zu den grossen Kupferminen, welche sich dort befinden: ihre Schiffe wurden mit Kupfer befrachtet" u. s. w.
Danach scheint es, als ob der Bergbau im Lande Akaba doch ganz hauptsächlich auf Kupfer betrieben wurde, und müsste der Beweis, dass Akaba das goldreiche Midiam sei, noch erbracht werden.
Über die Art des Betriebes der ägyptischen Goldbergwerke ist uns durch Diodor der charakteristische Bericht des griechischen Reisenden Agatharchides, der um 200 v. Chr. diese Bergwerke besuchte, erhalten, dem wir das Folgende entnehmen.
Die Arbeit in den Gruben geschah mit Hilfe des Feuers, durch dessen Glut das feste Gestein erst mürbe gemacht und dann mit Hammer und Meissel oder mit Schlägel und Eisen, wie der Bergmann sagt, her- eingebrochen wurde. Diese Arbeit verrichteten kräftige, junge Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren. Das reichere Erz wurde von Jünglingen unter 20 Jahren in Säcken, die sie auf den Rücken luden, aus der Grube getragen. Auf der Halde wurden die groben Erze in steinernen Mörsern mit eisernen Stössern zerstampft. War das Erz von Männern im Alter von 30 bis 40 Jahren auf diese Weise zerkleinert, so wurde es in Stein- mühlen zu dem feinsten Pulver zerrieben, wozu Weiber und Greise verwendet wurden. Hierauf wurde es auf flachen, geneigten Holztafeln mit einem gleichmässigen Strom Wasser verwaschen, indem ein ge- schickter Arbeiter das Erz fortwährend mit den Händen aufrührte. Zum Schluss wurde der gewonnene Goldsand noch einmal mit zarten Schwämmen gewaschen, an denen die leichten Teilchen hängen blieben. Der angereicherte Sand war nun genügend gereinigt, um verschmolzen zu werden. Dies geschah in Schmelztiegeln unter Zusatz von Blei. Das Blei wurde wahrscheinlich verschlackt und das Gold dann nochmals geläutert, indem man es mit Blei und Kochsalz unter Hinzufügung von Spreu und etwas Zinn (? d. h. Blei) mengte und in einem Tiegel fünf Tage lang einer ununterbrochenen, scharfen Glut aussetzte; am sechsten Tage wurde der Tiegel herausgenommen und es fand sich bei richtiger Arbeit nichts darin, als das Gold. Bleioxyd und Chlorsilber hatten sich wohl mit der Tiegelmasse verschlackt und in die Wandung hineingezogen. Die ägyptischen Bergwerke waren Eigentum des Königs und die Arbeiten wurden von Sklaven, vielleicht teilweise auch von verurteilten Verbrechern, verrichtet. Das Los dieser Bergwerkssklaven war ein jammervolles. Nach Diodors Beschreibung mussten sie an Ketten geschlossen ihre Arbeit verrichten. Sie waren unbekleidet, kaum dass ihnen eine Binde zur Bedeckung ihrer Scham gestattet wurde. Zu Aufsehern wurden Männer bestellt, die ihre Sprache nicht verstanden
Ägypten.
zu den groſsen Kupferminen, welche sich dort befinden: ihre Schiffe wurden mit Kupfer befrachtet“ u. s. w.
Danach scheint es, als ob der Bergbau im Lande Akaba doch ganz hauptsächlich auf Kupfer betrieben wurde, und müſste der Beweis, daſs Akaba das goldreiche Midiam sei, noch erbracht werden.
Über die Art des Betriebes der ägyptischen Goldbergwerke ist uns durch Diodor der charakteristische Bericht des griechischen Reisenden Agatharchides, der um 200 v. Chr. diese Bergwerke besuchte, erhalten, dem wir das Folgende entnehmen.
Die Arbeit in den Gruben geschah mit Hilfe des Feuers, durch dessen Glut das feste Gestein erst mürbe gemacht und dann mit Hammer und Meiſsel oder mit Schlägel und Eisen, wie der Bergmann sagt, her- eingebrochen wurde. Diese Arbeit verrichteten kräftige, junge Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren. Das reichere Erz wurde von Jünglingen unter 20 Jahren in Säcken, die sie auf den Rücken luden, aus der Grube getragen. Auf der Halde wurden die groben Erze in steinernen Mörsern mit eisernen Stöſsern zerstampft. War das Erz von Männern im Alter von 30 bis 40 Jahren auf diese Weise zerkleinert, so wurde es in Stein- mühlen zu dem feinsten Pulver zerrieben, wozu Weiber und Greise verwendet wurden. Hierauf wurde es auf flachen, geneigten Holztafeln mit einem gleichmäſsigen Strom Wasser verwaschen, indem ein ge- schickter Arbeiter das Erz fortwährend mit den Händen aufrührte. Zum Schluſs wurde der gewonnene Goldsand noch einmal mit zarten Schwämmen gewaschen, an denen die leichten Teilchen hängen blieben. Der angereicherte Sand war nun genügend gereinigt, um verschmolzen zu werden. Dies geschah in Schmelztiegeln unter Zusatz von Blei. Das Blei wurde wahrscheinlich verschlackt und das Gold dann nochmals geläutert, indem man es mit Blei und Kochsalz unter Hinzufügung von Spreu und etwas Zinn (? d. h. Blei) mengte und in einem Tiegel fünf Tage lang einer ununterbrochenen, scharfen Glut aussetzte; am sechsten Tage wurde der Tiegel herausgenommen und es fand sich bei richtiger Arbeit nichts darin, als das Gold. Bleioxyd und Chlorsilber hatten sich wohl mit der Tiegelmasse verschlackt und in die Wandung hineingezogen. Die ägyptischen Bergwerke waren Eigentum des Königs und die Arbeiten wurden von Sklaven, vielleicht teilweise auch von verurteilten Verbrechern, verrichtet. Das Los dieser Bergwerkssklaven war ein jammervolles. Nach Diodors Beschreibung muſsten sie an Ketten geschlossen ihre Arbeit verrichten. Sie waren unbekleidet, kaum daſs ihnen eine Binde zur Bedeckung ihrer Scham gestattet wurde. Zu Aufsehern wurden Männer bestellt, die ihre Sprache nicht verstanden
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[74/0096]
Ägypten.
zu den groſsen Kupferminen, welche sich dort befinden: ihre Schiffe
wurden mit Kupfer befrachtet“ u. s. w.
Danach scheint es, als ob der Bergbau im Lande Akaba doch ganz
hauptsächlich auf Kupfer betrieben wurde, und müſste der Beweis, daſs
Akaba das goldreiche Midiam sei, noch erbracht werden.
Über die Art des Betriebes der ägyptischen Goldbergwerke ist uns
durch Diodor der charakteristische Bericht des griechischen Reisenden
Agatharchides, der um 200 v. Chr. diese Bergwerke besuchte, erhalten,
dem wir das Folgende entnehmen.
Die Arbeit in den Gruben geschah mit Hilfe des Feuers, durch
dessen Glut das feste Gestein erst mürbe gemacht und dann mit Hammer
und Meiſsel oder mit Schlägel und Eisen, wie der Bergmann sagt, her-
eingebrochen wurde. Diese Arbeit verrichteten kräftige, junge Männer
im Alter von 20 bis 30 Jahren. Das reichere Erz wurde von Jünglingen
unter 20 Jahren in Säcken, die sie auf den Rücken luden, aus der Grube
getragen. Auf der Halde wurden die groben Erze in steinernen Mörsern
mit eisernen Stöſsern zerstampft. War das Erz von Männern im Alter
von 30 bis 40 Jahren auf diese Weise zerkleinert, so wurde es in Stein-
mühlen zu dem feinsten Pulver zerrieben, wozu Weiber und Greise
verwendet wurden. Hierauf wurde es auf flachen, geneigten Holztafeln
mit einem gleichmäſsigen Strom Wasser verwaschen, indem ein ge-
schickter Arbeiter das Erz fortwährend mit den Händen aufrührte.
Zum Schluſs wurde der gewonnene Goldsand noch einmal mit zarten
Schwämmen gewaschen, an denen die leichten Teilchen hängen blieben.
Der angereicherte Sand war nun genügend gereinigt, um verschmolzen
zu werden. Dies geschah in Schmelztiegeln unter Zusatz von Blei.
Das Blei wurde wahrscheinlich verschlackt und das Gold dann nochmals
geläutert, indem man es mit Blei und Kochsalz unter Hinzufügung
von Spreu und etwas Zinn (? d. h. Blei) mengte und in einem Tiegel
fünf Tage lang einer ununterbrochenen, scharfen Glut aussetzte; am
sechsten Tage wurde der Tiegel herausgenommen und es fand sich bei
richtiger Arbeit nichts darin, als das Gold. Bleioxyd und Chlorsilber
hatten sich wohl mit der Tiegelmasse verschlackt und in die Wandung
hineingezogen. Die ägyptischen Bergwerke waren Eigentum des Königs
und die Arbeiten wurden von Sklaven, vielleicht teilweise auch von
verurteilten Verbrechern, verrichtet. Das Los dieser Bergwerkssklaven
war ein jammervolles. Nach Diodors Beschreibung muſsten sie an
Ketten geschlossen ihre Arbeit verrichten. Sie waren unbekleidet, kaum
daſs ihnen eine Binde zur Bedeckung ihrer Scham gestattet wurde. Zu
Aufsehern wurden Männer bestellt, die ihre Sprache nicht verstanden
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/96>, abgerufen am 23.11.2024.
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