(l. 8, §. 1 D. de adquir. rer. dom. 41, 1). Sedet sic in confinio lapis1) nascatur et sunt pro indiviso communia praedia, tunc erit lapis pro indiviso communis, si terra exemptus est.
Steinlager (Marmorlager) bilden kein besonderes Eigentumsobjekt, sondern sind Substanzteile des Grundstückes 2). Ein Vorbehalt der- selben beim Verkaufe ist deshalb unzulässig, ausser, wenn er sich auf vor dem Verkaufe bereits eröffnete und im Betriebe befindliche Stein- brüche bezieht 3). Dies gilt selbst für die Salzbergwerke trotz ihrer besonderen Besteuerung 4).
"Der Niessbraucher des Grundstückes hat auch den Niessbrauch an den Fossilien" und zwar bezieht sich dies, wie ausdrücklich be- stimmt wird, selbst auf Gold und Silber 5). (Sed si credifodinae, argenti fodinae, vel auri vel cujus alterius materiae sint vel harenae utique in fructu habebantur 6).
"Derselbe kann nicht nur die alten Bergwerke fortbetreiben, sondern auch neue auf dem beniessbrauchten Grundstücke eröffnen, wenn der Ackerbau dadurch keinen Nachteil erleidet. (Proinde venas quoque lapidicinarum et hujusmodi metallorum inquirere poterit ergo et auri et argenti et sulphuris et aeris et ferri et ceterorum fodinas vel quas paterfamilias instituit, exercere poterit vel ipse insti- tuere, si nihil agri culturae nocebit etc.)."
Aus dieser, wie aus anderen Gesetzesstellen 7) geht ferner hervor, dass die Römer zwischen den eigentlichen Metallen und den anderen nutzbaren Fossilien keinen Unterschied machten und dass sie nicht wie bei uns die eigentlichen Metalle dem Dispositionsbereiche des Grundeigentümers entzogen, andere dagegen dem letzteren zuwiesen. Allerdings erhob der Staat eine Steuer (vectigal metallorum 8) von den Bergwerken, diese ist aber als eine Art Gewerbesteuer anzusehen, die teils fixiert war, teils in einer Abgabe von der Ausbeute bestand. Dass das Eisen besteuert war, wird in dem Gesetze l. 16, §. 7 D. de public. et vectigal. (39, 4) ausdrücklich erwähnt.
Bei Eroberung der Provinzen nahm der Staat die wichtigsten Bergwerke in direkten Besitz. Tacitus nennt Gold, Silber und andere Metalle "die Beute des Sieges" 9).
1) Worunter zumeist Marmor zu verstehen sein dürfte.
2) L. 77 D. de con- tract. empt. (18, 1).
3) L. 9, §. 3 D. de usufr. et quemad. (7, 1).
4) L. 4, §. 7 D. de censibus (50, 15).
5) L. 7, §. 14 D. soluto matrimonio (24, 3).
6) L. 13, §§. 5 u. 6 de usufr. et quemadmod (7, 11).
7) Bes. l. 3, §. 6 D. de rebus eor. qui sub tut. (27, 9).
8) L. 17, §. 1 D. de verb. signif. (50, 16).
9) Tac. Agri- col. c. 12, fert Britannia aurum et argentum et alia metalla pretium victoriae.
Italien und die Römer.
(l. 8, §. 1 D. de adquir. rer. dom. 41, 1). Sedet sic in confinio lapis1) nascatur et sunt pro indiviso communia praedia, tunc erit lapis pro indiviso communis, si terra exemptus est.
Steinlager (Marmorlager) bilden kein besonderes Eigentumsobjekt, sondern sind Substanzteile des Grundstückes 2). Ein Vorbehalt der- selben beim Verkaufe ist deshalb unzulässig, auſser, wenn er sich auf vor dem Verkaufe bereits eröffnete und im Betriebe befindliche Stein- brüche bezieht 3). Dies gilt selbst für die Salzbergwerke trotz ihrer besonderen Besteuerung 4).
„Der Nieſsbraucher des Grundstückes hat auch den Nieſsbrauch an den Fossilien“ und zwar bezieht sich dies, wie ausdrücklich be- stimmt wird, selbst auf Gold und Silber 5). (Sed si credifodinae, argenti fodinae, vel auri vel cujus alterius materiae sint vel harenae utique in fructu habebantur 6).
„Derselbe kann nicht nur die alten Bergwerke fortbetreiben, sondern auch neue auf dem benieſsbrauchten Grundstücke eröffnen, wenn der Ackerbau dadurch keinen Nachteil erleidet. (Proinde venas quoque lapidicinarum et hujusmodi metallorum inquirere poterit ergo et auri et argenti et sulphuris et aeris et ferri et ceterorum fodinas vel quas paterfamilias instituit, exercere poterit vel ipse insti- tuere, si nihil agri culturae nocebit etc.).“
Aus dieser, wie aus anderen Gesetzesstellen 7) geht ferner hervor, daſs die Römer zwischen den eigentlichen Metallen und den anderen nutzbaren Fossilien keinen Unterschied machten und daſs sie nicht wie bei uns die eigentlichen Metalle dem Dispositionsbereiche des Grundeigentümers entzogen, andere dagegen dem letzteren zuwiesen. Allerdings erhob der Staat eine Steuer (vectigal metallorum 8) von den Bergwerken, diese ist aber als eine Art Gewerbesteuer anzusehen, die teils fixiert war, teils in einer Abgabe von der Ausbeute bestand. Daſs das Eisen besteuert war, wird in dem Gesetze l. 16, §. 7 D. de public. et vectigal. (39, 4) ausdrücklich erwähnt.
Bei Eroberung der Provinzen nahm der Staat die wichtigsten Bergwerke in direkten Besitz. Tacitus nennt Gold, Silber und andere Metalle „die Beute des Sieges“ 9).
1) Worunter zumeist Marmor zu verstehen sein dürfte.
2) L. 77 D. de con- tract. empt. (18, 1).
3) L. 9, §. 3 D. de usufr. et quemad. (7, 1).
4) L. 4, §. 7 D. de censibus (50, 15).
5) L. 7, §. 14 D. soluto matrimonio (24, 3).
6) L. 13, §§. 5 u. 6 de usufr. et quemadmod (7, 11).
7) Bes. l. 3, §. 6 D. de rebus eor. qui sub tut. (27, 9).
8) L. 17, §. 1 D. de verb. signif. (50, 16).
9) Tac. Agri- col. c. 12, fert Britannia aurum et argentum et alia metalla pretium victoriae.
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Italien und die Römer.
(l. 8, §. 1 D. de adquir. rer. dom. 41, 1). Sedet sic in confinio lapis 1)
nascatur et sunt pro indiviso communia praedia, tunc erit lapis pro
indiviso communis, si terra exemptus est.
Steinlager (Marmorlager) bilden kein besonderes Eigentumsobjekt,
sondern sind Substanzteile des Grundstückes 2). Ein Vorbehalt der-
selben beim Verkaufe ist deshalb unzulässig, auſser, wenn er sich auf
vor dem Verkaufe bereits eröffnete und im Betriebe befindliche Stein-
brüche bezieht 3). Dies gilt selbst für die Salzbergwerke trotz ihrer
besonderen Besteuerung 4).
„Der Nieſsbraucher des Grundstückes hat auch den Nieſsbrauch
an den Fossilien“ und zwar bezieht sich dies, wie ausdrücklich be-
stimmt wird, selbst auf Gold und Silber 5). (Sed si credifodinae, argenti
fodinae, vel auri vel cujus alterius materiae sint vel harenae utique in
fructu habebantur 6).
„Derselbe kann nicht nur die alten Bergwerke fortbetreiben,
sondern auch neue auf dem benieſsbrauchten Grundstücke eröffnen,
wenn der Ackerbau dadurch keinen Nachteil erleidet. (Proinde venas
quoque lapidicinarum et hujusmodi metallorum inquirere poterit
ergo et auri et argenti et sulphuris et aeris et ferri et ceterorum
fodinas vel quas paterfamilias instituit, exercere poterit vel ipse insti-
tuere, si nihil agri culturae nocebit etc.).“
Aus dieser, wie aus anderen Gesetzesstellen 7) geht ferner hervor,
daſs die Römer zwischen den eigentlichen Metallen und den anderen
nutzbaren Fossilien keinen Unterschied machten und daſs sie nicht
wie bei uns die eigentlichen Metalle dem Dispositionsbereiche des
Grundeigentümers entzogen, andere dagegen dem letzteren zuwiesen.
Allerdings erhob der Staat eine Steuer (vectigal metallorum 8) von den
Bergwerken, diese ist aber als eine Art Gewerbesteuer anzusehen, die
teils fixiert war, teils in einer Abgabe von der Ausbeute bestand. Daſs
das Eisen besteuert war, wird in dem Gesetze l. 16, §. 7 D. de public.
et vectigal. (39, 4) ausdrücklich erwähnt.
Bei Eroberung der Provinzen nahm der Staat die wichtigsten
Bergwerke in direkten Besitz. Tacitus nennt Gold, Silber und andere
Metalle „die Beute des Sieges“ 9).
1) Worunter zumeist Marmor zu verstehen sein dürfte.
2) L. 77 D. de con-
tract. empt. (18, 1).
3) L. 9, §. 3 D. de usufr. et quemad. (7, 1).
4) L. 4, §. 7 D.
de censibus (50, 15).
5) L. 7, §. 14 D. soluto matrimonio (24, 3).
6) L. 13,
§§. 5 u. 6 de usufr. et quemadmod (7, 11).
7) Bes. l. 3, §. 6 D. de rebus eor.
qui sub tut. (27, 9).
8) L. 17, §. 1 D. de verb. signif. (50, 16).
9) Tac. Agri-
col. c. 12, fert Britannia aurum et argentum et alia metalla pretium victoriae.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/515>, abgerufen am 22.11.2024.
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