der Bewaffnung1). Es ist ein grosser Irrtum zu glauben, die Bronze habe bei der kriegerischen Ausrüstung der Römer eine allgemeinere Anwendung gefunden, als das Eisen, selbst für die Angriffswaffen. Diese falsche Anschauung ist ebenfalls nur daraus entstanden, dass man infolge der raschen Zerstörung des Eisens relativ viele Waffen und Geräte aus Bronze aufgefunden hat; auch zogen diese Funde ihrer Fremdartigkeit und ihres Wertes wegen stets die Aufmerk- samkeit in viel höherem Masse auf sich, als die verrosteten Eisen- reste. Erst in neuerer Zeit fängt man langsam an, den Eisenfunden das gleiche Interesse zuzuwenden. Dass die Kriegswaffen nur aus-
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Fig. 144.
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Fig. 145.
nahmsweise von Bronze gefertigt wurden und dann mehr als Parade- waffen dienten, geht schon klar daraus hervor, dass die römischen Geschichtsschreiber stets nur von eisernen Schwertern sprechen. Nur die Dichter rüsten ihre Helden nach dem Vorbilde Homers und nach der traditionellen, poetischen Ausdrucksweise mit ehernen Waffen aus.
Livius aber, als Geschichtsschreiber, sagt ausdrücklich, dass der Kampf der Horatier und Curiatier mit dem Eisen entschieden worden sei 2). Ferner, dass die Römer Krieg in der Weise erklärten, dass sie einen Herold ausschickten, der eine eisenbeschlagene Lanze oder eine hölzerne mit angebrannter, blutiger Spitze über die Grenze warf 3).
Plinius, der Naturforscher, nennt ausdrücklich nur das Eisen das verderbliche Metall, weil es zu den Mordwerkzeugen verarbeitet werde, während er bei der Aufzählung der Verwendung der Bronze der Waffen nicht erwähnt, was er sicher nicht unterlassen haben würde,
1) Vegetius de reb. militar. lib. II, c. 11.
2) Livius I, c. 25: ut pro sua quisque patria dimicent ferro.
3) Livius I, c. 32: fieri solitum, ut fetialis hastam ferratam aut sanguineam praeustam ad fines ferret.
Italien und die Römer.
der Bewaffnung1). Es ist ein groſser Irrtum zu glauben, die Bronze habe bei der kriegerischen Ausrüstung der Römer eine allgemeinere Anwendung gefunden, als das Eisen, selbst für die Angriffswaffen. Diese falsche Anschauung ist ebenfalls nur daraus entstanden, daſs man infolge der raschen Zerstörung des Eisens relativ viele Waffen und Geräte aus Bronze aufgefunden hat; auch zogen diese Funde ihrer Fremdartigkeit und ihres Wertes wegen stets die Aufmerk- samkeit in viel höherem Maſse auf sich, als die verrosteten Eisen- reste. Erst in neuerer Zeit fängt man langsam an, den Eisenfunden das gleiche Interesse zuzuwenden. Daſs die Kriegswaffen nur aus-
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nahmsweise von Bronze gefertigt wurden und dann mehr als Parade- waffen dienten, geht schon klar daraus hervor, daſs die römischen Geschichtsschreiber stets nur von eisernen Schwertern sprechen. Nur die Dichter rüsten ihre Helden nach dem Vorbilde Homers und nach der traditionellen, poetischen Ausdrucksweise mit ehernen Waffen aus.
Livius aber, als Geschichtsschreiber, sagt ausdrücklich, daſs der Kampf der Horatier und Curiatier mit dem Eisen entschieden worden sei 2). Ferner, daſs die Römer Krieg in der Weise erklärten, daſs sie einen Herold ausschickten, der eine eisenbeschlagene Lanze oder eine hölzerne mit angebrannter, blutiger Spitze über die Grenze warf 3).
Plinius, der Naturforscher, nennt ausdrücklich nur das Eisen das verderbliche Metall, weil es zu den Mordwerkzeugen verarbeitet werde, während er bei der Aufzählung der Verwendung der Bronze der Waffen nicht erwähnt, was er sicher nicht unterlassen haben würde,
1) Vegetius de reb. militar. lib. II, c. 11.
2) Livius I, c. 25: ut pro sua quisque patria dimicent ferro.
3) Livius I, c. 32: fieri solitum, ut fetialis hastam ferratam aut sanguineam praeustam ad fines ferret.
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Italien und die Römer.
der Bewaffnung 1). Es ist ein groſser Irrtum zu glauben, die Bronze
habe bei der kriegerischen Ausrüstung der Römer eine allgemeinere
Anwendung gefunden, als das Eisen, selbst für die Angriffswaffen.
Diese falsche Anschauung ist ebenfalls nur daraus entstanden, daſs
man infolge der raschen Zerstörung des Eisens relativ viele Waffen
und Geräte aus Bronze aufgefunden hat; auch zogen diese Funde
ihrer Fremdartigkeit und ihres Wertes wegen stets die Aufmerk-
samkeit in viel höherem Maſse auf sich, als die verrosteten Eisen-
reste. Erst in neuerer Zeit fängt man langsam an, den Eisenfunden
das gleiche Interesse zuzuwenden. Daſs die Kriegswaffen nur aus-
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waffen dienten, geht schon klar daraus hervor, daſs die römischen
Geschichtsschreiber stets nur von eisernen Schwertern sprechen. Nur
die Dichter rüsten ihre Helden nach dem Vorbilde Homers und nach
der traditionellen, poetischen Ausdrucksweise mit ehernen Waffen aus.
Livius aber, als Geschichtsschreiber, sagt ausdrücklich, daſs der
Kampf der Horatier und Curiatier mit dem Eisen entschieden worden
sei 2). Ferner, daſs die Römer Krieg in der Weise erklärten, daſs sie
einen Herold ausschickten, der eine eisenbeschlagene Lanze oder eine
hölzerne mit angebrannter, blutiger Spitze über die Grenze warf 3).
Plinius, der Naturforscher, nennt ausdrücklich nur das Eisen
das verderbliche Metall, weil es zu den Mordwerkzeugen verarbeitet
werde, während er bei der Aufzählung der Verwendung der Bronze
der Waffen nicht erwähnt, was er sicher nicht unterlassen haben würde,
1) Vegetius de reb. militar. lib. II, c. 11.
2) Livius I, c. 25: ut pro sua
quisque patria dimicent ferro.
3) Livius I, c. 32: fieri solitum, ut fetialis hastam
ferratam aut sanguineam praeustam ad fines ferret.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/570>, abgerufen am 22.11.2024.
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