Umstand wird nicht ausgeglichen durch die auffallendere Färbung der Kupfererze, die bei den oxydischen Erzen meist blau und grün ist. Die geschwefelten Erze, die teils goldfarbig wie der Kupferkies, teils metallglänzend wie Kupferglanz und Buntkupfererz sind, können hier weniger in Betracht kommen, da ihre Verarbeitung auf Kupfer weit schwieriger ist, so dass wir annehmen dürfen, dass die erste Darstel- lung des Metalls aus seinen oxydischen Erzen erfolgt ist. Die Erze des Eisens sind ebenfalls Oxyde. Die Extraktion der Metalle aus den Erzen ist eine analoge: Es ist eine einfache Reduktion mittels Kohlen- stoff, wozu in früheren Zeiten ausschliesslich Holzkohlen verwendet wurden.
Ein wesentlicher Unterschied besteht aber darin, dass man das Kupfer, um es aus seinen oxydischen Erzen zu gewinnen, bis über seinen Schmelzpunkt, der bei ungefähr 1100° C. 1) liegt, erhitzen muss. Um dagegen Eisen aus seinen Erzen zu gewinnen, ist es nicht nötig, dieselben über seinen Schmelzpunkt, der bei ungefähr 1200° C. 2) liegt, zu erhitzen. Die Reduktion des Metalls geht nämlich schon bei weit niedrigerer Temperatur vor sich und hat das reduzierte Eisen die Eigenschaft, vor dem Schmelzen in einen wachsartigen Zustand über- zugehen, in dem die einzelnen Teilchen leicht zu einem Klumpen zu- sammenkleben oder zusammenschweissen. Hierdurch wird es möglich, bei verhältnismässig niedriger Temperatur, etwa bei 700° C., das Eisen aus seinen Erzen abzuscheiden, allerdings nicht als geschmolzenes Metall, sondern als eine lose zusammenhängende, schwammartige Masse, die sich aber schmieden und durch wiederholtes Glühen und Aus- schmieden zu jedem Zwecke wie unser Stabeisen verarbeiten lässt. In der Erreichung der hohen Schmelztemperaturen lag aber die grösste Schwierigkeit für die Metallurgie des Altertums. Die Verbrennung von Holz in offenen Feuerstätten gab nicht die genügende Hitze zur Flüssig- machung des Goldes oder zur Ausschmelzung der Metalle aus ihren Erzen. Diese konnte erst erreicht werden durch Herstellung eines konzentrierten Brennstoffes, der einen höheren pyrometrischen Wärme- effekt ergab, durch geschlossene Feuerstätten und künstliche Zufüh- rung gepresster Luft mit Hülfe von Blasebälgen. Brennmaterial, Schmelzapparat und Windzuführung sind noch heute die wichtigsten Erfordernisse für jede metallurgische Operation. Bei der Unvoll- kommenheit dieser Hilfsmittel im Altertume machte es einen unge-
1) Bei 1090° C. nach Daniell oder bei 1173° nach Plattner.
2) Genauer 1224° C.
Einleitung.
Umstand wird nicht ausgeglichen durch die auffallendere Färbung der Kupfererze, die bei den oxydischen Erzen meist blau und grün ist. Die geschwefelten Erze, die teils goldfarbig wie der Kupferkies, teils metallglänzend wie Kupferglanz und Buntkupfererz sind, können hier weniger in Betracht kommen, da ihre Verarbeitung auf Kupfer weit schwieriger ist, so daſs wir annehmen dürfen, daſs die erste Darstel- lung des Metalls aus seinen oxydischen Erzen erfolgt ist. Die Erze des Eisens sind ebenfalls Oxyde. Die Extraktion der Metalle aus den Erzen ist eine analoge: Es ist eine einfache Reduktion mittels Kohlen- stoff, wozu in früheren Zeiten ausschlieſslich Holzkohlen verwendet wurden.
Ein wesentlicher Unterschied besteht aber darin, daſs man das Kupfer, um es aus seinen oxydischen Erzen zu gewinnen, bis über seinen Schmelzpunkt, der bei ungefähr 1100° C. 1) liegt, erhitzen muſs. Um dagegen Eisen aus seinen Erzen zu gewinnen, ist es nicht nötig, dieselben über seinen Schmelzpunkt, der bei ungefähr 1200° C. 2) liegt, zu erhitzen. Die Reduktion des Metalls geht nämlich schon bei weit niedrigerer Temperatur vor sich und hat das reduzierte Eisen die Eigenschaft, vor dem Schmelzen in einen wachsartigen Zustand über- zugehen, in dem die einzelnen Teilchen leicht zu einem Klumpen zu- sammenkleben oder zusammenschweiſsen. Hierdurch wird es möglich, bei verhältnismäſsig niedriger Temperatur, etwa bei 700° C., das Eisen aus seinen Erzen abzuscheiden, allerdings nicht als geschmolzenes Metall, sondern als eine lose zusammenhängende, schwammartige Masse, die sich aber schmieden und durch wiederholtes Glühen und Aus- schmieden zu jedem Zwecke wie unser Stabeisen verarbeiten läſst. In der Erreichung der hohen Schmelztemperaturen lag aber die gröſste Schwierigkeit für die Metallurgie des Altertums. Die Verbrennung von Holz in offenen Feuerstätten gab nicht die genügende Hitze zur Flüssig- machung des Goldes oder zur Ausschmelzung der Metalle aus ihren Erzen. Diese konnte erst erreicht werden durch Herstellung eines konzentrierten Brennstoffes, der einen höheren pyrometrischen Wärme- effekt ergab, durch geschlossene Feuerstätten und künstliche Zufüh- rung gepreſster Luft mit Hülfe von Blasebälgen. Brennmaterial, Schmelzapparat und Windzuführung sind noch heute die wichtigsten Erfordernisse für jede metallurgische Operation. Bei der Unvoll- kommenheit dieser Hilfsmittel im Altertume machte es einen unge-
1) Bei 1090° C. nach Daniell oder bei 1173° nach Plattner.
2) Genauer 1224° C.
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Einleitung.
Umstand wird nicht ausgeglichen durch die auffallendere Färbung der
Kupfererze, die bei den oxydischen Erzen meist blau und grün ist. Die
geschwefelten Erze, die teils goldfarbig wie der Kupferkies, teils
metallglänzend wie Kupferglanz und Buntkupfererz sind, können hier
weniger in Betracht kommen, da ihre Verarbeitung auf Kupfer weit
schwieriger ist, so daſs wir annehmen dürfen, daſs die erste Darstel-
lung des Metalls aus seinen oxydischen Erzen erfolgt ist. Die Erze
des Eisens sind ebenfalls Oxyde. Die Extraktion der Metalle aus den
Erzen ist eine analoge: Es ist eine einfache Reduktion mittels Kohlen-
stoff, wozu in früheren Zeiten ausschlieſslich Holzkohlen verwendet
wurden.
Ein wesentlicher Unterschied besteht aber darin, daſs man das
Kupfer, um es aus seinen oxydischen Erzen zu gewinnen, bis über
seinen Schmelzpunkt, der bei ungefähr 1100° C. 1) liegt, erhitzen muſs.
Um dagegen Eisen aus seinen Erzen zu gewinnen, ist es nicht nötig,
dieselben über seinen Schmelzpunkt, der bei ungefähr 1200° C. 2) liegt,
zu erhitzen. Die Reduktion des Metalls geht nämlich schon bei weit
niedrigerer Temperatur vor sich und hat das reduzierte Eisen die
Eigenschaft, vor dem Schmelzen in einen wachsartigen Zustand über-
zugehen, in dem die einzelnen Teilchen leicht zu einem Klumpen zu-
sammenkleben oder zusammenschweiſsen. Hierdurch wird es möglich,
bei verhältnismäſsig niedriger Temperatur, etwa bei 700° C., das Eisen
aus seinen Erzen abzuscheiden, allerdings nicht als geschmolzenes
Metall, sondern als eine lose zusammenhängende, schwammartige Masse,
die sich aber schmieden und durch wiederholtes Glühen und Aus-
schmieden zu jedem Zwecke wie unser Stabeisen verarbeiten läſst. In
der Erreichung der hohen Schmelztemperaturen lag aber die gröſste
Schwierigkeit für die Metallurgie des Altertums. Die Verbrennung von
Holz in offenen Feuerstätten gab nicht die genügende Hitze zur Flüssig-
machung des Goldes oder zur Ausschmelzung der Metalle aus ihren
Erzen. Diese konnte erst erreicht werden durch Herstellung eines
konzentrierten Brennstoffes, der einen höheren pyrometrischen Wärme-
effekt ergab, durch geschlossene Feuerstätten und künstliche Zufüh-
rung gepreſster Luft mit Hülfe von Blasebälgen. Brennmaterial,
Schmelzapparat und Windzuführung sind noch heute die wichtigsten
Erfordernisse für jede metallurgische Operation. Bei der Unvoll-
kommenheit dieser Hilfsmittel im Altertume machte es einen unge-
1) Bei 1090° C. nach Daniell oder bei 1173° nach Plattner.
2) Genauer 1224° C.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/62>, abgerufen am 27.11.2024.
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