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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung.
riellen Nichtigkeiten der Gegenwart erhebt. Diese Vorstellung, dass
der Mensch vormals besser, dass er im Anfang als ein reines, schuld-
loses Wesen geschaffen war, ist nicht den Griechen eigentümlich, son-
dern kehrt in der Sagengeschichte aller Religionen wieder. Aber selbst die
spezielle Fassung der Zeitalter haben nicht die Griechen allein, sondern
sie findet sich in derselben Weise bei den Indern und Persern; sogar
die alten Bewohner Mexikos nahmen vier ähnliche Weltperioden an.

Das historische Element -- für uns bei weitem das wichtigere --,
ist die Erinnerung der Griechen, dass nicht allezeit ihre Vorfahren im
Besitze der Metalle waren, sondern dass sie erst nach und nach das
Gold, das Silber, das Erz und das Eisen kennen und verwenden
lernten.

Die Aufeinanderfolge dieser Metalle ist aber bei Hesiod eine
ebenso theoretische Annahme, wie bei den Altertumsforschern unserer
Zeit, denn er erklärt deutlich und bestimmt, dass er in der Eisenzeit
lebe und dass das eherne Zeitalter längst verschwunden ist; so lange
schon, dass ihm die Zeit der sagenhaften Stammeshelden näher steht
und er diese zwischen Bronze- und Eisenzeit als Übergangsperiode
einschaltet. Hesiod lebt nach seiner eigenen Erklärung nicht in der
Eisenzeit. Die Kunst der Erzverarbeitung erreichte aber lange nach
Hesiod erst ihren Höhepunkt in Griechenland. Es war dies um die
Zeit, als Herodot seine Geschichte schrieb, aber auch dieser Schrift-
steller weiss es nicht anders, als dass man die gebräuchlichen Werk-
zeuge wie Beile, Meissel u. s. w. von Eisen macht und er kann es sich
gar nicht anders denken, als dass auch die Ägypter beim Bau der
grossen Pyramiden sich eiserner Werkzeuge bedient hätten. Die älte-
sten griechischen Schriftsteller legen demnach kein direktes Zeugnis
ab für das Bronzezeitalter, dagegen liefern sie den bestimmtesten Nach-
weis, dass sie in dem Eisenzeitalter gelebt haben. Aus der poetischen
Darstellung des Hesiod kann höchstens gefolgert werden, dass
die Theorie eines Bronzezeitalters schon vor etwa 2700 Jahren ge-
spukt hat.

Die häufigeren Erzfunde in Gräbern und Ansiedlungen sind gleich-
falls kein hinlänglicher Beweis für das höhere Alter der Bronze, da
das Eisen in feuchtem Boden sich viel rascher und vollständiger oxydiert
und auflöst als die Bronze, so dass nur besondere Glücksumstände die
Erhaltung von Eisenstücken durch Jahrtausende hindurch überhaupt
ermöglichen. Indessen sind uns ja solche Eisenfunde aus ältester
Zeit erhalten, aus Zeiten, in welchen die Bronze noch nicht nach-
gewiesen werden kann.


Einleitung.
riellen Nichtigkeiten der Gegenwart erhebt. Diese Vorstellung, daſs
der Mensch vormals besser, daſs er im Anfang als ein reines, schuld-
loses Wesen geschaffen war, ist nicht den Griechen eigentümlich, son-
dern kehrt in der Sagengeschichte aller Religionen wieder. Aber selbst die
spezielle Fassung der Zeitalter haben nicht die Griechen allein, sondern
sie findet sich in derselben Weise bei den Indern und Persern; sogar
die alten Bewohner Mexikos nahmen vier ähnliche Weltperioden an.

Das historische Element — für uns bei weitem das wichtigere —,
ist die Erinnerung der Griechen, daſs nicht allezeit ihre Vorfahren im
Besitze der Metalle waren, sondern daſs sie erst nach und nach das
Gold, das Silber, das Erz und das Eisen kennen und verwenden
lernten.

Die Aufeinanderfolge dieser Metalle ist aber bei Hesiod eine
ebenso theoretische Annahme, wie bei den Altertumsforschern unserer
Zeit, denn er erklärt deutlich und bestimmt, daſs er in der Eisenzeit
lebe und daſs das eherne Zeitalter längst verschwunden ist; so lange
schon, daſs ihm die Zeit der sagenhaften Stammeshelden näher steht
und er diese zwischen Bronze- und Eisenzeit als Übergangsperiode
einschaltet. Hesiod lebt nach seiner eigenen Erklärung nicht in der
Eisenzeit. Die Kunst der Erzverarbeitung erreichte aber lange nach
Hesiod erst ihren Höhepunkt in Griechenland. Es war dies um die
Zeit, als Herodot seine Geschichte schrieb, aber auch dieser Schrift-
steller weiſs es nicht anders, als daſs man die gebräuchlichen Werk-
zeuge wie Beile, Meiſsel u. s. w. von Eisen macht und er kann es sich
gar nicht anders denken, als daſs auch die Ägypter beim Bau der
groſsen Pyramiden sich eiserner Werkzeuge bedient hätten. Die älte-
sten griechischen Schriftsteller legen demnach kein direktes Zeugnis
ab für das Bronzezeitalter, dagegen liefern sie den bestimmtesten Nach-
weis, daſs sie in dem Eisenzeitalter gelebt haben. Aus der poetischen
Darstellung des Hesiod kann höchstens gefolgert werden, daſs
die Theorie eines Bronzezeitalters schon vor etwa 2700 Jahren ge-
spukt hat.

Die häufigeren Erzfunde in Gräbern und Ansiedlungen sind gleich-
falls kein hinlänglicher Beweis für das höhere Alter der Bronze, da
das Eisen in feuchtem Boden sich viel rascher und vollständiger oxydiert
und auflöst als die Bronze, so daſs nur besondere Glücksumstände die
Erhaltung von Eisenstücken durch Jahrtausende hindurch überhaupt
ermöglichen. Indessen sind uns ja solche Eisenfunde aus ältester
Zeit erhalten, aus Zeiten, in welchen die Bronze noch nicht nach-
gewiesen werden kann.


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[38/0060] Einleitung. riellen Nichtigkeiten der Gegenwart erhebt. Diese Vorstellung, daſs der Mensch vormals besser, daſs er im Anfang als ein reines, schuld- loses Wesen geschaffen war, ist nicht den Griechen eigentümlich, son- dern kehrt in der Sagengeschichte aller Religionen wieder. Aber selbst die spezielle Fassung der Zeitalter haben nicht die Griechen allein, sondern sie findet sich in derselben Weise bei den Indern und Persern; sogar die alten Bewohner Mexikos nahmen vier ähnliche Weltperioden an. Das historische Element — für uns bei weitem das wichtigere —, ist die Erinnerung der Griechen, daſs nicht allezeit ihre Vorfahren im Besitze der Metalle waren, sondern daſs sie erst nach und nach das Gold, das Silber, das Erz und das Eisen kennen und verwenden lernten. Die Aufeinanderfolge dieser Metalle ist aber bei Hesiod eine ebenso theoretische Annahme, wie bei den Altertumsforschern unserer Zeit, denn er erklärt deutlich und bestimmt, daſs er in der Eisenzeit lebe und daſs das eherne Zeitalter längst verschwunden ist; so lange schon, daſs ihm die Zeit der sagenhaften Stammeshelden näher steht und er diese zwischen Bronze- und Eisenzeit als Übergangsperiode einschaltet. Hesiod lebt nach seiner eigenen Erklärung nicht in der Eisenzeit. Die Kunst der Erzverarbeitung erreichte aber lange nach Hesiod erst ihren Höhepunkt in Griechenland. Es war dies um die Zeit, als Herodot seine Geschichte schrieb, aber auch dieser Schrift- steller weiſs es nicht anders, als daſs man die gebräuchlichen Werk- zeuge wie Beile, Meiſsel u. s. w. von Eisen macht und er kann es sich gar nicht anders denken, als daſs auch die Ägypter beim Bau der groſsen Pyramiden sich eiserner Werkzeuge bedient hätten. Die älte- sten griechischen Schriftsteller legen demnach kein direktes Zeugnis ab für das Bronzezeitalter, dagegen liefern sie den bestimmtesten Nach- weis, daſs sie in dem Eisenzeitalter gelebt haben. Aus der poetischen Darstellung des Hesiod kann höchstens gefolgert werden, daſs die Theorie eines Bronzezeitalters schon vor etwa 2700 Jahren ge- spukt hat. Die häufigeren Erzfunde in Gräbern und Ansiedlungen sind gleich- falls kein hinlänglicher Beweis für das höhere Alter der Bronze, da das Eisen in feuchtem Boden sich viel rascher und vollständiger oxydiert und auflöst als die Bronze, so daſs nur besondere Glücksumstände die Erhaltung von Eisenstücken durch Jahrtausende hindurch überhaupt ermöglichen. Indessen sind uns ja solche Eisenfunde aus ältester Zeit erhalten, aus Zeiten, in welchen die Bronze noch nicht nach- gewiesen werden kann.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/60>, abgerufen am 23.11.2024.