Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.Die Germanen. als Wurf- und Hiebwaffe. Das Beil war ebenfalls eine allgemeineWaffe der deutschen Völker. Am bekanntesten ist die Franziska, die Axt der Franken, welche sich häufig in fränkischen Gräbern findet und deren Gebrauch durch bestimmte Nachrichten festgestellt ist. Schon im Grabe Childerichs I. (+ 481) fand sich diese Nationalwaffe. Die Franziska hat fast stets nebenstehende Form (Fig. 229), seltener die Fig. 230 dargestellte. Die Waffe ist dadurch charakterisiert, dass die [Abbildung]
Fig. 229. [Abbildung]
Fig. 230. Mitte der Schneide nicht mit der Mitte des Axthelms zusammenfällt,sondern durch die Schweifung der Klinge nach oben höher liegt, so dass selbst die untere Spitze der Schneide nicht bis zum unteren Rand des Axthelms herabreicht. Ebenso ist die Schneide nach oben aus- geschweift, so dass die obere Spitze über der unteren hervorragt. Die Tangente der Krümmung der Schneide fällt in die Verlängerung des [Abbildung]
Fig. 231. [Abbildung]
Fig. 232. Schaftes, wahrscheinlich in den Drehpunkt der Waffe beim Werfen,also in den Abstand zwischen Handgelenk und Ellbogen. Die aus- geschweifte Form und die Stellung der Schneide dienten den Schwung des Hiebes oder Wurfes zu verstärken. Die leichte Axt wurde wahr- scheinlich im Kriege wie im Frieden an der Seite getragen. Wie lang der hölzerne Schaft war, ist noch unaufgeklärt, doch scheint er nach Procops 1) 1) Procop. bell. gall. II.
Die Germanen. als Wurf- und Hiebwaffe. Das Beil war ebenfalls eine allgemeineWaffe der deutschen Völker. Am bekanntesten ist die Franziska, die Axt der Franken, welche sich häufig in fränkischen Gräbern findet und deren Gebrauch durch bestimmte Nachrichten festgestellt ist. Schon im Grabe Childerichs I. († 481) fand sich diese Nationalwaffe. Die Franziska hat fast stets nebenstehende Form (Fig. 229), seltener die Fig. 230 dargestellte. Die Waffe ist dadurch charakterisiert, daſs die [Abbildung]
Fig. 229. [Abbildung]
Fig. 230. Mitte der Schneide nicht mit der Mitte des Axthelms zusammenfällt,sondern durch die Schweifung der Klinge nach oben höher liegt, so daſs selbst die untere Spitze der Schneide nicht bis zum unteren Rand des Axthelms herabreicht. Ebenso ist die Schneide nach oben aus- geschweift, so daſs die obere Spitze über der unteren hervorragt. Die Tangente der Krümmung der Schneide fällt in die Verlängerung des [Abbildung]
Fig. 231. [Abbildung]
Fig. 232. Schaftes, wahrscheinlich in den Drehpunkt der Waffe beim Werfen,also in den Abstand zwischen Handgelenk und Ellbogen. Die aus- geschweifte Form und die Stellung der Schneide dienten den Schwung des Hiebes oder Wurfes zu verstärken. Die leichte Axt wurde wahr- scheinlich im Kriege wie im Frieden an der Seite getragen. Wie lang der hölzerne Schaft war, ist noch unaufgeklärt, doch scheint er nach Procops 1) 1) Procop. bell. gall. II.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0730" n="708"/><fw place="top" type="header">Die Germanen.</fw><lb/> als Wurf- und Hiebwaffe. Das Beil war ebenfalls eine allgemeine<lb/> Waffe der deutschen Völker. Am bekanntesten ist die Franziska, die<lb/> Axt der Franken, welche sich häufig in fränkischen Gräbern findet<lb/> und deren Gebrauch durch bestimmte Nachrichten festgestellt ist.<lb/> Schon im Grabe Childerichs I. († 481) fand sich diese Nationalwaffe.<lb/> Die Franziska hat fast stets nebenstehende Form (Fig. 229), seltener die<lb/> Fig. 230 dargestellte. Die Waffe ist dadurch charakterisiert, daſs die<lb/><figure><head>Fig. 229.</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 230.</head></figure><lb/> Mitte der Schneide nicht mit der Mitte des Axthelms zusammenfällt,<lb/> sondern durch die Schweifung der Klinge nach oben höher liegt, so<lb/> daſs selbst die untere Spitze der Schneide nicht bis zum unteren Rand<lb/> des Axthelms herabreicht. Ebenso ist die Schneide nach oben aus-<lb/> geschweift, so daſs die obere Spitze über der unteren hervorragt. Die<lb/> Tangente der Krümmung der Schneide fällt in die Verlängerung des<lb/><figure><head>Fig. 231.</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 232.</head></figure><lb/> Schaftes, wahrscheinlich in den Drehpunkt der Waffe beim Werfen,<lb/> also in den Abstand zwischen Handgelenk und Ellbogen. Die aus-<lb/> geschweifte Form und die Stellung der Schneide dienten den Schwung<lb/> des Hiebes oder Wurfes zu verstärken. Die leichte Axt wurde wahr-<lb/> scheinlich im Kriege wie im Frieden an der Seite getragen. Wie lang der<lb/> hölzerne Schaft war, ist noch unaufgeklärt, doch scheint er nach Procops <note place="foot" n="1)">Procop. bell. gall. II.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [708/0730]
Die Germanen.
als Wurf- und Hiebwaffe. Das Beil war ebenfalls eine allgemeine
Waffe der deutschen Völker. Am bekanntesten ist die Franziska, die
Axt der Franken, welche sich häufig in fränkischen Gräbern findet
und deren Gebrauch durch bestimmte Nachrichten festgestellt ist.
Schon im Grabe Childerichs I. († 481) fand sich diese Nationalwaffe.
Die Franziska hat fast stets nebenstehende Form (Fig. 229), seltener die
Fig. 230 dargestellte. Die Waffe ist dadurch charakterisiert, daſs die
[Abbildung Fig. 229.]
[Abbildung Fig. 230.]
Mitte der Schneide nicht mit der Mitte des Axthelms zusammenfällt,
sondern durch die Schweifung der Klinge nach oben höher liegt, so
daſs selbst die untere Spitze der Schneide nicht bis zum unteren Rand
des Axthelms herabreicht. Ebenso ist die Schneide nach oben aus-
geschweift, so daſs die obere Spitze über der unteren hervorragt. Die
Tangente der Krümmung der Schneide fällt in die Verlängerung des
[Abbildung Fig. 231.]
[Abbildung Fig. 232.]
Schaftes, wahrscheinlich in den Drehpunkt der Waffe beim Werfen,
also in den Abstand zwischen Handgelenk und Ellbogen. Die aus-
geschweifte Form und die Stellung der Schneide dienten den Schwung
des Hiebes oder Wurfes zu verstärken. Die leichte Axt wurde wahr-
scheinlich im Kriege wie im Frieden an der Seite getragen. Wie lang der
hölzerne Schaft war, ist noch unaufgeklärt, doch scheint er nach Procops 1)
1) Procop. bell. gall. II.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/730 |
Zitationshilfe: | Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/730>, abgerufen am 26.06.2024. |