Hacken. An vielen dieser Plätze geht die Kleineisenwarenindustrie bis in das Mittelalter zurück. So wurde die Sensenschmiede zu Mondsee vor über 300 Jahren von den dortigen Mönchen gegründet. Die vorzüglichen Nägel sind aus steierischem Eisen grösstenteils noch mit der Hand geschmiedet.
Sehr alt ist der Eisensteinbergbau und die Eisenbereitung in der Gegend von Reichenau und am alten Cerwalde. Im Jahre 1205 be- reits wurde ein Teil des Ertrages von Eisengruben daselbst vom Herzog von Österreich einem Kloster geschenkt. Die noch weit ältere Eisengewinnung am Gammeringberg im Oberennsthal haben wir schon früher erwähnt (Bd. I, S. 731). An noch verschiedenen andern Plätzen im Salzburgischen fand Eisengewinnung statt. So wird um 1500 ein Grubenbesitzer Hans Geisbrucker von Lauffen genannt. Dort werden noch verschiedene Distrikte "im Eisenerz" genannt. Der Eisensteinbergbau am Mollenberg wurde im 16. Jahrhundert auf Be- fehl der Regierung aufgelassen.
Böhmen.
Des hohen Alters der böhmischen Eisenindustrie haben wir bereits früher Erwähnung gethan (Bd. I, S. 628, 732). Dieselbe blühte besonders im Berauner und im Pilsener Kreise. Die ältesten Eisen- steingruben und Schmelzwerke lagen bei Zdechowitz, Horzowitz, Kommerau und Swata. Komeravium wird bereits im Jahre 596 als eins der ältesten Eisenwerke von dem böhmischen Geschichtsschreiber Pubitschka erwähnt. Es wurde von den böhmischen Dynasten, welche die Waldeigentümer waren, betrieben. Zdechowitz 1) gab das schönste Eisen in Böhmen "und sind die Gruben allhier die aller- ersten gewesen, so man in Böhmen unter dem Herzog Croco ent- decket. -- Anno 677 ging ein sehr alter Mann aus des böhmischen Regenten Croci Geschlecht, mit Namen Botak, hin, das Land zu be- sehen, nahm fünf Knechte, Brot und Bogen, der wilden Tiere wegen, mit sich. Da kamen sie auf ein hohes Gebürge, machten daselbst ein Feuer und ruheten, und als sie mit einer Haw das Land versucht, ob es auch fruchtbar sei, da fanden sie einen sehr zuträglichen Eisen-
1) Siehe Magnalia dei, Bd. II, S. 764.
Böhmen.
Hacken. An vielen dieser Plätze geht die Kleineisenwarenindustrie bis in das Mittelalter zurück. So wurde die Sensenschmiede zu Mondsee vor über 300 Jahren von den dortigen Mönchen gegründet. Die vorzüglichen Nägel sind aus steierischem Eisen gröſstenteils noch mit der Hand geschmiedet.
Sehr alt ist der Eisensteinbergbau und die Eisenbereitung in der Gegend von Reichenau und am alten Cerwalde. Im Jahre 1205 be- reits wurde ein Teil des Ertrages von Eisengruben daselbst vom Herzog von Österreich einem Kloster geschenkt. Die noch weit ältere Eisengewinnung am Gammeringberg im Oberennsthal haben wir schon früher erwähnt (Bd. I, S. 731). An noch verschiedenen andern Plätzen im Salzburgischen fand Eisengewinnung statt. So wird um 1500 ein Grubenbesitzer Hans Geisbrucker von Lauffen genannt. Dort werden noch verschiedene Distrikte „im Eisenerz“ genannt. Der Eisensteinbergbau am Mollenberg wurde im 16. Jahrhundert auf Be- fehl der Regierung aufgelassen.
Böhmen.
Des hohen Alters der böhmischen Eisenindustrie haben wir bereits früher Erwähnung gethan (Bd. I, S. 628, 732). Dieselbe blühte besonders im Berauner und im Pilsener Kreise. Die ältesten Eisen- steingruben und Schmelzwerke lagen bei Zdechowitz, Horzowitz, Kommerau und Swata. Komeravium wird bereits im Jahre 596 als eins der ältesten Eisenwerke von dem böhmischen Geschichtsschreiber Pubitschka erwähnt. Es wurde von den böhmischen Dynasten, welche die Waldeigentümer waren, betrieben. Zdechowitz 1) gab das schönste Eisen in Böhmen „und sind die Gruben allhier die aller- ersten gewesen, so man in Böhmen unter dem Herzog Croco ent- decket. — Anno 677 ging ein sehr alter Mann aus des böhmischen Regenten Croci Geschlecht, mit Namen Botak, hin, das Land zu be- sehen, nahm fünf Knechte, Brot und Bogen, der wilden Tiere wegen, mit sich. Da kamen sie auf ein hohes Gebürge, machten daselbst ein Feuer und ruheten, und als sie mit einer Haw das Land versucht, ob es auch fruchtbar sei, da fanden sie einen sehr zuträglichen Eisen-
1) Siehe Magnalia dei, Bd. II, S. 764.
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Böhmen.
Hacken. An vielen dieser Plätze geht die Kleineisenwarenindustrie
bis in das Mittelalter zurück. So wurde die Sensenschmiede zu
Mondsee vor über 300 Jahren von den dortigen Mönchen gegründet.
Die vorzüglichen Nägel sind aus steierischem Eisen gröſstenteils noch
mit der Hand geschmiedet.
Sehr alt ist der Eisensteinbergbau und die Eisenbereitung in der
Gegend von Reichenau und am alten Cerwalde. Im Jahre 1205 be-
reits wurde ein Teil des Ertrages von Eisengruben daselbst vom
Herzog von Österreich einem Kloster geschenkt. Die noch weit ältere
Eisengewinnung am Gammeringberg im Oberennsthal haben wir schon
früher erwähnt (Bd. I, S. 731). An noch verschiedenen andern Plätzen
im Salzburgischen fand Eisengewinnung statt. So wird um 1500 ein
Grubenbesitzer Hans Geisbrucker von Lauffen genannt. Dort
werden noch verschiedene Distrikte „im Eisenerz“ genannt. Der
Eisensteinbergbau am Mollenberg wurde im 16. Jahrhundert auf Be-
fehl der Regierung aufgelassen.
Böhmen.
Des hohen Alters der böhmischen Eisenindustrie haben wir
bereits früher Erwähnung gethan (Bd. I, S. 628, 732). Dieselbe blühte
besonders im Berauner und im Pilsener Kreise. Die ältesten Eisen-
steingruben und Schmelzwerke lagen bei Zdechowitz, Horzowitz,
Kommerau und Swata. Komeravium wird bereits im Jahre 596 als
eins der ältesten Eisenwerke von dem böhmischen Geschichtsschreiber
Pubitschka erwähnt. Es wurde von den böhmischen Dynasten,
welche die Waldeigentümer waren, betrieben. Zdechowitz 1) gab das
schönste Eisen in Böhmen „und sind die Gruben allhier die aller-
ersten gewesen, so man in Böhmen unter dem Herzog Croco ent-
decket. — Anno 677 ging ein sehr alter Mann aus des böhmischen
Regenten Croci Geschlecht, mit Namen Botak, hin, das Land zu be-
sehen, nahm fünf Knechte, Brot und Bogen, der wilden Tiere wegen,
mit sich. Da kamen sie auf ein hohes Gebürge, machten daselbst ein
Feuer und ruheten, und als sie mit einer Haw das Land versucht, ob
es auch fruchtbar sei, da fanden sie einen sehr zuträglichen Eisen-
1) Siehe Magnalia dei, Bd. II, S. 764.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/681>, abgerufen am 30.12.2024.
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