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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
schmiedes, nervig von Hals, mit haariger Brust, aber mit schwächlichen
Beinen und humpelndem oder hinkendem Gange. Ähnlich erscheint in
der alten nordischen Sage der Götterschmied Wieland am Fusse ge-
lähmt und auch Agni, der Feuergott der Inder, ist in der Rigveda in
gleicher Weise geschildert. Hephästos, (Vulkan) war nach Diodors
Angabe der Erste, der Eisen und Stahl, Silber und Gold verarbeitet
hat. Ein homerischer Hymnus berichtet, die Menschen hätten gleich
Tieren in den Höhlen der Gebirge gelebt, bis Hephästos sie die Werke
der Athene lehrte. Nach anderen Erzählungen erscheint er nur als
Grob- und Waffenschmied, während Athene eigentlich die Göttin der
Kunstfertigkeit und der feineren Metallarbeit ist. Die ursprüngliche
Bedeutung des Hephästos war indes mehr die des Feuergottes, des
indischen Agni, als die des Gottes der Arbeit. Darauf deutet schon
seine Wohnstätte hin, die stets in oder bei Vulkanen angegeben wird,
so im Ätna, auf den liparischen Inseln und in dem erloschenen Vulkane
Mosychlos auf Lemnos. Bei den Athenern war er besonders als der
Gott des Herdfeuers verehrt und jedes Jahr fuhr ein Schiff nach Lemnos,
um neues Feuer aus dem alten Heiligtume des Hephästos zu holen 1).

An Hephästos erinnert durch mancherlei Züge einer der Titanen,
Prometheus, der als eine spezifisch griechische Götterfigur anzusehen
ist und dem gleichfalls die Erfindung der Metalle zugeschrieben wird.
Äschylos nennt den trotzigen Dulder den Erfinder aller Künste der
Menschen und lässt ihn sagen 2):

"Denn die tief im Erdenschooss
Verborgenen Schätze, Helfer vielem Menschenwerk.
Das Eisen, Erz, Gold, Silber, wer mag sagen, dass
Er diese vor mir aufgefunden und benutzt?
Niemand, ich weiss es, wenn er sich lügend nicht berühmt." --

Vor allem aber war er der grösste Wohlthäter des Menschen-
geschlechtes dadurch, dass er das Feuer aus dem Himmel stahl und
den Menschen auf die Erde brachte 3). Hesiods Angaben hierüber sind
von grossem Interesse.

Prometheus, des Japetos und der Klymene, einer Tochter des
Okeanos, kluger Sohn versuchte Zeus zu täuschen durch betrügerisches
Opfer. Zeus überführte ihn und zur Strafe gab er den Menschen nicht
das Feuer, aber Prometheus stiehlt es und birgt es in einem Rohre
(565 Theogonie), "doch des Japetos herrlicher Sprössling stahl weit-
schimmernden Glanz unermüdlichen Feuers und barg ihn tief in der

1) Vergleiche auch die Schilderung wie Hephästos mit seiner Flammengluht
die Flut des Skamandros bändigt in Ilias XXI.
2) Aeschylos, Prometheus
v. 491 etc.
3) Hesiod, Theogonie 565 u. s. w.

Griechenland.
schmiedes, nervig von Hals, mit haariger Brust, aber mit schwächlichen
Beinen und humpelndem oder hinkendem Gange. Ähnlich erscheint in
der alten nordischen Sage der Götterschmied Wieland am Fuſse ge-
lähmt und auch Agni, der Feuergott der Inder, ist in der Rigveda in
gleicher Weise geschildert. Hephästos, (Vulkan) war nach Diodors
Angabe der Erste, der Eisen und Stahl, Silber und Gold verarbeitet
hat. Ein homerischer Hymnus berichtet, die Menschen hätten gleich
Tieren in den Höhlen der Gebirge gelebt, bis Hephästos sie die Werke
der Athene lehrte. Nach anderen Erzählungen erscheint er nur als
Grob- und Waffenschmied, während Athene eigentlich die Göttin der
Kunstfertigkeit und der feineren Metallarbeit ist. Die ursprüngliche
Bedeutung des Hephästos war indes mehr die des Feuergottes, des
indischen Agni, als die des Gottes der Arbeit. Darauf deutet schon
seine Wohnstätte hin, die stets in oder bei Vulkanen angegeben wird,
so im Ätna, auf den liparischen Inseln und in dem erloschenen Vulkane
Mosychlos auf Lemnos. Bei den Athenern war er besonders als der
Gott des Herdfeuers verehrt und jedes Jahr fuhr ein Schiff nach Lemnos,
um neues Feuer aus dem alten Heiligtume des Hephästos zu holen 1).

An Hephästos erinnert durch mancherlei Züge einer der Titanen,
Prometheus, der als eine spezifisch griechische Götterfigur anzusehen
ist und dem gleichfalls die Erfindung der Metalle zugeschrieben wird.
Äschylos nennt den trotzigen Dulder den Erfinder aller Künste der
Menschen und läſst ihn sagen 2):

„Denn die tief im Erdenschooſs
Verborgenen Schätze, Helfer vielem Menschenwerk.
Das Eisen, Erz, Gold, Silber, wer mag sagen, daſs
Er diese vor mir aufgefunden und benutzt?
Niemand, ich weiſs es, wenn er sich lügend nicht berühmt.“ —

Vor allem aber war er der gröſste Wohlthäter des Menschen-
geschlechtes dadurch, daſs er das Feuer aus dem Himmel stahl und
den Menschen auf die Erde brachte 3). Hesiods Angaben hierüber sind
von groſsem Interesse.

Prometheus, des Japetos und der Klymene, einer Tochter des
Okeanos, kluger Sohn versuchte Zeus zu täuschen durch betrügerisches
Opfer. Zeus überführte ihn und zur Strafe gab er den Menschen nicht
das Feuer, aber Prometheus stiehlt es und birgt es in einem Rohre
(565 Theogonie), „doch des Japetos herrlicher Spröſsling stahl weit-
schimmernden Glanz unermüdlichen Feuers und barg ihn tief in der

1) Vergleiche auch die Schilderung wie Hephästos mit seiner Flammengluht
die Flut des Skamandros bändigt in Ilias XXI.
2) Aeschylos, Prometheus
v. 491 etc.
3) Hesiod, Theogonie 565 u. s. w.
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[379/0401] Griechenland. schmiedes, nervig von Hals, mit haariger Brust, aber mit schwächlichen Beinen und humpelndem oder hinkendem Gange. Ähnlich erscheint in der alten nordischen Sage der Götterschmied Wieland am Fuſse ge- lähmt und auch Agni, der Feuergott der Inder, ist in der Rigveda in gleicher Weise geschildert. Hephästos, (Vulkan) war nach Diodors Angabe der Erste, der Eisen und Stahl, Silber und Gold verarbeitet hat. Ein homerischer Hymnus berichtet, die Menschen hätten gleich Tieren in den Höhlen der Gebirge gelebt, bis Hephästos sie die Werke der Athene lehrte. Nach anderen Erzählungen erscheint er nur als Grob- und Waffenschmied, während Athene eigentlich die Göttin der Kunstfertigkeit und der feineren Metallarbeit ist. Die ursprüngliche Bedeutung des Hephästos war indes mehr die des Feuergottes, des indischen Agni, als die des Gottes der Arbeit. Darauf deutet schon seine Wohnstätte hin, die stets in oder bei Vulkanen angegeben wird, so im Ätna, auf den liparischen Inseln und in dem erloschenen Vulkane Mosychlos auf Lemnos. Bei den Athenern war er besonders als der Gott des Herdfeuers verehrt und jedes Jahr fuhr ein Schiff nach Lemnos, um neues Feuer aus dem alten Heiligtume des Hephästos zu holen 1). An Hephästos erinnert durch mancherlei Züge einer der Titanen, Prometheus, der als eine spezifisch griechische Götterfigur anzusehen ist und dem gleichfalls die Erfindung der Metalle zugeschrieben wird. Äschylos nennt den trotzigen Dulder den Erfinder aller Künste der Menschen und läſst ihn sagen 2): „Denn die tief im Erdenschooſs Verborgenen Schätze, Helfer vielem Menschenwerk. Das Eisen, Erz, Gold, Silber, wer mag sagen, daſs Er diese vor mir aufgefunden und benutzt? Niemand, ich weiſs es, wenn er sich lügend nicht berühmt.“ — Vor allem aber war er der gröſste Wohlthäter des Menschen- geschlechtes dadurch, daſs er das Feuer aus dem Himmel stahl und den Menschen auf die Erde brachte 3). Hesiods Angaben hierüber sind von groſsem Interesse. Prometheus, des Japetos und der Klymene, einer Tochter des Okeanos, kluger Sohn versuchte Zeus zu täuschen durch betrügerisches Opfer. Zeus überführte ihn und zur Strafe gab er den Menschen nicht das Feuer, aber Prometheus stiehlt es und birgt es in einem Rohre (565 Theogonie), „doch des Japetos herrlicher Spröſsling stahl weit- schimmernden Glanz unermüdlichen Feuers und barg ihn tief in der 1) Vergleiche auch die Schilderung wie Hephästos mit seiner Flammengluht die Flut des Skamandros bändigt in Ilias XXI. 2) Aeschylos, Prometheus v. 491 etc. 3) Hesiod, Theogonie 565 u. s. w.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/401>, abgerufen am 22.11.2024.