mit mehreren Anderen ein Patent, Eisen mit Steinkohlen zu machen, aber trotz ernsthafter Bemühungen war er erfolglos. Da trat Dud Dudley auf, dem es zuerst wirklich ge- lang, gröſsere Mengen brauchbaren Eisens im Hochofen mit Stein- kohle zu schmelzen. Trotz seiner für die Eisenindustrie so wichtigen Erfindung starb er in Armut, als ein Märtyrer seiner Idee.
Dud Dudley war im Jahre 1599 als natürlicher Sohn von Edward Lord Dudley von Dudley Castle in der Grafschaft Worcester geboren1). Er war das vierte von elf Kindern derselben Mutter, die in dem Stammbaum der Familie Dudley von William Tomlinson als Elisabeth, Konkubine von Edward Lord Dudley, aufgeführt wird. Lord Dudley sorgte väterlich für seine natürlichen Kinder, erzog sie gut und beschäftigte sie in Vertrauensstellungen bei der Verwaltung seiner ausgedehnten Besitzungen. Dud schrieb von sich selbst, daſs er schon als Knabe groſse Freude an dem väterlichen Eisenwerke bei
1) Siehe Smiles, Industrial Biographies, p. 46 und Percy, Iron and Steel, p. 883.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f1279"n="1257"/><fwplace="top"type="header">England im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
wird, so erspart man unendliche Kosten für Fuhrwerk der Mate-<lb/>
rialien.</p><lb/><p>Der Ofen kann so konstruiert werden, daſs er gleichzeitig auch<lb/>
zum Frischen und Ausheizen dient, so daſs das Roheisen in demselben<lb/>
Ofen gleichzeitig gefrischt wird, wo es dargestellt wird. Nachdem<lb/>
der Ofen seine volle Hitze erlangt hat, was 8 bis 9 Tage oder<lb/>
weniger dauert, indem man nach und nach anheizt, braucht man für<lb/>
eine Tonne Roheisen nicht mehr wie eine Tonne Steinkohle. Während<lb/>
nun bei dem jetzigen Verfahren ein Eisenwerk nicht unter 1000 bis<lb/>
1500 £ errichtet werden kann, so genügt nach der neuen Erfindung<lb/>
und der Anwendung von Steinkohlen und dem neuen Ofen ein Kapital<lb/>
von 100 £, wenn man nur ein Haus hat, den Ofen hineinzustellen.“</p><lb/><p>Diese schönen Versprechungen verhalfen zwar Rovenzon zu seinem<lb/>
Patent, nicht aber zu einem Erfolg. Auch er konnte sein Patent<lb/>
nicht aufrecht erhalten. <hirendition="#g">Dud Dudley</hi> schreibt darüber: Nachdem<lb/>
es <hirendition="#g">John Rovenzon häufig</hi> mit seinen Erfindungen und groſsen<lb/>
Unternehmungen fehlgeschlagen war, unternahm es Gambleton, ein<lb/>
Diener der Königin Anna, auf ein Patent hin, die Erfindung, Eisen<lb/>
mit Steinkohle zu machen, auszuführen. Er hatte ebensoviel Ver-<lb/>
trauen auf seine Erfindung als die Anderen, und baute seine Werke<lb/>
(welche Dudley gesehen hat) zu Lambeth. Da Gambletons Unter-<lb/>
nehmen fehlschlug, nahm der gelehrte, geistreiche <hirendition="#g">Dr. Jorden von<lb/>
Bath</hi> (den Dudley kannte), mit mehreren Anderen ein Patent, Eisen<lb/>
mit Steinkohlen zu machen, aber trotz ernsthafter Bemühungen war<lb/>
er erfolglos. Da trat <hirendition="#g">Dud Dudley</hi> auf, dem es zuerst wirklich ge-<lb/>
lang, gröſsere Mengen brauchbaren Eisens im Hochofen mit Stein-<lb/>
kohle zu schmelzen. Trotz seiner für die Eisenindustrie so wichtigen<lb/>
Erfindung starb er in Armut, als ein Märtyrer seiner Idee.</p><lb/><p><hirendition="#g">Dud Dudley</hi> war im Jahre 1599 als natürlicher Sohn von<lb/>
Edward Lord Dudley von Dudley Castle in der Grafschaft Worcester<lb/>
geboren<noteplace="foot"n="1)">Siehe <hirendition="#g">Smiles</hi>, Industrial Biographies, p. 46 und <hirendition="#g">Percy</hi>, Iron and Steel,<lb/>
p. 883.</note>. Er war das vierte von elf Kindern derselben Mutter, die<lb/>
in dem Stammbaum der Familie Dudley von William Tomlinson als<lb/>
Elisabeth, Konkubine von Edward Lord Dudley, aufgeführt wird. Lord<lb/>
Dudley sorgte väterlich für seine natürlichen Kinder, erzog sie gut<lb/>
und beschäftigte sie in Vertrauensstellungen bei der Verwaltung seiner<lb/>
ausgedehnten Besitzungen. <hirendition="#g">Dud</hi> schrieb von sich selbst, daſs er<lb/>
schon als Knabe groſse Freude an dem väterlichen Eisenwerke bei<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[1257/1279]
England im 17. Jahrhundert.
wird, so erspart man unendliche Kosten für Fuhrwerk der Mate-
rialien.
Der Ofen kann so konstruiert werden, daſs er gleichzeitig auch
zum Frischen und Ausheizen dient, so daſs das Roheisen in demselben
Ofen gleichzeitig gefrischt wird, wo es dargestellt wird. Nachdem
der Ofen seine volle Hitze erlangt hat, was 8 bis 9 Tage oder
weniger dauert, indem man nach und nach anheizt, braucht man für
eine Tonne Roheisen nicht mehr wie eine Tonne Steinkohle. Während
nun bei dem jetzigen Verfahren ein Eisenwerk nicht unter 1000 bis
1500 £ errichtet werden kann, so genügt nach der neuen Erfindung
und der Anwendung von Steinkohlen und dem neuen Ofen ein Kapital
von 100 £, wenn man nur ein Haus hat, den Ofen hineinzustellen.“
Diese schönen Versprechungen verhalfen zwar Rovenzon zu seinem
Patent, nicht aber zu einem Erfolg. Auch er konnte sein Patent
nicht aufrecht erhalten. Dud Dudley schreibt darüber: Nachdem
es John Rovenzon häufig mit seinen Erfindungen und groſsen
Unternehmungen fehlgeschlagen war, unternahm es Gambleton, ein
Diener der Königin Anna, auf ein Patent hin, die Erfindung, Eisen
mit Steinkohle zu machen, auszuführen. Er hatte ebensoviel Ver-
trauen auf seine Erfindung als die Anderen, und baute seine Werke
(welche Dudley gesehen hat) zu Lambeth. Da Gambletons Unter-
nehmen fehlschlug, nahm der gelehrte, geistreiche Dr. Jorden von
Bath (den Dudley kannte), mit mehreren Anderen ein Patent, Eisen
mit Steinkohlen zu machen, aber trotz ernsthafter Bemühungen war
er erfolglos. Da trat Dud Dudley auf, dem es zuerst wirklich ge-
lang, gröſsere Mengen brauchbaren Eisens im Hochofen mit Stein-
kohle zu schmelzen. Trotz seiner für die Eisenindustrie so wichtigen
Erfindung starb er in Armut, als ein Märtyrer seiner Idee.
Dud Dudley war im Jahre 1599 als natürlicher Sohn von
Edward Lord Dudley von Dudley Castle in der Grafschaft Worcester
geboren 1). Er war das vierte von elf Kindern derselben Mutter, die
in dem Stammbaum der Familie Dudley von William Tomlinson als
Elisabeth, Konkubine von Edward Lord Dudley, aufgeführt wird. Lord
Dudley sorgte väterlich für seine natürlichen Kinder, erzog sie gut
und beschäftigte sie in Vertrauensstellungen bei der Verwaltung seiner
ausgedehnten Besitzungen. Dud schrieb von sich selbst, daſs er
schon als Knabe groſse Freude an dem väterlichen Eisenwerke bei
1) Siehe Smiles, Industrial Biographies, p. 46 und Percy, Iron and Steel,
p. 883.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1279>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.