Bedarf an Gold, Silber, Kupfer und Erz meist in Form fertiger Geräte aus dem Auslande bezogen. Diese Periode endete etwa mit dem siebenten Jahrhundert, in welchem die glänzende Tyrannis sich zu achtunggebietender Macht aufschwang.
Der Beziehungen zu Phönizien und Ägypten haben wir schon wiederholt gedacht. Homer hat gewiss die Höhe seiner Bildung nicht ohne ägyptischen Einfluss erreicht. Demungeachtet ist ihm Ägypten ein weit entlegenes Land und auch die anderen griechischen Schriftsteller wissen wenig über einen direkten Verkehr zwischen Griechenland und Ägypten zu berichten. Die Argonautenfahrt, wie die Belagerung von Troja spielen sich in ganz anderen Gegenden ab. Um so interessanter ist es daher, dass wir aus hieroglyphischen Mitteilungen der Ägypter selbst belehrt werden, dass die Griechen lange vor der Argonautenfahrt an einem grossen kriegerischen Unternehmen gegen Ägypten beteiligt waren. Dieser Kriegszug scheint nicht unähnlich dem Argonautenzuge eine grossartige Piratenfahrt gewesen zu sein, ein Raubzug ohne höheren politischen Zweck. Er geschah unter König Menephta, also um 1500 v. Chr. 1), und war ein gemeinsames Unter- nehmen von Lybiern, Kleinasiaten, Griechen und Etruskern. Die Nachricht darüber ist aufgezeichnet in einer merkwürdigen Inschrift von Karnak. Es ist dies der Kriegszug der Tamochu (Nordvölker), d. h. vom Mittelmeere mit weisser Haut, meist blauen Augen, blonden, braunen, manchmal roten Haaren. Sie werden abgeteilt:
I. In Tahenu (Nebelvölker), d. h. von der Nordwestküste Ägyptens.
II. In Völker von den Meeresregionen, oder Inseln des Meeres, unter diesen finden sich Sardaina (Sarder), Sakalesa (Sikilier) und Tursa, Tuirscha (Thyrrhener), welche den Oberbefehl hatten.
III. Akaios, Againasch (Achaier), als Gebirgsvölker bezeichnet, sowohl von den Ländern des Meeres (dem Peloponnes) mit Harnisch und Beinschienen, als auch Lekar (Lykier) aus Kleinasien.
Die Achaier werden hier also bereits als mit Harnisch und Bein- schienen ausgerüstet erwähnt und ihre nautische Befähigung und Ausrüstung gestattete es ihnen schon damals an einem so bedeutenden Unternehmen thätigen Anteil zu nehmen.
Cypern, Kreta und Rhodos sind die ersten und wichtigsten Etappen asiatischer Kultur in ihrem Marsche nach Europa. Alle drei sind in metallurgischer Beziehung von besonderem Interesse.
1) Lauth. Die Argiver in Ägypten, Sitzungsbericht der königl. Akad. der Wissenschaften in München 1868. -- De Rouge, Memoire sur les attaques dirigees contre l'Egypte par les peuples de la mediterranee. Revue archeologique VII, 1867. -- Lindenschmit, Handbuch der deutschen Altertumskunde I, 6.
Griechenland.
Bedarf an Gold, Silber, Kupfer und Erz meist in Form fertiger Geräte aus dem Auslande bezogen. Diese Periode endete etwa mit dem siebenten Jahrhundert, in welchem die glänzende Tyrannis sich zu achtunggebietender Macht aufschwang.
Der Beziehungen zu Phönizien und Ägypten haben wir schon wiederholt gedacht. Homer hat gewiſs die Höhe seiner Bildung nicht ohne ägyptischen Einfluſs erreicht. Demungeachtet ist ihm Ägypten ein weit entlegenes Land und auch die anderen griechischen Schriftsteller wissen wenig über einen direkten Verkehr zwischen Griechenland und Ägypten zu berichten. Die Argonautenfahrt, wie die Belagerung von Troja spielen sich in ganz anderen Gegenden ab. Um so interessanter ist es daher, daſs wir aus hieroglyphischen Mitteilungen der Ägypter selbst belehrt werden, daſs die Griechen lange vor der Argonautenfahrt an einem groſsen kriegerischen Unternehmen gegen Ägypten beteiligt waren. Dieser Kriegszug scheint nicht unähnlich dem Argonautenzuge eine groſsartige Piratenfahrt gewesen zu sein, ein Raubzug ohne höheren politischen Zweck. Er geschah unter König Menephta, also um 1500 v. Chr. 1), und war ein gemeinsames Unter- nehmen von Lybiern, Kleinasiaten, Griechen und Etruskern. Die Nachricht darüber ist aufgezeichnet in einer merkwürdigen Inschrift von Karnak. Es ist dies der Kriegszug der Tamochu (Nordvölker), d. h. vom Mittelmeere mit weiſser Haut, meist blauen Augen, blonden, braunen, manchmal roten Haaren. Sie werden abgeteilt:
I. In Tahenu (Nebelvölker), d. h. von der Nordwestküste Ägyptens.
II. In Völker von den Meeresregionen, oder Inseln des Meeres, unter diesen finden sich Sardaina (Sarder), Sakalesa (Sikilier) und Tursa, Tuirscha (Thyrrhener), welche den Oberbefehl hatten.
III. Akaios, Againasch (Achaier), als Gebirgsvölker bezeichnet, sowohl von den Ländern des Meeres (dem Peloponnes) mit Harnisch und Beinschienen, als auch Lekar (Lykier) aus Kleinasien.
Die Achaier werden hier also bereits als mit Harnisch und Bein- schienen ausgerüstet erwähnt und ihre nautische Befähigung und Ausrüstung gestattete es ihnen schon damals an einem so bedeutenden Unternehmen thätigen Anteil zu nehmen.
Cypern, Kreta und Rhodos sind die ersten und wichtigsten Etappen asiatischer Kultur in ihrem Marsche nach Europa. Alle drei sind in metallurgischer Beziehung von besonderem Interesse.
1) Lauth. Die Argiver in Ägypten, Sitzungsbericht der königl. Akad. der Wissenschaften in München 1868. — De Rougé, Memoire sur les attaques dirigées contre l’Egypte par les peuples de la méditerranée. Revue archeologique VII, 1867. — Lindenschmit, Handbuch der deutschen Altertumskunde I, 6.
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Griechenland.
Bedarf an Gold, Silber, Kupfer und Erz meist in Form fertiger Geräte
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siebenten Jahrhundert, in welchem die glänzende Tyrannis sich zu
achtunggebietender Macht aufschwang.
Der Beziehungen zu Phönizien und Ägypten haben wir schon
wiederholt gedacht. Homer hat gewiſs die Höhe seiner Bildung
nicht ohne ägyptischen Einfluſs erreicht. Demungeachtet ist ihm
Ägypten ein weit entlegenes Land und auch die anderen griechischen
Schriftsteller wissen wenig über einen direkten Verkehr zwischen
Griechenland und Ägypten zu berichten. Die Argonautenfahrt, wie die
Belagerung von Troja spielen sich in ganz anderen Gegenden ab. Um
so interessanter ist es daher, daſs wir aus hieroglyphischen Mitteilungen
der Ägypter selbst belehrt werden, daſs die Griechen lange vor der
Argonautenfahrt an einem groſsen kriegerischen Unternehmen gegen
Ägypten beteiligt waren. Dieser Kriegszug scheint nicht unähnlich
dem Argonautenzuge eine groſsartige Piratenfahrt gewesen zu sein, ein
Raubzug ohne höheren politischen Zweck. Er geschah unter König
Menephta, also um 1500 v. Chr. 1), und war ein gemeinsames Unter-
nehmen von Lybiern, Kleinasiaten, Griechen und Etruskern. Die
Nachricht darüber ist aufgezeichnet in einer merkwürdigen Inschrift
von Karnak. Es ist dies der Kriegszug der Tamochu (Nordvölker),
d. h. vom Mittelmeere mit weiſser Haut, meist blauen Augen, blonden,
braunen, manchmal roten Haaren. Sie werden abgeteilt:
I. In Tahenu (Nebelvölker), d. h. von der Nordwestküste Ägyptens.
II. In Völker von den Meeresregionen, oder Inseln des Meeres,
unter diesen finden sich Sardaina (Sarder), Sakalesa (Sikilier) und
Tursa, Tuirscha (Thyrrhener), welche den Oberbefehl hatten.
III. Akaios, Againasch (Achaier), als Gebirgsvölker bezeichnet,
sowohl von den Ländern des Meeres (dem Peloponnes) mit Harnisch
und Beinschienen, als auch Lekar (Lykier) aus Kleinasien.
Die Achaier werden hier also bereits als mit Harnisch und Bein-
schienen ausgerüstet erwähnt und ihre nautische Befähigung und
Ausrüstung gestattete es ihnen schon damals an einem so bedeutenden
Unternehmen thätigen Anteil zu nehmen.
Cypern, Kreta und Rhodos sind die ersten und wichtigsten Etappen
asiatischer Kultur in ihrem Marsche nach Europa. Alle drei sind in
metallurgischer Beziehung von besonderem Interesse.
1) Lauth. Die Argiver in Ägypten, Sitzungsbericht der königl. Akad. der
Wissenschaften in München 1868. — De Rougé, Memoire sur les attaques dirigées
contre l’Egypte par les peuples de la méditerranée. Revue archeologique VII,
1867. — Lindenschmit, Handbuch der deutschen Altertumskunde I, 6.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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