Walter Raleigh durch einen besonderen Akt alles Land schenkte, welches er in Amerika entdecken würde; worauf dieser das Küsten- land zwischen Florida und Arcadien auffand, es für England in Besitz nahm und es seiner jungfräulichen Königin zu Ehren Virginien nannte. Wie eifrig Elisabeth bemüht war, das Eisengewerbe zu heben und eine selbständige nationale Eisenindustrie zu schaffen, haben wir be- reits früher ausgeführt. Diesem Streben stand aber ein Hindernis im Wege, das von Jahr zu Jahr grösser wurde, die Entwaldung Eng- lands und der zunehmende Holzmangel. Noch war man nicht im Stande, Eisen mit Steinkohlen, an dem das Land so reich gesegnet war, zu schmelzen. Wohl war man längst gezwungen, in Folge der grossen Holznot, die Steinkohlen für den Hausbrand zu verwenden, und im Jahre 1615 waren bereits 400 englische Schiffe beschäftigt, Steinkohlen von New-Castle nach London zu bringen; dass man aber die Erze mit Steinkohlen schmelzen könne, schien unmöglich. Der Wunsch lag ja nahe und das Bedürfnis dafür war so gross, dass es der leitende Gedanke für die Verbesserung der englischen Eisenindustrie wurde. Viele Versuche wurden gemacht und der rechte Weg wurde auch gefunden, aber ohne dauernden Erfolg. Die Verwertung der Erfindung scheiterte an dem starrköpfigen Hängen am Hergebrachten und der Engherzigkeit der englischen Industriellen. Der Erfinder aber, Dud Dudley, der ein begeisterter Prophet für seine Idee war, wurde mit schnödem Undank belohnt und starb im Elend.
Bevor wir aber in eine ausführliche Darstellung dieser für die Entwickelung der ganzen Eisenindustrie so wichtigen Episode ein- treten, wollen wir einen Blick auf die Eisenindustrie Irlands werfen, die in diesem einen Jahrhundert sich zu hoher Blüte entfaltete, um am Ende des Zeitabschnittes in ihre frühere Unbedeutendheit zurück- zusinken. Diese Blütezeit war allein bedingt durch die Ausnutzung des in den Waldungen vorhandenen Holzvorrats. Irland war vor- mals reich an ausgedehnten Wäldern. Nach der ersten Eroberung der Insel durch die Engländer unter König Heinrich II. rühmt Giraldus Cambrensis den Waldreichtum Irlands. Die Engländer fällten die Bäume auf ausgedehnten Strecken, teils um die räube- rischen Feinde ihrer Schlupfwinkel zu berauben, teils um Land zum Ackerbau zu gewinnen. Nach der Niederwerfung des grossen Auf- standes unter Königin Elisabeth wurden die Wälder aus ähnlichen Gründen und um wertvolles Bauholz zu gewinnen, noch weiter aus- gerottet. Dennoch blieben noch ausgedehnte Forsten in vielen Teilen Irlands bestehen. Die Insel war ferner reich an Eisenerzen. Man
England im 17. Jahrhundert.
Walter Raleigh durch einen besonderen Akt alles Land schenkte, welches er in Amerika entdecken würde; worauf dieser das Küsten- land zwischen Florida und Arcadien auffand, es für England in Besitz nahm und es seiner jungfräulichen Königin zu Ehren Virginien nannte. Wie eifrig Elisabeth bemüht war, das Eisengewerbe zu heben und eine selbständige nationale Eisenindustrie zu schaffen, haben wir be- reits früher ausgeführt. Diesem Streben stand aber ein Hindernis im Wege, das von Jahr zu Jahr gröſser wurde, die Entwaldung Eng- lands und der zunehmende Holzmangel. Noch war man nicht im Stande, Eisen mit Steinkohlen, an dem das Land so reich gesegnet war, zu schmelzen. Wohl war man längst gezwungen, in Folge der groſsen Holznot, die Steinkohlen für den Hausbrand zu verwenden, und im Jahre 1615 waren bereits 400 englische Schiffe beschäftigt, Steinkohlen von New-Castle nach London zu bringen; daſs man aber die Erze mit Steinkohlen schmelzen könne, schien unmöglich. Der Wunsch lag ja nahe und das Bedürfnis dafür war so groſs, daſs es der leitende Gedanke für die Verbesserung der englischen Eisenindustrie wurde. Viele Versuche wurden gemacht und der rechte Weg wurde auch gefunden, aber ohne dauernden Erfolg. Die Verwertung der Erfindung scheiterte an dem starrköpfigen Hängen am Hergebrachten und der Engherzigkeit der englischen Industriellen. Der Erfinder aber, Dud Dudley, der ein begeisterter Prophet für seine Idee war, wurde mit schnödem Undank belohnt und starb im Elend.
Bevor wir aber in eine ausführliche Darstellung dieser für die Entwickelung der ganzen Eisenindustrie so wichtigen Episode ein- treten, wollen wir einen Blick auf die Eisenindustrie Irlands werfen, die in diesem einen Jahrhundert sich zu hoher Blüte entfaltete, um am Ende des Zeitabschnittes in ihre frühere Unbedeutendheit zurück- zusinken. Diese Blütezeit war allein bedingt durch die Ausnutzung des in den Waldungen vorhandenen Holzvorrats. Irland war vor- mals reich an ausgedehnten Wäldern. Nach der ersten Eroberung der Insel durch die Engländer unter König Heinrich II. rühmt Giraldus Cambrensis den Waldreichtum Irlands. Die Engländer fällten die Bäume auf ausgedehnten Strecken, teils um die räube- rischen Feinde ihrer Schlupfwinkel zu berauben, teils um Land zum Ackerbau zu gewinnen. Nach der Niederwerfung des groſsen Auf- standes unter Königin Elisabeth wurden die Wälder aus ähnlichen Gründen und um wertvolles Bauholz zu gewinnen, noch weiter aus- gerottet. Dennoch blieben noch ausgedehnte Forsten in vielen Teilen Irlands bestehen. Die Insel war ferner reich an Eisenerzen. Man
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England im 17. Jahrhundert.
Walter Raleigh durch einen besonderen Akt alles Land schenkte,
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land zwischen Florida und Arcadien auffand, es für England in Besitz
nahm und es seiner jungfräulichen Königin zu Ehren Virginien nannte.
Wie eifrig Elisabeth bemüht war, das Eisengewerbe zu heben und
eine selbständige nationale Eisenindustrie zu schaffen, haben wir be-
reits früher ausgeführt. Diesem Streben stand aber ein Hindernis
im Wege, das von Jahr zu Jahr gröſser wurde, die Entwaldung Eng-
lands und der zunehmende Holzmangel. Noch war man nicht im
Stande, Eisen mit Steinkohlen, an dem das Land so reich gesegnet
war, zu schmelzen. Wohl war man längst gezwungen, in Folge der
groſsen Holznot, die Steinkohlen für den Hausbrand zu verwenden,
und im Jahre 1615 waren bereits 400 englische Schiffe beschäftigt,
Steinkohlen von New-Castle nach London zu bringen; daſs man aber
die Erze mit Steinkohlen schmelzen könne, schien unmöglich. Der
Wunsch lag ja nahe und das Bedürfnis dafür war so groſs, daſs es der
leitende Gedanke für die Verbesserung der englischen Eisenindustrie
wurde. Viele Versuche wurden gemacht und der rechte Weg wurde
auch gefunden, aber ohne dauernden Erfolg. Die Verwertung der
Erfindung scheiterte an dem starrköpfigen Hängen am Hergebrachten
und der Engherzigkeit der englischen Industriellen. Der Erfinder
aber, Dud Dudley, der ein begeisterter Prophet für seine Idee war,
wurde mit schnödem Undank belohnt und starb im Elend.
Bevor wir aber in eine ausführliche Darstellung dieser für die
Entwickelung der ganzen Eisenindustrie so wichtigen Episode ein-
treten, wollen wir einen Blick auf die Eisenindustrie Irlands werfen,
die in diesem einen Jahrhundert sich zu hoher Blüte entfaltete, um
am Ende des Zeitabschnittes in ihre frühere Unbedeutendheit zurück-
zusinken. Diese Blütezeit war allein bedingt durch die Ausnutzung
des in den Waldungen vorhandenen Holzvorrats. Irland war vor-
mals reich an ausgedehnten Wäldern. Nach der ersten Eroberung
der Insel durch die Engländer unter König Heinrich II. rühmt
Giraldus Cambrensis den Waldreichtum Irlands. Die Engländer
fällten die Bäume auf ausgedehnten Strecken, teils um die räube-
rischen Feinde ihrer Schlupfwinkel zu berauben, teils um Land zum
Ackerbau zu gewinnen. Nach der Niederwerfung des groſsen Auf-
standes unter Königin Elisabeth wurden die Wälder aus ähnlichen
Gründen und um wertvolles Bauholz zu gewinnen, noch weiter aus-
gerottet. Dennoch blieben noch ausgedehnte Forsten in vielen Teilen
Irlands bestehen. Die Insel war ferner reich an Eisenerzen. Man
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1264>, abgerufen am 26.11.2024.
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