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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.

Cypern und Sidon waren deshalb für Homer, also wohl auch für
die griechischen Städte, in denen er zu Hause war, vor allem für Argos
die Bezugsquellen des Kupfers.

Über das Schmelzen und Giessen des Kupfers giebt Homer keine
bestimmten Andeutungen. Die bereits erwähnte Stelle 1), in welcher der
Dichter die Arbeit des Hephästos schildert, wie er den Schild des Achill
anfertigt 2), dürfte kaum hierfür angeführt werden, denn es wird darin
nur die Arbeit eines Metallschmiedes, nicht die eines Metallgiessers ge-
schildert. Hephästos legt die zu schmiedenden Metalle auf das Feuer,
der Zusatz zu "jener stellt auf die Glut unbändiges Erz" der Zusatz "in
den Tiegeln
" steht nicht im Text und ist eine unrichtige Hinzufügung
des Übersetzers aus der irrtümlichen Voraussetzung hervorgegangen, dass
die sämtlichen Metalle, die angeführt sind, erst geschmolzen worden
wären. Dies ist damit nicht gemeint. Der Umstand, dass der Schmied
die Bälge schwächer und stärker ziehen lässt, je nach Bedürfnis, deutet
nicht auf eine Schmelzoperation, sondern auf das Erhitzen der Metalle zum
Zwecke des Ausschmiedens. Nachdem die Metalle auf das Feuer gelegt
sind, ergreift Hephästos Hammer und Zange und schreitet direkt zu
ihrer Verarbeitung. Dächte hier der Dichter an ein Schmelzen und
Giessen der Metalle vor dem Schmieden und Treiben, so würde er es
gewiss erwähnt haben. Die ganze Art der beschriebenen kunstvollen
Arbeit an dem Schild des Achill ist kein Guss, sondern getriebene
Arbeit.

Noch weniger finden wir bei Homer irgend welche Mitteilung über
die Herstellung der Bronze, oder über Erzguss, was geradezu unbegreif-
lich wäre, wenn alle Geräte, Waffen u. s. w., wie die Übersetzer anneh-
men, aus Bronze gegossen worden seien. Die Griechen kannten wahr-
scheinlich die Darstellung der Bronze noch gar nicht, was sie an
Bronzeguss besassen, war fremde, importierte Waare.

Es ist eine der technischen Verkehrtheiten der Theorie eines
Bronzezeitalters, dass diese voraussetzt, die Kunst des Metallgiessens
sei so alt oder gar älter als die der Schmiede- und Treibarbeit.
Es bedarf auch selbst für den Laien in der Metallurgie keiner aus-
führlichen Erörterung zum Nachweis, dass dies unmöglich ist. Man hat
das Gold, welches wir als das älteste Metall ansehen müssen, in gedie-
genem Zustande gefunden und einfach durch Klopfen, Ausschmieden,
Drücken und Treiben u. s. w. verarbeitet und es hat lange gedauert,
ehe man nur im stande war, die Goldkörner zusammen zu schmelzen

1) Ilias 18, 468 u. s. w.
2) S. oben.
Griechenland.

Cypern und Sidon waren deshalb für Homer, also wohl auch für
die griechischen Städte, in denen er zu Hause war, vor allem für Argos
die Bezugsquellen des Kupfers.

Über das Schmelzen und Gieſsen des Kupfers giebt Homer keine
bestimmten Andeutungen. Die bereits erwähnte Stelle 1), in welcher der
Dichter die Arbeit des Hephästos schildert, wie er den Schild des Achill
anfertigt 2), dürfte kaum hierfür angeführt werden, denn es wird darin
nur die Arbeit eines Metallschmiedes, nicht die eines Metallgieſsers ge-
schildert. Hephästos legt die zu schmiedenden Metalle auf das Feuer,
der Zusatz zu „jener stellt auf die Glut unbändiges Erz“ der Zusatz „in
den Tiegeln
“ steht nicht im Text und ist eine unrichtige Hinzufügung
des Übersetzers aus der irrtümlichen Voraussetzung hervorgegangen, daſs
die sämtlichen Metalle, die angeführt sind, erst geschmolzen worden
wären. Dies ist damit nicht gemeint. Der Umstand, daſs der Schmied
die Bälge schwächer und stärker ziehen läſst, je nach Bedürfnis, deutet
nicht auf eine Schmelzoperation, sondern auf das Erhitzen der Metalle zum
Zwecke des Ausschmiedens. Nachdem die Metalle auf das Feuer gelegt
sind, ergreift Hephästos Hammer und Zange und schreitet direkt zu
ihrer Verarbeitung. Dächte hier der Dichter an ein Schmelzen und
Gieſsen der Metalle vor dem Schmieden und Treiben, so würde er es
gewiſs erwähnt haben. Die ganze Art der beschriebenen kunstvollen
Arbeit an dem Schild des Achill ist kein Guſs, sondern getriebene
Arbeit.

Noch weniger finden wir bei Homer irgend welche Mitteilung über
die Herstellung der Bronze, oder über Erzguſs, was geradezu unbegreif-
lich wäre, wenn alle Geräte, Waffen u. s. w., wie die Übersetzer anneh-
men, aus Bronze gegossen worden seien. Die Griechen kannten wahr-
scheinlich die Darstellung der Bronze noch gar nicht, was sie an
Bronzeguſs besaſsen, war fremde, importierte Waare.

Es ist eine der technischen Verkehrtheiten der Theorie eines
Bronzezeitalters, daſs diese voraussetzt, die Kunst des Metallgieſsens
sei so alt oder gar älter als die der Schmiede- und Treibarbeit.
Es bedarf auch selbst für den Laien in der Metallurgie keiner aus-
führlichen Erörterung zum Nachweis, daſs dies unmöglich ist. Man hat
das Gold, welches wir als das älteste Metall ansehen müssen, in gedie-
genem Zustande gefunden und einfach durch Klopfen, Ausschmieden,
Drücken und Treiben u. s. w. verarbeitet und es hat lange gedauert,
ehe man nur im stande war, die Goldkörner zusammen zu schmelzen

1) Ilias 18, 468 u. s. w.
2) S. oben.
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[399/0421] Griechenland. Cypern und Sidon waren deshalb für Homer, also wohl auch für die griechischen Städte, in denen er zu Hause war, vor allem für Argos die Bezugsquellen des Kupfers. Über das Schmelzen und Gieſsen des Kupfers giebt Homer keine bestimmten Andeutungen. Die bereits erwähnte Stelle 1), in welcher der Dichter die Arbeit des Hephästos schildert, wie er den Schild des Achill anfertigt 2), dürfte kaum hierfür angeführt werden, denn es wird darin nur die Arbeit eines Metallschmiedes, nicht die eines Metallgieſsers ge- schildert. Hephästos legt die zu schmiedenden Metalle auf das Feuer, der Zusatz zu „jener stellt auf die Glut unbändiges Erz“ der Zusatz „in den Tiegeln“ steht nicht im Text und ist eine unrichtige Hinzufügung des Übersetzers aus der irrtümlichen Voraussetzung hervorgegangen, daſs die sämtlichen Metalle, die angeführt sind, erst geschmolzen worden wären. Dies ist damit nicht gemeint. Der Umstand, daſs der Schmied die Bälge schwächer und stärker ziehen läſst, je nach Bedürfnis, deutet nicht auf eine Schmelzoperation, sondern auf das Erhitzen der Metalle zum Zwecke des Ausschmiedens. Nachdem die Metalle auf das Feuer gelegt sind, ergreift Hephästos Hammer und Zange und schreitet direkt zu ihrer Verarbeitung. Dächte hier der Dichter an ein Schmelzen und Gieſsen der Metalle vor dem Schmieden und Treiben, so würde er es gewiſs erwähnt haben. Die ganze Art der beschriebenen kunstvollen Arbeit an dem Schild des Achill ist kein Guſs, sondern getriebene Arbeit. Noch weniger finden wir bei Homer irgend welche Mitteilung über die Herstellung der Bronze, oder über Erzguſs, was geradezu unbegreif- lich wäre, wenn alle Geräte, Waffen u. s. w., wie die Übersetzer anneh- men, aus Bronze gegossen worden seien. Die Griechen kannten wahr- scheinlich die Darstellung der Bronze noch gar nicht, was sie an Bronzeguſs besaſsen, war fremde, importierte Waare. Es ist eine der technischen Verkehrtheiten der Theorie eines Bronzezeitalters, daſs diese voraussetzt, die Kunst des Metallgieſsens sei so alt oder gar älter als die der Schmiede- und Treibarbeit. Es bedarf auch selbst für den Laien in der Metallurgie keiner aus- führlichen Erörterung zum Nachweis, daſs dies unmöglich ist. Man hat das Gold, welches wir als das älteste Metall ansehen müssen, in gedie- genem Zustande gefunden und einfach durch Klopfen, Ausschmieden, Drücken und Treiben u. s. w. verarbeitet und es hat lange gedauert, ehe man nur im stande war, die Goldkörner zusammen zu schmelzen 1) Ilias 18, 468 u. s. w. 2) S. oben.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/421>, abgerufen am 22.11.2024.