in ihrer Ornamentierung gotisch sind, dass die dargestellten Gegen- stände entweder fürstliche Wappen, oder wenn sie sich auf kirchliche Dinge beziehen, mehr einen spezifisch katholischen Charakter zeigen, während in der späteren Zeit ganz abweichend sich ein eigentümlich romanischer (Renaissance) Stil in der Dekoration herausbildet und die Gegenstände meist die bekanntesten Erzählungen der heiligen Schrift, namentlich auch des alten Testaments, zum Vorwurf haben.
Über den Guss der Kanonenkugeln sowie der Geschütze haben wir bereits gehandelt. Der Guss dieser Ofenplatten war wesentlich abweichend. Die älteren Ofenplatten wurden stets in Herdguss herge- stellt, d. h. nur die eine dekorierte Seite des Modells wurde in einem horizontalen Bett von Formensand (Lehm) eingestampft, während die obere Seite der Form nach dem Ausheben des Modells offen blieb. Das Modell bestand demnach nur aus einem einseitig ausgestochenen Bild und zwar war dies in jener Zeit, in der die Holzschneidekunst in so hoher Blüte stand, stets in Holz hergestellt. Dadurch ist auch der Charakter dieser Zeichnungen bedingt, die durchaus den Charakter der damaligen Holzschnitte und Holzreliefs an sich tragen.
Ehe wir uns zu der metallurgischen Seite des Vergiessens des Eisens in jener Zeit wenden, müssen wir noch einiger gusseiserner Gegenstände Erwähnung thun; denen -- nach unserer Meinung mit Unrecht -- ein auffallend hohes Alter zugeschrieben wird. In der Sammlung des Nationalmuseums in München befindet sich ein runder Kessel mit drei Füssen aus Gusseisen als "aus dem 14. Jahrhundert" bezeichnet. Diese Töpfe, die noch zu Anfang dieses Jahrhunderts in allgemeinem Gebrauch waren, und die man auch heutzutage hier und da noch trifft, nannte man am Rhein "Marmitten", sie waren ihrer Form nach eine Nachahmung der alten Kupferkessel mit Füssen, wie sie schon den Römern bekannt waren. Sie hatten annähernd die Form unserer Leimpfannen und wurden auf ein offenes Feuer gestellt. Dass Gefässe dieser Art aus Gusseisen bereits im 14. Jahrhundert hergestellt worden seien, ist nicht anzunehmen, denn das Einformen dieser Ge- fässe, sowie der Guss setzen bereits grosse Erfahrungen in der Formerei voraus.
Sprechen die technischen Gründe gegen die Richtigkeit der Zeit- angabe, so beweisen die historischen Umstände so viel wie gar nichts, denn in dem Erwerbungsprotokoll des Museums heisst es bei der be- treffenden Nummer: "Gekauft von einem Juden aus Inspruck, angeblich aus dem 14. Jahrhundert, von einem Schloss in Tirol stammend." Diese Angabe ist zu unbestimmt, um den angeführten technischen Gründen
Eisenguſs.
in ihrer Ornamentierung gotisch sind, daſs die dargestellten Gegen- stände entweder fürstliche Wappen, oder wenn sie sich auf kirchliche Dinge beziehen, mehr einen spezifisch katholischen Charakter zeigen, während in der späteren Zeit ganz abweichend sich ein eigentümlich romanischer (Renaissance) Stil in der Dekoration herausbildet und die Gegenstände meist die bekanntesten Erzählungen der heiligen Schrift, namentlich auch des alten Testaments, zum Vorwurf haben.
Über den Guſs der Kanonenkugeln sowie der Geschütze haben wir bereits gehandelt. Der Guſs dieser Ofenplatten war wesentlich abweichend. Die älteren Ofenplatten wurden stets in Herdguſs herge- stellt, d. h. nur die eine dekorierte Seite des Modells wurde in einem horizontalen Bett von Formensand (Lehm) eingestampft, während die obere Seite der Form nach dem Ausheben des Modells offen blieb. Das Modell bestand demnach nur aus einem einseitig ausgestochenen Bild und zwar war dies in jener Zeit, in der die Holzschneidekunst in so hoher Blüte stand, stets in Holz hergestellt. Dadurch ist auch der Charakter dieser Zeichnungen bedingt, die durchaus den Charakter der damaligen Holzschnitte und Holzreliefs an sich tragen.
Ehe wir uns zu der metallurgischen Seite des Vergieſsens des Eisens in jener Zeit wenden, müssen wir noch einiger guſseiserner Gegenstände Erwähnung thun; denen — nach unserer Meinung mit Unrecht — ein auffallend hohes Alter zugeschrieben wird. In der Sammlung des Nationalmuseums in München befindet sich ein runder Kessel mit drei Füſsen aus Guſseisen als „aus dem 14. Jahrhundert“ bezeichnet. Diese Töpfe, die noch zu Anfang dieses Jahrhunderts in allgemeinem Gebrauch waren, und die man auch heutzutage hier und da noch trifft, nannte man am Rhein „Marmitten“, sie waren ihrer Form nach eine Nachahmung der alten Kupferkessel mit Füſsen, wie sie schon den Römern bekannt waren. Sie hatten annähernd die Form unserer Leimpfannen und wurden auf ein offenes Feuer gestellt. Daſs Gefäſse dieser Art aus Guſseisen bereits im 14. Jahrhundert hergestellt worden seien, ist nicht anzunehmen, denn das Einformen dieser Ge- fäſse, sowie der Guſs setzen bereits groſse Erfahrungen in der Formerei voraus.
Sprechen die technischen Gründe gegen die Richtigkeit der Zeit- angabe, so beweisen die historischen Umstände so viel wie gar nichts, denn in dem Erwerbungsprotokoll des Museums heiſst es bei der be- treffenden Nummer: „Gekauft von einem Juden aus Inspruck, angeblich aus dem 14. Jahrhundert, von einem Schloſs in Tirol stammend.“ Diese Angabe ist zu unbestimmt, um den angeführten technischen Gründen
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[949/0971]
Eisenguſs.
in ihrer Ornamentierung gotisch sind, daſs die dargestellten Gegen-
stände entweder fürstliche Wappen, oder wenn sie sich auf kirchliche
Dinge beziehen, mehr einen spezifisch katholischen Charakter zeigen,
während in der späteren Zeit ganz abweichend sich ein eigentümlich
romanischer (Renaissance) Stil in der Dekoration herausbildet und die
Gegenstände meist die bekanntesten Erzählungen der heiligen Schrift,
namentlich auch des alten Testaments, zum Vorwurf haben.
Über den Guſs der Kanonenkugeln sowie der Geschütze haben
wir bereits gehandelt. Der Guſs dieser Ofenplatten war wesentlich
abweichend. Die älteren Ofenplatten wurden stets in Herdguſs herge-
stellt, d. h. nur die eine dekorierte Seite des Modells wurde in einem
horizontalen Bett von Formensand (Lehm) eingestampft, während die
obere Seite der Form nach dem Ausheben des Modells offen blieb.
Das Modell bestand demnach nur aus einem einseitig ausgestochenen
Bild und zwar war dies in jener Zeit, in der die Holzschneidekunst in
so hoher Blüte stand, stets in Holz hergestellt. Dadurch ist auch der
Charakter dieser Zeichnungen bedingt, die durchaus den Charakter
der damaligen Holzschnitte und Holzreliefs an sich tragen.
Ehe wir uns zu der metallurgischen Seite des Vergieſsens des
Eisens in jener Zeit wenden, müssen wir noch einiger guſseiserner
Gegenstände Erwähnung thun; denen — nach unserer Meinung mit
Unrecht — ein auffallend hohes Alter zugeschrieben wird. In der
Sammlung des Nationalmuseums in München befindet sich ein runder
Kessel mit drei Füſsen aus Guſseisen als „aus dem 14. Jahrhundert“
bezeichnet. Diese Töpfe, die noch zu Anfang dieses Jahrhunderts in
allgemeinem Gebrauch waren, und die man auch heutzutage hier und
da noch trifft, nannte man am Rhein „Marmitten“, sie waren ihrer
Form nach eine Nachahmung der alten Kupferkessel mit Füſsen, wie
sie schon den Römern bekannt waren. Sie hatten annähernd die Form
unserer Leimpfannen und wurden auf ein offenes Feuer gestellt. Daſs
Gefäſse dieser Art aus Guſseisen bereits im 14. Jahrhundert hergestellt
worden seien, ist nicht anzunehmen, denn das Einformen dieser Ge-
fäſse, sowie der Guſs setzen bereits groſse Erfahrungen in der Formerei
voraus.
Sprechen die technischen Gründe gegen die Richtigkeit der Zeit-
angabe, so beweisen die historischen Umstände so viel wie gar nichts,
denn in dem Erwerbungsprotokoll des Museums heiſst es bei der be-
treffenden Nummer: „Gekauft von einem Juden aus Inspruck, angeblich
aus dem 14. Jahrhundert, von einem Schloſs in Tirol stammend.“ Diese
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 949. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/971>, abgerufen am 25.11.2024.
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