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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Das frühe Mittelalter.
züglich gewesen sein, obgleich er sie nicht im einzelnen beschreibt.
Am meisten imponierten ihm die Kriegswagen, die mit eisernen Sicheln
und Haken versehen waren. Das Heer des Kassibelanus zählte nach
seiner Niederlage noch 4000 solcher Kriegswagen. Diese Wagen hiessen
covini 1). Nicht minder vorzüglich war die Reiterei ausgerüstet, sie
war bewaffnet mit langen Schildern, breiten Schwertern und mächtigen
Speeren.

Der römische Einfluss auf Britannien war ein bedeutender und
nachhaltiger. Indessen war die Unterwerfung durch Cäsar nur eine
unvollständige. Er erhielt nie den vollen Tribut, den er ausgeschrieben
hatte. Ebenso erging es dem Augustus, der es bei Drohungen be-
wenden liess. Auch Tiberius war milde gegen Britannien und be-
gnügte sich mit dem, was ihm die britischen Fürsten aus freien Stücken
gaben. Caligulas zweckloser und unsinniger Einfall im Jahre 40 n. Chr.
hinterliess keinen grossen Eindruck. Indessen wirkte die römische
Bildung durch den Kontakt im stillen. Aus der Beschreibung von
dem Kriegszuge des Vespasian 43 n. Chr. geht hervor, dass Kunst und
Industrie seit Cäsar grosse Fortschritte gemacht hatten. London wird
damals bereits als eine grosse Handelsstadt geschildert. Erst der Sieg
des Suetonius über die Königin Boadicea und ihr gewaltiges Heer be-
gründete die römische Herrschaft über Britannien, die dann durch die
sieben Feldzüge Agrikolas bis zum Jahre 84 befestigt wurde. Auch
Agrikola war eifrig bemüht, Kunst und Industrie in Britannien zu fördern.

Als Kaiser Hadrian im Jahre 120 mit der 6. Legion nach Britan-
nien kam, machte er die Stadt Bath (Aquae Solis) zu einem wichtigen
Garnisonplatze und legte eine grosse kaiserliche Waffenfabrik (fabrica)
daselbst an. Die Lage von Bath war hierfür in jeder Art geeignet,
namentlich auch deshalb, weil die benachbarten Berge von Monmouth-
shire und Gloucestershire Eisenerz in Menge lieferten. Die Schmiede
bildeten bei den römischen Legionen regelmässige Kompagnieen, die
unter der Führung eines Obersten (primicerius) standen. Sie folgten
teils der Legion, teils waren sie den kaiserlichen Werkstätten zugeteilt.
Die der Legion zugeteilten hatten mehr die Aufgabe die Waffen der
Soldaten in Stand zu halten, die in den Werkstätten beschäftigten ver-
fertigten die neuen Waffen, die sie an einen, dazu ernannten Offizier
abliefern mussten, von dem sie in den Zeughäusern niedergelegt wurden.
Um jeden Missbrauch bei diesem wichtigen Zweige der Militärverwal-
tung auszuschliessen, und die richtigste und methodischste Durchführung

1) Pompon. Mela III, c. 6 ... covinos vocant, quorum falcatis axibus utuntur.

Das frühe Mittelalter.
züglich gewesen sein, obgleich er sie nicht im einzelnen beschreibt.
Am meisten imponierten ihm die Kriegswagen, die mit eisernen Sicheln
und Haken versehen waren. Das Heer des Kassibelanus zählte nach
seiner Niederlage noch 4000 solcher Kriegswagen. Diese Wagen hieſsen
covini 1). Nicht minder vorzüglich war die Reiterei ausgerüstet, sie
war bewaffnet mit langen Schildern, breiten Schwertern und mächtigen
Speeren.

Der römische Einfluſs auf Britannien war ein bedeutender und
nachhaltiger. Indessen war die Unterwerfung durch Cäsar nur eine
unvollständige. Er erhielt nie den vollen Tribut, den er ausgeschrieben
hatte. Ebenso erging es dem Augustus, der es bei Drohungen be-
wenden lieſs. Auch Tiberius war milde gegen Britannien und be-
gnügte sich mit dem, was ihm die britischen Fürsten aus freien Stücken
gaben. Caligulas zweckloser und unsinniger Einfall im Jahre 40 n. Chr.
hinterlieſs keinen groſsen Eindruck. Indessen wirkte die römische
Bildung durch den Kontakt im stillen. Aus der Beschreibung von
dem Kriegszuge des Vespasian 43 n. Chr. geht hervor, daſs Kunst und
Industrie seit Cäsar groſse Fortschritte gemacht hatten. London wird
damals bereits als eine groſse Handelsstadt geschildert. Erst der Sieg
des Suetonius über die Königin Boadicea und ihr gewaltiges Heer be-
gründete die römische Herrschaft über Britannien, die dann durch die
sieben Feldzüge Agrikolas bis zum Jahre 84 befestigt wurde. Auch
Agrikola war eifrig bemüht, Kunst und Industrie in Britannien zu fördern.

Als Kaiser Hadrian im Jahre 120 mit der 6. Legion nach Britan-
nien kam, machte er die Stadt Bath (Aquae Solis) zu einem wichtigen
Garnisonplatze und legte eine groſse kaiserliche Waffenfabrik (fabrica)
daselbst an. Die Lage von Bath war hierfür in jeder Art geeignet,
namentlich auch deshalb, weil die benachbarten Berge von Monmouth-
shire und Gloucestershire Eisenerz in Menge lieferten. Die Schmiede
bildeten bei den römischen Legionen regelmäſsige Kompagnieen, die
unter der Führung eines Obersten (primicerius) standen. Sie folgten
teils der Legion, teils waren sie den kaiserlichen Werkstätten zugeteilt.
Die der Legion zugeteilten hatten mehr die Aufgabe die Waffen der
Soldaten in Stand zu halten, die in den Werkstätten beschäftigten ver-
fertigten die neuen Waffen, die sie an einen, dazu ernannten Offizier
abliefern muſsten, von dem sie in den Zeughäusern niedergelegt wurden.
Um jeden Miſsbrauch bei diesem wichtigen Zweige der Militärverwal-
tung auszuschlieſsen, und die richtigste und methodischste Durchführung

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[674/0696] Das frühe Mittelalter. züglich gewesen sein, obgleich er sie nicht im einzelnen beschreibt. Am meisten imponierten ihm die Kriegswagen, die mit eisernen Sicheln und Haken versehen waren. Das Heer des Kassibelanus zählte nach seiner Niederlage noch 4000 solcher Kriegswagen. Diese Wagen hieſsen covini 1). Nicht minder vorzüglich war die Reiterei ausgerüstet, sie war bewaffnet mit langen Schildern, breiten Schwertern und mächtigen Speeren. Der römische Einfluſs auf Britannien war ein bedeutender und nachhaltiger. Indessen war die Unterwerfung durch Cäsar nur eine unvollständige. Er erhielt nie den vollen Tribut, den er ausgeschrieben hatte. Ebenso erging es dem Augustus, der es bei Drohungen be- wenden lieſs. Auch Tiberius war milde gegen Britannien und be- gnügte sich mit dem, was ihm die britischen Fürsten aus freien Stücken gaben. Caligulas zweckloser und unsinniger Einfall im Jahre 40 n. Chr. hinterlieſs keinen groſsen Eindruck. Indessen wirkte die römische Bildung durch den Kontakt im stillen. Aus der Beschreibung von dem Kriegszuge des Vespasian 43 n. Chr. geht hervor, daſs Kunst und Industrie seit Cäsar groſse Fortschritte gemacht hatten. London wird damals bereits als eine groſse Handelsstadt geschildert. Erst der Sieg des Suetonius über die Königin Boadicea und ihr gewaltiges Heer be- gründete die römische Herrschaft über Britannien, die dann durch die sieben Feldzüge Agrikolas bis zum Jahre 84 befestigt wurde. Auch Agrikola war eifrig bemüht, Kunst und Industrie in Britannien zu fördern. Als Kaiser Hadrian im Jahre 120 mit der 6. Legion nach Britan- nien kam, machte er die Stadt Bath (Aquae Solis) zu einem wichtigen Garnisonplatze und legte eine groſse kaiserliche Waffenfabrik (fabrica) daselbst an. Die Lage von Bath war hierfür in jeder Art geeignet, namentlich auch deshalb, weil die benachbarten Berge von Monmouth- shire und Gloucestershire Eisenerz in Menge lieferten. Die Schmiede bildeten bei den römischen Legionen regelmäſsige Kompagnieen, die unter der Führung eines Obersten (primicerius) standen. Sie folgten teils der Legion, teils waren sie den kaiserlichen Werkstätten zugeteilt. Die der Legion zugeteilten hatten mehr die Aufgabe die Waffen der Soldaten in Stand zu halten, die in den Werkstätten beschäftigten ver- fertigten die neuen Waffen, die sie an einen, dazu ernannten Offizier abliefern muſsten, von dem sie in den Zeughäusern niedergelegt wurden. Um jeden Miſsbrauch bei diesem wichtigen Zweige der Militärverwal- tung auszuschlieſsen, und die richtigste und methodischste Durchführung 1) Pompon. Mela III, c. 6 … covinos vocant, quorum falcatis axibus utuntur.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 674. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/696>, abgerufen am 22.11.2024.