Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.Einleitung zum Mittelalter. ten die Stellen, wo das Erz gefunden wurde, nicht weit entfernt sein,weshalb man auch in den Teilen des Jura, wo Eisenerze selten sind, sehr wenig Reste von Schmelzstätten antrifft. Dasselbe kann von dem feuerfesten Thon, dessen man sich zur Errichtung der Öfen bediente, gesagt werden. Spuren von eigentlichem Bergbau sind selten, das feste Gestein bot den unvollkommenen Werkzeugen unverhältnis- mässigen Widerstand. In vielen Gegenden des Jura ist das Gestein so eisenreich, dass sich das Erz leicht auf der Oberfläche sammeln lässt. Doch finden sich Reste alter Eisenbergwerke von sehr hohem Alter, und in diesen eiserne Werkzeuge von fremdartigen Formen. Aber auch Steinwerkzeuge fanden sich in diesen alten Gruben und zwar von Feuerstein und von Jaspis. Ebenso haben sich in einigen Eisenschmelzstätten Steinäxte und stumpfe Meissel gefunden. So be- nutzten also die Bergleute, die den Eisenstein gewannen, wie die Schmelzer, die das Metall ausschmolzen, die jedenfalls noch allgemein gebräuchlichen und billigeren Steinwerkzeuge, während sie selbst das Metall herstellten, das für dieselben Gegenstände so weit geeigneter war und jedenfalls von den Schmieden in den wohlhabenderen An- siedelungen auch schon dazu verarbeitet wurde. Der Höhlen, die sich in der Nähe der Eisenschmelzen finden, haben wir schon Erwähnung gethan. Als Eisengewinnungsplätze sind sie wohl nicht anzusehen, da sich nur Spuren von Erz in ihnen finden. Sie dienten als Wohnstätten und an viele haben sich Sagen geknüpft, die noch fortleben, von Gnomen und schwarzen Zwergen, die dort ihre Schätze verborgen hätten. Viele Schatzgräber haben schon früher diese Höhlen durch- wühlt und selbst Bischöfe von Basel und Äbte der Umgegend haben sich durch diese Überlieferungen zu kostspieligen Nachgrabungen ver- führen lassen. Manche Familie ist darüber verarmt, denn man fand nur wertlose Gegenstände. Aber das Alter und die Zähigkeit der Tradition weisen bestimmt auf eine uralte Metallindustrie eines ver- schollenen Volkes hin, das in den Höhlen wohnte, wahrscheinlich in der Weise mancher Tatarenvölker, mit vorgebautem Dach und Vor- raum von Holz. Überall lässt sich erkennen, dass Holzkohle das Brenn- material war. Meilerstätten finden sich fast bei allen Schmelzen. Bei Bellelay fand sich eine solche unter einer Torfablagerung von 20 Fuss Dicke. 12 Fuss darüber fanden sich Pferdereste mit Hufeisen und 2 Fuss unter der Oberfläche zwei Rollen von Münzen, von denen die jüngste von 1477 stammte. Hieraus berechnet sich unter der Voraus- setzung, dass die Bildung der oberen 2 Fuss Torf 400 Jahre gedauert hätte, für die Hufeisen 2000 bis 2400 Jahre und für den Kohlenmeiler Einleitung zum Mittelalter. ten die Stellen, wo das Erz gefunden wurde, nicht weit entfernt sein,weshalb man auch in den Teilen des Jura, wo Eisenerze selten sind, sehr wenig Reste von Schmelzstätten antrifft. Dasſelbe kann von dem feuerfesten Thon, dessen man sich zur Errichtung der Öfen bediente, gesagt werden. Spuren von eigentlichem Bergbau sind selten, das feste Gestein bot den unvollkommenen Werkzeugen unverhältnis- mäſsigen Widerstand. In vielen Gegenden des Jura ist das Gestein so eisenreich, daſs sich das Erz leicht auf der Oberfläche sammeln läſst. Doch finden sich Reste alter Eisenbergwerke von sehr hohem Alter, und in diesen eiserne Werkzeuge von fremdartigen Formen. Aber auch Steinwerkzeuge fanden sich in diesen alten Gruben und zwar von Feuerstein und von Jaspis. Ebenso haben sich in einigen Eisenschmelzstätten Steinäxte und stumpfe Meiſsel gefunden. So be- nutzten also die Bergleute, die den Eisenstein gewannen, wie die Schmelzer, die das Metall ausschmolzen, die jedenfalls noch allgemein gebräuchlichen und billigeren Steinwerkzeuge, während sie selbst das Metall herstellten, das für dieselben Gegenstände so weit geeigneter war und jedenfalls von den Schmieden in den wohlhabenderen An- siedelungen auch schon dazu verarbeitet wurde. Der Höhlen, die sich in der Nähe der Eisenschmelzen finden, haben wir schon Erwähnung gethan. Als Eisengewinnungsplätze sind sie wohl nicht anzusehen, da sich nur Spuren von Erz in ihnen finden. Sie dienten als Wohnstätten und an viele haben sich Sagen geknüpft, die noch fortleben, von Gnomen und schwarzen Zwergen, die dort ihre Schätze verborgen hätten. Viele Schatzgräber haben schon früher diese Höhlen durch- wühlt und selbst Bischöfe von Basel und Äbte der Umgegend haben sich durch diese Überlieferungen zu kostspieligen Nachgrabungen ver- führen lassen. Manche Familie ist darüber verarmt, denn man fand nur wertlose Gegenstände. Aber das Alter und die Zähigkeit der Tradition weisen bestimmt auf eine uralte Metallindustrie eines ver- schollenen Volkes hin, das in den Höhlen wohnte, wahrscheinlich in der Weise mancher Tatarenvölker, mit vorgebautem Dach und Vor- raum von Holz. Überall läſst sich erkennen, daſs Holzkohle das Brenn- material war. Meilerstätten finden sich fast bei allen Schmelzen. Bei Bellelay fand sich eine solche unter einer Torfablagerung von 20 Fuſs Dicke. 12 Fuſs darüber fanden sich Pferdereste mit Hufeisen und 2 Fuſs unter der Oberfläche zwei Rollen von Münzen, von denen die jüngste von 1477 stammte. 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Einleitung zum Mittelalter.
ten die Stellen, wo das Erz gefunden wurde, nicht weit entfernt sein,
weshalb man auch in den Teilen des Jura, wo Eisenerze selten sind,
sehr wenig Reste von Schmelzstätten antrifft. Dasſelbe kann von dem
feuerfesten Thon, dessen man sich zur Errichtung der Öfen bediente,
gesagt werden. Spuren von eigentlichem Bergbau sind selten, das
feste Gestein bot den unvollkommenen Werkzeugen unverhältnis-
mäſsigen Widerstand. In vielen Gegenden des Jura ist das Gestein
so eisenreich, daſs sich das Erz leicht auf der Oberfläche sammeln
läſst. Doch finden sich Reste alter Eisenbergwerke von sehr hohem
Alter, und in diesen eiserne Werkzeuge von fremdartigen Formen.
Aber auch Steinwerkzeuge fanden sich in diesen alten Gruben und
zwar von Feuerstein und von Jaspis. Ebenso haben sich in einigen
Eisenschmelzstätten Steinäxte und stumpfe Meiſsel gefunden. So be-
nutzten also die Bergleute, die den Eisenstein gewannen, wie die
Schmelzer, die das Metall ausschmolzen, die jedenfalls noch allgemein
gebräuchlichen und billigeren Steinwerkzeuge, während sie selbst das
Metall herstellten, das für dieselben Gegenstände so weit geeigneter
war und jedenfalls von den Schmieden in den wohlhabenderen An-
siedelungen auch schon dazu verarbeitet wurde. Der Höhlen, die sich
in der Nähe der Eisenschmelzen finden, haben wir schon Erwähnung
gethan. Als Eisengewinnungsplätze sind sie wohl nicht anzusehen, da
sich nur Spuren von Erz in ihnen finden. Sie dienten als Wohnstätten
und an viele haben sich Sagen geknüpft, die noch fortleben, von
Gnomen und schwarzen Zwergen, die dort ihre Schätze verborgen
hätten. Viele Schatzgräber haben schon früher diese Höhlen durch-
wühlt und selbst Bischöfe von Basel und Äbte der Umgegend haben
sich durch diese Überlieferungen zu kostspieligen Nachgrabungen ver-
führen lassen. Manche Familie ist darüber verarmt, denn man fand
nur wertlose Gegenstände. Aber das Alter und die Zähigkeit der
Tradition weisen bestimmt auf eine uralte Metallindustrie eines ver-
schollenen Volkes hin, das in den Höhlen wohnte, wahrscheinlich in
der Weise mancher Tatarenvölker, mit vorgebautem Dach und Vor-
raum von Holz. Überall läſst sich erkennen, daſs Holzkohle das Brenn-
material war. Meilerstätten finden sich fast bei allen Schmelzen. Bei
Bellelay fand sich eine solche unter einer Torfablagerung von 20 Fuſs
Dicke. 12 Fuſs darüber fanden sich Pferdereste mit Hufeisen und
2 Fuſs unter der Oberfläche zwei Rollen von Münzen, von denen die
jüngste von 1477 stammte. Hieraus berechnet sich unter der Voraus-
setzung, daſs die Bildung der oberen 2 Fuſs Torf 400 Jahre gedauert
hätte, für die Hufeisen 2000 bis 2400 Jahre und für den Kohlenmeiler
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