Die Blechfabrikation nahm im 17. Jahrhundert einen grossen Aufschwung namentlich durch die Erfindung der verzinnten Bleche oder des Weissblechs. Diese Erfindung soll aus Böhmen stammen; die älteste Nachricht darüber kommt aber aus Steiermark. Im Jahre 1551 erhielt nämlich Freiherr Hans Ungnad, Landeshauptmann von Steiermark, von König Ferdinand die Freiheit, zu Waltenstein ein oder mehrere Hammerwerke aufzurichten und in denselben schwarzes Blech zu schlagen, es verzinnen zu lassen und damit un- gehindert Handel durch 20 Jahre frei zu treiben, "in Be- dacht der ansehnlichen, nützlichen, beharrlichen, hocherspriesslichen Dienste, so er sider Eingang Unsrer landesfürstlichen und könig- lichen Regierung mit ungespartem, seinem Leib und Gut willig und unverdrossenlich bewiesen hat (Wien, 5. August 1551 1)".
In Sachsen wurde seit dem Jahre 1620 die Erfindung in um- fassender Weise ausgebeutet. Sachsen hatte schon vordem den grössten Ruf wegen seiner Bleche. Für Weissblech erlangte und behauptete es im 17. Jahrhundert fast das Monopol.
Die Erfindung der Weissblechfabrikation soll nach Yarrantons Angabe in Böhmen gemacht und von da von einem zum Protestan- tismus übergetretenen katholischen Geistlichen um das Jahr 1620 nach Sachsen gebracht worden sein. Das Verzinnen durch Eintauchen fertiger eiserner Gegenstände war aber wahrscheinlich schon zu Aristoteles' Zeit bekannt (I, S. 459).
Die Incoctilia des Plinius2) sind verzinnte Metallwaren, welche, wie das Weissblech, durch Eintauchen in ein flüssiges Zinnbad her- gestellt wurden. Agricola3) erwähnt das Verzinnen von Eisenwaren als ein allgemein gebräuchliches Verfahren. Die Verzinner oder Zinner bildeten in Nürnberg ein selbständiges Handwerk, welche allerlei Eisenwerk, als Sporen, Stangen, Bügel, mancherlei Flaschner- und Schlosserarbeit verzinnten 4). Der Schritt bis zur Herstellung verzinnter Eisenbleche war also nur ein kleiner. Dennoch ist dieser kleine Schritt, statt der fertigen Waren das unverarbeitete Blech zu verzinnen, und dadurch einen neuen Handelsartikel, das Weissblech
1) v. Muchar, Gesch. v. Steiermark VIII, 512.
2) Plin. Hist. nat., Bd. XXXIV, 48.
3) De natura fossilium, lib. IX, und lib. I, p. 891.
4) Siehe Weigel a. a. O., S. 304. Die Werkstätte eines Zinners.
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Die Weiſsblechfabrikation im 17. Jahrhundert.
Die Weiſsblechfabrikation im 17. Jahrhundert.
Die Blechfabrikation nahm im 17. Jahrhundert einen groſsen Aufschwung namentlich durch die Erfindung der verzinnten Bleche oder des Weiſsblechs. Diese Erfindung soll aus Böhmen stammen; die älteste Nachricht darüber kommt aber aus Steiermark. Im Jahre 1551 erhielt nämlich Freiherr Hans Ungnad, Landeshauptmann von Steiermark, von König Ferdinand die Freiheit, zu Waltenstein ein oder mehrere Hammerwerke aufzurichten und in denselben schwarzes Blech zu schlagen, es verzinnen zu lassen und damit un- gehindert Handel durch 20 Jahre frei zu treiben, „in Be- dacht der ansehnlichen, nützlichen, beharrlichen, hochersprieſslichen Dienste, so er sider Eingang Unsrer landesfürstlichen und könig- lichen Regierung mit ungespartem, seinem Leib und Gut willig und unverdrossenlich bewiesen hat (Wien, 5. August 1551 1)“.
In Sachsen wurde seit dem Jahre 1620 die Erfindung in um- fassender Weise ausgebeutet. Sachsen hatte schon vordem den gröſsten Ruf wegen seiner Bleche. Für Weiſsblech erlangte und behauptete es im 17. Jahrhundert fast das Monopol.
Die Erfindung der Weiſsblechfabrikation soll nach Yarrantons Angabe in Böhmen gemacht und von da von einem zum Protestan- tismus übergetretenen katholischen Geistlichen um das Jahr 1620 nach Sachsen gebracht worden sein. Das Verzinnen durch Eintauchen fertiger eiserner Gegenstände war aber wahrscheinlich schon zu Aristoteles’ Zeit bekannt (I, S. 459).
Die Incoctilia des Plinius2) sind verzinnte Metallwaren, welche, wie das Weiſsblech, durch Eintauchen in ein flüssiges Zinnbad her- gestellt wurden. Agricola3) erwähnt das Verzinnen von Eisenwaren als ein allgemein gebräuchliches Verfahren. Die Verzinner oder Zinner bildeten in Nürnberg ein selbständiges Handwerk, welche allerlei Eisenwerk, als Sporen, Stangen, Bügel, mancherlei Flaschner- und Schlosserarbeit verzinnten 4). Der Schritt bis zur Herstellung verzinnter Eisenbleche war also nur ein kleiner. Dennoch ist dieser kleine Schritt, statt der fertigen Waren das unverarbeitete Blech zu verzinnen, und dadurch einen neuen Handelsartikel, das Weiſsblech
1) v. Muchar, Gesch. v. Steiermark VIII, 512.
2) Plin. Hist. nat., Bd. XXXIV, 48.
3) De natura fossilium, lib. IX, und lib. I, p. 891.
4) Siehe Weigel a. a. O., S. 304. Die Werkstätte eines Zinners.
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Die Weiſsblechfabrikation im 17. Jahrhundert.
Die Weiſsblechfabrikation im 17. Jahrhundert.
Die Blechfabrikation nahm im 17. Jahrhundert einen groſsen
Aufschwung namentlich durch die Erfindung der verzinnten Bleche
oder des Weiſsblechs. Diese Erfindung soll aus Böhmen stammen;
die älteste Nachricht darüber kommt aber aus Steiermark. Im Jahre
1551 erhielt nämlich Freiherr Hans Ungnad, Landeshauptmann von
Steiermark, von König Ferdinand die Freiheit, zu Waltenstein ein
oder mehrere Hammerwerke aufzurichten und in denselben schwarzes
Blech zu schlagen, es verzinnen zu lassen und damit un-
gehindert Handel durch 20 Jahre frei zu treiben, „in Be-
dacht der ansehnlichen, nützlichen, beharrlichen, hochersprieſslichen
Dienste, so er sider Eingang Unsrer landesfürstlichen und könig-
lichen Regierung mit ungespartem, seinem Leib und Gut willig und
unverdrossenlich bewiesen hat (Wien, 5. August 1551 1)“.
In Sachsen wurde seit dem Jahre 1620 die Erfindung in um-
fassender Weise ausgebeutet. Sachsen hatte schon vordem den gröſsten
Ruf wegen seiner Bleche. Für Weiſsblech erlangte und behauptete
es im 17. Jahrhundert fast das Monopol.
Die Erfindung der Weiſsblechfabrikation soll nach Yarrantons
Angabe in Böhmen gemacht und von da von einem zum Protestan-
tismus übergetretenen katholischen Geistlichen um das Jahr 1620
nach Sachsen gebracht worden sein. Das Verzinnen durch Eintauchen
fertiger eiserner Gegenstände war aber wahrscheinlich schon zu
Aristoteles’ Zeit bekannt (I, S. 459).
Die Incoctilia des Plinius 2) sind verzinnte Metallwaren, welche,
wie das Weiſsblech, durch Eintauchen in ein flüssiges Zinnbad her-
gestellt wurden. Agricola 3) erwähnt das Verzinnen von Eisenwaren
als ein allgemein gebräuchliches Verfahren. Die Verzinner oder
Zinner bildeten in Nürnberg ein selbständiges Handwerk, welche
allerlei Eisenwerk, als Sporen, Stangen, Bügel, mancherlei Flaschner-
und Schlosserarbeit verzinnten 4). Der Schritt bis zur Herstellung
verzinnter Eisenbleche war also nur ein kleiner. Dennoch ist dieser
kleine Schritt, statt der fertigen Waren das unverarbeitete Blech zu
verzinnen, und dadurch einen neuen Handelsartikel, das Weiſsblech
1) v. Muchar, Gesch. v. Steiermark VIII, 512.
2) Plin. Hist. nat., Bd. XXXIV, 48.
3) De natura fossilium, lib. IX, und lib. I, p. 891.
4) Siehe Weigel a. a. O., S. 304. Die Werkstätte eines Zinners.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 979. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1001>, abgerufen am 23.11.2024.
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