schen Völkerstämme beziehen, auf den trojanischen Krieg, der am wesentlichsten dazu beigetragen hat, die zersplitterten, griechischen Gemeinwesen zu einer Nation zu vereinigen und welcher in dem unsterblichen Homer einen so wunderbaren Berichterstatter und Ver- herrlicher gefunden hat. Neuerdings haben die herrlichen Schilderungen des Vaters der Dichtkunst einen wichtigen Kommentar erhalten durch die Ausgrabungen von Heinrich Schliemann.
Der trojanische Krieg hat in hervorragender Weise die nationale Einigung der Griechenstämme herbeigeführt. Doch ist dieser Er- folg nicht dem Unternehmen allein, sondern ebenso sehr der Verherr- lichung desselben durch Homer zuzuschreiben. Die Heldengesänge über Trojas Fall wurden Gemeingut aller Griechenvölker, soweit die hellenische Zunge klang, sie wurden zu einem geistigen Bande, das alle Griechen umschlang. Ist aber die nationale Bedeutung der home- rischen Dichtungen eine grosse gewesen, so war noch weit erhabener ihre Bedeutung durch die geläuterte Sittlichkeit, die edle Menschlich- keit, die aus den Gesängen des grossen Dichters zu uns spricht, die weit über die Grenzen Griechenlands hinaus gewirkt haben und fort und fort wirken, so dass wir von Homer an die Gesittung und geistige Herrschaft nicht nur Griechenlands, sondern Europas datieren dürfen. -- So ist denn jedes Wort aus den homerischen Dichtungen von Wichtig- keit, nicht nur des hohen Alters und der Zuverlässigkeit, sondern der Autorität wegen, die im Altertume und bis in unsere Zeit die home- rischen Schilderungen genossen. Auch in technischen Dingen wurde ihnen dieses Ansehen gezollt und mit vollem Rechte. Die technischen Mitteilungen sind klar, bestimmt, unmittelbar, meist selbst erlebt und die merkwürdigen Ausgrabungen von Schliemann in Mykenae und Troja bestätigen nur die Wahrheit der Angaben. Auch in technischer Beziehung ist Homer den Griechen ein grosser Lehrer und Förderer geworden, denn seine wunderbaren Schilderungen des Schildes des Achill, der Paläste des Antinoos und des Menelaos u. s. w. sind ein mächtiger Impuls zur Entwickelung der griechischen Kunst und Kunst- technik, die erst nach Homer zu selbständiger Entwickelung sich ent- faltete, geworden.
Die Metalle, welche Homer kannte, waren Gold und Silber und die Legierung von beiden, Elektron; ferner Kupfer, Zinn und viel- leicht deren Legierung die Bronze, obgleich letztere nicht besonders benannt wird; Eisen, Stahl und Blei.
Homer spricht von diesen Metallen allerdings aus der Kenntnis seiner Zeit, die nach dem trojanischen Kriege fällt, indes haben wir
Griechenland.
schen Völkerstämme beziehen, auf den trojanischen Krieg, der am wesentlichsten dazu beigetragen hat, die zersplitterten, griechischen Gemeinwesen zu einer Nation zu vereinigen und welcher in dem unsterblichen Homer einen so wunderbaren Berichterstatter und Ver- herrlicher gefunden hat. Neuerdings haben die herrlichen Schilderungen des Vaters der Dichtkunst einen wichtigen Kommentar erhalten durch die Ausgrabungen von Heinrich Schliemann.
Der trojanische Krieg hat in hervorragender Weise die nationale Einigung der Griechenstämme herbeigeführt. Doch ist dieser Er- folg nicht dem Unternehmen allein, sondern ebenso sehr der Verherr- lichung desſelben durch Homer zuzuschreiben. Die Heldengesänge über Trojas Fall wurden Gemeingut aller Griechenvölker, soweit die hellenische Zunge klang, sie wurden zu einem geistigen Bande, das alle Griechen umschlang. Ist aber die nationale Bedeutung der home- rischen Dichtungen eine groſse gewesen, so war noch weit erhabener ihre Bedeutung durch die geläuterte Sittlichkeit, die edle Menschlich- keit, die aus den Gesängen des groſsen Dichters zu uns spricht, die weit über die Grenzen Griechenlands hinaus gewirkt haben und fort und fort wirken, so daſs wir von Homer an die Gesittung und geistige Herrschaft nicht nur Griechenlands, sondern Europas datieren dürfen. — So ist denn jedes Wort aus den homerischen Dichtungen von Wichtig- keit, nicht nur des hohen Alters und der Zuverlässigkeit, sondern der Autorität wegen, die im Altertume und bis in unsere Zeit die home- rischen Schilderungen genossen. Auch in technischen Dingen wurde ihnen dieses Ansehen gezollt und mit vollem Rechte. Die technischen Mitteilungen sind klar, bestimmt, unmittelbar, meist selbst erlebt und die merkwürdigen Ausgrabungen von Schliemann in Mykenae und Troja bestätigen nur die Wahrheit der Angaben. Auch in technischer Beziehung ist Homer den Griechen ein groſser Lehrer und Förderer geworden, denn seine wunderbaren Schilderungen des Schildes des Achill, der Paläste des Antinoos und des Menelaos u. s. w. sind ein mächtiger Impuls zur Entwickelung der griechischen Kunst und Kunst- technik, die erst nach Homer zu selbständiger Entwickelung sich ent- faltete, geworden.
Die Metalle, welche Homer kannte, waren Gold und Silber und die Legierung von beiden, Elektron; ferner Kupfer, Zinn und viel- leicht deren Legierung die Bronze, obgleich letztere nicht besonders benannt wird; Eisen, Stahl und Blei.
Homer spricht von diesen Metallen allerdings aus der Kenntnis seiner Zeit, die nach dem trojanischen Kriege fällt, indes haben wir
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Griechenland.
schen Völkerstämme beziehen, auf den trojanischen Krieg, der
am wesentlichsten dazu beigetragen hat, die zersplitterten, griechischen
Gemeinwesen zu einer Nation zu vereinigen und welcher in dem
unsterblichen Homer einen so wunderbaren Berichterstatter und Ver-
herrlicher gefunden hat. Neuerdings haben die herrlichen Schilderungen
des Vaters der Dichtkunst einen wichtigen Kommentar erhalten durch
die Ausgrabungen von Heinrich Schliemann.
Der trojanische Krieg hat in hervorragender Weise die nationale
Einigung der Griechenstämme herbeigeführt. Doch ist dieser Er-
folg nicht dem Unternehmen allein, sondern ebenso sehr der Verherr-
lichung desſelben durch Homer zuzuschreiben. Die Heldengesänge
über Trojas Fall wurden Gemeingut aller Griechenvölker, soweit die
hellenische Zunge klang, sie wurden zu einem geistigen Bande, das
alle Griechen umschlang. Ist aber die nationale Bedeutung der home-
rischen Dichtungen eine groſse gewesen, so war noch weit erhabener
ihre Bedeutung durch die geläuterte Sittlichkeit, die edle Menschlich-
keit, die aus den Gesängen des groſsen Dichters zu uns spricht, die
weit über die Grenzen Griechenlands hinaus gewirkt haben und fort
und fort wirken, so daſs wir von Homer an die Gesittung und geistige
Herrschaft nicht nur Griechenlands, sondern Europas datieren dürfen. —
So ist denn jedes Wort aus den homerischen Dichtungen von Wichtig-
keit, nicht nur des hohen Alters und der Zuverlässigkeit, sondern der
Autorität wegen, die im Altertume und bis in unsere Zeit die home-
rischen Schilderungen genossen. Auch in technischen Dingen wurde
ihnen dieses Ansehen gezollt und mit vollem Rechte. Die technischen
Mitteilungen sind klar, bestimmt, unmittelbar, meist selbst erlebt und
die merkwürdigen Ausgrabungen von Schliemann in Mykenae und
Troja bestätigen nur die Wahrheit der Angaben. Auch in technischer
Beziehung ist Homer den Griechen ein groſser Lehrer und Förderer
geworden, denn seine wunderbaren Schilderungen des Schildes des
Achill, der Paläste des Antinoos und des Menelaos u. s. w. sind ein
mächtiger Impuls zur Entwickelung der griechischen Kunst und Kunst-
technik, die erst nach Homer zu selbständiger Entwickelung sich ent-
faltete, geworden.
Die Metalle, welche Homer kannte, waren Gold und Silber und
die Legierung von beiden, Elektron; ferner Kupfer, Zinn und viel-
leicht deren Legierung die Bronze, obgleich letztere nicht besonders
benannt wird; Eisen, Stahl und Blei.
Homer spricht von diesen Metallen allerdings aus der Kenntnis
seiner Zeit, die nach dem trojanischen Kriege fällt, indes haben wir
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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