in strahlenförmiger Richtung wie die Eisenrippen, an welche sie in Zwischenräumen von 11/2 Zoll genietet waren.
Alle die Nieten hatten an der Aussenseite verzierte silberne Knöpfe und auf der Stirnrippe ein kleines Kreuz aus demselben Metall. Auf der Spitze des Helmes ist eine länglich ovale Erzplatte befestigt und auf derselben die in Eisen geschnittene, jetzt sehr verrostete, aber
[Abbildung]
Fig. 249.
immer noch erkenntliche Darstellung eines Schweines. Seine Augen sind aus Bronze gebildet."
Dieser Spangenhelm ist jedenfalls die ältere Form der Wehrhaube, doch war auch der eigentliche Eisenhelm vom fünften Jahrhundert ab bereits im Gebrauch.
In Rotharis Gesetzbuch ist die Rede von "cassides que elmos dicimus" und im Waltharilied heisst es, dass Waltharis Klinge an der Stahlhärte seines Helmes zersplitterte 1). Im Beowulflied heisst der Helm "der braunschöne", "helle", "silberziere", "fürstreifumfangene" (v. 1461) und an anderer Stelle: "Schön, den Eberhelm auf dem Haupte sie trugen hell von Golde, fest und feuerhart (305 etc.)."
Ebenso wie der Helm war "die Brünne" (der Panzer) ein Werk hoher Schmiedekunst. Der Panzer ist keine germanische Er- findung, fand auch nur langsam Eingang bei den Deutschen. Es ist dies kaum zu verwundern. Ein an Körperkraft starkes Volk denkt weit weniger an die Schutz- als an die Angriffswaffen. Demungeachtet hat der Panzer und später speziell der Ringelpanzer im Mittelalter allge- meine Verbreitung erfahren. Die alten Deutschen kämpften ohne diesen Schutz, der immerhin der Beweglichkeit im Felde grossen Eintrag that. Noch im späten Mittelalter fochten die Landsknechte als "nackte Knaben". Erst infolge des Verkehrs mit den Römern kamen Panzer bei Fürsten und reichen Edlen in Aufnahme. Doch waren metallene Schutzwaffen dieser Art im fünften und im Anfange des sechsten Jahr- hunderts noch sehr selten und wurden solche ausschliesslich von den Königen und den vornehmsten Edlen getragen, von denen diese erst
1) Sed cassis fabricata diu meliusque peracta Excipit assultum, mox et scin- tillat in altum, Cujus duritia stupefactus dissilit ensis Walth. v. 1372 u. f.
Die Germanen.
in strahlenförmiger Richtung wie die Eisenrippen, an welche sie in Zwischenräumen von 1½ Zoll genietet waren.
Alle die Nieten hatten an der Auſsenseite verzierte silberne Knöpfe und auf der Stirnrippe ein kleines Kreuz aus demselben Metall. Auf der Spitze des Helmes ist eine länglich ovale Erzplatte befestigt und auf derselben die in Eisen geschnittene, jetzt sehr verrostete, aber
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Fig. 249.
immer noch erkenntliche Darstellung eines Schweines. Seine Augen sind aus Bronze gebildet.“
Dieser Spangenhelm ist jedenfalls die ältere Form der Wehrhaube, doch war auch der eigentliche Eisenhelm vom fünften Jahrhundert ab bereits im Gebrauch.
In Rotharis Gesetzbuch ist die Rede von „cassides que elmos dicimus“ und im Waltharilied heiſst es, daſs Waltharis Klinge an der Stahlhärte seines Helmes zersplitterte 1). Im Beowulflied heiſst der Helm „der braunschöne“, „helle“, „silberziere“, „fürstreifumfangene“ (v. 1461) und an anderer Stelle: „Schön, den Eberhelm auf dem Haupte sie trugen hell von Golde, fest und feuerhart (305 etc.).“
Ebenso wie der Helm war „die Brünne“ (der Panzer) ein Werk hoher Schmiedekunst. Der Panzer ist keine germanische Er- findung, fand auch nur langsam Eingang bei den Deutschen. Es ist dies kaum zu verwundern. Ein an Körperkraft starkes Volk denkt weit weniger an die Schutz- als an die Angriffswaffen. Demungeachtet hat der Panzer und später speziell der Ringelpanzer im Mittelalter allge- meine Verbreitung erfahren. Die alten Deutschen kämpften ohne diesen Schutz, der immerhin der Beweglichkeit im Felde groſsen Eintrag that. Noch im späten Mittelalter fochten die Landsknechte als „nackte Knaben“. Erst infolge des Verkehrs mit den Römern kamen Panzer bei Fürsten und reichen Edlen in Aufnahme. Doch waren metallene Schutzwaffen dieser Art im fünften und im Anfange des sechsten Jahr- hunderts noch sehr selten und wurden solche ausschlieſslich von den Königen und den vornehmsten Edlen getragen, von denen diese erst
1) Sed cassis fabricata diu meliusque peracta Excipit assultum, mox et scin- tillat in altum, Cujus duritia stupefactus dissilit ensis Walth. v. 1372 u. f.
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Die Germanen.
in strahlenförmiger Richtung wie die Eisenrippen, an welche sie in
Zwischenräumen von 1½ Zoll genietet waren.
Alle die Nieten hatten an der Auſsenseite verzierte silberne
Knöpfe und auf der Stirnrippe ein kleines Kreuz aus demselben Metall.
Auf der Spitze des Helmes ist eine länglich ovale Erzplatte befestigt
und auf derselben die in Eisen geschnittene, jetzt sehr verrostete, aber
[Abbildung Fig. 249.]
immer noch erkenntliche Darstellung
eines Schweines. Seine Augen sind
aus Bronze gebildet.“
Dieser Spangenhelm ist jedenfalls
die ältere Form der Wehrhaube, doch
war auch der eigentliche Eisenhelm
vom fünften Jahrhundert ab bereits
im Gebrauch.
In Rotharis Gesetzbuch ist die
Rede von „cassides que elmos dicimus“
und im Waltharilied heiſst es, daſs
Waltharis Klinge an der Stahlhärte
seines Helmes zersplitterte 1). Im
Beowulflied heiſst der Helm „der
braunschöne“, „helle“, „silberziere“, „fürstreifumfangene“ (v. 1461)
und an anderer Stelle: „Schön, den Eberhelm auf dem Haupte sie
trugen hell von Golde, fest und feuerhart (305 etc.).“
Ebenso wie der Helm war „die Brünne“ (der Panzer) ein
Werk hoher Schmiedekunst. Der Panzer ist keine germanische Er-
findung, fand auch nur langsam Eingang bei den Deutschen. Es ist
dies kaum zu verwundern. Ein an Körperkraft starkes Volk denkt weit
weniger an die Schutz- als an die Angriffswaffen. Demungeachtet hat
der Panzer und später speziell der Ringelpanzer im Mittelalter allge-
meine Verbreitung erfahren. Die alten Deutschen kämpften ohne
diesen Schutz, der immerhin der Beweglichkeit im Felde groſsen Eintrag
that. Noch im späten Mittelalter fochten die Landsknechte als „nackte
Knaben“. Erst infolge des Verkehrs mit den Römern kamen Panzer bei
Fürsten und reichen Edlen in Aufnahme. Doch waren metallene
Schutzwaffen dieser Art im fünften und im Anfange des sechsten Jahr-
hunderts noch sehr selten und wurden solche ausschlieſslich von den
Königen und den vornehmsten Edlen getragen, von denen diese erst
1) Sed cassis fabricata diu meliusque peracta Excipit assultum, mox et scin-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 724. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/746>, abgerufen am 22.11.2024.
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