Das Rösten geschah in freien Haufen, in Stadeln oder in Öfen. Das Rösten in Haufen erforderte keine baulichen Vorrichtungen, es geschah auf ebenem Boden über einer rostartigen Holzlage. Diese Art der Röstung haben wir bereits bei der alten Eisengewinnung in Schweden und in Steiermark kennen gelernt 1). Agricola sagt: Diese Art des Röstens ist bei allen Arten von Erzen in Anwendung. Zunächst wird die Erde ausgegraben, so dass eine viereckige Fläche, welche nach der Stirnseite frei ist, entsteht. Auf diese wird eine Lage von Holzscheiten gelegt, darüber eine zweite im rechten Winkel, welches man den Rost nennt: dies wiederholt man, bis die Schicht eine bis zwei Ellen hoch ist: hierauf wird dann das Erz, welcher Art
[Abbildung]
Fig. 8.
es sei, nachdem es zu- vor mit Hämmern zer- kleinert worden ist, aus- gebreitet: erst das gröb- ste, dann das mittlere, zu oberst das feinste, so dass der Haufen die Form einer Pyramide erhält. Derselbe wird wie ein Kohlenmeiler gedeckt und dann ent- zündet.
Zu dem Rösten in Stadeln gehört ein meist längliches, viereckiges Mauerwerk, das auf einer der Schmalseiten offen ist. Es ist dies die Röststadel oder Röststätte. Ringsum sind Zuglöcher angebracht. Das Aufschichten des Erzes und des Brennmaterials geschieht in ähnlicher Weise wie bei den freien Haufen, doch ist hierbei weniger Brenn- material nötig, auch hat man das Feuer mehr in der Gewalt.
Im Agricola finden sich verschiedene Abbildungen von Röst- stadeln und dem Rösten der Erze in denselben. Fig. 8 stellt die Zurichtung des Holzrostes in einem Röststadel dar, Fig. 9 zeigt links einen besetzten Stadel im Brand, rechts einen nach vollendeter Röstung, der abgewässert wird. Agricola giebt die Masse der Röststadeln für Kupferstein zu 12 Werkschuh Länge, 8 Breite und 3 Tiefe an. Auch Biringuccio spricht nur vom Rösten der Eisenerze in Stadeln. Er
1) Siehe Bd. I, S. 809 und 821.
Rösten der Erze.
Das Rösten geschah in freien Haufen, in Stadeln oder in Öfen. Das Rösten in Haufen erforderte keine baulichen Vorrichtungen, es geschah auf ebenem Boden über einer rostartigen Holzlage. Diese Art der Röstung haben wir bereits bei der alten Eisengewinnung in Schweden und in Steiermark kennen gelernt 1). Agricola sagt: Diese Art des Röstens ist bei allen Arten von Erzen in Anwendung. Zunächst wird die Erde ausgegraben, so daſs eine viereckige Fläche, welche nach der Stirnseite frei ist, entsteht. Auf diese wird eine Lage von Holzscheiten gelegt, darüber eine zweite im rechten Winkel, welches man den Rost nennt: dies wiederholt man, bis die Schicht eine bis zwei Ellen hoch ist: hierauf wird dann das Erz, welcher Art
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Fig. 8.
es sei, nachdem es zu- vor mit Hämmern zer- kleinert worden ist, aus- gebreitet: erst das gröb- ste, dann das mittlere, zu oberst das feinste, so daſs der Haufen die Form einer Pyramide erhält. Derselbe wird wie ein Kohlenmeiler gedeckt und dann ent- zündet.
Zu dem Rösten in Stadeln gehört ein meist längliches, viereckiges Mauerwerk, das auf einer der Schmalseiten offen ist. Es ist dies die Röststadel oder Röststätte. Ringsum sind Zuglöcher angebracht. Das Aufschichten des Erzes und des Brennmaterials geschieht in ähnlicher Weise wie bei den freien Haufen, doch ist hierbei weniger Brenn- material nötig, auch hat man das Feuer mehr in der Gewalt.
Im Agricola finden sich verschiedene Abbildungen von Röst- stadeln und dem Rösten der Erze in denselben. Fig. 8 stellt die Zurichtung des Holzrostes in einem Röststadel dar, Fig. 9 zeigt links einen besetzten Stadel im Brand, rechts einen nach vollendeter Röstung, der abgewässert wird. Agricola giebt die Maſse der Röststadeln für Kupferstein zu 12 Werkschuh Länge, 8 Breite und 3 Tiefe an. Auch Biringuccio spricht nur vom Rösten der Eisenerze in Stadeln. Er
1) Siehe Bd. I, S. 809 und 821.
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Rösten der Erze.
Das Rösten geschah in freien Haufen, in Stadeln oder in Öfen.
Das Rösten in Haufen erforderte keine baulichen Vorrichtungen, es
geschah auf ebenem Boden über einer rostartigen Holzlage. Diese Art
der Röstung haben wir bereits bei der alten Eisengewinnung in
Schweden und in Steiermark kennen gelernt 1). Agricola sagt: Diese
Art des Röstens ist bei allen Arten von Erzen in Anwendung. Zunächst
wird die Erde ausgegraben, so daſs eine viereckige Fläche, welche
nach der Stirnseite frei ist, entsteht. Auf diese wird eine Lage
von Holzscheiten gelegt, darüber eine zweite im rechten Winkel,
welches man den Rost nennt: dies wiederholt man, bis die Schicht
eine bis zwei Ellen hoch ist: hierauf wird dann das Erz, welcher Art
[Abbildung Fig. 8.]
es sei, nachdem es zu-
vor mit Hämmern zer-
kleinert worden ist, aus-
gebreitet: erst das gröb-
ste, dann das mittlere,
zu oberst das feinste,
so daſs der Haufen die
Form einer Pyramide
erhält. Derselbe wird
wie ein Kohlenmeiler
gedeckt und dann ent-
zündet.
Zu dem Rösten in
Stadeln gehört ein meist
längliches, viereckiges
Mauerwerk, das auf einer der Schmalseiten offen ist. Es ist dies die
Röststadel oder Röststätte. Ringsum sind Zuglöcher angebracht. Das
Aufschichten des Erzes und des Brennmaterials geschieht in ähnlicher
Weise wie bei den freien Haufen, doch ist hierbei weniger Brenn-
material nötig, auch hat man das Feuer mehr in der Gewalt.
Im Agricola finden sich verschiedene Abbildungen von Röst-
stadeln und dem Rösten der Erze in denselben. Fig. 8 stellt die
Zurichtung des Holzrostes in einem Röststadel dar, Fig. 9 zeigt links
einen besetzten Stadel im Brand, rechts einen nach vollendeter Röstung,
der abgewässert wird. Agricola giebt die Maſse der Röststadeln für
Kupferstein zu 12 Werkschuh Länge, 8 Breite und 3 Tiefe an. Auch
Biringuccio spricht nur vom Rösten der Eisenerze in Stadeln. Er
1) Siehe Bd. I, S. 809 und 821.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/111>, abgerufen am 23.11.2024.
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