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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
"Ich bin kein der Seefahrt Kundiger wie ein Schiffer,
Denn niemals befuhr ich im Schiff die weiten Gewässer,
Ausser einmal nach Euböa von Aulis 1) ...
Dorthin bin ich einmal zu des weisen Amphidamas Festspiel
Über nach Chalkis gefahren; denn viele verkündete Preise
Hatten die Söhne gesetzt, grossherzige; dorten -- vernimm es, --
Trug ich als Sieger im Lied davon den gehenkelten Dreifuss,
Den ich den Musen sodann auf dem Helikon habe geweihet,
Wo mich jene zuerst zum klingenden Sange begeistert."

Diese alten Festspiele waren es, welche die Veranlassung zu den
athenischen Chalkidien gaben, die in ihrer späteren Form recht eigent-
liche Handwerkerfeste waren.

Eisen und Kupfer wurden besonders auf der lebantischen Ebene
in ein und denselben Bergwerken gewonnen, wie Strabo 2) berichtet, zu
dessen Zeit sie indessen schon erschöpft waren. Auch wurde Kupfer
und Eisen auf Euböa aus seinen Erzen ausgeschmolzen und teils roh,
teils verarbeitet in den Handel gebracht. Besonders blühte die Erz-
schmiedekunst in Chalkis und die Eisenarbeiten von dort waren hoch
berühmt. Auch andere Metalle wurden verarbeitet. Die chalkidischen
Becher khalkidika poteria von Silber waren hochberühmt 3). Am
meisten aber waren euböische oder chalkidische Schwerter gesucht 4),
zweifellos Stahlschwerter, denn sie wurden, wie Äschylos erwähnt, im
Wasser gehärtet. Die chalkidischen Eisenschmiede waren weit berühmt.
Stephan von Byzanz bemerkt, dass die euböischen Erz- und Eisen-
schwerter für die besten in Griechenland gegolten hätten 5). Natürlich
stand Euböa durch seinen Reichtum an Metallwaren im lebhaftesten
Verkehre mit allen Handelsplätzen Griechenlands, besonders mit Athen
und Korinth. Welches Ansehen Euböa als Handelsplatz genoss, geht
daraus hervor, dass eins der ältesten Münzsysteme euböischen Ursprungs
ist und das euböische Talent im 8. Jahrhundert v. Chr. allgemeine
Gültigkeit in Griechenland hatte.

Chalkis war im 8. Jahrhundert so reich und mächtig, dass es im
stande war, auf Sicilien selbständige Kolonieen anzulegen (738 v. Chr).

Euböa unmittelbar gegenüber lag Böotien. Auch dieses hatte eine
sehr alte Eisenindustrie, wie dies schon aus der Einleitung der hesiod-
schen Gedichte hervorgeht. Die Sage des Kadmos, der die Hauptstadt
Theben gründete, und die Überlieferungen von den Telchinen beweisen,
dass Böotien sehr früh mit Phönizien in direkter Verbindung gestanden

1) 654.
2) Strabo X, 447.
3) Alcaeus b. Ath. XIV, 617 B; Äschylos
b. Plut. I, 1.
4) Stephan v. Byzanz v. khalkis; Eusthath z. Deon 1, I.
5) Stephan v. Byzanz v. Aidepsos.
Griechenland.
„Ich bin kein der Seefahrt Kundiger wie ein Schiffer,
Denn niemals befuhr ich im Schiff die weiten Gewässer,
Auſser einmal nach Euböa von Aulis 1)
Dorthin bin ich einmal zu des weisen Amphidamas Festspiel
Über nach Chalkis gefahren; denn viele verkündete Preise
Hatten die Söhne gesetzt, groſsherzige; dorten — vernimm es, —
Trug ich als Sieger im Lied davon den gehenkelten Dreifuſs,
Den ich den Musen sodann auf dem Helikon habe geweihet,
Wo mich jene zuerst zum klingenden Sange begeistert.“

Diese alten Festspiele waren es, welche die Veranlassung zu den
athenischen Chalkidien gaben, die in ihrer späteren Form recht eigent-
liche Handwerkerfeste waren.

Eisen und Kupfer wurden besonders auf der lebantischen Ebene
in ein und denselben Bergwerken gewonnen, wie Strabo 2) berichtet, zu
dessen Zeit sie indessen schon erschöpft waren. Auch wurde Kupfer
und Eisen auf Euböa aus seinen Erzen ausgeschmolzen und teils roh,
teils verarbeitet in den Handel gebracht. Besonders blühte die Erz-
schmiedekunst in Chalkis und die Eisenarbeiten von dort waren hoch
berühmt. Auch andere Metalle wurden verarbeitet. Die chalkidischen
Becher χαλκιδικὰ ποτήρια von Silber waren hochberühmt 3). Am
meisten aber waren euböische oder chalkidische Schwerter gesucht 4),
zweifellos Stahlschwerter, denn sie wurden, wie Äschylos erwähnt, im
Wasser gehärtet. Die chalkidischen Eisenschmiede waren weit berühmt.
Stephan von Byzanz bemerkt, daſs die euböischen Erz- und Eisen-
schwerter für die besten in Griechenland gegolten hätten 5). Natürlich
stand Euböa durch seinen Reichtum an Metallwaren im lebhaftesten
Verkehre mit allen Handelsplätzen Griechenlands, besonders mit Athen
und Korinth. Welches Ansehen Euböa als Handelsplatz genoſs, geht
daraus hervor, daſs eins der ältesten Münzsysteme euböischen Ursprungs
ist und das euböische Talent im 8. Jahrhundert v. Chr. allgemeine
Gültigkeit in Griechenland hatte.

Chalkis war im 8. Jahrhundert so reich und mächtig, daſs es im
stande war, auf Sicilien selbständige Kolonieen anzulegen (738 v. Chr).

Euböa unmittelbar gegenüber lag Böotien. Auch dieses hatte eine
sehr alte Eisenindustrie, wie dies schon aus der Einleitung der hesiod-
schen Gedichte hervorgeht. Die Sage des Kadmos, der die Hauptstadt
Theben gründete, und die Überlieferungen von den Telchinen beweisen,
daſs Böotien sehr früh mit Phönizien in direkter Verbindung gestanden

1) 654.
2) Strabo X, 447.
3) Alcaeus b. Ath. XIV, 617 B; Äschylos
b. Plut. I, 1.
4) Stephan v. Byzanz v. χαλκἰς; Eusthath z. Deon 1, I.
5) Stephan v. Byzanz v. Ἄιδηψος.
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[424/0446] Griechenland. „Ich bin kein der Seefahrt Kundiger wie ein Schiffer, Denn niemals befuhr ich im Schiff die weiten Gewässer, Auſser einmal nach Euböa von Aulis 1) … Dorthin bin ich einmal zu des weisen Amphidamas Festspiel Über nach Chalkis gefahren; denn viele verkündete Preise Hatten die Söhne gesetzt, groſsherzige; dorten — vernimm es, — Trug ich als Sieger im Lied davon den gehenkelten Dreifuſs, Den ich den Musen sodann auf dem Helikon habe geweihet, Wo mich jene zuerst zum klingenden Sange begeistert.“ Diese alten Festspiele waren es, welche die Veranlassung zu den athenischen Chalkidien gaben, die in ihrer späteren Form recht eigent- liche Handwerkerfeste waren. Eisen und Kupfer wurden besonders auf der lebantischen Ebene in ein und denselben Bergwerken gewonnen, wie Strabo 2) berichtet, zu dessen Zeit sie indessen schon erschöpft waren. Auch wurde Kupfer und Eisen auf Euböa aus seinen Erzen ausgeschmolzen und teils roh, teils verarbeitet in den Handel gebracht. Besonders blühte die Erz- schmiedekunst in Chalkis und die Eisenarbeiten von dort waren hoch berühmt. Auch andere Metalle wurden verarbeitet. Die chalkidischen Becher χαλκιδικὰ ποτήρια von Silber waren hochberühmt 3). Am meisten aber waren euböische oder chalkidische Schwerter gesucht 4), zweifellos Stahlschwerter, denn sie wurden, wie Äschylos erwähnt, im Wasser gehärtet. Die chalkidischen Eisenschmiede waren weit berühmt. Stephan von Byzanz bemerkt, daſs die euböischen Erz- und Eisen- schwerter für die besten in Griechenland gegolten hätten 5). Natürlich stand Euböa durch seinen Reichtum an Metallwaren im lebhaftesten Verkehre mit allen Handelsplätzen Griechenlands, besonders mit Athen und Korinth. Welches Ansehen Euböa als Handelsplatz genoſs, geht daraus hervor, daſs eins der ältesten Münzsysteme euböischen Ursprungs ist und das euböische Talent im 8. Jahrhundert v. Chr. allgemeine Gültigkeit in Griechenland hatte. Chalkis war im 8. Jahrhundert so reich und mächtig, daſs es im stande war, auf Sicilien selbständige Kolonieen anzulegen (738 v. Chr). Euböa unmittelbar gegenüber lag Böotien. Auch dieses hatte eine sehr alte Eisenindustrie, wie dies schon aus der Einleitung der hesiod- schen Gedichte hervorgeht. Die Sage des Kadmos, der die Hauptstadt Theben gründete, und die Überlieferungen von den Telchinen beweisen, daſs Böotien sehr früh mit Phönizien in direkter Verbindung gestanden 1) 654. 2) Strabo X, 447. 3) Alcaeus b. Ath. XIV, 617 B; Äschylos b. Plut. I, 1. 4) Stephan v. Byzanz v. χαλκἰς; Eusthath z. Deon 1, I. 5) Stephan v. Byzanz v. Ἄιδηψος.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/446>, abgerufen am 22.11.2024.