Die wichtigsten Waffenfabriken waren in Arretium, das überhaupt der bedeutendste Platz für die Verarbeitung der Metalle in Etrurien war. Die wunderbar rasche Ausrüstung von Heer und Flotte durch P. Cornelius Scipio im zweiten punischen Kriege war nur möglich durch die Thätigkeit der gewerbreichen Städte Etruriens. Populonia lieferte das nötige Eisen, Arretium Schilde, Helme, schwere und leichte Wurf- spiesse, Lanzen, Beile u. s. w. sowie allerlei Handwerkszeug 1).
Wie überlegen die tyrrhenische Bewaffnung war, gegenüber der altrömischen, geht daraus hervor, dass der Etrusker Mastarna, der als
[Abbildung]
Fig. 92.
Servius Tullius römischer König wurde, die heimische Kriegsausrüstung in Rom einführte; und wie ab- hängig Rom in bezug auf den Eisenimport von Etru- rien war, erweist sich dar- aus, dass Porsenna den Römern in den Friedens- bedingungen vorschreiben konnte, dass sie nicht mehr Eisen beziehen dürften, als sie zu den notwendigsten Geräten des Ackerbaues und des Handwerkes nötig gebrauchten.
Nächst Etrurien übten die griechischen Kolo- nieen den grössten Ein- fluss auf die Entwickelung Italiens aus. Diese Kolo- nieen waren sehr zahlreich und wurden namentlich in Süditalien nach und nach so mächtig, dass man den ganzen südlichen Teil, nahezu das ganze frühere Königreich Neapel als einen Teil Griechenlands ansah und es als Gross-Griechenland bezeichnete. Die Kultur in diesen süditalischen Städten war durchaus die griechische.
Unter dem doppelten Einflusse der Etrusker und der Griechen entwickelt sich das römische Gemeinwesen auf altitalischer
1) Livius XXXIII, 45.
Beck, Geschichte des Eisens. 31
Italien und die Römer.
Die wichtigsten Waffenfabriken waren in Arretium, das überhaupt der bedeutendste Platz für die Verarbeitung der Metalle in Etrurien war. Die wunderbar rasche Ausrüstung von Heer und Flotte durch P. Cornelius Scipio im zweiten punischen Kriege war nur möglich durch die Thätigkeit der gewerbreichen Städte Etruriens. Populonia lieferte das nötige Eisen, Arretium Schilde, Helme, schwere und leichte Wurf- spieſse, Lanzen, Beile u. s. w. sowie allerlei Handwerkszeug 1).
Wie überlegen die tyrrhenische Bewaffnung war, gegenüber der altrömischen, geht daraus hervor, daſs der Etrusker Mastarna, der als
[Abbildung]
Fig. 92.
Servius Tullius römischer König wurde, die heimische Kriegsausrüstung in Rom einführte; und wie ab- hängig Rom in bezug auf den Eisenimport von Etru- rien war, erweist sich dar- aus, daſs Porsenna den Römern in den Friedens- bedingungen vorschreiben konnte, daſs sie nicht mehr Eisen beziehen dürften, als sie zu den notwendigsten Geräten des Ackerbaues und des Handwerkes nötig gebrauchten.
Nächst Etrurien übten die griechischen Kolo- nieen den gröſsten Ein- fluſs auf die Entwickelung Italiens aus. Diese Kolo- nieen waren sehr zahlreich und wurden namentlich in Süditalien nach und nach so mächtig, daſs man den ganzen südlichen Teil, nahezu das ganze frühere Königreich Neapel als einen Teil Griechenlands ansah und es als Groſs-Griechenland bezeichnete. Die Kultur in diesen süditalischen Städten war durchaus die griechische.
Unter dem doppelten Einflusse der Etrusker und der Griechen entwickelt sich das römische Gemeinwesen auf altitalischer
1) Livius XXXIII, 45.
Beck, Geschichte des Eisens. 31
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0503"n="481"/><fwplace="top"type="header">Italien und die Römer.</fw><lb/><p>Die wichtigsten Waffenfabriken waren in Arretium, das überhaupt<lb/>
der bedeutendste Platz für die Verarbeitung der Metalle in Etrurien<lb/>
war. Die wunderbar rasche Ausrüstung von Heer und Flotte durch<lb/>
P. Cornelius Scipio im zweiten punischen Kriege war nur möglich durch<lb/>
die Thätigkeit der gewerbreichen Städte Etruriens. Populonia lieferte<lb/>
das nötige Eisen, Arretium Schilde, Helme, schwere und leichte Wurf-<lb/>
spieſse, Lanzen, Beile u. s. w. sowie allerlei Handwerkszeug <noteplace="foot"n="1)">Livius XXXIII, 45.</note>.</p><lb/><p>Wie überlegen die tyrrhenische Bewaffnung war, gegenüber der<lb/>
altrömischen, geht daraus hervor, daſs der Etrusker Mastarna, der als<lb/><figure><head>Fig. 92.</head></figure><lb/>
Servius Tullius römischer<lb/>
König wurde, die heimische<lb/>
Kriegsausrüstung in Rom<lb/>
einführte; und wie ab-<lb/>
hängig Rom in bezug auf<lb/>
den Eisenimport von Etru-<lb/>
rien war, erweist sich dar-<lb/>
aus, daſs Porsenna den<lb/>
Römern in den Friedens-<lb/>
bedingungen vorschreiben<lb/>
konnte, daſs sie nicht mehr<lb/>
Eisen beziehen dürften, als<lb/>
sie zu den notwendigsten<lb/>
Geräten des Ackerbaues<lb/>
und des Handwerkes nötig<lb/>
gebrauchten.</p><lb/><p>Nächst Etrurien übten<lb/>
die <hirendition="#g">griechischen Kolo-<lb/>
nieen</hi> den gröſsten Ein-<lb/>
fluſs auf die Entwickelung<lb/>
Italiens aus. Diese Kolo-<lb/>
nieen waren sehr zahlreich<lb/>
und wurden namentlich in<lb/>
Süditalien nach und nach so mächtig, daſs man den ganzen südlichen<lb/>
Teil, nahezu das ganze frühere Königreich Neapel als einen Teil<lb/>
Griechenlands ansah und es als Groſs-Griechenland bezeichnete. Die<lb/>
Kultur in diesen süditalischen Städten war durchaus die griechische.</p><lb/><p>Unter dem doppelten Einflusse der Etrusker und der Griechen<lb/>
entwickelt sich <hirendition="#g">das römische Gemeinwesen</hi> auf altitalischer<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 31</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[481/0503]
Italien und die Römer.
Die wichtigsten Waffenfabriken waren in Arretium, das überhaupt
der bedeutendste Platz für die Verarbeitung der Metalle in Etrurien
war. Die wunderbar rasche Ausrüstung von Heer und Flotte durch
P. Cornelius Scipio im zweiten punischen Kriege war nur möglich durch
die Thätigkeit der gewerbreichen Städte Etruriens. Populonia lieferte
das nötige Eisen, Arretium Schilde, Helme, schwere und leichte Wurf-
spieſse, Lanzen, Beile u. s. w. sowie allerlei Handwerkszeug 1).
Wie überlegen die tyrrhenische Bewaffnung war, gegenüber der
altrömischen, geht daraus hervor, daſs der Etrusker Mastarna, der als
[Abbildung Fig. 92.]
Servius Tullius römischer
König wurde, die heimische
Kriegsausrüstung in Rom
einführte; und wie ab-
hängig Rom in bezug auf
den Eisenimport von Etru-
rien war, erweist sich dar-
aus, daſs Porsenna den
Römern in den Friedens-
bedingungen vorschreiben
konnte, daſs sie nicht mehr
Eisen beziehen dürften, als
sie zu den notwendigsten
Geräten des Ackerbaues
und des Handwerkes nötig
gebrauchten.
Nächst Etrurien übten
die griechischen Kolo-
nieen den gröſsten Ein-
fluſs auf die Entwickelung
Italiens aus. Diese Kolo-
nieen waren sehr zahlreich
und wurden namentlich in
Süditalien nach und nach so mächtig, daſs man den ganzen südlichen
Teil, nahezu das ganze frühere Königreich Neapel als einen Teil
Griechenlands ansah und es als Groſs-Griechenland bezeichnete. Die
Kultur in diesen süditalischen Städten war durchaus die griechische.
Unter dem doppelten Einflusse der Etrusker und der Griechen
entwickelt sich das römische Gemeinwesen auf altitalischer
1) Livius XXXIII, 45.
Beck, Geschichte des Eisens. 31
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/503>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.