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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Ägypten.
Geld und Silber gleichbedeutend waren. Das Gold wird in der Form
von Ringen dargewogen, und dass der Wert des Goldes ursprünglich
nach dem älteren Wertmesser des Tauschhandels nach Zahl und Art
des Rindviehs (pecunia) gemessen wurde, geht daraus hervor, dass die
Gewichte, mit denen die Goldringe dargewogen wurden, meist die Köpfe
von Rindern und Schafen darstellen.

Hochentwickelt war bei den Ägyptern die Goldschmiedekunst.
Abbildungen, sowie zahlreiche Funde von Goldschmucksachen beweisen
dies. Beim Schmelzen des Goldes arbeitete der Goldschmied, wie
Fig. 15 zeigt, mit einem sehr einfachen, geraden Lötrohr und einer Zange,

[Abbildung] Fig. 15.
ähnlich einer Zuckerzange oder Pincette. Kunstvolle Arm-, Hals- und
Ohrringe hat man bereits aus den Gräbern der zwölften Dynastie. Die
höchste Blüte der Prunksucht, der Verschwendung und in Verbin-
dung damit der Goldschmiedekunst fällt in die Zeit der achtzehnten
Dynastie. Vasen aus Gold getrieben, andere aus Silber oder Erz mit
Gold eingelegt finden sich in zahlreichen Abbildungen. Goldene Körb-
chen von höchster Eleganz sind in dem Grabe Ramses III. dargestellt.
Blumen, Laubwerk und Tiergestalten bilden die gewöhnlichen Deko-
rationsmotive. Vorzügliches leisteten die Ägypter in der Vergoldung,
namentlich der Blattvergoldung. Sie trugen die ausgeschlagenen Gold-
blättchen so dünn auf, dass sie wie eine aufgetragene Farbe erscheinen
und zwar nicht nur auf Metall, sondern ebenso auf Holz, Papier und
Stein. Kunstwerke aus Lasurstein, dem Lieblingsedelstein der alten
Ägypter, mit Gold überzogen hat man öfter gefunden; ein Beispiel davon
ist der vergoldete Skarabäus im Berliner Museum. Das Auftragen der
Goldplättchen auf Papier u. s. w. geschah mittels eines Bindemittels,
das Plinius Leukophoron nennt. Die Zunft der Goldschmiede war die
angesehenste unter den Gewerkverbänden.

Weniger reich als an Gold war Ägypten an Silber. Das Silber
heisst hat und führt das hieroglyphische Zeichen @, was, wie

Ägypten.
Geld und Silber gleichbedeutend waren. Das Gold wird in der Form
von Ringen dargewogen, und daſs der Wert des Goldes ursprünglich
nach dem älteren Wertmesser des Tauschhandels nach Zahl und Art
des Rindviehs (pecunia) gemessen wurde, geht daraus hervor, daſs die
Gewichte, mit denen die Goldringe dargewogen wurden, meist die Köpfe
von Rindern und Schafen darstellen.

Hochentwickelt war bei den Ägyptern die Goldschmiedekunst.
Abbildungen, sowie zahlreiche Funde von Goldschmucksachen beweisen
dies. Beim Schmelzen des Goldes arbeitete der Goldschmied, wie
Fig. 15 zeigt, mit einem sehr einfachen, geraden Lötrohr und einer Zange,

[Abbildung] Fig. 15.
ähnlich einer Zuckerzange oder Pincette. Kunstvolle Arm-, Hals- und
Ohrringe hat man bereits aus den Gräbern der zwölften Dynastie. Die
höchste Blüte der Prunksucht, der Verschwendung und in Verbin-
dung damit der Goldschmiedekunst fällt in die Zeit der achtzehnten
Dynastie. Vasen aus Gold getrieben, andere aus Silber oder Erz mit
Gold eingelegt finden sich in zahlreichen Abbildungen. Goldene Körb-
chen von höchster Eleganz sind in dem Grabe Ramses III. dargestellt.
Blumen, Laubwerk und Tiergestalten bilden die gewöhnlichen Deko-
rationsmotive. Vorzügliches leisteten die Ägypter in der Vergoldung,
namentlich der Blattvergoldung. Sie trugen die ausgeschlagenen Gold-
blättchen so dünn auf, daſs sie wie eine aufgetragene Farbe erscheinen
und zwar nicht nur auf Metall, sondern ebenso auf Holz, Papier und
Stein. Kunstwerke aus Lasurstein, dem Lieblingsedelstein der alten
Ägypter, mit Gold überzogen hat man öfter gefunden; ein Beispiel davon
ist der vergoldete Skarabäus im Berliner Museum. Das Auftragen der
Goldplättchen auf Papier u. s. w. geschah mittels eines Bindemittels,
das Plinius Leukophoron nennt. Die Zunft der Goldschmiede war die
angesehenste unter den Gewerkverbänden.

Weniger reich als an Gold war Ägypten an Silber. Das Silber
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[76/0098] Ägypten. Geld und Silber gleichbedeutend waren. Das Gold wird in der Form von Ringen dargewogen, und daſs der Wert des Goldes ursprünglich nach dem älteren Wertmesser des Tauschhandels nach Zahl und Art des Rindviehs (pecunia) gemessen wurde, geht daraus hervor, daſs die Gewichte, mit denen die Goldringe dargewogen wurden, meist die Köpfe von Rindern und Schafen darstellen. Hochentwickelt war bei den Ägyptern die Goldschmiedekunst. Abbildungen, sowie zahlreiche Funde von Goldschmucksachen beweisen dies. Beim Schmelzen des Goldes arbeitete der Goldschmied, wie Fig. 15 zeigt, mit einem sehr einfachen, geraden Lötrohr und einer Zange, [Abbildung Fig. 15.] ähnlich einer Zuckerzange oder Pincette. Kunstvolle Arm-, Hals- und Ohrringe hat man bereits aus den Gräbern der zwölften Dynastie. Die höchste Blüte der Prunksucht, der Verschwendung und in Verbin- dung damit der Goldschmiedekunst fällt in die Zeit der achtzehnten Dynastie. Vasen aus Gold getrieben, andere aus Silber oder Erz mit Gold eingelegt finden sich in zahlreichen Abbildungen. Goldene Körb- chen von höchster Eleganz sind in dem Grabe Ramses III. dargestellt. Blumen, Laubwerk und Tiergestalten bilden die gewöhnlichen Deko- rationsmotive. Vorzügliches leisteten die Ägypter in der Vergoldung, namentlich der Blattvergoldung. Sie trugen die ausgeschlagenen Gold- blättchen so dünn auf, daſs sie wie eine aufgetragene Farbe erscheinen und zwar nicht nur auf Metall, sondern ebenso auf Holz, Papier und Stein. Kunstwerke aus Lasurstein, dem Lieblingsedelstein der alten Ägypter, mit Gold überzogen hat man öfter gefunden; ein Beispiel davon ist der vergoldete Skarabäus im Berliner Museum. Das Auftragen der Goldplättchen auf Papier u. s. w. geschah mittels eines Bindemittels, das Plinius Leukophoron nennt. Die Zunft der Goldschmiede war die angesehenste unter den Gewerkverbänden. Weniger reich als an Gold war Ägypten an Silber. Das Silber heiſst hat und führt das hieroglyphische Zeichen , was, wie

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/98>, abgerufen am 22.11.2024.