zwischen den idaischen Daktylen machen, erklären die phrygischen in Kleinasien für die älteren, indem sie von diesen die auf Kreta ableiten. Die Erfindung des Eisens geschah durch die Daktylen, die selbst wieder thrakischer Herkunft waren, am Gebirge Ida, und die parische Marmorchronik giebt sogar bestimmt die Zeit dieses Er- eignisses an, welches sich je nach Annahme des Jahres der Zer- störung Trojas auf 1432 v. Chr. oder nach anderen auf 1537 v. Chr. 1) berechnet. Diese Zeitbestimmung hat nur insofern eine Bedeutung, als keinem Metalle in so positiver Weise ein so hohes Alter zugeschrieben wird. Von der Eisengewinnung am Ida wissen wir nichts Weiteres. Homer schweigt darüber.
Troas gegenüber lag die äolische Insel Lemnos, deren alter Name Aidaleia 2), die Russige, auf ausgebreitete Metallverarbeitung hindeutet. Lemnos war ein uralter Sitz des Hephästoskultus. Hier stürzte der Sage nach der Götterschmied, den Zeus im Grimme vom Olympos her- untergeschleudert hatte, nach neuntägigem Fall zur Erde, wovon derselbe seinen lahmen Fuss hatte. Wie Lemnos die alte Kultusstätte des Feuergottes hauptsächlich wegen des auf dieser Insel befindlichen, in historischer Zeit noch thätigen Vulkans Mosychlos war, so war sie auch zugleich ein Sitz metallurgischer Kunst und die Urbewohner der Insel, die alten Sintier, waren als Schmiede hochberühmt 3). Sidon und Cypern nicht allein, sondern ebenso Kreta, Rhodos und Kleinasien übten einen mächtigen Einfluss auf die technische Kultur des eigentlichen Griechenlandes aus. Den Zustand zu Homers Zeit haben wir bereits geschildert. Zu diesem Bilde haben wir nur Ein- zelnes teils ergänzend, teils bestätigend hinzuzufügen.
Der Bergbau auf Gold, Silber und Kupfer auf den griechischen Inseln und an der Küste war ursprünglich von Fremden angelegt und scheint zu Homers Zeit noch in deren Händen gewesen zu sein. Die Phönizier waren es, welche diese Bergwerkskolonieen angelegt hatten 4).
Die ältesten Goldbergwerke auf Siphnos, Thasos 5), Thasos gegen- über zu Skapte-Hyle 6) und an der thrakischen Küste besonders am Pangäos 7):
In demselben Gebirgszuge befanden sich auch Silberbergwerke. Die berühmtesten Silbergruben Griechenlands aber waren die von Lau-
1) Larcher, Chronologie d'Herodote Canon p. 542.
2) Schol. Apoll Th. I, 608.
3) Ilias 1, 592 und Anmerk. 10; Büchsenschütz S. 40.
4) Siphnos, Herodot III, 57; Pausan. X, II, 2; Suidas Siphnoi.
5) Herodot VI, 46.
6) Herodot IX, 75; Strabo VII, 33, 34.
7) Herodot VI, 46; VII, 112; Tukyd IV, 105.
Griechenland.
zwischen den idaischen Daktylen machen, erklären die phrygischen in Kleinasien für die älteren, indem sie von diesen die auf Kreta ableiten. Die Erfindung des Eisens geschah durch die Daktylen, die selbst wieder thrakischer Herkunft waren, am Gebirge Ida, und die parische Marmorchronik giebt sogar bestimmt die Zeit dieses Er- eignisses an, welches sich je nach Annahme des Jahres der Zer- störung Trojas auf 1432 v. Chr. oder nach anderen auf 1537 v. Chr. 1) berechnet. Diese Zeitbestimmung hat nur insofern eine Bedeutung, als keinem Metalle in so positiver Weise ein so hohes Alter zugeschrieben wird. Von der Eisengewinnung am Ida wissen wir nichts Weiteres. Homer schweigt darüber.
Troas gegenüber lag die äolische Insel Lemnos, deren alter Name Ἀιδάλεια 2), die Russige, auf ausgebreitete Metallverarbeitung hindeutet. Lemnos war ein uralter Sitz des Hephästoskultus. Hier stürzte der Sage nach der Götterschmied, den Zeus im Grimme vom Olympos her- untergeschleudert hatte, nach neuntägigem Fall zur Erde, wovon derselbe seinen lahmen Fuſs hatte. Wie Lemnos die alte Kultusstätte des Feuergottes hauptsächlich wegen des auf dieser Insel befindlichen, in historischer Zeit noch thätigen Vulkans Mosychlos war, so war sie auch zugleich ein Sitz metallurgischer Kunst und die Urbewohner der Insel, die alten Sintier, waren als Schmiede hochberühmt 3). Sidon und Cypern nicht allein, sondern ebenso Kreta, Rhodos und Kleinasien übten einen mächtigen Einfluſs auf die technische Kultur des eigentlichen Griechenlandes aus. Den Zustand zu Homers Zeit haben wir bereits geschildert. Zu diesem Bilde haben wir nur Ein- zelnes teils ergänzend, teils bestätigend hinzuzufügen.
Der Bergbau auf Gold, Silber und Kupfer auf den griechischen Inseln und an der Küste war ursprünglich von Fremden angelegt und scheint zu Homers Zeit noch in deren Händen gewesen zu sein. Die Phönizier waren es, welche diese Bergwerkskolonieen angelegt hatten 4).
Die ältesten Goldbergwerke auf Siphnos, Thasos 5), Thasos gegen- über zu Skapte-Hyle 6) und an der thrakischen Küste besonders am Pangäos 7):
In demselben Gebirgszuge befanden sich auch Silberbergwerke. Die berühmtesten Silbergruben Griechenlands aber waren die von Lau-
1) Larcher, Chronologie d’Herodote Canon p. 542.
2) Schol. Apoll Th. I, 608.
3) Ilias 1, 592 und Anmerk. 10; Büchsenschütz S. 40.
4) Siphnos, Herodot III, 57; Pausan. X, II, 2; Suidas Σίφνοι.
5) Herodot VI, 46.
6) Herodot IX, 75; Strabo VII, 33, 34.
7) Herodot VI, 46; VII, 112; Tukyd IV, 105.
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Griechenland.
zwischen den idaischen Daktylen machen, erklären die phrygischen
in Kleinasien für die älteren, indem sie von diesen die auf Kreta
ableiten. Die Erfindung des Eisens geschah durch die Daktylen, die
selbst wieder thrakischer Herkunft waren, am Gebirge Ida, und die
parische Marmorchronik giebt sogar bestimmt die Zeit dieses Er-
eignisses an, welches sich je nach Annahme des Jahres der Zer-
störung Trojas auf 1432 v. Chr. oder nach anderen auf 1537 v. Chr. 1)
berechnet. Diese Zeitbestimmung hat nur insofern eine Bedeutung, als
keinem Metalle in so positiver Weise ein so hohes Alter zugeschrieben
wird. Von der Eisengewinnung am Ida wissen wir nichts Weiteres.
Homer schweigt darüber.
Troas gegenüber lag die äolische Insel Lemnos, deren alter Name
Ἀιδάλεια 2), die Russige, auf ausgebreitete Metallverarbeitung hindeutet.
Lemnos war ein uralter Sitz des Hephästoskultus. Hier stürzte der
Sage nach der Götterschmied, den Zeus im Grimme vom Olympos her-
untergeschleudert hatte, nach neuntägigem Fall zur Erde, wovon
derselbe seinen lahmen Fuſs hatte. Wie Lemnos die alte Kultusstätte
des Feuergottes hauptsächlich wegen des auf dieser Insel befindlichen,
in historischer Zeit noch thätigen Vulkans Mosychlos war, so war sie
auch zugleich ein Sitz metallurgischer Kunst und die Urbewohner
der Insel, die alten Sintier, waren als Schmiede hochberühmt 3).
Sidon und Cypern nicht allein, sondern ebenso Kreta, Rhodos und
Kleinasien übten einen mächtigen Einfluſs auf die technische Kultur
des eigentlichen Griechenlandes aus. Den Zustand zu Homers Zeit
haben wir bereits geschildert. Zu diesem Bilde haben wir nur Ein-
zelnes teils ergänzend, teils bestätigend hinzuzufügen.
Der Bergbau auf Gold, Silber und Kupfer auf den griechischen
Inseln und an der Küste war ursprünglich von Fremden angelegt
und scheint zu Homers Zeit noch in deren Händen gewesen zu sein.
Die Phönizier waren es, welche diese Bergwerkskolonieen angelegt
hatten 4).
Die ältesten Goldbergwerke auf Siphnos, Thasos 5), Thasos gegen-
über zu Skapte-Hyle 6) und an der thrakischen Küste besonders am
Pangäos 7):
In demselben Gebirgszuge befanden sich auch Silberbergwerke.
Die berühmtesten Silbergruben Griechenlands aber waren die von Lau-
1) Larcher, Chronologie d’Herodote Canon p. 542.
2) Schol. Apoll Th. I,
608.
3) Ilias 1, 592 und Anmerk. 10; Büchsenschütz S. 40.
4) Siphnos, Herodot
III, 57; Pausan. X, II, 2; Suidas Σίφνοι.
5) Herodot VI, 46.
6) Herodot
IX, 75; Strabo VII, 33, 34.
7) Herodot VI, 46; VII, 112; Tukyd IV, 105.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/444>, abgerufen am 22.11.2024.
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