Arbeitsgerät. Dies wird von den Kaufleuten überall hin verführt, und so verbreitet sich der Nutzen über viele Länder der Welt." Man er- kennt hieraus, wie lebhaft der Eisenhandel Elbas und der beteiligten Seestädte war.
Dikäarchia, welches hier als Hauptbezugsort für das elbanische Eisen genannt wird, bezeichnet Pausanias, obgleich in kumanischem Gebiet gelegen, ausdrücklich als eine etruskische Stadt. Auch Korsika, das von den Phokaeern 565 v. Chr. kolonisiert worden war, partizipierte an dem Eisenhandel Elbas. Alalia scheint hierdurch entstanden zu sein. Die Konkurrenz Korsikas wurde den Tyrrhenern so lästig, dass sie Krieg mit den Kolonisten anfingen und die holzreiche Insel annektierten. Was das hier beschriebene technische Verfahren anlangt, so geht aus der Schilderung Diodors bestimmt hervor, dass man die Erze auf der Insel selbst nur als Rohluppen erster Schmelzung ausschmolz und diese schwammartigen Eisenmassen mit Schiffen nach anderen Punkten überführte, wo Brennmaterial leichter und billiger zu beschaffen war. Hier wurden sie dicht geschmiedet, in die besondere Form von beider- seits spitz zulaufenden Masseln, einem Halbfabrikat, gebracht, in wel- cher Form sie entweder verhandelt oder direkt weiter verarbeitet wurden. Auf diese Handelsform der Eisenluppen werden wir später zurückkommen.
Es ist ein grosser Irrtum Karstens, der leider oft nachgeschrieben worden ist, wenn er in seiner Skizze über die Geschichte des Eisens an- nimmt, die oben erwähnten schwammähnlichen Stücke des zusammen- geflossenen Eisens seien das, was man besonders in Österreich "luckiger Floss" nennt, gewesen, also ein geschmolzenes Roheisen; vielmehr geht aus allem klar hervor, dass es mehr oder weniger vollständig reduzierte Rohluppen, wie sie bei der direkten Eisenbereitung fallen, gewesen sind.
Das Ausschmelzen geschah 1) in Rennherden, ähnlich wie es noch heute bei Neapel und auf Korsika betrieben wird. Simonin hat einen solchen alten Schmelzherd, der mit Sandsteinstücken umsetzt war, bei Populonia aufgefunden, dabei einen Haufen besten elbanischen Erzes von 60 bis 65 Proz. Eisengehalt. Die Schlacken sind gutgeflossen, blasig, schwarz und krystallinisch. Sie enthielten 40 Proz. Eisenoxydul. Die Kohle war Holzkohle aus Eichen- und Kastanienholz. Bei Popu- lonia selbst fand Bergbau auf Roteisenstein am Monte Valerio statt Die Reste eines anderen etruskischen Eisenwerkes hat man bei Ghera- dessa auf dem Berge Buche al ferro (d. h. Eisenbergwerk) aufgedeckt.
1) Nach Simonin a. a. O. S. 565.
Italien und die Römer.
Arbeitsgerät. Dies wird von den Kaufleuten überall hin verführt, und so verbreitet sich der Nutzen über viele Länder der Welt.“ Man er- kennt hieraus, wie lebhaft der Eisenhandel Elbas und der beteiligten Seestädte war.
Dikäarchia, welches hier als Hauptbezugsort für das elbanische Eisen genannt wird, bezeichnet Pausanias, obgleich in kumanischem Gebiet gelegen, ausdrücklich als eine etruskische Stadt. Auch Korsika, das von den Phokaeern 565 v. Chr. kolonisiert worden war, partizipierte an dem Eisenhandel Elbas. Alalia scheint hierdurch entstanden zu sein. Die Konkurrenz Korsikas wurde den Tyrrhenern so lästig, daſs sie Krieg mit den Kolonisten anfingen und die holzreiche Insel annektierten. Was das hier beschriebene technische Verfahren anlangt, so geht aus der Schilderung Diodors bestimmt hervor, daſs man die Erze auf der Insel selbst nur als Rohluppen erster Schmelzung ausschmolz und diese schwammartigen Eisenmassen mit Schiffen nach anderen Punkten überführte, wo Brennmaterial leichter und billiger zu beschaffen war. Hier wurden sie dicht geschmiedet, in die besondere Form von beider- seits spitz zulaufenden Masseln, einem Halbfabrikat, gebracht, in wel- cher Form sie entweder verhandelt oder direkt weiter verarbeitet wurden. Auf diese Handelsform der Eisenluppen werden wir später zurückkommen.
Es ist ein groſser Irrtum Karstens, der leider oft nachgeschrieben worden ist, wenn er in seiner Skizze über die Geschichte des Eisens an- nimmt, die oben erwähnten schwammähnlichen Stücke des zusammen- geflossenen Eisens seien das, was man besonders in Österreich „luckiger Floſs“ nennt, gewesen, also ein geschmolzenes Roheisen; vielmehr geht aus allem klar hervor, daſs es mehr oder weniger vollständig reduzierte Rohluppen, wie sie bei der direkten Eisenbereitung fallen, gewesen sind.
Das Ausschmelzen geschah 1) in Rennherden, ähnlich wie es noch heute bei Neapel und auf Korsika betrieben wird. Simonin hat einen solchen alten Schmelzherd, der mit Sandsteinstücken umsetzt war, bei Populonia aufgefunden, dabei einen Haufen besten elbanischen Erzes von 60 bis 65 Proz. Eisengehalt. Die Schlacken sind gutgeflossen, blasig, schwarz und krystallinisch. Sie enthielten 40 Proz. Eisenoxydul. Die Kohle war Holzkohle aus Eichen- und Kastanienholz. Bei Popu- lonia selbst fand Bergbau auf Roteisenstein am Monte Valerio statt Die Reste eines anderen etruskischen Eisenwerkes hat man bei Ghera- dessa auf dem Berge Buche al ferro (d. h. Eisenbergwerk) aufgedeckt.
1) Nach Simonin a. a. O. S. 565.
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Italien und die Römer.
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so verbreitet sich der Nutzen über viele Länder der Welt.“ Man er-
kennt hieraus, wie lebhaft der Eisenhandel Elbas und der beteiligten
Seestädte war.
Dikäarchia, welches hier als Hauptbezugsort für das elbanische
Eisen genannt wird, bezeichnet Pausanias, obgleich in kumanischem
Gebiet gelegen, ausdrücklich als eine etruskische Stadt. Auch Korsika,
das von den Phokaeern 565 v. Chr. kolonisiert worden war, partizipierte
an dem Eisenhandel Elbas. Alalia scheint hierdurch entstanden zu sein.
Die Konkurrenz Korsikas wurde den Tyrrhenern so lästig, daſs sie
Krieg mit den Kolonisten anfingen und die holzreiche Insel annektierten.
Was das hier beschriebene technische Verfahren anlangt, so geht aus
der Schilderung Diodors bestimmt hervor, daſs man die Erze auf der
Insel selbst nur als Rohluppen erster Schmelzung ausschmolz und
diese schwammartigen Eisenmassen mit Schiffen nach anderen Punkten
überführte, wo Brennmaterial leichter und billiger zu beschaffen war.
Hier wurden sie dicht geschmiedet, in die besondere Form von beider-
seits spitz zulaufenden Masseln, einem Halbfabrikat, gebracht, in wel-
cher Form sie entweder verhandelt oder direkt weiter verarbeitet
wurden. Auf diese Handelsform der Eisenluppen werden wir später
zurückkommen.
Es ist ein groſser Irrtum Karstens, der leider oft nachgeschrieben
worden ist, wenn er in seiner Skizze über die Geschichte des Eisens an-
nimmt, die oben erwähnten schwammähnlichen Stücke des zusammen-
geflossenen Eisens seien das, was man besonders in Österreich „luckiger
Floſs“ nennt, gewesen, also ein geschmolzenes Roheisen; vielmehr geht
aus allem klar hervor, daſs es mehr oder weniger vollständig reduzierte
Rohluppen, wie sie bei der direkten Eisenbereitung fallen, gewesen sind.
Das Ausschmelzen geschah 1) in Rennherden, ähnlich wie es noch
heute bei Neapel und auf Korsika betrieben wird. Simonin hat einen
solchen alten Schmelzherd, der mit Sandsteinstücken umsetzt war, bei
Populonia aufgefunden, dabei einen Haufen besten elbanischen Erzes
von 60 bis 65 Proz. Eisengehalt. Die Schlacken sind gutgeflossen,
blasig, schwarz und krystallinisch. Sie enthielten 40 Proz. Eisenoxydul.
Die Kohle war Holzkohle aus Eichen- und Kastanienholz. Bei Popu-
lonia selbst fand Bergbau auf Roteisenstein am Monte Valerio statt
Die Reste eines anderen etruskischen Eisenwerkes hat man bei Ghera-
dessa auf dem Berge Buche al ferro (d. h. Eisenbergwerk) aufgedeckt.
1) Nach Simonin a. a. O. S. 565.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 476. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/498>, abgerufen am 22.11.2024.
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