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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
welche später wegen Eisenfabriken genannt wurden, waren Sulmo und
Minturnä. Plinius berichtet, dass die Vorzüglichkeit der Eisenfabrikate
von Sulmo nicht durch die Güte der Erze, sondern durch die Wunder-
kraft des Wassers, d. h. die gute Verarbeitung bedingt sei. Es ist
anzunehmen, dass die Eisenfabriken Sulmos nicht erst nach der römi-
schen Eroberung errichtet worden sind, sondern dass sie schon zuvor
bestanden, ferner, dass das Eisen in den benachbarten, östlich gelegenen
Gebirgen gewonnen und verschmolzen wurde, da die Lage des Ortes
eine Zufuhr von grösserer Entfernung nicht wahrscheinlich erscheinen
lässt.

Auch in den folgenden Jahrhunderten blieb Rom durchaus von
der Metallzufuhr aus den Nachbarländern, insbesondere aus Etrurien
abhängig. Sie waren so arm an Metallen, dass sie über den Metall-
reichtum der senonischen Gallier, die 390 v. Chr. Rom belagerten,
über deren goldene Ketten und Gehänge und lange Eisenschwerter
staunten.

Mit dem zweiten Jahrhundert nach der Besiegung Karthagos und
der Eroberung Griechenlands änderten sich diese Verhältnisse gänzlich,
und unglaubliche Schätze wurden von den siegreichen Heerführern
nach Rom geschleppt.

Ähnlich wie mit der Industrie, verhielt es sich mit dem Handel
Roms. Das römische Gemeinwesen war ursprünglich auf dem Acker-
bau begründet, einen eigentlichen Handelsstand gab es nicht. Die
Grundbesitzer waren zugleich Händler, die den Überfluss ihrer Produkte
gegen andere Waren umsetzten. Die ältesten Strafen (Multen) sind
noch in Rindern und Schafen festgesetzt und von pecus, das Vieh,
kommt das Wort pecunia, das Geld. Später fand das etrurische Stab-
geld Eingang, welches zugewogen wurde. Von stipes pendere, Geld
zuwägen, stammt das Wort stipendium, die Löhnung. Es dauerte
lange, bis Metallgeld allgemeines Bedürfnis wurde und Rom eigene
Münzen prägte oder richtiger goss, denn die ältesten Münzen wurden
aus einem bleihaltigen Erze gegossen. Servius Tullius soll das Stab-
geld in Rom eingeführt haben. Erz wurde in Barrenform gegossen
und je nach dem Werte mit Marken versehen, welche Bilder von
Rindern, Schafen, Schweinen u. s. w. darstellten; eherne Münzen
kamen erst unter den Decemvirn 450 v. Chr. auf. Erz wurde gleich-
bedeutend mit Geld, daher die Ausdrücke: militum aera (Soldatensold),
tribuni aerarii (Schatzmeister), aerarium (die Schatzkammer), obaeratus
(verschuldet), aere dirutus (Soldabzug).

Das Münzsystem basierte auf der alten Gewichtseinteilung. Die

Italien und die Römer.
welche später wegen Eisenfabriken genannt wurden, waren Sulmo und
Minturnä. Plinius berichtet, daſs die Vorzüglichkeit der Eisenfabrikate
von Sulmo nicht durch die Güte der Erze, sondern durch die Wunder-
kraft des Wassers, d. h. die gute Verarbeitung bedingt sei. Es ist
anzunehmen, daſs die Eisenfabriken Sulmos nicht erst nach der römi-
schen Eroberung errichtet worden sind, sondern daſs sie schon zuvor
bestanden, ferner, daſs das Eisen in den benachbarten, östlich gelegenen
Gebirgen gewonnen und verschmolzen wurde, da die Lage des Ortes
eine Zufuhr von gröſserer Entfernung nicht wahrscheinlich erscheinen
läſst.

Auch in den folgenden Jahrhunderten blieb Rom durchaus von
der Metallzufuhr aus den Nachbarländern, insbesondere aus Etrurien
abhängig. Sie waren so arm an Metallen, daſs sie über den Metall-
reichtum der senonischen Gallier, die 390 v. Chr. Rom belagerten,
über deren goldene Ketten und Gehänge und lange Eisenschwerter
staunten.

Mit dem zweiten Jahrhundert nach der Besiegung Karthagos und
der Eroberung Griechenlands änderten sich diese Verhältnisse gänzlich,
und unglaubliche Schätze wurden von den siegreichen Heerführern
nach Rom geschleppt.

Ähnlich wie mit der Industrie, verhielt es sich mit dem Handel
Roms. Das römische Gemeinwesen war ursprünglich auf dem Acker-
bau begründet, einen eigentlichen Handelsstand gab es nicht. Die
Grundbesitzer waren zugleich Händler, die den Überfluſs ihrer Produkte
gegen andere Waren umsetzten. Die ältesten Strafen (Multen) sind
noch in Rindern und Schafen festgesetzt und von pecus, das Vieh,
kommt das Wort pecunia, das Geld. Später fand das etrurische Stab-
geld Eingang, welches zugewogen wurde. Von stipes pendere, Geld
zuwägen, stammt das Wort stipendium, die Löhnung. Es dauerte
lange, bis Metallgeld allgemeines Bedürfnis wurde und Rom eigene
Münzen prägte oder richtiger goſs, denn die ältesten Münzen wurden
aus einem bleihaltigen Erze gegossen. Servius Tullius soll das Stab-
geld in Rom eingeführt haben. Erz wurde in Barrenform gegossen
und je nach dem Werte mit Marken versehen, welche Bilder von
Rindern, Schafen, Schweinen u. s. w. darstellten; eherne Münzen
kamen erst unter den Decemvirn 450 v. Chr. auf. Erz wurde gleich-
bedeutend mit Geld, daher die Ausdrücke: militum aera (Soldatensold),
tribuni aerarii (Schatzmeister), aerarium (die Schatzkammer), obaeratus
(verschuldet), aere dirutus (Soldabzug).

Das Münzsystem basierte auf der alten Gewichtseinteilung. Die

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[485/0507] Italien und die Römer. welche später wegen Eisenfabriken genannt wurden, waren Sulmo und Minturnä. Plinius berichtet, daſs die Vorzüglichkeit der Eisenfabrikate von Sulmo nicht durch die Güte der Erze, sondern durch die Wunder- kraft des Wassers, d. h. die gute Verarbeitung bedingt sei. Es ist anzunehmen, daſs die Eisenfabriken Sulmos nicht erst nach der römi- schen Eroberung errichtet worden sind, sondern daſs sie schon zuvor bestanden, ferner, daſs das Eisen in den benachbarten, östlich gelegenen Gebirgen gewonnen und verschmolzen wurde, da die Lage des Ortes eine Zufuhr von gröſserer Entfernung nicht wahrscheinlich erscheinen läſst. Auch in den folgenden Jahrhunderten blieb Rom durchaus von der Metallzufuhr aus den Nachbarländern, insbesondere aus Etrurien abhängig. Sie waren so arm an Metallen, daſs sie über den Metall- reichtum der senonischen Gallier, die 390 v. Chr. Rom belagerten, über deren goldene Ketten und Gehänge und lange Eisenschwerter staunten. Mit dem zweiten Jahrhundert nach der Besiegung Karthagos und der Eroberung Griechenlands änderten sich diese Verhältnisse gänzlich, und unglaubliche Schätze wurden von den siegreichen Heerführern nach Rom geschleppt. Ähnlich wie mit der Industrie, verhielt es sich mit dem Handel Roms. Das römische Gemeinwesen war ursprünglich auf dem Acker- bau begründet, einen eigentlichen Handelsstand gab es nicht. Die Grundbesitzer waren zugleich Händler, die den Überfluſs ihrer Produkte gegen andere Waren umsetzten. Die ältesten Strafen (Multen) sind noch in Rindern und Schafen festgesetzt und von pecus, das Vieh, kommt das Wort pecunia, das Geld. Später fand das etrurische Stab- geld Eingang, welches zugewogen wurde. Von stipes pendere, Geld zuwägen, stammt das Wort stipendium, die Löhnung. Es dauerte lange, bis Metallgeld allgemeines Bedürfnis wurde und Rom eigene Münzen prägte oder richtiger goſs, denn die ältesten Münzen wurden aus einem bleihaltigen Erze gegossen. Servius Tullius soll das Stab- geld in Rom eingeführt haben. Erz wurde in Barrenform gegossen und je nach dem Werte mit Marken versehen, welche Bilder von Rindern, Schafen, Schweinen u. s. w. darstellten; eherne Münzen kamen erst unter den Decemvirn 450 v. Chr. auf. Erz wurde gleich- bedeutend mit Geld, daher die Ausdrücke: militum aera (Soldatensold), tribuni aerarii (Schatzmeister), aerarium (die Schatzkammer), obaeratus (verschuldet), aere dirutus (Soldabzug). Das Münzsystem basierte auf der alten Gewichtseinteilung. Die

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/507>, abgerufen am 26.11.2024.