"Decimam autem ferri de Plaaberg sacrista ad continuam illu- minationem altaris St. Blasii dari decrevimus 1).
In der Admonter Chronik wird erzählt, dass Abt Wolsolt im Jahre 1130 seine durch den häufigen Besuch des Nonnenklosters zu Admont verdächtigte Unschuld im Schmelzhause am Plahberge durch die Ordalie mit glühender Eisenscholle bewährte.
Steierische Eisenarbeiter waren im Mittelalter hochgeschätzt und wurden von fremden Fürsten gesucht und ins Land gezogen. Dies ge- schah namentlich von den ungarischen Königen. Im Jahre 1291 erneuerte König Andreas den in der Stadt Tnutzko angesiedelten österreichischen Eisenarbeitern, deren Öfen durch die Einfälle der Tataren zerstört worden waren, ihre Rechte und Privilegien. Es werden aufgezählt: "Hospites, magistri, ferri fussores et cultores." Sie werden ausdrücklich als Eisenarbeiter von der "Eisenwurzel" d. h. vom Erz- berg beschrieben 2): Proinde iisdem hospitibus austriacis pro ferri fabricis e loco Eisenwurezel cum affidatione in has terras Tran- sylvanas vocatis."
Im 13. Jahrhundert zogen sich die Eisenwerke in Steiermark bereits in die Thäler, indem man in diesem Jahrhundert schon anfing, die Wasserkraft zur Bewegung von Stampfwerken, Hämmern, vielleicht auch von Blasebälgen zu benutzen. Dadurch bereitete sich der grosse Umschwung in der Eisenindustrie vor, der mit dem Ausgange des Mittelalters seinen Abschluss fand. Ehe wir dieser Periode näher treten, wollen wir versuchen, das Bild der Eisengewinnung in der vor- hergehenden Zeit zu vervollständigen.
Wie in Steiermark, so war auch die Eisengewinnung in Kärnten und Krain sehr alt. In Kärnten ist es der Hüttenberger Erzberg, über den die meisten beglaubigten Nachrichten vorliegen.
831 schenkte Ludwig der Fromme dem Erzbischof Adalram von Salzburg Besitzungen in der Nähe des Hüttenberges. Eine weit grössere Schenkung machte Kaiser Otto im Jahre 953 an Erzbischof Herold. Dadurch kam der ganze Erzberg an das Hochstift Salzburg. Zwar werden in beiden Urkunden Erze oder Bergwerke nicht ausdrück- lich genannt, doch ergiebt sich aus einem Streite, den das Erzstift Salzburg später mit dem Kloster Admont über das Bergregal führte, dass Salzburg seine Rechte aus sehr alter Zeit herleitete. Aus dieser Schenkung aus dem Jahre 953 leitete das Hochstift Salzburg sein Eigentumsrecht auf die Eisenwerke von Hüttenberg, Lölling und
1) Admonter Urkunden 1130.
2) Fejer Cod. Dipl. Hung. IV, I, 119 bis 121.
Das frühe Mittelalter.
„Decimam autem ferri de Plaaberg sacrista ad continuam illu- minationem altaris St. Blasii dari decrevimus 1).
In der Admonter Chronik wird erzählt, daſs Abt Wolsolt im Jahre 1130 seine durch den häufigen Besuch des Nonnenklosters zu Admont verdächtigte Unschuld im Schmelzhause am Plahberge durch die Ordalie mit glühender Eisenscholle bewährte.
Steierische Eisenarbeiter waren im Mittelalter hochgeschätzt und wurden von fremden Fürsten gesucht und ins Land gezogen. Dies ge- schah namentlich von den ungarischen Königen. Im Jahre 1291 erneuerte König Andreas den in der Stadt Tnutzko angesiedelten österreichischen Eisenarbeitern, deren Öfen durch die Einfälle der Tataren zerstört worden waren, ihre Rechte und Privilegien. Es werden aufgezählt: „Hospites, magistri, ferri fussores et cultores.“ Sie werden ausdrücklich als Eisenarbeiter von der „Eisenwurzel“ d. h. vom Erz- berg beschrieben 2): Proinde iisdem hospitibus austriacis pro ferri fabricis e loco Eisenwurézel cum affidatione in has terras Tran- sylvanas vocatis.“
Im 13. Jahrhundert zogen sich die Eisenwerke in Steiermark bereits in die Thäler, indem man in diesem Jahrhundert schon anfing, die Wasserkraft zur Bewegung von Stampfwerken, Hämmern, vielleicht auch von Blasebälgen zu benutzen. Dadurch bereitete sich der groſse Umschwung in der Eisenindustrie vor, der mit dem Ausgange des Mittelalters seinen Abschluſs fand. Ehe wir dieser Periode näher treten, wollen wir versuchen, das Bild der Eisengewinnung in der vor- hergehenden Zeit zu vervollständigen.
Wie in Steiermark, so war auch die Eisengewinnung in Kärnten und Krain sehr alt. In Kärnten ist es der Hüttenberger Erzberg, über den die meisten beglaubigten Nachrichten vorliegen.
831 schenkte Ludwig der Fromme dem Erzbischof Adalram von Salzburg Besitzungen in der Nähe des Hüttenberges. Eine weit gröſsere Schenkung machte Kaiser Otto im Jahre 953 an Erzbischof Herold. Dadurch kam der ganze Erzberg an das Hochstift Salzburg. Zwar werden in beiden Urkunden Erze oder Bergwerke nicht ausdrück- lich genannt, doch ergiebt sich aus einem Streite, den das Erzstift Salzburg später mit dem Kloster Admont über das Bergregal führte, daſs Salzburg seine Rechte aus sehr alter Zeit herleitete. Aus dieser Schenkung aus dem Jahre 953 leitete das Hochstift Salzburg sein Eigentumsrecht auf die Eisenwerke von Hüttenberg, Lölling und
1) Admonter Urkunden 1130.
2) Fejér Cod. Dipl. Hung. IV, I, 119 bis 121.
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Das frühe Mittelalter.
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minationem altaris St. Blasii dari decrevimus 1).
In der Admonter Chronik wird erzählt, daſs Abt Wolsolt im
Jahre 1130 seine durch den häufigen Besuch des Nonnenklosters zu
Admont verdächtigte Unschuld im Schmelzhause am Plahberge durch
die Ordalie mit glühender Eisenscholle bewährte.
Steierische Eisenarbeiter waren im Mittelalter hochgeschätzt und
wurden von fremden Fürsten gesucht und ins Land gezogen. Dies ge-
schah namentlich von den ungarischen Königen. Im Jahre 1291
erneuerte König Andreas den in der Stadt Tnutzko angesiedelten
österreichischen Eisenarbeitern, deren Öfen durch die Einfälle der
Tataren zerstört worden waren, ihre Rechte und Privilegien. Es werden
aufgezählt: „Hospites, magistri, ferri fussores et cultores.“ Sie werden
ausdrücklich als Eisenarbeiter von der „Eisenwurzel“ d. h. vom Erz-
berg beschrieben 2): Proinde iisdem hospitibus austriacis pro ferri
fabricis e loco Eisenwurézel cum affidatione in has terras Tran-
sylvanas vocatis.“
Im 13. Jahrhundert zogen sich die Eisenwerke in Steiermark
bereits in die Thäler, indem man in diesem Jahrhundert schon anfing,
die Wasserkraft zur Bewegung von Stampfwerken, Hämmern, vielleicht
auch von Blasebälgen zu benutzen. Dadurch bereitete sich der groſse
Umschwung in der Eisenindustrie vor, der mit dem Ausgange des
Mittelalters seinen Abschluſs fand. Ehe wir dieser Periode näher
treten, wollen wir versuchen, das Bild der Eisengewinnung in der vor-
hergehenden Zeit zu vervollständigen.
Wie in Steiermark, so war auch die Eisengewinnung in Kärnten
und Krain sehr alt. In Kärnten ist es der Hüttenberger Erzberg,
über den die meisten beglaubigten Nachrichten vorliegen.
831 schenkte Ludwig der Fromme dem Erzbischof Adalram von
Salzburg Besitzungen in der Nähe des Hüttenberges. Eine weit
gröſsere Schenkung machte Kaiser Otto im Jahre 953 an Erzbischof
Herold. Dadurch kam der ganze Erzberg an das Hochstift Salzburg.
Zwar werden in beiden Urkunden Erze oder Bergwerke nicht ausdrück-
lich genannt, doch ergiebt sich aus einem Streite, den das Erzstift
Salzburg später mit dem Kloster Admont über das Bergregal führte,
daſs Salzburg seine Rechte aus sehr alter Zeit herleitete. Aus dieser
Schenkung aus dem Jahre 953 leitete das Hochstift Salzburg sein
Eigentumsrecht auf die Eisenwerke von Hüttenberg, Lölling und
1) Admonter Urkunden 1130.
2) Fejér Cod. Dipl. Hung. IV, I, 119 bis 121.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/776>, abgerufen am 23.11.2024.
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