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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Schwertschmiede.

Indessen war es durchaus nicht allgemeiner Gebrauch, den vollen
Namen des Verfertigers einer Schwertklinge auf dieser anzubringen,
weit häufiger fanden sich, wie im Orient und bei den Römern nur
Fabrikzeichen. Das älteste und verbreitetste Fabrikzeichen im Orient
war die Sonne und der Mond, d. h. ein Kreis und eine Sichel. --
Hieraus entstand der alte und verbreitete türkische Stempel: der @
(kufisch) Allah bedeutet. Diese Zeichen wurden auch im Abend-
lande nachgeahmt. Da man sie aber für heidnisch ansah und der
Schmied an und für sich nach dem mittelalterlichen Aberglauben, eine
Verwünschung oder einen bösen Zauber eingeschmiedet haben konnte,
so versah man diese Zeichen gern mit dem Kreuz und so entstanden
die häufig vorkommenden Zeichen eines Kreuzes im Kreis, das Rad,
oder des Kreuzes über dem Kreis, der Reichsapfel. Das Stempelzeichen
der Kreuzritter, mit dem sie in Jerusalem ihre Klingen stempeln liessen,
soll so gewesen sein: @ Daneben gab es aber ganz willkürliche
Fabrikmarken, wie namentlich der bekannte Wolf auf den Solinger
Klingen, welche daher den Namen Wolfsklingen führen, ein Zeichen,
das meistens auch von dem Familiennamen des ersten Verfertigers her-
geleitet wird. Der Aberglaube, dass der Klingenschmied einen Zauber
in das Schwert schmieden konnte, war im Mittelalter allgemein ver-
breitet. Ganz verschwunden ist er heute noch nicht. Folgende Sage,
die heute noch im Schwang ist, beweist dies:

Drei Stunden von Münster soll im Ditterberge der "Grinker-
schmied" gehaust haben. Wenn ein Bauer der Umgegend Hochzeit
hielt, so ging er an ein Loch im Berg und rief: "Glinkerschmied giff
mi en Spitt." Der Schmied kam aus seinem Loch, gab den Spiess,
wofür ihm der Bauer einen tüchtigen Braten gab. That er dies nicht,
so fiel ihm ein Pferd im Stall.

Um die Gefahr des bösen Zaubers zu bannen, liess der gläubige
Ritter deshalb erst noch seine Klinge durch den Priester weihen. So
heisst es im Parcival: "Das Schwert bedarf ein Segenswort." Und
ebenso findet sich im Parcival der Aberglaube, eine zersprungene
Schwertklinge könnte durch die Kraft geweihten Wassers wieder ganz
werden.

Von den Klingenschmieden galt es als sicher, dass sie mit Hilfe
des Bösen Klingen machen konnten, die alles überwanden. Aber
auch Huf- und Grobschmiede konnten Zaubersprüche in das Eisen
schmieden. Deshalb musste der Schmiedegeselle, der Meister werden
wollte, noch einen besonderen Eid leisten, keine Zauberei zu treiben

Schwertschmiede.

Indessen war es durchaus nicht allgemeiner Gebrauch, den vollen
Namen des Verfertigers einer Schwertklinge auf dieser anzubringen,
weit häufiger fanden sich, wie im Orient und bei den Römern nur
Fabrikzeichen. Das älteste und verbreitetste Fabrikzeichen im Orient
war die Sonne und der Mond, d. h. ein Kreis und eine Sichel. —
Hieraus entstand der alte und verbreitete türkische Stempel: der 
(kufisch) Allah bedeutet. Diese Zeichen wurden auch im Abend-
lande nachgeahmt. Da man sie aber für heidnisch ansah und der
Schmied an und für sich nach dem mittelalterlichen Aberglauben, eine
Verwünschung oder einen bösen Zauber eingeschmiedet haben konnte,
so versah man diese Zeichen gern mit dem Kreuz und so entstanden
die häufig vorkommenden Zeichen eines Kreuzes im Kreis, das Rad,
oder des Kreuzes über dem Kreis, der Reichsapfel. Das Stempelzeichen
der Kreuzritter, mit dem sie in Jerusalem ihre Klingen stempeln lieſsen,
soll so gewesen sein:  Daneben gab es aber ganz willkürliche
Fabrikmarken, wie namentlich der bekannte Wolf auf den Solinger
Klingen, welche daher den Namen Wolfsklingen führen, ein Zeichen,
das meistens auch von dem Familiennamen des ersten Verfertigers her-
geleitet wird. Der Aberglaube, daſs der Klingenschmied einen Zauber
in das Schwert schmieden konnte, war im Mittelalter allgemein ver-
breitet. Ganz verschwunden ist er heute noch nicht. Folgende Sage,
die heute noch im Schwang ist, beweist dies:

Drei Stunden von Münster soll im Ditterberge der „Grinker-
schmied“ gehaust haben. Wenn ein Bauer der Umgegend Hochzeit
hielt, so ging er an ein Loch im Berg und rief: „Glinkerschmied giff
mi en Spitt.“ Der Schmied kam aus seinem Loch, gab den Spieſs,
wofür ihm der Bauer einen tüchtigen Braten gab. That er dies nicht,
so fiel ihm ein Pferd im Stall.

Um die Gefahr des bösen Zaubers zu bannen, lieſs der gläubige
Ritter deshalb erst noch seine Klinge durch den Priester weihen. So
heiſst es im Parcival: „Das Schwert bedarf ein Segenswort.“ Und
ebenso findet sich im Parcival der Aberglaube, eine zersprungene
Schwertklinge könnte durch die Kraft geweihten Wassers wieder ganz
werden.

Von den Klingenschmieden galt es als sicher, daſs sie mit Hilfe
des Bösen Klingen machen konnten, die alles überwanden. Aber
auch Huf- und Grobschmiede konnten Zaubersprüche in das Eisen
schmieden. Deshalb muſste der Schmiedegeselle, der Meister werden
wollte, noch einen besonderen Eid leisten, keine Zauberei zu treiben

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[847/0869] Schwertschmiede. Indessen war es durchaus nicht allgemeiner Gebrauch, den vollen Namen des Verfertigers einer Schwertklinge auf dieser anzubringen, weit häufiger fanden sich, wie im Orient und bei den Römern nur Fabrikzeichen. Das älteste und verbreitetste Fabrikzeichen im Orient war die Sonne und der Mond, d. h. ein Kreis und eine Sichel. — Hieraus entstand der alte und verbreitete türkische Stempel: der  (kufisch) Allah bedeutet. Diese Zeichen wurden auch im Abend- lande nachgeahmt. Da man sie aber für heidnisch ansah und der Schmied an und für sich nach dem mittelalterlichen Aberglauben, eine Verwünschung oder einen bösen Zauber eingeschmiedet haben konnte, so versah man diese Zeichen gern mit dem Kreuz und so entstanden die häufig vorkommenden Zeichen eines Kreuzes im Kreis, das Rad, oder des Kreuzes über dem Kreis, der Reichsapfel. Das Stempelzeichen der Kreuzritter, mit dem sie in Jerusalem ihre Klingen stempeln lieſsen, soll so gewesen sein:  Daneben gab es aber ganz willkürliche Fabrikmarken, wie namentlich der bekannte Wolf auf den Solinger Klingen, welche daher den Namen Wolfsklingen führen, ein Zeichen, das meistens auch von dem Familiennamen des ersten Verfertigers her- geleitet wird. Der Aberglaube, daſs der Klingenschmied einen Zauber in das Schwert schmieden konnte, war im Mittelalter allgemein ver- breitet. Ganz verschwunden ist er heute noch nicht. Folgende Sage, die heute noch im Schwang ist, beweist dies: Drei Stunden von Münster soll im Ditterberge der „Grinker- schmied“ gehaust haben. Wenn ein Bauer der Umgegend Hochzeit hielt, so ging er an ein Loch im Berg und rief: „Glinkerschmied giff mi en Spitt.“ Der Schmied kam aus seinem Loch, gab den Spieſs, wofür ihm der Bauer einen tüchtigen Braten gab. That er dies nicht, so fiel ihm ein Pferd im Stall. Um die Gefahr des bösen Zaubers zu bannen, lieſs der gläubige Ritter deshalb erst noch seine Klinge durch den Priester weihen. So heiſst es im Parcival: „Das Schwert bedarf ein Segenswort.“ Und ebenso findet sich im Parcival der Aberglaube, eine zersprungene Schwertklinge könnte durch die Kraft geweihten Wassers wieder ganz werden. Von den Klingenschmieden galt es als sicher, daſs sie mit Hilfe des Bösen Klingen machen konnten, die alles überwanden. Aber auch Huf- und Grobschmiede konnten Zaubersprüche in das Eisen schmieden. Deshalb muſste der Schmiedegeselle, der Meister werden wollte, noch einen besonderen Eid leisten, keine Zauberei zu treiben

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 847. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/869>, abgerufen am 25.11.2024.