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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Feuerwaffen.
die Franzosen bereits mit Bronzegeschützen ausgerüstet, während die
Italiener noch schmiedeeiserne Kanonen hatten, die auf Wagen durch
Ochsen gezogen wurden.

1375 wurde in Caen ein solches Geschütz gefertigt, zu welchem
2110 Pfund Eisen und 200 Pfund Stahl verwendet wurden. Es war
aus Eisenstäben geschweisst und befanden sich Ringe daran, durch
welche die Seile gezogen waren, durch die es mit Hilfe von Winden
bewegt wurde. Ein Überzug von Kupferblech schützte es gegen den
Rost. Redusius in seiner Chronik von Treviso (1368 bis 1418) schreibt
1376: "Die Bombarde ist ein eisernes Instrument mit weitem becher-
förmigem Vorderteil, in welches die hineinpassende Steinkugel zu
liegen kommt und mit hinten daran befestigtem, zweimal so langem
aber dünnem Rohr, in welches durch die dem Vorderteile zugekehrte
Öffnung das schwarze, aus Salniter, Schwefel und Weidenkohle künst-
lich bereitete Pulver gethan wird. Nachdem sodann jene Öffnung
durch einen hineingeschlagenen Holzpfropf fest verschlossen und die
Steinkugel in das Vorderteil gesetzt und darin verkeilt ist, wird durch
das Zündloch Feuer gegeben und durch die Kraft des entzündeten
Pulvers der Stein mit grosser Gewalt fortgeschleudert."

Eine sehr alte, in der Konstruktion abweichende Bombarde be-
findet sich in dem Arsenal von Venedig. Das Rohr ist aus Eisenblech
mit geteerten Tauen und Leder überzogen. Sie wird dem Victor
Pisani zugeschrieben und soll 1385 bei der Belagerung von Chioggia
verwendet worden sein.

Die gegossenen Bronzegeschütze entwickelten sich aus der
Büchse, wie sie Berthold Schwarz angewendet hatte. Sie erscheinen
schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und waren es ursprüng-
lich die Glockengiesser, welche die Stücke gossen. Die ersten wurden
in Deutschland gefertigt, wie denn der Guss der Bronzekanonen ein
wichtiger Industriezweig vieler deutschen Städte wurde, besonders von
Augsburg, dann von Strassburg, Nürnberg, Danzig und Lübeck.

In Amberg stand im Jahre 1370 eine Metallkanone, die angeblich
schon 1301 gegossen war. Die ersten Kanonen kamen zwischen 1330
und 1340 von Deutschland nach Frankreich unter Philipp von Valois.
In Paris wurden die ersten 1350 gesehen. Ob dies Bronzekanonen
waren, ist ungewiss, aber wahrscheinlich. Aus dem Jahre 1356 wird
erwähnt, dass Nürnberg Handel mit Kanonen trieb.

Gewiss ist, dass in Augsburg im Jahre 1370 die Geschützgiesserei
bereits in hoher Blüte stand. In diesem Jahre wurden daselbst
20 Stück gegossen. Ebenso werden 1372 gegossene Kanonen von

Feuerwaffen.
die Franzosen bereits mit Bronzegeschützen ausgerüstet, während die
Italiener noch schmiedeeiserne Kanonen hatten, die auf Wagen durch
Ochsen gezogen wurden.

1375 wurde in Caen ein solches Geschütz gefertigt, zu welchem
2110 Pfund Eisen und 200 Pfund Stahl verwendet wurden. Es war
aus Eisenstäben geschweiſst und befanden sich Ringe daran, durch
welche die Seile gezogen waren, durch die es mit Hilfe von Winden
bewegt wurde. Ein Überzug von Kupferblech schützte es gegen den
Rost. Redusius in seiner Chronik von Treviso (1368 bis 1418) schreibt
1376: „Die Bombarde ist ein eisernes Instrument mit weitem becher-
förmigem Vorderteil, in welches die hineinpassende Steinkugel zu
liegen kommt und mit hinten daran befestigtem, zweimal so langem
aber dünnem Rohr, in welches durch die dem Vorderteile zugekehrte
Öffnung das schwarze, aus Salniter, Schwefel und Weidenkohle künst-
lich bereitete Pulver gethan wird. Nachdem sodann jene Öffnung
durch einen hineingeschlagenen Holzpfropf fest verschlossen und die
Steinkugel in das Vorderteil gesetzt und darin verkeilt ist, wird durch
das Zündloch Feuer gegeben und durch die Kraft des entzündeten
Pulvers der Stein mit groſser Gewalt fortgeschleudert.“

Eine sehr alte, in der Konstruktion abweichende Bombarde be-
findet sich in dem Arsenal von Venedig. Das Rohr ist aus Eisenblech
mit geteerten Tauen und Leder überzogen. Sie wird dem Victor
Pisani zugeschrieben und soll 1385 bei der Belagerung von Chioggia
verwendet worden sein.

Die gegossenen Bronzegeschütze entwickelten sich aus der
Büchse, wie sie Berthold Schwarz angewendet hatte. Sie erscheinen
schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und waren es ursprüng-
lich die Glockengieſser, welche die Stücke gossen. Die ersten wurden
in Deutschland gefertigt, wie denn der Guſs der Bronzekanonen ein
wichtiger Industriezweig vieler deutschen Städte wurde, besonders von
Augsburg, dann von Straſsburg, Nürnberg, Danzig und Lübeck.

In Amberg stand im Jahre 1370 eine Metallkanone, die angeblich
schon 1301 gegossen war. Die ersten Kanonen kamen zwischen 1330
und 1340 von Deutschland nach Frankreich unter Philipp von Valois.
In Paris wurden die ersten 1350 gesehen. Ob dies Bronzekanonen
waren, ist ungewiſs, aber wahrscheinlich. Aus dem Jahre 1356 wird
erwähnt, daſs Nürnberg Handel mit Kanonen trieb.

Gewiſs ist, daſs in Augsburg im Jahre 1370 die Geschützgieſserei
bereits in hoher Blüte stand. In diesem Jahre wurden daselbst
20 Stück gegossen. Ebenso werden 1372 gegossene Kanonen von

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[902/0924] Feuerwaffen. die Franzosen bereits mit Bronzegeschützen ausgerüstet, während die Italiener noch schmiedeeiserne Kanonen hatten, die auf Wagen durch Ochsen gezogen wurden. 1375 wurde in Caen ein solches Geschütz gefertigt, zu welchem 2110 Pfund Eisen und 200 Pfund Stahl verwendet wurden. Es war aus Eisenstäben geschweiſst und befanden sich Ringe daran, durch welche die Seile gezogen waren, durch die es mit Hilfe von Winden bewegt wurde. Ein Überzug von Kupferblech schützte es gegen den Rost. Redusius in seiner Chronik von Treviso (1368 bis 1418) schreibt 1376: „Die Bombarde ist ein eisernes Instrument mit weitem becher- förmigem Vorderteil, in welches die hineinpassende Steinkugel zu liegen kommt und mit hinten daran befestigtem, zweimal so langem aber dünnem Rohr, in welches durch die dem Vorderteile zugekehrte Öffnung das schwarze, aus Salniter, Schwefel und Weidenkohle künst- lich bereitete Pulver gethan wird. Nachdem sodann jene Öffnung durch einen hineingeschlagenen Holzpfropf fest verschlossen und die Steinkugel in das Vorderteil gesetzt und darin verkeilt ist, wird durch das Zündloch Feuer gegeben und durch die Kraft des entzündeten Pulvers der Stein mit groſser Gewalt fortgeschleudert.“ Eine sehr alte, in der Konstruktion abweichende Bombarde be- findet sich in dem Arsenal von Venedig. Das Rohr ist aus Eisenblech mit geteerten Tauen und Leder überzogen. Sie wird dem Victor Pisani zugeschrieben und soll 1385 bei der Belagerung von Chioggia verwendet worden sein. Die gegossenen Bronzegeschütze entwickelten sich aus der Büchse, wie sie Berthold Schwarz angewendet hatte. Sie erscheinen schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und waren es ursprüng- lich die Glockengieſser, welche die Stücke gossen. Die ersten wurden in Deutschland gefertigt, wie denn der Guſs der Bronzekanonen ein wichtiger Industriezweig vieler deutschen Städte wurde, besonders von Augsburg, dann von Straſsburg, Nürnberg, Danzig und Lübeck. In Amberg stand im Jahre 1370 eine Metallkanone, die angeblich schon 1301 gegossen war. Die ersten Kanonen kamen zwischen 1330 und 1340 von Deutschland nach Frankreich unter Philipp von Valois. In Paris wurden die ersten 1350 gesehen. Ob dies Bronzekanonen waren, ist ungewiſs, aber wahrscheinlich. Aus dem Jahre 1356 wird erwähnt, daſs Nürnberg Handel mit Kanonen trieb. Gewiſs ist, daſs in Augsburg im Jahre 1370 die Geschützgieſserei bereits in hoher Blüte stand. In diesem Jahre wurden daselbst 20 Stück gegossen. Ebenso werden 1372 gegossene Kanonen von

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 902. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/924>, abgerufen am 28.11.2024.