wirklich noch vorhandenes Inventar". Der alte Meister Kippenberg erhielt einen Gnadengehalt.
In der Quartalsrechnung Trinitatis 1716 findet sich folgender Ein- trag: "Inventarium bei dem eingestellten Zerennherde im Grunde -- Cessat, Weil solch Inventarium in diesem Quartal Trinitatis 1716 verschmiedet und das daraus erfolgte zweygeschmolzene Eysen pag. 18 zur Einnahme gebracht worden."
Pag. 18 heisst es dann: "Auss dem auf Befehl des verschmiedeten Zerennherds Inventario des Eisenwerks ist an zweygeschmolzenem Eysen eingegangen 9 Ctr. 1071/2 Pfd." Hierzu kamen 8 alte Wellen- ringe zu 177 Pfd., welche auf die Factorey zu Zellerfeld geliefert wurden. Nach pag. 73 betrug das Inventarium nach der Aufnahme 11 Ctr. 55 Pfd. geschmiedetes und 5 Ctr. 823/4 Pfd. gegossenes Eisen. Von diesem Inventarium waren ausser den nach Zellerfeld abgegebenen 11/2 Ctr. 12 Pfd. bereits früher 21/2 Ctr. bei einer Reparatur auf der Neuen Hütte verwendet worden.
Pag. 74: Obiges Eisen, nämlich 71/4 Ctr. 151/2 Pfd. Schmiede- eisen und 53/4 Ctr. Gusseisen kostete zu verschmieden incl. aller Kosten bis zur Abholung in die Factorey 2 Thlr. 6 Gr. 2 Pf. Aus dem Schmiedeeisen 6 Ctr. 161/2 Pfd. Stäbe und aus dem Gusseisen 33/4 Ctr. 71/2 Pfd., zusammen 9 Ctr. 1071/2 Pfd. = 10 Ctr. zu 3 Thlr. = 30 Thlr. -- 2 Thlr. 6 Gr. 2 Pf. = 27 Thlr. 29 Gr. 10 Pf.
Dies war das Ende des Zerennhüttenbetriebes zu Gittelde und Grund. Dass man noch einmal zu diesem veralteten Betrieb zurück- gekehrt war, hatte seinen Grund sowohl in der Hoffnung auf einen rentabelen Betrieb, indem man von dem Gedanken, dass das ein- fachere direkte Verfahren der Schmiedeeisengewinnung auch das vor- teilhaftere sein müsse, nicht loskam, als auch in der traditionellen Vorliebe der Arbeiter für diesen Prozess der Grossväter. Für den Zerenner war die Arbeit leichter als beim Frischherd. Ein dritter Grund war, dass die Schmiede -- namentlich die Bergschmiede das Zerenn- oder Wageisen bevorzugten, teils aus alter Gewohnheit, teils weil es härter und stahlartiger war.
Im Ganzen arbeiteten die Gittelder Eisenwerke im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts regelmässig und mit Gewinn. Der Überschuss sämtlicher Hütten betrug an 1400 Thlr. im Jahresdurchschnitt.
Der Gewinn wurde nach den Bestimmungen der Kommunion ge- teilt und erhielt die Wolfenbütteler Kammer 3/7, die Kahlenberger 4/7.
Zum Schluss fügen wir noch eine Übersicht von Preisen und Löhnen während dieser Periode bei.
74*
Der Harz im 17. Jahrhundert.
wirklich noch vorhandenes Inventar“. Der alte Meister Kippenberg erhielt einen Gnadengehalt.
In der Quartalsrechnung Trinitatis 1716 findet sich folgender Ein- trag: „Inventarium bei dem eingestellten Zerennherde im Grunde — Ceſsat, Weil solch Inventarium in diesem Quartal Trinitatis 1716 verschmiedet und das daraus erfolgte zweygeschmolzene Eysen pag. 18 zur Einnahme gebracht worden.“
Pag. 18 heiſst es dann: „Auſs dem auf Befehl des verschmiedeten Zerennherds Inventario des Eisenwerks ist an zweygeschmolzenem Eysen eingegangen 9 Ctr. 107½ Pfd.“ Hierzu kamen 8 alte Wellen- ringe zu 177 Pfd., welche auf die Factorey zu Zellerfeld geliefert wurden. Nach pag. 73 betrug das Inventarium nach der Aufnahme 11 Ctr. 55 Pfd. geschmiedetes und 5 Ctr. 82¾ Pfd. gegossenes Eisen. Von diesem Inventarium waren auſser den nach Zellerfeld abgegebenen 1½ Ctr. 12 Pfd. bereits früher 2½ Ctr. bei einer Reparatur auf der Neuen Hütte verwendet worden.
Pag. 74: Obiges Eisen, nämlich 7¼ Ctr. 15½ Pfd. Schmiede- eisen und 5¾ Ctr. Guſseisen kostete zu verschmieden incl. aller Kosten bis zur Abholung in die Factorey 2 Thlr. 6 Gr. 2 Pf. Aus dem Schmiedeeisen 6 Ctr. 16½ Pfd. Stäbe und aus dem Guſseisen 3¾ Ctr. 7½ Pfd., zusammen 9 Ctr. 107½ Pfd. = 10 Ctr. zu 3 Thlr. = 30 Thlr. — 2 Thlr. 6 Gr. 2 Pf. = 27 Thlr. 29 Gr. 10 Pf.
Dies war das Ende des Zerennhüttenbetriebes zu Gittelde und Grund. Daſs man noch einmal zu diesem veralteten Betrieb zurück- gekehrt war, hatte seinen Grund sowohl in der Hoffnung auf einen rentabelen Betrieb, indem man von dem Gedanken, daſs das ein- fachere direkte Verfahren der Schmiedeeisengewinnung auch das vor- teilhaftere sein müsse, nicht loskam, als auch in der traditionellen Vorliebe der Arbeiter für diesen Prozeſs der Groſsväter. Für den Zerenner war die Arbeit leichter als beim Frischherd. Ein dritter Grund war, daſs die Schmiede — namentlich die Bergschmiede das Zerenn- oder Wageisen bevorzugten, teils aus alter Gewohnheit, teils weil es härter und stahlartiger war.
Im Ganzen arbeiteten die Gittelder Eisenwerke im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts regelmäſsig und mit Gewinn. Der Überschuſs sämtlicher Hütten betrug an 1400 Thlr. im Jahresdurchschnitt.
Der Gewinn wurde nach den Bestimmungen der Kommunion ge- teilt und erhielt die Wolfenbütteler Kammer 3/7, die Kahlenberger 4/7.
Zum Schluſs fügen wir noch eine Übersicht von Preisen und Löhnen während dieser Periode bei.
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Der Harz im 17. Jahrhundert.
wirklich noch vorhandenes Inventar“. Der alte Meister Kippenberg
erhielt einen Gnadengehalt.
In der Quartalsrechnung Trinitatis 1716 findet sich folgender Ein-
trag: „Inventarium bei dem eingestellten Zerennherde im Grunde —
Ceſsat, Weil solch Inventarium in diesem Quartal Trinitatis 1716
verschmiedet und das daraus erfolgte zweygeschmolzene Eysen pag. 18
zur Einnahme gebracht worden.“
Pag. 18 heiſst es dann: „Auſs dem auf Befehl des verschmiedeten
Zerennherds Inventario des Eisenwerks ist an zweygeschmolzenem
Eysen eingegangen 9 Ctr. 107½ Pfd.“ Hierzu kamen 8 alte Wellen-
ringe zu 177 Pfd., welche auf die Factorey zu Zellerfeld geliefert
wurden. Nach pag. 73 betrug das Inventarium nach der Aufnahme
11 Ctr. 55 Pfd. geschmiedetes und 5 Ctr. 82¾ Pfd. gegossenes Eisen.
Von diesem Inventarium waren auſser den nach Zellerfeld abgegebenen
1½ Ctr. 12 Pfd. bereits früher 2½ Ctr. bei einer Reparatur auf der
Neuen Hütte verwendet worden.
Pag. 74: Obiges Eisen, nämlich 7¼ Ctr. 15½ Pfd. Schmiede-
eisen und 5¾ Ctr. Guſseisen kostete zu verschmieden incl. aller Kosten
bis zur Abholung in die Factorey 2 Thlr. 6 Gr. 2 Pf. Aus dem
Schmiedeeisen 6 Ctr. 16½ Pfd. Stäbe und aus dem Guſseisen 3¾ Ctr.
7½ Pfd., zusammen 9 Ctr. 107½ Pfd. = 10 Ctr. zu 3 Thlr. = 30 Thlr.
— 2 Thlr. 6 Gr. 2 Pf. = 27 Thlr. 29 Gr. 10 Pf.
Dies war das Ende des Zerennhüttenbetriebes zu Gittelde und
Grund. Daſs man noch einmal zu diesem veralteten Betrieb zurück-
gekehrt war, hatte seinen Grund sowohl in der Hoffnung auf einen
rentabelen Betrieb, indem man von dem Gedanken, daſs das ein-
fachere direkte Verfahren der Schmiedeeisengewinnung auch das vor-
teilhaftere sein müsse, nicht loskam, als auch in der traditionellen
Vorliebe der Arbeiter für diesen Prozeſs der Groſsväter. Für den
Zerenner war die Arbeit leichter als beim Frischherd. Ein dritter
Grund war, daſs die Schmiede — namentlich die Bergschmiede das
Zerenn- oder Wageisen bevorzugten, teils aus alter Gewohnheit, teils
weil es härter und stahlartiger war.
Im Ganzen arbeiteten die Gittelder Eisenwerke im letzten Drittel
des 17. Jahrhunderts regelmäſsig und mit Gewinn. Der Überschuſs
sämtlicher Hütten betrug an 1400 Thlr. im Jahresdurchschnitt.
Der Gewinn wurde nach den Bestimmungen der Kommunion ge-
teilt und erhielt die Wolfenbütteler Kammer 3/7, die Kahlenberger 4/7.
Zum Schluſs fügen wir noch eine Übersicht von Preisen und
Löhnen während dieser Periode bei.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1193>, abgerufen am 18.12.2024.
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