Schulen und gelehrte Gesellschaften im 17. Jahrhundert.
trags zwischen dem Erfinder und dem König. In demselben wird bereits eine Patentbeschreibung, die erst unter der Königin Anna gesetzlich eingeführt wurde, verlangt, und zwar bis zu einer be- stimmten Frist -- allerdings erst nach der Patenterteilung. Eine Frage, die ganz dem Gutdünken des Königs oder der Vereinbarung überlassen blieb, war die Frage der Gebühren und Abgaben. Die- selben sind ansserordentlich wechselnd und bestanden entweder in einem Gewinnanteil oder einer festen Jahressumme. Sie flossen in die königliche Kasse.
Die Beendigung der Willkür durch die Regelung des Patent- wesens und die Patentordnungen von 1623 haben einen höchst segens- reichen Einfluss auf die englische Industrie ausgeübt. Einen grossen Teil des Vorsprungs, welchen die englische Industrie in dem Wett- bewerb der europäischen Staaten in den folgenden Jahrhunderten erreicht hat, verdankt sie dem Patentschutz, dessen Bedeutung die Staaten des Kontinents erst Ende des vorigen Jahrhunderts einzu- sehen begannen.
Schulen und gelehrte Gesellschaften im 17. Jahrhundert.
Mehr auf die allgemeine Bildung, aber doch auch indirekt auf die Eisenindustrie von Einfluss war die Entwickelung der Bildungs- mittel. Wir nennen hier in erster Linie den Volksschulunterricht, für den sich in Deutschland Martin Luther das grösste Verdienst er- worben hat, sodann die Gründung gelehrter Gesellschaften. Zur Förde- rung praktischer Kenntnisse durch Anschauungsunterricht trug nament- lich der Orbis pictus des Commenius bei, welcher in 150 Kapiteln, deren jedes einen Holzschnitt erklärt, das Merkwürdigste aus der Natur- geschichte, den Handwerken und Künsten enthielt. Dieses Buch fand ausserordentliche Verbreitung in Deutschland. Die Gründung der Akademieen und Gelehrten Gesellschaften fällt fast zusammen mit der Erfindung der Buchdruckerkunst. Ihre Heimat war Italien. Die ältesten entstanden zwischen 1430 und 1440 in Neapel und Florenz. Sie beschäftigten sich mehr mit philosophischen Studien. Zum Zweck des Studiums der Naturwissenschaften bildeten sich im
Schulen und gelehrte Gesellschaften im 17. Jahrhundert.
trags zwischen dem Erfinder und dem König. In demselben wird bereits eine Patentbeschreibung, die erst unter der Königin Anna gesetzlich eingeführt wurde, verlangt, und zwar bis zu einer be- stimmten Frist — allerdings erst nach der Patenterteilung. Eine Frage, die ganz dem Gutdünken des Königs oder der Vereinbarung überlassen blieb, war die Frage der Gebühren und Abgaben. Die- selben sind anſserordentlich wechselnd und bestanden entweder in einem Gewinnanteil oder einer festen Jahressumme. Sie flossen in die königliche Kasse.
Die Beendigung der Willkür durch die Regelung des Patent- wesens und die Patentordnungen von 1623 haben einen höchst segens- reichen Einfluſs auf die englische Industrie ausgeübt. Einen groſsen Teil des Vorsprungs, welchen die englische Industrie in dem Wett- bewerb der europäischen Staaten in den folgenden Jahrhunderten erreicht hat, verdankt sie dem Patentschutz, dessen Bedeutung die Staaten des Kontinents erst Ende des vorigen Jahrhunderts einzu- sehen begannen.
Schulen und gelehrte Gesellschaften im 17. Jahrhundert.
Mehr auf die allgemeine Bildung, aber doch auch indirekt auf die Eisenindustrie von Einfluſs war die Entwickelung der Bildungs- mittel. Wir nennen hier in erster Linie den Volksschulunterricht, für den sich in Deutschland Martin Luther das gröſste Verdienst er- worben hat, sodann die Gründung gelehrter Gesellschaften. Zur Förde- rung praktischer Kenntnisse durch Anschauungsunterricht trug nament- lich der Orbis pictus des Commenius bei, welcher in 150 Kapiteln, deren jedes einen Holzschnitt erklärt, das Merkwürdigste aus der Natur- geschichte, den Handwerken und Künsten enthielt. Dieses Buch fand auſserordentliche Verbreitung in Deutschland. Die Gründung der Akademieen und Gelehrten Gesellschaften fällt fast zusammen mit der Erfindung der Buchdruckerkunst. Ihre Heimat war Italien. Die ältesten entstanden zwischen 1430 und 1440 in Neapel und Florenz. Sie beschäftigten sich mehr mit philosophischen Studien. Zum Zweck des Studiums der Naturwissenschaften bildeten sich im
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Schulen und gelehrte Gesellschaften im 17. Jahrhundert.
trags zwischen dem Erfinder und dem König. In demselben wird
bereits eine Patentbeschreibung, die erst unter der Königin Anna
gesetzlich eingeführt wurde, verlangt, und zwar bis zu einer be-
stimmten Frist — allerdings erst nach der Patenterteilung. Eine
Frage, die ganz dem Gutdünken des Königs oder der Vereinbarung
überlassen blieb, war die Frage der Gebühren und Abgaben. Die-
selben sind anſserordentlich wechselnd und bestanden entweder in
einem Gewinnanteil oder einer festen Jahressumme. Sie flossen in
die königliche Kasse.
Die Beendigung der Willkür durch die Regelung des Patent-
wesens und die Patentordnungen von 1623 haben einen höchst segens-
reichen Einfluſs auf die englische Industrie ausgeübt. Einen groſsen
Teil des Vorsprungs, welchen die englische Industrie in dem Wett-
bewerb der europäischen Staaten in den folgenden Jahrhunderten
erreicht hat, verdankt sie dem Patentschutz, dessen Bedeutung die
Staaten des Kontinents erst Ende des vorigen Jahrhunderts einzu-
sehen begannen.
Schulen und gelehrte Gesellschaften im
17. Jahrhundert.
Mehr auf die allgemeine Bildung, aber doch auch indirekt auf
die Eisenindustrie von Einfluſs war die Entwickelung der Bildungs-
mittel. Wir nennen hier in erster Linie den Volksschulunterricht,
für den sich in Deutschland Martin Luther das gröſste Verdienst er-
worben hat, sodann die Gründung gelehrter Gesellschaften. Zur Förde-
rung praktischer Kenntnisse durch Anschauungsunterricht trug nament-
lich der Orbis pictus des Commenius bei, welcher in 150 Kapiteln, deren
jedes einen Holzschnitt erklärt, das Merkwürdigste aus der Natur-
geschichte, den Handwerken und Künsten enthielt. Dieses Buch fand
auſserordentliche Verbreitung in Deutschland. Die Gründung der
Akademieen und Gelehrten Gesellschaften fällt fast zusammen
mit der Erfindung der Buchdruckerkunst. Ihre Heimat war Italien.
Die ältesten entstanden zwischen 1430 und 1440 in Neapel und
Florenz. Sie beschäftigten sich mehr mit philosophischen Studien.
Zum Zweck des Studiums der Naturwissenschaften bildeten sich im
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1034. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1056>, abgerufen am 22.11.2024.
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