Die Zwerge haben nach der allgemeinen Vorstellung eine graue Kleidung und sind im Besitze von Nebelkappen. Die Einteilung in Schwarzelfen und Lichtelfen ist eine mehr theologische, doch jedenfalls eine sehr alte. Aus svart alfar entstand "dvergar", Zwerge. In der Edda erscheinen die Zwerge alle als kunstfertige Schmiede, woher auch ihr schwarzes, russiges Äussere kommt. Ihre Werkstätten liegen in Höhlen und Bergen. Eine sehr alte Überlieferung, die jedenfalls eine historische Grundlage hat, ist die Vorstellung, dass jeder Hof seinen Haus- zwerg oder Hausschmied habe, dem man deshalb an einem bestimmten Platze ausserhalb des Hauses einen Tisch bereitete und einen Topf mit Speisen hinsetzte. Ebenso die fromme Sitte, dass derjenige, welcher an einer Zwerghöhle vorüberging, Geld und Brot an den Ausgang legte.
Die Zwerge sind älter als die Menschen. Sie wurden zuerst ge- schaffen, um das wüste Land und die Gebirge anzubauen. Nach ihnen entstanden die Riesen, die in allen Überlieferungen der asiatischen Völker vorkommen, aber bei den Germanen durchaus nicht in so be- stimmter Gestalt erscheinen, wie die Zwerge. Die Aufgabe der Riesen war, das ungeheuere Gewürm zu erschlagen. Nach den Riesen wurden die Helden (die Vorfahren der Germanen) geboren, um die übermütigen Riesen zu bekämpfen und den Zwergen gegen die Riesen beizustehen. So stellen Riesen und Zwerge nach dieser Auffassung zwei Gegen- sätze der Menschennatur dar.
Ihrer äusseren Erscheinung nach sind die Zwerge klein und winzig. Zu der hässlichen Farbe kommt noch ein übelgebauter Leib, grobe Tracht und Plattfüsse (Gänsefüsse). Sie bilden eine organisierte Ge- meinschaft, ein Volk, das seine Könige hat. Diese Könige der Zwerge erscheinen in der germanischen Sage oft wieder als Vasallen eines Heldenkönigs; so ist z. B. der Zwergkönig Alberich nur ein Dienst- mann des Königs Nibelung.
Die Höhlen der Zwerge kennt die volkstümliche Überlieferung noch heute. Dies sind die Erdmanns- und Heinzelmannshöhlen, die man an vielen Plätzen zeigt und die unverkennbar meist alte Bergbaue waren, wie z. B. die Heinzelmannshöhlen bei Bad Ems. Die Zwerge schlüpfen in Ritzen und Spalten des Gebirges, in die ihnen die Ver- folger nicht nachsetzen können. Dort sammeln sie ihre Schätze und schmieden künstliche Waffen. Ihre Könige bauen sich prächtige Ge- mächer unter der Erde. Aber obgleich die Zwerge die Menschen scheuen und fliehen, so bedürfen sie ihrer doch in manchen Nöten und suchen sie auf. Das hat besonders in drei Fällen statt: Erstens be- dürfen sie erfahrener Menschenfrauen als Hebammen, um kreisenden
Mythische Zeit.
Die Zwerge haben nach der allgemeinen Vorstellung eine graue Kleidung und sind im Besitze von Nebelkappen. Die Einteilung in Schwarzelfen und Lichtelfen ist eine mehr theologische, doch jedenfalls eine sehr alte. Aus svart âlfar entstand „dvergar“, Zwerge. In der Edda erscheinen die Zwerge alle als kunstfertige Schmiede, woher auch ihr schwarzes, ruſsiges Äuſsere kommt. Ihre Werkstätten liegen in Höhlen und Bergen. Eine sehr alte Überlieferung, die jedenfalls eine historische Grundlage hat, ist die Vorstellung, daſs jeder Hof seinen Haus- zwerg oder Hausschmied habe, dem man deshalb an einem bestimmten Platze auſserhalb des Hauses einen Tisch bereitete und einen Topf mit Speisen hinsetzte. Ebenso die fromme Sitte, daſs derjenige, welcher an einer Zwerghöhle vorüberging, Geld und Brot an den Ausgang legte.
Die Zwerge sind älter als die Menschen. Sie wurden zuerst ge- schaffen, um das wüste Land und die Gebirge anzubauen. Nach ihnen entstanden die Riesen, die in allen Überlieferungen der asiatischen Völker vorkommen, aber bei den Germanen durchaus nicht in so be- stimmter Gestalt erscheinen, wie die Zwerge. Die Aufgabe der Riesen war, das ungeheuere Gewürm zu erschlagen. Nach den Riesen wurden die Helden (die Vorfahren der Germanen) geboren, um die übermütigen Riesen zu bekämpfen und den Zwergen gegen die Riesen beizustehen. So stellen Riesen und Zwerge nach dieser Auffassung zwei Gegen- sätze der Menschennatur dar.
Ihrer äuſseren Erscheinung nach sind die Zwerge klein und winzig. Zu der häſslichen Farbe kommt noch ein übelgebauter Leib, grobe Tracht und Plattfüſse (Gänsefüſse). Sie bilden eine organisierte Ge- meinschaft, ein Volk, das seine Könige hat. Diese Könige der Zwerge erscheinen in der germanischen Sage oft wieder als Vasallen eines Heldenkönigs; so ist z. B. der Zwergkönig Alberich nur ein Dienst- mann des Königs Nibelung.
Die Höhlen der Zwerge kennt die volkstümliche Überlieferung noch heute. Dies sind die Erdmanns- und Heinzelmannshöhlen, die man an vielen Plätzen zeigt und die unverkennbar meist alte Bergbaue waren, wie z. B. die Heinzelmannshöhlen bei Bad Ems. Die Zwerge schlüpfen in Ritzen und Spalten des Gebirges, in die ihnen die Ver- folger nicht nachsetzen können. Dort sammeln sie ihre Schätze und schmieden künstliche Waffen. Ihre Könige bauen sich prächtige Ge- mächer unter der Erde. Aber obgleich die Zwerge die Menschen scheuen und fliehen, so bedürfen sie ihrer doch in manchen Nöten und suchen sie auf. Das hat besonders in drei Fällen statt: Erstens be- dürfen sie erfahrener Menschenfrauen als Hebammen, um kreisenden
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Mythische Zeit.
Die Zwerge haben nach der allgemeinen Vorstellung eine graue
Kleidung und sind im Besitze von Nebelkappen. Die Einteilung in
Schwarzelfen und Lichtelfen ist eine mehr theologische, doch jedenfalls
eine sehr alte. Aus svart âlfar entstand „dvergar“, Zwerge. In der
Edda erscheinen die Zwerge alle als kunstfertige Schmiede, woher auch
ihr schwarzes, ruſsiges Äuſsere kommt. Ihre Werkstätten liegen in
Höhlen und Bergen. Eine sehr alte Überlieferung, die jedenfalls eine
historische Grundlage hat, ist die Vorstellung, daſs jeder Hof seinen Haus-
zwerg oder Hausschmied habe, dem man deshalb an einem bestimmten
Platze auſserhalb des Hauses einen Tisch bereitete und einen Topf mit
Speisen hinsetzte. Ebenso die fromme Sitte, daſs derjenige, welcher
an einer Zwerghöhle vorüberging, Geld und Brot an den Ausgang legte.
Die Zwerge sind älter als die Menschen. Sie wurden zuerst ge-
schaffen, um das wüste Land und die Gebirge anzubauen. Nach ihnen
entstanden die Riesen, die in allen Überlieferungen der asiatischen
Völker vorkommen, aber bei den Germanen durchaus nicht in so be-
stimmter Gestalt erscheinen, wie die Zwerge. Die Aufgabe der Riesen
war, das ungeheuere Gewürm zu erschlagen. Nach den Riesen wurden
die Helden (die Vorfahren der Germanen) geboren, um die übermütigen
Riesen zu bekämpfen und den Zwergen gegen die Riesen beizustehen.
So stellen Riesen und Zwerge nach dieser Auffassung zwei Gegen-
sätze der Menschennatur dar.
Ihrer äuſseren Erscheinung nach sind die Zwerge klein und winzig.
Zu der häſslichen Farbe kommt noch ein übelgebauter Leib, grobe
Tracht und Plattfüſse (Gänsefüſse). Sie bilden eine organisierte Ge-
meinschaft, ein Volk, das seine Könige hat. Diese Könige der Zwerge
erscheinen in der germanischen Sage oft wieder als Vasallen eines
Heldenkönigs; so ist z. B. der Zwergkönig Alberich nur ein Dienst-
mann des Königs Nibelung.
Die Höhlen der Zwerge kennt die volkstümliche Überlieferung
noch heute. Dies sind die Erdmanns- und Heinzelmannshöhlen, die
man an vielen Plätzen zeigt und die unverkennbar meist alte Bergbaue
waren, wie z. B. die Heinzelmannshöhlen bei Bad Ems. Die Zwerge
schlüpfen in Ritzen und Spalten des Gebirges, in die ihnen die Ver-
folger nicht nachsetzen können. Dort sammeln sie ihre Schätze und
schmieden künstliche Waffen. Ihre Könige bauen sich prächtige Ge-
mächer unter der Erde. Aber obgleich die Zwerge die Menschen
scheuen und fliehen, so bedürfen sie ihrer doch in manchen Nöten und
suchen sie auf. Das hat besonders in drei Fällen statt: Erstens be-
dürfen sie erfahrener Menschenfrauen als Hebammen, um kreisenden
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/719>, abgerufen am 22.11.2024.
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