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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Hufschmiede.
Grossen werden diese als ein selbständiges Gewerbe genannt und als
Zunft als soliditas clypeariorum wurden sie bereits vom Erzbischof
Ludolph von Magdeburg 1194 bestätigt und mit besonderen Freiheiten
begabt 1).

Zur Ausrüstung des Pferdes gehörten die Steigbügel und Hufeisen.
Römer und Griechen ritten ohne Sättel und Steigbügel. Letztere
werden zuerst in einem Buche des Mauricius von der Kriegskunst im
6. Jahrhundert erwähnt, sodann im 7. Jahrhundert von den Schriften
des Isidor. Sporen dagegen kennt man aus älterer Zeit und sind
z. B. auf der Salburg eine grosse Anzahl eiserner Sporen ausgegraben
worden.

Bemerkenswerter ist die Geschichte der Hufeisen und der Huf-
schmiede. Die griechischen und römischen Schriftsteller erwähnen die
eigentlichen Hufeisen nicht. Polybius, Xenophon und Pollux haben
ausführlich die ganze Ausrüstung der Pferde beschrieben, ohne auch
nur ein einziges Mal der Hufeisen zu gedenken. Ebensowenig finden
sie sich auf irgend einem Skulpturwerke der Alten abgebildet. Das
einzige Beispiel, der beschlagene Huf eines Reiterbildes der Hadria,
wird für eine Fälschung oder vielmehr für ein unkritisches, späteres
Flickwerk des verloren gegangenen Pferdefusses betrachtet. Auch
heute bedient man sich weder in Äthiopien, in der Tatarei, noch in
Japan des Beschlages.

Appian berichtet 2), dass als Mithridates Cycicus belagerte, er die
Reiterei zurückschicken musste, weil die Hufe der Pferde ganz ab-
genutzt und wund waren. Ähnlich ging es mit der Reiterei des
Alexander. Dagegen suchten die Alten Pferde mit harten Hufen aus
und wendeten allerlei Mittel an die Hufe zu festigen. Solcher Mittel
erwähnt bereits Xenophon. Das gebräuchlichste war, die Pferde von
Jugend an auf hartem Pflaster gehen und stehen zu lassen. Eherner
Hufe erwähnen die Dichter öfter. Der Dichter der Argonautica
schildert den feuerschnaubenden Stier, der mit ehernem Huf den Boden
aufwühlt. Doch ist hier keinenfalls ein Beschlag gemeint, sondern
ehern steht hier nur dichterisch für fest, hart. Mancherlei andere
Vorrichtungen zum Schutze des Hufes, die aber mit dem eigentlichen
Beschlage nichts zu thun hatten, kannten die Alten. So waren die
Kamele, welche die Lasten durch die Wüste schleppten, zum Schutze
gegen den heissen Sand mit einer Art von Schuhen bekleidet. Dies

1) Bruns, Beiträge zu den deutschen Rechten des Mittelalters, S. 393.
2) Appian, de bello Mithridat. p. 371.

Hufschmiede.
Groſsen werden diese als ein selbständiges Gewerbe genannt und als
Zunft als soliditas clypeariorum wurden sie bereits vom Erzbischof
Ludolph von Magdeburg 1194 bestätigt und mit besonderen Freiheiten
begabt 1).

Zur Ausrüstung des Pferdes gehörten die Steigbügel und Hufeisen.
Römer und Griechen ritten ohne Sättel und Steigbügel. Letztere
werden zuerst in einem Buche des Mauricius von der Kriegskunst im
6. Jahrhundert erwähnt, sodann im 7. Jahrhundert von den Schriften
des Isidor. Sporen dagegen kennt man aus älterer Zeit und sind
z. B. auf der Salburg eine groſse Anzahl eiserner Sporen ausgegraben
worden.

Bemerkenswerter ist die Geschichte der Hufeisen und der Huf-
schmiede. Die griechischen und römischen Schriftsteller erwähnen die
eigentlichen Hufeisen nicht. Polybius, Xenophon und Pollux haben
ausführlich die ganze Ausrüstung der Pferde beschrieben, ohne auch
nur ein einziges Mal der Hufeisen zu gedenken. Ebensowenig finden
sie sich auf irgend einem Skulpturwerke der Alten abgebildet. Das
einzige Beispiel, der beschlagene Huf eines Reiterbildes der Hadria,
wird für eine Fälschung oder vielmehr für ein unkritisches, späteres
Flickwerk des verloren gegangenen Pferdefuſses betrachtet. Auch
heute bedient man sich weder in Äthiopien, in der Tatarei, noch in
Japan des Beschlages.

Appian berichtet 2), daſs als Mithridates Cycicus belagerte, er die
Reiterei zurückschicken muſste, weil die Hufe der Pferde ganz ab-
genutzt und wund waren. Ähnlich ging es mit der Reiterei des
Alexander. Dagegen suchten die Alten Pferde mit harten Hufen aus
und wendeten allerlei Mittel an die Hufe zu festigen. Solcher Mittel
erwähnt bereits Xenophon. Das gebräuchlichste war, die Pferde von
Jugend an auf hartem Pflaster gehen und stehen zu lassen. Eherner
Hufe erwähnen die Dichter öfter. Der Dichter der Argonautica
schildert den feuerschnaubenden Stier, der mit ehernem Huf den Boden
aufwühlt. Doch ist hier keinenfalls ein Beschlag gemeint, sondern
ehern steht hier nur dichterisch für fest, hart. Mancherlei andere
Vorrichtungen zum Schutze des Hufes, die aber mit dem eigentlichen
Beschlage nichts zu thun hatten, kannten die Alten. So waren die
Kamele, welche die Lasten durch die Wüste schleppten, zum Schutze
gegen den heiſsen Sand mit einer Art von Schuhen bekleidet. Dies

1) Bruns, Beiträge zu den deutschen Rechten des Mittelalters, S. 393.
2) Appian, de bello Mithridat. p. 371.
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[873/0895] Hufschmiede. Groſsen werden diese als ein selbständiges Gewerbe genannt und als Zunft als soliditas clypeariorum wurden sie bereits vom Erzbischof Ludolph von Magdeburg 1194 bestätigt und mit besonderen Freiheiten begabt 1). Zur Ausrüstung des Pferdes gehörten die Steigbügel und Hufeisen. Römer und Griechen ritten ohne Sättel und Steigbügel. Letztere werden zuerst in einem Buche des Mauricius von der Kriegskunst im 6. Jahrhundert erwähnt, sodann im 7. Jahrhundert von den Schriften des Isidor. Sporen dagegen kennt man aus älterer Zeit und sind z. B. auf der Salburg eine groſse Anzahl eiserner Sporen ausgegraben worden. Bemerkenswerter ist die Geschichte der Hufeisen und der Huf- schmiede. Die griechischen und römischen Schriftsteller erwähnen die eigentlichen Hufeisen nicht. Polybius, Xenophon und Pollux haben ausführlich die ganze Ausrüstung der Pferde beschrieben, ohne auch nur ein einziges Mal der Hufeisen zu gedenken. Ebensowenig finden sie sich auf irgend einem Skulpturwerke der Alten abgebildet. Das einzige Beispiel, der beschlagene Huf eines Reiterbildes der Hadria, wird für eine Fälschung oder vielmehr für ein unkritisches, späteres Flickwerk des verloren gegangenen Pferdefuſses betrachtet. Auch heute bedient man sich weder in Äthiopien, in der Tatarei, noch in Japan des Beschlages. Appian berichtet 2), daſs als Mithridates Cycicus belagerte, er die Reiterei zurückschicken muſste, weil die Hufe der Pferde ganz ab- genutzt und wund waren. Ähnlich ging es mit der Reiterei des Alexander. Dagegen suchten die Alten Pferde mit harten Hufen aus und wendeten allerlei Mittel an die Hufe zu festigen. Solcher Mittel erwähnt bereits Xenophon. Das gebräuchlichste war, die Pferde von Jugend an auf hartem Pflaster gehen und stehen zu lassen. Eherner Hufe erwähnen die Dichter öfter. Der Dichter der Argonautica schildert den feuerschnaubenden Stier, der mit ehernem Huf den Boden aufwühlt. Doch ist hier keinenfalls ein Beschlag gemeint, sondern ehern steht hier nur dichterisch für fest, hart. Mancherlei andere Vorrichtungen zum Schutze des Hufes, die aber mit dem eigentlichen Beschlage nichts zu thun hatten, kannten die Alten. So waren die Kamele, welche die Lasten durch die Wüste schleppten, zum Schutze gegen den heiſsen Sand mit einer Art von Schuhen bekleidet. Dies 1) Bruns, Beiträge zu den deutschen Rechten des Mittelalters, S. 393. 2) Appian, de bello Mithridat. p. 371.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 873. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/895>, abgerufen am 22.11.2024.