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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Feuerwaffen.
entwickelten sich aus den alten Kriegsmaschinen, die ja ebenfalls sehr
plump und schwerfällig waren. Der Übergang bestand darin, dass
man die schweren Steine, welche die alten grossen Onager und ähn-
liche Maschinen mittels der Spannkraft oder Torsion von Seilen
warfen, mittels der Expansion der Pulvergase fortschleuderte.

Die ältesten Kanonen bestanden aus zwei Teilen, aus der aus
Kupfer und Bronze gegossenen metallenen Büchse, wie Berthold
Schwarz dieselbe angegeben hatte, und in der die Entzündung vor sich
ging, und aus einem Rohr, welches dem Stein, der die Kugel bildete,
die Richtung gab; dieses Rohr war ursprünglich wie ein Fass kon-
struiert. Es bestand aus starken Holzdauben, die durch eiserne Ringe
zusammengehalten waren. Diese plumpen und dabei doch wenig
widerstandsfähigen Geschütze nannte man, nach einem alten Namen,
des Knalles wegen Bombarden, ein Name, der später auf ganz andere
Geschosse angewendet wurde. Der Name bombardes kommt von
bombus ardens, dem feurigen Knall, wie schon Suidas in seinem Wörter-
buche erläutert 1). Der Name war längst vor der Erfindung des
Pulvers in Anwendung, doch waren die Bombarden des Suidas kleinere
Geschütze, wohl Katapulten oder Pfeilgeschütze, die griechisches Feuer
warfen. Die Venetianer führten im Jahre 1380 2 "Bombarden", die
"Trevisane" und "la Victoire" (die Trevisanerin und die Siegerin),
welche Steinkugeln von 160 bis 200 Pfund warfen und nur einen
Schuss am Tage abgaben. Bekanntlich wurde der Name Bombarden
später nicht auf diese plumpen Belagerungsgeschütze, sondern auf viel
leichtere Feldgeschütze angewendet. Im 14. Jahrhundert aber wurde
unter Bombarde (bombardes a feu) ein schweres Belagerungsgeschütz
verstanden. Solche werden bereits 1311 bei der Belagerung von Bres-
cia in Italien erwähnt, während man die leichteren Geschütze, wie
sie z. B. bei der Belagerung von Algesiras im Jahre 1342 in Anwendung
kamen, bombardellen nannte. Der alte deutsche Name dieser Ge-
schütze war Büchse (byhse, buste) gerade nach der als charakteristisch
hervortretenden Erfindung des Berthold Schwarz, dass die Explosion
in einer metallenen Büchse geschah. Die alten Bombarden ent-
sprachen in der Form mehr den Mörsern. Die von Orleans bei der
Belagerung 1428 angewendeten waren aus Holz gefertigt, mit Eisen-
stäben verstärkt und an den Enden mit Eisenringen gebunden, sie
waren dreimal so lang als dick. Die alte Konstruktion mit Metall-
büchse und mit einem Rohr aus Holzdauben und Metallringen war

1) Durchaus nicht von Lombardes, wie einzelne ältere Interpretatoren erklären.

Feuerwaffen.
entwickelten sich aus den alten Kriegsmaschinen, die ja ebenfalls sehr
plump und schwerfällig waren. Der Übergang bestand darin, daſs
man die schweren Steine, welche die alten groſsen Onager und ähn-
liche Maschinen mittels der Spannkraft oder Torsion von Seilen
warfen, mittels der Expansion der Pulvergase fortschleuderte.

Die ältesten Kanonen bestanden aus zwei Teilen, aus der aus
Kupfer und Bronze gegossenen metallenen Büchse, wie Berthold
Schwarz dieselbe angegeben hatte, und in der die Entzündung vor sich
ging, und aus einem Rohr, welches dem Stein, der die Kugel bildete,
die Richtung gab; dieses Rohr war ursprünglich wie ein Faſs kon-
struiert. Es bestand aus starken Holzdauben, die durch eiserne Ringe
zusammengehalten waren. Diese plumpen und dabei doch wenig
widerstandsfähigen Geschütze nannte man, nach einem alten Namen,
des Knalles wegen Bombarden, ein Name, der später auf ganz andere
Geschosse angewendet wurde. Der Name bombardes kommt von
bombus ardens, dem feurigen Knall, wie schon Suidas in seinem Wörter-
buche erläutert 1). Der Name war längst vor der Erfindung des
Pulvers in Anwendung, doch waren die Bombarden des Suidas kleinere
Geschütze, wohl Katapulten oder Pfeilgeschütze, die griechisches Feuer
warfen. Die Venetianer führten im Jahre 1380 2 „Bombarden“, die
„Trevisane“ und „la Victoire“ (die Trevisanerin und die Siegerin),
welche Steinkugeln von 160 bis 200 Pfund warfen und nur einen
Schuſs am Tage abgaben. Bekanntlich wurde der Name Bombarden
später nicht auf diese plumpen Belagerungsgeschütze, sondern auf viel
leichtere Feldgeschütze angewendet. Im 14. Jahrhundert aber wurde
unter Bombarde (bombardes à feu) ein schweres Belagerungsgeschütz
verstanden. Solche werden bereits 1311 bei der Belagerung von Bres-
cia in Italien erwähnt, während man die leichteren Geschütze, wie
sie z. B. bei der Belagerung von Algesiras im Jahre 1342 in Anwendung
kamen, bombardellen nannte. Der alte deutsche Name dieser Ge-
schütze war Büchse (byhse, buste) gerade nach der als charakteristisch
hervortretenden Erfindung des Berthold Schwarz, daſs die Explosion
in einer metallenen Büchse geschah. Die alten Bombarden ent-
sprachen in der Form mehr den Mörsern. Die von Orleans bei der
Belagerung 1428 angewendeten waren aus Holz gefertigt, mit Eisen-
stäben verstärkt und an den Enden mit Eisenringen gebunden, sie
waren dreimal so lang als dick. Die alte Konstruktion mit Metall-
büchse und mit einem Rohr aus Holzdauben und Metallringen war

1) Durchaus nicht von Lombardes, wie einzelne ältere Interpretatoren erklären.
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[900/0922] Feuerwaffen. entwickelten sich aus den alten Kriegsmaschinen, die ja ebenfalls sehr plump und schwerfällig waren. Der Übergang bestand darin, daſs man die schweren Steine, welche die alten groſsen Onager und ähn- liche Maschinen mittels der Spannkraft oder Torsion von Seilen warfen, mittels der Expansion der Pulvergase fortschleuderte. Die ältesten Kanonen bestanden aus zwei Teilen, aus der aus Kupfer und Bronze gegossenen metallenen Büchse, wie Berthold Schwarz dieselbe angegeben hatte, und in der die Entzündung vor sich ging, und aus einem Rohr, welches dem Stein, der die Kugel bildete, die Richtung gab; dieses Rohr war ursprünglich wie ein Faſs kon- struiert. Es bestand aus starken Holzdauben, die durch eiserne Ringe zusammengehalten waren. Diese plumpen und dabei doch wenig widerstandsfähigen Geschütze nannte man, nach einem alten Namen, des Knalles wegen Bombarden, ein Name, der später auf ganz andere Geschosse angewendet wurde. Der Name bombardes kommt von bombus ardens, dem feurigen Knall, wie schon Suidas in seinem Wörter- buche erläutert 1). Der Name war längst vor der Erfindung des Pulvers in Anwendung, doch waren die Bombarden des Suidas kleinere Geschütze, wohl Katapulten oder Pfeilgeschütze, die griechisches Feuer warfen. Die Venetianer führten im Jahre 1380 2 „Bombarden“, die „Trevisane“ und „la Victoire“ (die Trevisanerin und die Siegerin), welche Steinkugeln von 160 bis 200 Pfund warfen und nur einen Schuſs am Tage abgaben. Bekanntlich wurde der Name Bombarden später nicht auf diese plumpen Belagerungsgeschütze, sondern auf viel leichtere Feldgeschütze angewendet. Im 14. Jahrhundert aber wurde unter Bombarde (bombardes à feu) ein schweres Belagerungsgeschütz verstanden. Solche werden bereits 1311 bei der Belagerung von Bres- cia in Italien erwähnt, während man die leichteren Geschütze, wie sie z. B. bei der Belagerung von Algesiras im Jahre 1342 in Anwendung kamen, bombardellen nannte. Der alte deutsche Name dieser Ge- schütze war Büchse (byhse, buste) gerade nach der als charakteristisch hervortretenden Erfindung des Berthold Schwarz, daſs die Explosion in einer metallenen Büchse geschah. Die alten Bombarden ent- sprachen in der Form mehr den Mörsern. Die von Orleans bei der Belagerung 1428 angewendeten waren aus Holz gefertigt, mit Eisen- stäben verstärkt und an den Enden mit Eisenringen gebunden, sie waren dreimal so lang als dick. Die alte Konstruktion mit Metall- büchse und mit einem Rohr aus Holzdauben und Metallringen war 1) Durchaus nicht von Lombardes, wie einzelne ältere Interpretatoren erklären.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 900. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/922>, abgerufen am 24.11.2024.