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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
und dazu Birkenkohle nehme, würde man sich wohl umsonst abmühen,
ebenso, wenn man etwas dickes Eisen schweissen (bollire) wolle und
dazu Kohlen von Weiden, Tannen, Massholder, Espen oder ähnlichen
Holzarten nehme, würde man schwerlich die genügende Kraft der
Hitze erzielen, Kohle von Kastanien, Weiden und ähnlichen Bäumen
könne der Eisenschmied überhaupt nicht gebrauchen.

"Im allgemeinen ist es nicht ratsam, Kohle zu brennen an Orten,
wo gutes Holz nur spärlich vorkommt, ausser wenn man dazu ge-
zwungen ist. Die Güte des Holzes allein genügt aber nicht, die Art
der Bereitung muss auch die richtige sein, und Kohlen von derselben
Holzart können starken oder schwachen Brand machen, je nachdem
sie auf die eine oder die andere Art gemacht, mit einer oder der
andern Erde gedeckt sind, und es macht einen grossen Unterschied,
ob das Holz noch jung ist oder von alten Bäumen, oder ob es rein
ist oder astreich, ob es gesund und stark geschlagen wurde, ob zu
einer oder der andern Jahreszeit, ob das Holz trocken und ausgereift
oder noch grün war, ob es dann gut aufgesetzt und lufttrocken war,
und so macht es auch einen grossen Unterschied, ob die Bäume auf
hohen Bergen, wo sie frei stehen und die Sonne Kraft hat, oder ob
sie an schattigen und sumpfigen Plätzen gewachsen sind. Wo man
nur Flamme braucht, ist es gerade umgekehrt, indem das Feuer und
die Flamme, das die letzteren geben, sehr stark ist. Manchem mag
dies unglaublich scheinen, aber Versuche werden ihn davon über-
zeugen und den Grund will ich sogleich angeben; da nämlich nur
das Holz auf den Bergen gehörig austrocknen und die verbrennliche
Feuchtigkeit verdichten kann, wird die Porosität vermindert, wodurch
das Feuer nur schwer in das Innere eindringen und die inwendige
Feuchtigkeit nur schwer aus den kleinen, engen Poren ausdünsten
kann zum Brennen, so dass sie sich fast ohne Flamme verzehrt. Bei
dem Holze, welches im Thale oder im Sumpfe wächst, ist dies nicht
der Fall. Wenn hier durch das Feuer die überflüssige, kalte, wässerige
Feuchtigkeit verjagt ist, bleibt das Holz locker und porös zurück. Durch
dieses dringt das kräftige Feuer mit Leichtigkeit ein, was bei frisch
geschlagenem Holze wieder viel weniger geschieht, als bei trockenem.

Lassen wir aber jetzt das Holz beiseite, und wenden wir uns zu
unserm eigentlichen Gegenstande, zur Kohle. Die Kenntnis derselben
ist für die Feuerung von grösster Wichtigkeit. Man muss die Art
des Holzes kennen, muss wissen, dass es nicht länger als ein Jahr
geschlagen ist und ob es auf trockenem oder an einem feuchten und
weichen Orte gewachsen ist. Denn nasses Holz, welches das Wasser

Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
und dazu Birkenkohle nehme, würde man sich wohl umsonst abmühen,
ebenso, wenn man etwas dickes Eisen schweiſsen (bollire) wolle und
dazu Kohlen von Weiden, Tannen, Maſsholder, Espen oder ähnlichen
Holzarten nehme, würde man schwerlich die genügende Kraft der
Hitze erzielen, Kohle von Kastanien, Weiden und ähnlichen Bäumen
könne der Eisenschmied überhaupt nicht gebrauchen.

„Im allgemeinen ist es nicht ratsam, Kohle zu brennen an Orten,
wo gutes Holz nur spärlich vorkommt, auſser wenn man dazu ge-
zwungen ist. Die Güte des Holzes allein genügt aber nicht, die Art
der Bereitung muſs auch die richtige sein, und Kohlen von derselben
Holzart können starken oder schwachen Brand machen, je nachdem
sie auf die eine oder die andere Art gemacht, mit einer oder der
andern Erde gedeckt sind, und es macht einen groſsen Unterschied,
ob das Holz noch jung ist oder von alten Bäumen, oder ob es rein
ist oder astreich, ob es gesund und stark geschlagen wurde, ob zu
einer oder der andern Jahreszeit, ob das Holz trocken und ausgereift
oder noch grün war, ob es dann gut aufgesetzt und lufttrocken war,
und so macht es auch einen groſsen Unterschied, ob die Bäume auf
hohen Bergen, wo sie frei stehen und die Sonne Kraft hat, oder ob
sie an schattigen und sumpfigen Plätzen gewachsen sind. Wo man
nur Flamme braucht, ist es gerade umgekehrt, indem das Feuer und
die Flamme, das die letzteren geben, sehr stark ist. Manchem mag
dies unglaublich scheinen, aber Versuche werden ihn davon über-
zeugen und den Grund will ich sogleich angeben; da nämlich nur
das Holz auf den Bergen gehörig austrocknen und die verbrennliche
Feuchtigkeit verdichten kann, wird die Porosität vermindert, wodurch
das Feuer nur schwer in das Innere eindringen und die inwendige
Feuchtigkeit nur schwer aus den kleinen, engen Poren ausdünsten
kann zum Brennen, so daſs sie sich fast ohne Flamme verzehrt. Bei
dem Holze, welches im Thale oder im Sumpfe wächst, ist dies nicht
der Fall. Wenn hier durch das Feuer die überflüssige, kalte, wässerige
Feuchtigkeit verjagt ist, bleibt das Holz locker und porös zurück. Durch
dieses dringt das kräftige Feuer mit Leichtigkeit ein, was bei frisch
geschlagenem Holze wieder viel weniger geschieht, als bei trockenem.

Lassen wir aber jetzt das Holz beiseite, und wenden wir uns zu
unserm eigentlichen Gegenstande, zur Kohle. Die Kenntnis derselben
ist für die Feuerung von gröſster Wichtigkeit. Man muſs die Art
des Holzes kennen, muſs wissen, daſs es nicht länger als ein Jahr
geschlagen ist und ob es auf trockenem oder an einem feuchten und
weichen Orte gewachsen ist. Denn nasses Holz, welches das Wasser

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[96/0116] Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf. und dazu Birkenkohle nehme, würde man sich wohl umsonst abmühen, ebenso, wenn man etwas dickes Eisen schweiſsen (bollire) wolle und dazu Kohlen von Weiden, Tannen, Maſsholder, Espen oder ähnlichen Holzarten nehme, würde man schwerlich die genügende Kraft der Hitze erzielen, Kohle von Kastanien, Weiden und ähnlichen Bäumen könne der Eisenschmied überhaupt nicht gebrauchen. „Im allgemeinen ist es nicht ratsam, Kohle zu brennen an Orten, wo gutes Holz nur spärlich vorkommt, auſser wenn man dazu ge- zwungen ist. Die Güte des Holzes allein genügt aber nicht, die Art der Bereitung muſs auch die richtige sein, und Kohlen von derselben Holzart können starken oder schwachen Brand machen, je nachdem sie auf die eine oder die andere Art gemacht, mit einer oder der andern Erde gedeckt sind, und es macht einen groſsen Unterschied, ob das Holz noch jung ist oder von alten Bäumen, oder ob es rein ist oder astreich, ob es gesund und stark geschlagen wurde, ob zu einer oder der andern Jahreszeit, ob das Holz trocken und ausgereift oder noch grün war, ob es dann gut aufgesetzt und lufttrocken war, und so macht es auch einen groſsen Unterschied, ob die Bäume auf hohen Bergen, wo sie frei stehen und die Sonne Kraft hat, oder ob sie an schattigen und sumpfigen Plätzen gewachsen sind. Wo man nur Flamme braucht, ist es gerade umgekehrt, indem das Feuer und die Flamme, das die letzteren geben, sehr stark ist. Manchem mag dies unglaublich scheinen, aber Versuche werden ihn davon über- zeugen und den Grund will ich sogleich angeben; da nämlich nur das Holz auf den Bergen gehörig austrocknen und die verbrennliche Feuchtigkeit verdichten kann, wird die Porosität vermindert, wodurch das Feuer nur schwer in das Innere eindringen und die inwendige Feuchtigkeit nur schwer aus den kleinen, engen Poren ausdünsten kann zum Brennen, so daſs sie sich fast ohne Flamme verzehrt. Bei dem Holze, welches im Thale oder im Sumpfe wächst, ist dies nicht der Fall. Wenn hier durch das Feuer die überflüssige, kalte, wässerige Feuchtigkeit verjagt ist, bleibt das Holz locker und porös zurück. Durch dieses dringt das kräftige Feuer mit Leichtigkeit ein, was bei frisch geschlagenem Holze wieder viel weniger geschieht, als bei trockenem. Lassen wir aber jetzt das Holz beiseite, und wenden wir uns zu unserm eigentlichen Gegenstande, zur Kohle. Die Kenntnis derselben ist für die Feuerung von gröſster Wichtigkeit. Man muſs die Art des Holzes kennen, muſs wissen, daſs es nicht länger als ein Jahr geschlagen ist und ob es auf trockenem oder an einem feuchten und weichen Orte gewachsen ist. Denn nasses Holz, welches das Wasser

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/116>, abgerufen am 23.11.2024.