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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Hispanien.
nicht, sondern schwärmt in Übertreibungen. Denn er sagt, er setze
keinen Zweifel in jene Sage, dass, als einst die Wälder in Brand ge-
raten, die geschmolzene teils silber- teils goldhaltige Erde auf die
Oberfläche hervorgequollen wäre, da jeder Berg und jeder Hügel eine
von irgend einer freigebigen Glücksgöttin aufgehäufte Masse von Mate-
rial zu Geldstücken sei. Überhaupt, sagt er, würde wohl jeder, der
diese Orte gesehen, eingestehen, dass sie ewig fliessende Schätze der
Natur oder die unerschöpfliche Schatzkammer eines Königreiches seien.
Denn nicht nur reich (überhaupt) ist das Land, sagt er, sondern auch
unterwärts reich und in der That bewohnt bei jenen Menschen nicht
Hades sondern Pluto die unterirdische Welt. Solches also spricht er
über diesen Gegenstand in seiner blumenreichen Weise und viele Worte
machend, als wäre er selbst einer der Grubenleute. Indem er die
Thätigkeit der Bergleute schildert, fügt er jene Äusserung des Phale-
reers hinzu, welcher in bezug auf die attischen Silbergruben sagt, hier
gruben die Leute so eifrig, als hofften sie den Pluto selbst heraus-
zuholen. Den Eifer und die Arbeitslust jener nun stellt er als ähnlich
dar, indem sie schräge und tiefe Schachten gruben und rücksichtlich
der ihnen darin entgegenkommenden Grubenbäche, das schlammige
Wasser oft mit ägyptischen Schneckenpumpen ausschöpften. Das
Resultat aber sei sehr verschieden, bei diesen und bei den Attikern.
Bei letzteren nämlich gleiche der Bergbau jenem Rätsel: Was sie
wollten, erhielten sie nicht, was sie aber hatten, verloren sie; bei
ersteren aber sei er überaus einträglich, indem sie aus den Kupfer-
gruben den vierten Teil des Erzes als Kupfer ausbrächten und einige von
den Besitzern der Silbergruben in je drei Tagen ein euböisches Talent
herausholten. Das Zinn aber, sagt er, werde nicht auf der Oberfläche
gefunden, wie die Geschichtsschreiber schwatzten, sondern ausgegraben.
Erzeugt werde es bei den Barbaren oberhalb Lusitaniens und auf den
kassiterischen Inseln und werde auch aus den britannischen (Inseln)
nach Massilia gebracht. Bei den Artabrern aber, welche die Äusser-
sten in Lusitanien gegen Norden und Westen sind, blinke die Erde
von Silber, Zinn und weissem Golde (denn es ist mit Silber gemischt);
solche Erde aber führten die Flüsse (mit sich); die Frauen scharrten
sie mit Schaufeln auf und schlämmten sie in geflochtenen Sieben über
einen Kasten. Solches berichtete er über die Bergwerke.

Polybios aber sagt, indem er der Silbergruben bei Neu-Karthago
gedenkt, dass sie die grössten und von der Stadt etwa 20 Stadien ent-
fernt sind und einen Umkreis von 400 Stadien umfassen, worauf be-
ständig 40000 Arbeiter beschäftigt sind, welche damals dem römischen

Hispanien.
nicht, sondern schwärmt in Übertreibungen. Denn er sagt, er setze
keinen Zweifel in jene Sage, daſs, als einst die Wälder in Brand ge-
raten, die geschmolzene teils silber- teils goldhaltige Erde auf die
Oberfläche hervorgequollen wäre, da jeder Berg und jeder Hügel eine
von irgend einer freigebigen Glücksgöttin aufgehäufte Masse von Mate-
rial zu Geldstücken sei. Überhaupt, sagt er, würde wohl jeder, der
diese Orte gesehen, eingestehen, daſs sie ewig flieſsende Schätze der
Natur oder die unerschöpfliche Schatzkammer eines Königreiches seien.
Denn nicht nur reich (überhaupt) ist das Land, sagt er, sondern auch
unterwärts reich und in der That bewohnt bei jenen Menschen nicht
Hades sondern Pluto die unterirdische Welt. Solches also spricht er
über diesen Gegenstand in seiner blumenreichen Weise und viele Worte
machend, als wäre er selbst einer der Grubenleute. Indem er die
Thätigkeit der Bergleute schildert, fügt er jene Äuſserung des Phale-
reers hinzu, welcher in bezug auf die attischen Silbergruben sagt, hier
gruben die Leute so eifrig, als hofften sie den Pluto selbst heraus-
zuholen. Den Eifer und die Arbeitslust jener nun stellt er als ähnlich
dar, indem sie schräge und tiefe Schachten gruben und rücksichtlich
der ihnen darin entgegenkommenden Grubenbäche, das schlammige
Wasser oft mit ägyptischen Schneckenpumpen ausschöpften. Das
Resultat aber sei sehr verschieden, bei diesen und bei den Attikern.
Bei letzteren nämlich gleiche der Bergbau jenem Rätsel: Was sie
wollten, erhielten sie nicht, was sie aber hatten, verloren sie; bei
ersteren aber sei er überaus einträglich, indem sie aus den Kupfer-
gruben den vierten Teil des Erzes als Kupfer ausbrächten und einige von
den Besitzern der Silbergruben in je drei Tagen ein euböisches Talent
herausholten. Das Zinn aber, sagt er, werde nicht auf der Oberfläche
gefunden, wie die Geschichtsschreiber schwatzten, sondern ausgegraben.
Erzeugt werde es bei den Barbaren oberhalb Lusitaniens und auf den
kassiterischen Inseln und werde auch aus den britannischen (Inseln)
nach Massilia gebracht. Bei den Artabrern aber, welche die Äuſser-
sten in Lusitanien gegen Norden und Westen sind, blinke die Erde
von Silber, Zinn und weiſsem Golde (denn es ist mit Silber gemischt);
solche Erde aber führten die Flüsse (mit sich); die Frauen scharrten
sie mit Schaufeln auf und schlämmten sie in geflochtenen Sieben über
einen Kasten. Solches berichtete er über die Bergwerke.

Polybios aber sagt, indem er der Silbergruben bei Neu-Karthago
gedenkt, daſs sie die gröſsten und von der Stadt etwa 20 Stadien ent-
fernt sind und einen Umkreis von 400 Stadien umfassen, worauf be-
ständig 40000 Arbeiter beschäftigt sind, welche damals dem römischen

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[649/0671] Hispanien. nicht, sondern schwärmt in Übertreibungen. Denn er sagt, er setze keinen Zweifel in jene Sage, daſs, als einst die Wälder in Brand ge- raten, die geschmolzene teils silber- teils goldhaltige Erde auf die Oberfläche hervorgequollen wäre, da jeder Berg und jeder Hügel eine von irgend einer freigebigen Glücksgöttin aufgehäufte Masse von Mate- rial zu Geldstücken sei. Überhaupt, sagt er, würde wohl jeder, der diese Orte gesehen, eingestehen, daſs sie ewig flieſsende Schätze der Natur oder die unerschöpfliche Schatzkammer eines Königreiches seien. Denn nicht nur reich (überhaupt) ist das Land, sagt er, sondern auch unterwärts reich und in der That bewohnt bei jenen Menschen nicht Hades sondern Pluto die unterirdische Welt. Solches also spricht er über diesen Gegenstand in seiner blumenreichen Weise und viele Worte machend, als wäre er selbst einer der Grubenleute. Indem er die Thätigkeit der Bergleute schildert, fügt er jene Äuſserung des Phale- reers hinzu, welcher in bezug auf die attischen Silbergruben sagt, hier gruben die Leute so eifrig, als hofften sie den Pluto selbst heraus- zuholen. Den Eifer und die Arbeitslust jener nun stellt er als ähnlich dar, indem sie schräge und tiefe Schachten gruben und rücksichtlich der ihnen darin entgegenkommenden Grubenbäche, das schlammige Wasser oft mit ägyptischen Schneckenpumpen ausschöpften. Das Resultat aber sei sehr verschieden, bei diesen und bei den Attikern. Bei letzteren nämlich gleiche der Bergbau jenem Rätsel: Was sie wollten, erhielten sie nicht, was sie aber hatten, verloren sie; bei ersteren aber sei er überaus einträglich, indem sie aus den Kupfer- gruben den vierten Teil des Erzes als Kupfer ausbrächten und einige von den Besitzern der Silbergruben in je drei Tagen ein euböisches Talent herausholten. Das Zinn aber, sagt er, werde nicht auf der Oberfläche gefunden, wie die Geschichtsschreiber schwatzten, sondern ausgegraben. Erzeugt werde es bei den Barbaren oberhalb Lusitaniens und auf den kassiterischen Inseln und werde auch aus den britannischen (Inseln) nach Massilia gebracht. Bei den Artabrern aber, welche die Äuſser- sten in Lusitanien gegen Norden und Westen sind, blinke die Erde von Silber, Zinn und weiſsem Golde (denn es ist mit Silber gemischt); solche Erde aber führten die Flüsse (mit sich); die Frauen scharrten sie mit Schaufeln auf und schlämmten sie in geflochtenen Sieben über einen Kasten. Solches berichtete er über die Bergwerke. Polybios aber sagt, indem er der Silbergruben bei Neu-Karthago gedenkt, daſs sie die gröſsten und von der Stadt etwa 20 Stadien ent- fernt sind und einen Umkreis von 400 Stadien umfassen, worauf be- ständig 40000 Arbeiter beschäftigt sind, welche damals dem römischen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/671>, abgerufen am 22.11.2024.