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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
starken Mann schon eine schwere Wurfscheibe. Ferner geht aus dieser
Stelle hervor, dass der Hirt, wie der Ackersmann des Eisens bedurfte,
dass es also, da ja auch jeder Held und Länderfürst als Grundbesitzer
gedacht ist, für Arm und Reich ein unentbehrliches, ja das unentbehr-
lichste Metall war. Der Hirt oder der Ackersmann muss von Zeit zu
Zeit in die Stadt gehen, um sich dort auf dem Markte sein Eisen, oder
wahrscheinlicher, sein Eisengerät einzukaufen. Die Eisenwaren, wie
das Roheisen wurden demnach auf offenen Märkten verhandelt, ganz
wie dies im Orient noch heutzutage der Fall ist, und wie wir es bereits
bei verschiedenen Gelegenheiten kennen gelernt haben. Wenn er aber
diesen solon besitzt, braucht er nicht in die Stadt, kann sich vielmehr
seine Werkzeuge selbst herstellen. Dazu musste er also auch auf dem
Lande, in seiner Gemeinde Gelegenheit gehabt haben und dürfen wir
annehmen, dass dies der Fall war, indem jeder Ort und jedes grössere
Gut seine Schmiede hatte, wie es denn gewiss auch hausierende
Schmiede gab. Dass auf den Stammsitzen der Fürsten und Vornehmen
sich Schmiede befanden, bestätigt Homer ausdrücklich, indem er des
khalkeios domos 1), der Schmiede, bei dem Palaste des Odysseus auf
Ithaka Erwähnung thut. Hier wurden die nötigen Schmiedearbeiten
für den Hof, sowie für die Hirten und Pflüger besorgt, ganz ähnlich
wie dies noch zu der Zeit Karls des Grossen auf den kaiserlichen Hof-
gütern der Fall war. Derjenige, der diese Arbeit verrichtet, ist der
khalkeus, der Schmied, der alle Metallarbeiten besorgt. Den Eisen-
schmied, speziell den sidereus, der später so oft genannt wird, der nur
Eisen verarbeitete und der bei uns seit dem Mittelalter schlechthin
der Schmied heisst, kennt Homer nicht.

Gleich die darauffolgende Stelle im dreiundzwanzigsten Gesange
der Ilias belehrt uns, dass das Eisen auch zu Waffen und Werkzeugen
verarbeitet wurde, denn nachdem der Wurfkampf geschildert und Poli-
pötes den Sieg errungen hat, fährt der Dichter fort 2):

"Hierauf stellte den Schützen der Held blauschimmerndes Eisen (ioenta
sideron),
Zehn zweischneidige Äxte und zehn der Beile zum Kampfpreis 3).
Darauf erhub er den Mast des schwarzgeschnäbelten Meerschiffes
Fern am kiesigen Strand und eine schüchterne Taube
Band er daran mit dem Fuss an dünnem Faden zum Ziele
Ihrer Geschoss. Wer nun die schüchterne Taube getroffen,
Nehme die doppelten Äxte gesamt, zum Gezelte sie tragend,
Wer jedoch den Faden nur trifft und den Vogel verfehlet,
Solcher mag, wie besiegt, mit den kleineren Beilen hinweggehen."

1) Odyssee 18, 328.
2) Ilias 23, 850.
3) dekamen pelekeas, deka demipe-
lekka.
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Griechenland.
starken Mann schon eine schwere Wurfscheibe. Ferner geht aus dieser
Stelle hervor, daſs der Hirt, wie der Ackersmann des Eisens bedurfte,
daſs es also, da ja auch jeder Held und Länderfürst als Grundbesitzer
gedacht ist, für Arm und Reich ein unentbehrliches, ja das unentbehr-
lichste Metall war. Der Hirt oder der Ackersmann muſs von Zeit zu
Zeit in die Stadt gehen, um sich dort auf dem Markte sein Eisen, oder
wahrscheinlicher, sein Eisengerät einzukaufen. Die Eisenwaren, wie
das Roheisen wurden demnach auf offenen Märkten verhandelt, ganz
wie dies im Orient noch heutzutage der Fall ist, und wie wir es bereits
bei verschiedenen Gelegenheiten kennen gelernt haben. Wenn er aber
diesen σόλον besitzt, braucht er nicht in die Stadt, kann sich vielmehr
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Lande, in seiner Gemeinde Gelegenheit gehabt haben und dürfen wir
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Gut seine Schmiede hatte, wie es denn gewiſs auch hausierende
Schmiede gab. Daſs auf den Stammsitzen der Fürsten und Vornehmen
sich Schmiede befanden, bestätigt Homer ausdrücklich, indem er des
χαλκήιος δόμος 1), der Schmiede, bei dem Palaste des Odysseus auf
Ithaka Erwähnung thut. Hier wurden die nötigen Schmiedearbeiten
für den Hof, sowie für die Hirten und Pflüger besorgt, ganz ähnlich
wie dies noch zu der Zeit Karls des Groſsen auf den kaiserlichen Hof-
gütern der Fall war. Derjenige, der diese Arbeit verrichtet, ist der
χαλκεύς, der Schmied, der alle Metallarbeiten besorgt. Den Eisen-
schmied, speziell den σιδηρεύς, der später so oft genannt wird, der nur
Eisen verarbeitete und der bei uns seit dem Mittelalter schlechthin
der Schmied heiſst, kennt Homer nicht.

Gleich die darauffolgende Stelle im dreiundzwanzigsten Gesange
der Ilias belehrt uns, daſs das Eisen auch zu Waffen und Werkzeugen
verarbeitet wurde, denn nachdem der Wurfkampf geschildert und Poli-
pötes den Sieg errungen hat, fährt der Dichter fort 2):

„Hierauf stellte den Schützen der Held blauschimmerndes Eisen (ἰόεντα
σίδηρον),
Zehn zweischneidige Äxte und zehn der Beile zum Kampfpreis 3).
Darauf erhub er den Mast des schwarzgeschnäbelten Meerschiffes
Fern am kiesigen Strand und eine schüchterne Taube
Band er daran mit dem Fuſs an dünnem Faden zum Ziele
Ihrer Geschoſs. Wer nun die schüchterne Taube getroffen,
Nehme die doppelten Äxte gesamt, zum Gezelte sie tragend,
Wer jedoch den Faden nur trifft und den Vogel verfehlet,
Solcher mag, wie besiegt, mit den kleineren Beilen hinweggehen.“

1) Odyssee 18, 328.
2) Ilias 23, 850.
3) δέκαμὲν πελέκεας, δέκα δ̛ἡμιπέ-
λεκκα.
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[403/0425] Griechenland. starken Mann schon eine schwere Wurfscheibe. Ferner geht aus dieser Stelle hervor, daſs der Hirt, wie der Ackersmann des Eisens bedurfte, daſs es also, da ja auch jeder Held und Länderfürst als Grundbesitzer gedacht ist, für Arm und Reich ein unentbehrliches, ja das unentbehr- lichste Metall war. Der Hirt oder der Ackersmann muſs von Zeit zu Zeit in die Stadt gehen, um sich dort auf dem Markte sein Eisen, oder wahrscheinlicher, sein Eisengerät einzukaufen. Die Eisenwaren, wie das Roheisen wurden demnach auf offenen Märkten verhandelt, ganz wie dies im Orient noch heutzutage der Fall ist, und wie wir es bereits bei verschiedenen Gelegenheiten kennen gelernt haben. Wenn er aber diesen σόλον besitzt, braucht er nicht in die Stadt, kann sich vielmehr seine Werkzeuge selbst herstellen. Dazu muſste er also auch auf dem Lande, in seiner Gemeinde Gelegenheit gehabt haben und dürfen wir annehmen, daſs dies der Fall war, indem jeder Ort und jedes gröſsere Gut seine Schmiede hatte, wie es denn gewiſs auch hausierende Schmiede gab. Daſs auf den Stammsitzen der Fürsten und Vornehmen sich Schmiede befanden, bestätigt Homer ausdrücklich, indem er des χαλκήιος δόμος 1), der Schmiede, bei dem Palaste des Odysseus auf Ithaka Erwähnung thut. Hier wurden die nötigen Schmiedearbeiten für den Hof, sowie für die Hirten und Pflüger besorgt, ganz ähnlich wie dies noch zu der Zeit Karls des Groſsen auf den kaiserlichen Hof- gütern der Fall war. Derjenige, der diese Arbeit verrichtet, ist der χαλκεύς, der Schmied, der alle Metallarbeiten besorgt. Den Eisen- schmied, speziell den σιδηρεύς, der später so oft genannt wird, der nur Eisen verarbeitete und der bei uns seit dem Mittelalter schlechthin der Schmied heiſst, kennt Homer nicht. Gleich die darauffolgende Stelle im dreiundzwanzigsten Gesange der Ilias belehrt uns, daſs das Eisen auch zu Waffen und Werkzeugen verarbeitet wurde, denn nachdem der Wurfkampf geschildert und Poli- pötes den Sieg errungen hat, fährt der Dichter fort 2): „Hierauf stellte den Schützen der Held blauschimmerndes Eisen (ἰόεντα σίδηρον), Zehn zweischneidige Äxte und zehn der Beile zum Kampfpreis 3). Darauf erhub er den Mast des schwarzgeschnäbelten Meerschiffes Fern am kiesigen Strand und eine schüchterne Taube Band er daran mit dem Fuſs an dünnem Faden zum Ziele Ihrer Geschoſs. Wer nun die schüchterne Taube getroffen, Nehme die doppelten Äxte gesamt, zum Gezelte sie tragend, Wer jedoch den Faden nur trifft und den Vogel verfehlet, Solcher mag, wie besiegt, mit den kleineren Beilen hinweggehen.“ 1) Odyssee 18, 328. 2) Ilias 23, 850. 3) δέκαμὲν πελέκεας, δέκα δ̛ἡμιπέ- λεκκα. 26*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/425>, abgerufen am 22.11.2024.