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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Das frühe Mittelalter.
Unterscheidung den Ofen mit dem dicken Steine (four de la grosse
pierre) nennen, stand ausserhalb fast an der westlichen Seitenwand.
Er ist durch seine Erhaltung der interessanteste. Wir nennen ihn so
wegen eines Granitsteines von 1 m Quadrat und 0,2 m Dicke, der mit
der unteren Fläche direkt über einem Aquädukt lag. Der Block war
behauen, aber durch das Feuer angegriffen und sieht aus wie eine
grosse Feuerplatte. Die Gallier konstruierten ihre Öfen, wie ihre
Wälle aus Feldsteinen, aber ihr Material, obgleich aus guten Granit-
und Porphyrbrüchen stammend, hat schlecht gehalten. Die Hitze hat
sie trotz ihrer Härte mürbe gemacht und nahezu geschmolzen. Es ist
zu verwundern, dass sie nicht den Stein von Roche-Mouron verwendeten,
der feuerfest ist und den sie als Baustein brachen. Um den Mängeln
des Materials abzuhelfen, kleideten sie die Öfen inwendig mit einer
20 cm dicken Schicht von feuerfester Erde von gelblicher Farbe,
welche in der Hitze rot wurde, aus. Dieser mit Sorgfalt hergestellte
Überzug ist sehr fein im Korn, ganz ähnlich den Auskleidungen
unserer Öfen. Die Seitenwände, roh zubehauen, sind von wechselnder
Dicke, die rechte 43 cm, die linke 30 cm. Das Mauerwerk ist durch-
aus verschieden von dem gewöhnlichen Mauerwerk, bei dem die Steine
nur mit Lehm verbunden sind. In den Öfen sind die Steine dagegen,
die dem Feuer ausgesetzt sind, kunstvoll verbunden. Die Stossfugen,
mit feuerfestem Thon ausgeschmiert, sind nur wenige Millimeter weit.
Doch öffnen sich die Fugen nach aussen, mit dem Abstande vom Feuer.
Die Rückwand (rustine), die 40 cm hoch, 20 cm dick und 90 cm lang
ist, wird aus sechs Granitblöcken gebildet, grob zugehauen aber kunst-
voll gefugt. Die Herdsohle, die sich 15 bis 20 cm auf die Länge von
90 cm neigt, ist rechtwinkelig oder eigentlich polygonal infolge einer
leichten Verschwächung der Rückwand. Sie hat rechtwinkelig hinter
der Brust- oder Vorderwand des Ofens eine Vertiefung von 15 cm auf
42 cm Länge, um die Schlacke beim Schmelzen aufzunehmen. Die
Brust, die am meisten zerstört ist, war aus Bruchsteinen und 30 cm
hoch aufgeführt. Das Abstichloch ist noch mit einem Thonpfropf ge-
schlossen. An dasselbe schliesst sich ein kleiner Kanal (Schlacken-
rinne), der in den Vorherd (plateforme de la base) geschlagen ist, der
sich von der Brust verlängert bis zu dem ersten Abzuge nach dem
Granitblock, von dem wir gesprochen haben. Die Länge der beiden
Abteilungen verbunden nähert sich 2 m.

Bei der Auffindung war der Ofen vollgepfropft mit einer 50 cm
dicken Schicht zu Mehl geriebener Holzkohlen, gemengt mit Teilen der
Auskleidung, mit Schlacken, Erzstücken, Eisen, formlos und oxydiert,

Das frühe Mittelalter.
Unterscheidung den Ofen mit dem dicken Steine (four de la grosse
pierre) nennen, stand auſserhalb fast an der westlichen Seitenwand.
Er ist durch seine Erhaltung der interessanteste. Wir nennen ihn so
wegen eines Granitsteines von 1 m Quadrat und 0,2 m Dicke, der mit
der unteren Fläche direkt über einem Aquädukt lag. Der Block war
behauen, aber durch das Feuer angegriffen und sieht aus wie eine
groſse Feuerplatte. Die Gallier konstruierten ihre Öfen, wie ihre
Wälle aus Feldsteinen, aber ihr Material, obgleich aus guten Granit-
und Porphyrbrüchen stammend, hat schlecht gehalten. Die Hitze hat
sie trotz ihrer Härte mürbe gemacht und nahezu geschmolzen. Es ist
zu verwundern, daſs sie nicht den Stein von Roche-Mouron verwendeten,
der feuerfest ist und den sie als Baustein brachen. Um den Mängeln
des Materials abzuhelfen, kleideten sie die Öfen inwendig mit einer
20 cm dicken Schicht von feuerfester Erde von gelblicher Farbe,
welche in der Hitze rot wurde, aus. Dieser mit Sorgfalt hergestellte
Überzug ist sehr fein im Korn, ganz ähnlich den Auskleidungen
unserer Öfen. Die Seitenwände, roh zubehauen, sind von wechselnder
Dicke, die rechte 43 cm, die linke 30 cm. Das Mauerwerk ist durch-
aus verschieden von dem gewöhnlichen Mauerwerk, bei dem die Steine
nur mit Lehm verbunden sind. In den Öfen sind die Steine dagegen,
die dem Feuer ausgesetzt sind, kunstvoll verbunden. Die Stoſsfugen,
mit feuerfestem Thon ausgeschmiert, sind nur wenige Millimeter weit.
Doch öffnen sich die Fugen nach auſsen, mit dem Abstande vom Feuer.
Die Rückwand (rustine), die 40 cm hoch, 20 cm dick und 90 cm lang
ist, wird aus sechs Granitblöcken gebildet, grob zugehauen aber kunst-
voll gefugt. Die Herdsohle, die sich 15 bis 20 cm auf die Länge von
90 cm neigt, ist rechtwinkelig oder eigentlich polygonal infolge einer
leichten Verschwächung der Rückwand. Sie hat rechtwinkelig hinter
der Brust- oder Vorderwand des Ofens eine Vertiefung von 15 cm auf
42 cm Länge, um die Schlacke beim Schmelzen aufzunehmen. Die
Brust, die am meisten zerstört ist, war aus Bruchsteinen und 30 cm
hoch aufgeführt. Das Abstichloch ist noch mit einem Thonpfropf ge-
schlossen. An dasſelbe schlieſst sich ein kleiner Kanal (Schlacken-
rinne), der in den Vorherd (plateforme de la base) geschlagen ist, der
sich von der Brust verlängert bis zu dem ersten Abzuge nach dem
Granitblock, von dem wir gesprochen haben. Die Länge der beiden
Abteilungen verbunden nähert sich 2 m.

Bei der Auffindung war der Ofen vollgepfropft mit einer 50 cm
dicken Schicht zu Mehl geriebener Holzkohlen, gemengt mit Teilen der
Auskleidung, mit Schlacken, Erzstücken, Eisen, formlos und oxydiert,

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[662/0684] Das frühe Mittelalter. Unterscheidung den Ofen mit dem dicken Steine (four de la grosse pierre) nennen, stand auſserhalb fast an der westlichen Seitenwand. Er ist durch seine Erhaltung der interessanteste. Wir nennen ihn so wegen eines Granitsteines von 1 m Quadrat und 0,2 m Dicke, der mit der unteren Fläche direkt über einem Aquädukt lag. Der Block war behauen, aber durch das Feuer angegriffen und sieht aus wie eine groſse Feuerplatte. Die Gallier konstruierten ihre Öfen, wie ihre Wälle aus Feldsteinen, aber ihr Material, obgleich aus guten Granit- und Porphyrbrüchen stammend, hat schlecht gehalten. Die Hitze hat sie trotz ihrer Härte mürbe gemacht und nahezu geschmolzen. Es ist zu verwundern, daſs sie nicht den Stein von Roche-Mouron verwendeten, der feuerfest ist und den sie als Baustein brachen. Um den Mängeln des Materials abzuhelfen, kleideten sie die Öfen inwendig mit einer 20 cm dicken Schicht von feuerfester Erde von gelblicher Farbe, welche in der Hitze rot wurde, aus. Dieser mit Sorgfalt hergestellte Überzug ist sehr fein im Korn, ganz ähnlich den Auskleidungen unserer Öfen. Die Seitenwände, roh zubehauen, sind von wechselnder Dicke, die rechte 43 cm, die linke 30 cm. Das Mauerwerk ist durch- aus verschieden von dem gewöhnlichen Mauerwerk, bei dem die Steine nur mit Lehm verbunden sind. In den Öfen sind die Steine dagegen, die dem Feuer ausgesetzt sind, kunstvoll verbunden. Die Stoſsfugen, mit feuerfestem Thon ausgeschmiert, sind nur wenige Millimeter weit. Doch öffnen sich die Fugen nach auſsen, mit dem Abstande vom Feuer. Die Rückwand (rustine), die 40 cm hoch, 20 cm dick und 90 cm lang ist, wird aus sechs Granitblöcken gebildet, grob zugehauen aber kunst- voll gefugt. Die Herdsohle, die sich 15 bis 20 cm auf die Länge von 90 cm neigt, ist rechtwinkelig oder eigentlich polygonal infolge einer leichten Verschwächung der Rückwand. Sie hat rechtwinkelig hinter der Brust- oder Vorderwand des Ofens eine Vertiefung von 15 cm auf 42 cm Länge, um die Schlacke beim Schmelzen aufzunehmen. Die Brust, die am meisten zerstört ist, war aus Bruchsteinen und 30 cm hoch aufgeführt. Das Abstichloch ist noch mit einem Thonpfropf ge- schlossen. An dasſelbe schlieſst sich ein kleiner Kanal (Schlacken- rinne), der in den Vorherd (plateforme de la base) geschlagen ist, der sich von der Brust verlängert bis zu dem ersten Abzuge nach dem Granitblock, von dem wir gesprochen haben. Die Länge der beiden Abteilungen verbunden nähert sich 2 m. Bei der Auffindung war der Ofen vollgepfropft mit einer 50 cm dicken Schicht zu Mehl geriebener Holzkohlen, gemengt mit Teilen der Auskleidung, mit Schlacken, Erzstücken, Eisen, formlos und oxydiert,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/684>, abgerufen am 29.06.2024.