der eine Bärenpranke mit den Buchstaben M. B. als Zeichen führte, Antonio Bonisolo, Diomedo in Brescia, der berühmte Giovanni Gavacciolo zu Brescia, ein Schüler des Paratici, auch als Eisen- schneider bedeutend, welcher neben den Buchstaben G. A. G. einen zur Sonne aufblickenden Adler mit der Umschrift "Sole Sole gaudet" als Marke führte. Gleichfalls Brescianer waren der Laufschmied Lazaro Lazarino, der "Zaro Zarino" zeichnete, und der Büchsen- macher Maffeo. Die Zeichen des Laufschmieds Mutti waren Giraffe und Sterne. In hohem Ruhm stand Rafaele Verdiani, der nach Petrini ein Schüler des Antonio von Medici war.
In Spanien zeichneten sich aus Juan Belen um 1680 in Madrid und Juan Belen um 1690 in Barcelona, der für Karl II. arbeitete.
Weit grösser ist die Zahl berühmter Büchsenmacher in Frank- reich. Martin Mazue zu Vitre um 1612 war zugleich Arque- busier du Roy. Um 1620 waren Jean Simonin in Luneville und Claude Thomas in Epinal thätig. Decaplein, richtig Le Chapelain, war Büchsenmacher um 1624 und arbeitete für Ludwig XIV. und ebenso um 1634 Pierre Berger (Bergier) zu Grenoble. Francois Duclos war 1636 mit Pierre Boulle als tourneur et mensurier du Roy im Louvre etabliert. Der Büchsenmacher Antoine Jacquard zu Poitiers, 1619 bis 1650, war zugleich Kupfer- stecher, und der königliche Büchsenmacher zu Paris, Francois Marcou, geb. 1595, gest. nach 1660, zugleich Fachschriftsteller. Sehr bedeutend war Louis Renard, genannt Saint-Malo. Er war ein Schüler seines Vaters Pierre, wurde Arquebusier et garde du cabinet des armes du Roy und war seit 1643 im Louvre etabliert. Francois Lecourreur war ebenfalls anfangs im Louvre etabliert, seit 1653 im Palais Royal und starb 1658; sein Sohn Jean wurde sein Nachfolger, war seit 1658 im Palais Royal etabliert und starb 1697; de Thurenne (Thuraine) war königlicher Büchsenmacher und Fachschriftsteller um 1660 und lieferte für den Hof. Bertrand Piraube, ebenfalls zu Paris, kam 1670 in die Galerie des Louvre. Die Brüder Jacques und Jean de Goulet arbeiteten 1680 zu Vitre für den König. Jean Caillovel arbeitete um 1680 für Ludwig XIV.; aus derselben Zeit ist der Laufschmied Colombo bekannt. Um 1690 werden genannt Bourgeois zu Lizieux, der für den König arbeitete, ebenso Nicolas Colas. Jean Cordier in Paris wird als Graveur von Flintenläufen erwähnt. Haber war 1690 Büchsenmacher in Nancy und arbeitete für Ludwig XIV. Jean Berain sen. (1639--1711) war bemerkens- wert als Ornamentist in Feuerwaffen und als Schriftsteller.
Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
der eine Bärenpranke mit den Buchstaben M. B. als Zeichen führte, Antonio Bonisolo, Diomedo in Brescia, der berühmte Giovanni Gavacciolo zu Brescia, ein Schüler des Paratici, auch als Eisen- schneider bedeutend, welcher neben den Buchstaben G. A. G. einen zur Sonne aufblickenden Adler mit der Umschrift „Sole Sole gaudet“ als Marke führte. Gleichfalls Brescianer waren der Laufschmied Lazaro Lazarino, der „Zaro Zarino“ zeichnete, und der Büchsen- macher Maffeo. Die Zeichen des Laufschmieds Mutti waren Giraffe und Sterne. In hohem Ruhm stand Rafaele Verdiani, der nach Petrini ein Schüler des Antonio von Medici war.
In Spanien zeichneten sich aus Juan Belén um 1680 in Madrid und Juan Belén um 1690 in Barcelona, der für Karl II. arbeitete.
Weit gröſser ist die Zahl berühmter Büchsenmacher in Frank- reich. Martin Mazue zu Vitre um 1612 war zugleich Arque- busier du Roy. Um 1620 waren Jean Simonin in Luneville und Claude Thomas in Epinal thätig. Decaplein, richtig Le Chapelain, war Büchsenmacher um 1624 und arbeitete für Ludwig XIV. und ebenso um 1634 Pierre Berger (Bergier) zu Grenoble. François Duclos war 1636 mit Pierre Boulle als tourneur et mensurier du Roy im Louvre etabliert. Der Büchsenmacher Antoine Jacquard zu Poitiers, 1619 bis 1650, war zugleich Kupfer- stecher, und der königliche Büchsenmacher zu Paris, François Marcou, geb. 1595, gest. nach 1660, zugleich Fachschriftsteller. Sehr bedeutend war Louis Renard, genannt Saint-Malo. Er war ein Schüler seines Vaters Pierre, wurde Arquebusier et garde du cabinet des armes du Roy und war seit 1643 im Louvre etabliert. François Lecourreur war ebenfalls anfangs im Louvre etabliert, seit 1653 im Palais Royal und starb 1658; sein Sohn Jean wurde sein Nachfolger, war seit 1658 im Palais Royal etabliert und starb 1697; de Thurenne (Thuraine) war königlicher Büchsenmacher und Fachschriftsteller um 1660 und lieferte für den Hof. Bertrand Piraube, ebenfalls zu Paris, kam 1670 in die Galerie des Louvre. Die Brüder Jacques und Jean de Goulet arbeiteten 1680 zu Vitré für den König. Jean Caillovel arbeitete um 1680 für Ludwig XIV.; aus derselben Zeit ist der Laufschmied Colombo bekannt. Um 1690 werden genannt Bourgeois zu Lizieux, der für den König arbeitete, ebenso Nicolas Colas. Jean Cordier in Paris wird als Graveur von Flintenläufen erwähnt. Haber war 1690 Büchsenmacher in Nancy und arbeitete für Ludwig XIV. Jean Berain sen. (1639—1711) war bemerkens- wert als Ornamentist in Feuerwaffen und als Schriftsteller.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f1018"n="996"/><fwplace="top"type="header">Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
der eine Bärenpranke mit den Buchstaben M. B. als Zeichen führte,<lb/><hirendition="#g">Antonio Bonisolo</hi>, Diomedo in Brescia, der berühmte <hirendition="#g">Giovanni<lb/>
Gavacciolo</hi> zu Brescia, ein Schüler des <hirendition="#g">Paratici</hi>, auch als Eisen-<lb/>
schneider bedeutend, welcher neben den Buchstaben G. A. G. einen<lb/>
zur Sonne aufblickenden Adler mit der Umschrift „Sole Sole gaudet“<lb/>
als Marke führte. Gleichfalls Brescianer waren der Laufschmied<lb/><hirendition="#g">Lazaro Lazarino</hi>, der „Zaro Zarino“ zeichnete, und der Büchsen-<lb/>
macher <hirendition="#g">Maffeo</hi>. Die Zeichen des Laufschmieds <hirendition="#g">Mutti</hi> waren Giraffe<lb/>
und Sterne. In hohem Ruhm stand <hirendition="#g">Rafaele Verdiani</hi>, der nach<lb/><hirendition="#g">Petrini</hi> ein Schüler des <hirendition="#g">Antonio von Medici</hi> war.</p><lb/><p>In Spanien zeichneten sich aus <hirendition="#g">Juan Belén</hi> um 1680 in Madrid<lb/>
und <hirendition="#g">Juan Belén</hi> um 1690 in Barcelona, der für Karl II. arbeitete.</p><lb/><p>Weit gröſser ist die Zahl berühmter Büchsenmacher in Frank-<lb/>
reich. <hirendition="#g">Martin Mazue</hi> zu Vitre um 1612 war zugleich Arque-<lb/>
busier du Roy. Um 1620 waren <hirendition="#g">Jean Simonin</hi> in Luneville<lb/>
und <hirendition="#g">Claude Thomas</hi> in Epinal thätig. <hirendition="#g">Decaplein</hi>, richtig<lb/><hirendition="#g">Le Chapelain</hi>, war Büchsenmacher um 1624 und arbeitete für<lb/>
Ludwig XIV. und ebenso um 1634 <hirendition="#g">Pierre Berger (Bergier)</hi> zu<lb/>
Grenoble. <hirendition="#g">François Duclos</hi> war 1636 mit <hirendition="#g">Pierre Boulle</hi> als<lb/>
tourneur et mensurier du Roy im Louvre etabliert. Der Büchsenmacher<lb/><hirendition="#g">Antoine Jacquard</hi> zu Poitiers, 1619 bis 1650, war zugleich Kupfer-<lb/>
stecher, und der königliche Büchsenmacher zu Paris, <hirendition="#g">François Marcou</hi>,<lb/>
geb. 1595, gest. nach 1660, zugleich Fachschriftsteller. Sehr bedeutend<lb/>
war <hirendition="#g">Louis Renard</hi>, genannt <hirendition="#g">Saint-Malo</hi>. Er war ein Schüler<lb/>
seines Vaters <hirendition="#g">Pierre</hi>, wurde Arquebusier et garde du cabinet des<lb/>
armes du Roy und war seit 1643 im Louvre etabliert. <hirendition="#g">François<lb/>
Lecourreur</hi> war ebenfalls anfangs im Louvre etabliert, seit 1653 im<lb/>
Palais Royal und starb 1658; sein Sohn <hirendition="#g">Jean</hi> wurde sein Nachfolger,<lb/>
war seit 1658 im Palais Royal etabliert und starb 1697; <hirendition="#g">de Thurenne<lb/>
(Thuraine)</hi> war königlicher Büchsenmacher und Fachschriftsteller<lb/>
um 1660 und lieferte für den Hof. <hirendition="#g">Bertrand Piraube</hi>, ebenfalls<lb/>
zu Paris, kam 1670 in die Galerie des Louvre. Die Brüder <hirendition="#g">Jacques</hi><lb/>
und <hirendition="#g">Jean de Goulet</hi> arbeiteten 1680 zu Vitré für den König. <hirendition="#g">Jean<lb/>
Caillovel</hi> arbeitete um 1680 für Ludwig XIV.; aus derselben Zeit ist<lb/>
der Laufschmied <hirendition="#g">Colombo</hi> bekannt. Um 1690 werden genannt<lb/><hirendition="#g">Bourgeois</hi> zu Lizieux, der für den König arbeitete, ebenso <hirendition="#g">Nicolas<lb/>
Colas. Jean Cordier</hi> in Paris wird als Graveur von Flintenläufen<lb/>
erwähnt. <hirendition="#g">Haber</hi> war 1690 Büchsenmacher in Nancy und arbeitete<lb/>
für Ludwig XIV. <hirendition="#g">Jean Berain</hi> sen. (1639—1711) war bemerkens-<lb/>
wert als Ornamentist in Feuerwaffen und als Schriftsteller.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[996/1018]
Die Waffenfabrikation im 17. Jahrhundert.
der eine Bärenpranke mit den Buchstaben M. B. als Zeichen führte,
Antonio Bonisolo, Diomedo in Brescia, der berühmte Giovanni
Gavacciolo zu Brescia, ein Schüler des Paratici, auch als Eisen-
schneider bedeutend, welcher neben den Buchstaben G. A. G. einen
zur Sonne aufblickenden Adler mit der Umschrift „Sole Sole gaudet“
als Marke führte. Gleichfalls Brescianer waren der Laufschmied
Lazaro Lazarino, der „Zaro Zarino“ zeichnete, und der Büchsen-
macher Maffeo. Die Zeichen des Laufschmieds Mutti waren Giraffe
und Sterne. In hohem Ruhm stand Rafaele Verdiani, der nach
Petrini ein Schüler des Antonio von Medici war.
In Spanien zeichneten sich aus Juan Belén um 1680 in Madrid
und Juan Belén um 1690 in Barcelona, der für Karl II. arbeitete.
Weit gröſser ist die Zahl berühmter Büchsenmacher in Frank-
reich. Martin Mazue zu Vitre um 1612 war zugleich Arque-
busier du Roy. Um 1620 waren Jean Simonin in Luneville
und Claude Thomas in Epinal thätig. Decaplein, richtig
Le Chapelain, war Büchsenmacher um 1624 und arbeitete für
Ludwig XIV. und ebenso um 1634 Pierre Berger (Bergier) zu
Grenoble. François Duclos war 1636 mit Pierre Boulle als
tourneur et mensurier du Roy im Louvre etabliert. Der Büchsenmacher
Antoine Jacquard zu Poitiers, 1619 bis 1650, war zugleich Kupfer-
stecher, und der königliche Büchsenmacher zu Paris, François Marcou,
geb. 1595, gest. nach 1660, zugleich Fachschriftsteller. Sehr bedeutend
war Louis Renard, genannt Saint-Malo. Er war ein Schüler
seines Vaters Pierre, wurde Arquebusier et garde du cabinet des
armes du Roy und war seit 1643 im Louvre etabliert. François
Lecourreur war ebenfalls anfangs im Louvre etabliert, seit 1653 im
Palais Royal und starb 1658; sein Sohn Jean wurde sein Nachfolger,
war seit 1658 im Palais Royal etabliert und starb 1697; de Thurenne
(Thuraine) war königlicher Büchsenmacher und Fachschriftsteller
um 1660 und lieferte für den Hof. Bertrand Piraube, ebenfalls
zu Paris, kam 1670 in die Galerie des Louvre. Die Brüder Jacques
und Jean de Goulet arbeiteten 1680 zu Vitré für den König. Jean
Caillovel arbeitete um 1680 für Ludwig XIV.; aus derselben Zeit ist
der Laufschmied Colombo bekannt. Um 1690 werden genannt
Bourgeois zu Lizieux, der für den König arbeitete, ebenso Nicolas
Colas. Jean Cordier in Paris wird als Graveur von Flintenläufen
erwähnt. Haber war 1690 Büchsenmacher in Nancy und arbeitete
für Ludwig XIV. Jean Berain sen. (1639—1711) war bemerkens-
wert als Ornamentist in Feuerwaffen und als Schriftsteller.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 996. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1018>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.