petuam memoriam anno MDCXXXII haec renovatio facta est anno invention. DCCCCXX." In einer alten Instruktion vom Jahre 1495 heisst es gleichfalls, das leobinische Eisen sei mit Lob und Preis nun bei 700 Jahr gearbeitet und in allen Ländern vor anderem Stahl und Eisen berühmt gewesen 1).
Erst im 10. Jahrhundert bekamen die Deutschen durch Ottos I. Kämpfe in Steiermark wieder die Oberhand und 963 wurde die Mark- grafschaft Steier gegründet. Der Einfluss aber, den die Slaven auf den Eisenbergbau und die Eisenschmelzerei in jenen Gegenden aus- geübt haben, geht aus den vielen slavischen Wörtern hervor, die sich beim steirischen Hüttenwesen erhalten haben. Dahin gehören nament- lich die mit der Endung izhe, als Kotlizhe und andere.
Im Jahre 1164 wird der Leobener Eisenindustrie zum erstenmal aktenmässig gedacht in einer Urkunde des Markgrafen Ottokar VII, in der der Karthause von Seitz jährlich 20 Masseln (massas) Eisen be- willigt werden, "in Leoben zu erheben".
Der steirische Stahl übertraf an Güte jeden Stahl, wenigstens jeden europäischen, der vor der Einführung der Gussstahlfabrikation dar- gestellt wurde. Dieser Stahl wurde seit dem Mittelalter ausschliess- lich in Stucköfen dargestellt. Erst im Jahre 1750 wurde der erste Hochofen zum Schmelzen von Roheisen errichtet. Da aber die ganze Eisenerzer Industrie nur in einigen Händen war, so wurden im Jahre 1762 die Stucköfen völlig eingehen gelassen, nicht ohne grosse Opposition seitens der Arbeiter. Dagegen erhielten sich bei Eisern in Krain Stucköfen bis nach dem Jahre 1847.
Auch in der Gegend von Schmalkalden waren noch nach dem Jahre 1841 Stucköfen zum Zugutemachen von Frischschlacken im Betrieb, wie dies ähnlich auch zu Windisch in Kärnten geschah, während sie sich an einigen Orten in Ungarn und Siebenbürgen bis auf die Gegen- wart erhalten haben.
Beschreibungen von Stucköfen aus älteren Zeiten als dem vorigen Jahrhundert liegen nicht vor. Denn Agricolas Beschreibung gewisser höherer Öfen, die an seine Beschreibung der Luppenfeuer angehängt ist, erscheint so ungenau, dass daraus nicht zu ersehen ist, ob er einen Stuckofen oder einen Hochofen beschreiben will. Da jedoch das End- produkt weiches Eisen ist, so wird wohl ein Stuckofen gemeint sein.
Er sagt in jener Stelle: "Aber für solches Eisenerz, das kupfer- haltig ist oder nur schwer, wenn es geschmolzen wird, fliesst, muss man mehr Arbeit und stärkeres Feuer anwenden, denn man muss nicht nur,
1) Siehe oben S. 730.
Eisenbereitung im Mittelalter.
petuam memoriam anno MDCXXXII haec renovatio facta est anno invention. DCCCCXX.“ In einer alten Instruktion vom Jahre 1495 heiſst es gleichfalls, das leobinische Eisen sei mit Lob und Preis nun bei 700 Jahr gearbeitet und in allen Ländern vor anderem Stahl und Eisen berühmt gewesen 1).
Erst im 10. Jahrhundert bekamen die Deutschen durch Ottos I. Kämpfe in Steiermark wieder die Oberhand und 963 wurde die Mark- grafschaft Steier gegründet. Der Einfluſs aber, den die Slaven auf den Eisenbergbau und die Eisenschmelzerei in jenen Gegenden aus- geübt haben, geht aus den vielen slavischen Wörtern hervor, die sich beim steirischen Hüttenwesen erhalten haben. Dahin gehören nament- lich die mit der Endung izhe, als Kotlizhe und andere.
Im Jahre 1164 wird der Leobener Eisenindustrie zum erstenmal aktenmäſsig gedacht in einer Urkunde des Markgrafen Ottokar VII, in der der Karthause von Seitz jährlich 20 Masseln (maſsas) Eisen be- willigt werden, „in Leoben zu erheben“.
Der steirische Stahl übertraf an Güte jeden Stahl, wenigstens jeden europäischen, der vor der Einführung der Guſsstahlfabrikation dar- gestellt wurde. Dieser Stahl wurde seit dem Mittelalter ausschlieſs- lich in Stucköfen dargestellt. Erst im Jahre 1750 wurde der erste Hochofen zum Schmelzen von Roheisen errichtet. Da aber die ganze Eisenerzer Industrie nur in einigen Händen war, so wurden im Jahre 1762 die Stucköfen völlig eingehen gelassen, nicht ohne groſse Opposition seitens der Arbeiter. Dagegen erhielten sich bei Eisern in Krain Stucköfen bis nach dem Jahre 1847.
Auch in der Gegend von Schmalkalden waren noch nach dem Jahre 1841 Stucköfen zum Zugutemachen von Frischschlacken im Betrieb, wie dies ähnlich auch zu Windisch in Kärnten geschah, während sie sich an einigen Orten in Ungarn und Siebenbürgen bis auf die Gegen- wart erhalten haben.
Beschreibungen von Stucköfen aus älteren Zeiten als dem vorigen Jahrhundert liegen nicht vor. Denn Agricolas Beschreibung gewisser höherer Öfen, die an seine Beschreibung der Luppenfeuer angehängt ist, erscheint so ungenau, daſs daraus nicht zu ersehen ist, ob er einen Stuckofen oder einen Hochofen beschreiben will. Da jedoch das End- produkt weiches Eisen ist, so wird wohl ein Stuckofen gemeint sein.
Er sagt in jener Stelle: „Aber für solches Eisenerz, das kupfer- haltig ist oder nur schwer, wenn es geschmolzen wird, flieſst, muſs man mehr Arbeit und stärkeres Feuer anwenden, denn man muſs nicht nur,
1) Siehe oben S. 730.
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Eisenbereitung im Mittelalter.
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invention. DCCCCXX.“ In einer alten Instruktion vom Jahre 1495
heiſst es gleichfalls, das leobinische Eisen sei mit Lob und Preis nun
bei 700 Jahr gearbeitet und in allen Ländern vor anderem Stahl und
Eisen berühmt gewesen 1).
Erst im 10. Jahrhundert bekamen die Deutschen durch Ottos I.
Kämpfe in Steiermark wieder die Oberhand und 963 wurde die Mark-
grafschaft Steier gegründet. Der Einfluſs aber, den die Slaven auf
den Eisenbergbau und die Eisenschmelzerei in jenen Gegenden aus-
geübt haben, geht aus den vielen slavischen Wörtern hervor, die sich
beim steirischen Hüttenwesen erhalten haben. Dahin gehören nament-
lich die mit der Endung izhe, als Kotlizhe und andere.
Im Jahre 1164 wird der Leobener Eisenindustrie zum erstenmal
aktenmäſsig gedacht in einer Urkunde des Markgrafen Ottokar VII, in
der der Karthause von Seitz jährlich 20 Masseln (maſsas) Eisen be-
willigt werden, „in Leoben zu erheben“.
Der steirische Stahl übertraf an Güte jeden Stahl, wenigstens jeden
europäischen, der vor der Einführung der Guſsstahlfabrikation dar-
gestellt wurde. Dieser Stahl wurde seit dem Mittelalter ausschlieſs-
lich in Stucköfen dargestellt. Erst im Jahre 1750 wurde der erste
Hochofen zum Schmelzen von Roheisen errichtet. Da aber die ganze
Eisenerzer Industrie nur in einigen Händen war, so wurden im
Jahre 1762 die Stucköfen völlig eingehen gelassen, nicht ohne groſse
Opposition seitens der Arbeiter. Dagegen erhielten sich bei Eisern in
Krain Stucköfen bis nach dem Jahre 1847.
Auch in der Gegend von Schmalkalden waren noch nach dem
Jahre 1841 Stucköfen zum Zugutemachen von Frischschlacken im Betrieb,
wie dies ähnlich auch zu Windisch in Kärnten geschah, während sie
sich an einigen Orten in Ungarn und Siebenbürgen bis auf die Gegen-
wart erhalten haben.
Beschreibungen von Stucköfen aus älteren Zeiten als dem vorigen
Jahrhundert liegen nicht vor. Denn Agricolas Beschreibung gewisser
höherer Öfen, die an seine Beschreibung der Luppenfeuer angehängt
ist, erscheint so ungenau, daſs daraus nicht zu ersehen ist, ob er einen
Stuckofen oder einen Hochofen beschreiben will. Da jedoch das End-
produkt weiches Eisen ist, so wird wohl ein Stuckofen gemeint sein.
Er sagt in jener Stelle: „Aber für solches Eisenerz, das kupfer-
haltig ist oder nur schwer, wenn es geschmolzen wird, flieſst, muſs man
mehr Arbeit und stärkeres Feuer anwenden, denn man muſs nicht nur,
1) Siehe oben S. 730.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/840>, abgerufen am 22.11.2024.
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