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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Amerika.
chitl 1) in seiner, nach alten Urkunden des Archivs von Tezcuco etwa
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausgearbeiteten Geschichte
der Chichimeken folgendes (trad. Ternaux Vol. I, p. 20): "Les Tolteques
combattaient vetus de longues tuniques tellement epaisses que les
lances ne pouvaient les traverser. Leurs arms principales etaient de
longues lances, des javelots et des massues garnies de fer. Ils avaient
des casques en fer, en cuivre et en or. Ceux qui combattaient avec
des massues portaient aussi des boucliers 2)."

Es erinnert unwillkürlich an die eben erwähnten, eisenbewehrten
Kriegskeulen, wenn man in der von Kingsborough veranstalteten Aus-
gabe mexikanischer Bilderschriften auf mehreren Tafeln des borgiani-
schen Codex die Darstellung von sehr primitiven Streitäxten findet,
bestehend aus einer hölzernen Keule, in deren oberem Ende eine keil-
förmige, etwas geschweifte Klinge steckt, die in blauer Farbe ausgeführt
ist. Man sieht diese Streitäxte teils freistehend und dann offenbar in
symbolischer Bedeutung (Vol. III, Taf. 13), meist aber als Kriegsbeil
abgebildet, geführt von Indianern in reicher mexikanischer Tracht, mit
goldenen Armringen und schweren Ohrgehängen (Taf. 20, 36). Dass
hier wirklich die Darstellung von metallischem Eisen beabsichtigt
wurde, dürfte um so weniger zu bezweifeln sein, als der Obsidian, an
welchen hier zu denken schon die Form der Äxte verbietet, stets
grünlich-schwarz, das Kupfer aber rot angelegt ist. Im übrigen ge-
nügt es für unsere Zwecke, das immerhin interessante Faktum hier
einfach zu konstatieren, ohne den ideellen Gehalt dieser Schildereien
näher zu berücksichtigen.

Ferner finden wir in der von Tezozomoc gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts verfassten Mexikanischen Chronik folgende Nachricht: als
Axayaca im Jahre 1474 gegen die Tarasker zu Felde zog und sich in

1) Der wegen seiner gewissenhaften Forschung hochgeachtete Schriftsteller
stammte in direkter Linie von den Königen von Acolhuacan ab. Von ihm sagt
Clavigero: El autor fue tan cauto en escribir, que para alejar la menor sospecha
de ficcion, hizo constar legalmente la conformidad de sus narraciones con las pin-
turas historicas que habia heredado de sus ilustres antepasados (traduc. De Mora
T. I, p. XX).
2) Bancroft (l. c. II, 409) suchte diese Nachricht zu beanstanden, aus dem
einzigen Grunde, weil die Mexikaner das Geheimnis besessen hätten, das Kupfer wie
Stahl zu härten! Übrigens lautet der bei Kingsborough Vol. IX, p. 332 enthaltene
Text etwas abweichend: Cuando los Tultecas peleaban se ponian unas a manera
de tunicas largas hasta los carcannales, de mil colores labradas, y muy tupidas
y gruesas, que por recio que se daban con las lanzas no las podian pasar, que
esto era lo que mas usaban, lanzas largas y otras arrojadizas y porras clavetea-
das de hierro, cobre y oro, y algunos usaban las rodelas, principalmente los que
traian las porras.

Amerika.
chitl 1) in seiner, nach alten Urkunden des Archivs von Tezcuco etwa
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausgearbeiteten Geschichte
der Chichimeken folgendes (trad. Ternaux Vol. I, p. 20): „Les Toltèques
combattaient vêtus de longues tuniques tellement épaisses que les
lances ne pouvaient les traverser. Leurs arms principales étaient de
longues lances, des javelots et des massues garnies de fer. Ils avaient
des casques en fer, en cuivre et en or. Ceux qui combattaient avec
des massues portaient aussi des boucliers 2).“

Es erinnert unwillkürlich an die eben erwähnten, eisenbewehrten
Kriegskeulen, wenn man in der von Kingsborough veranstalteten Aus-
gabe mexikanischer Bilderschriften auf mehreren Tafeln des borgiani-
schen Codex die Darstellung von sehr primitiven Streitäxten findet,
bestehend aus einer hölzernen Keule, in deren oberem Ende eine keil-
förmige, etwas geschweifte Klinge steckt, die in blauer Farbe ausgeführt
ist. Man sieht diese Streitäxte teils freistehend und dann offenbar in
symbolischer Bedeutung (Vol. III, Taf. 13), meist aber als Kriegsbeil
abgebildet, geführt von Indianern in reicher mexikanischer Tracht, mit
goldenen Armringen und schweren Ohrgehängen (Taf. 20, 36). Daſs
hier wirklich die Darstellung von metallischem Eisen beabsichtigt
wurde, dürfte um so weniger zu bezweifeln sein, als der Obsidian, an
welchen hier zu denken schon die Form der Äxte verbietet, stets
grünlich-schwarz, das Kupfer aber rot angelegt ist. Im übrigen ge-
nügt es für unsere Zwecke, das immerhin interessante Faktum hier
einfach zu konstatieren, ohne den ideellen Gehalt dieser Schildereien
näher zu berücksichtigen.

Ferner finden wir in der von Tezozomoc gegen Ende des 16. Jahr-
hunderts verfaſsten Mexikanischen Chronik folgende Nachricht: als
Axayaca im Jahre 1474 gegen die Tarasker zu Felde zog und sich in

1) Der wegen seiner gewissenhaften Forschung hochgeachtete Schriftsteller
stammte in direkter Linie von den Königen von Acolhuacan ab. Von ihm sagt
Clavigero: El autor fue tan cauto en escribir, que para alejar la menor sospecha
de ficcion, hizo constar legalmente la conformidad de sus narraciones con las pin-
turas historicas que habia heredado de sus ilustres antepasados (traduc. De Mora
T. I, p. XX).
2) Bancroft (l. c. II, 409) suchte diese Nachricht zu beanstanden, aus dem
einzigen Grunde, weil die Mexikaner das Geheimnis besessen hätten, das Kupfer wie
Stahl zu härten! Übrigens lautet der bei Kingsborough Vol. IX, p. 332 enthaltene
Text etwas abweichend: Cuando los Tultecas peleaban se ponian unas á manera
de túnicas largas hasta los carcañales, de mil colores labradas, y muy tupidas
y gruesas, que por recio que se daban con las lanzas no las podian pasar, que
esto era lo que mas usaban, lanzas largas y otras arrojadizas y porras clavetea-
das de hierro, cobre y oro, y algunos usaban las rodelas, principalmente los que
traian las porras.
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[370/0392] Amerika. chitl 1) in seiner, nach alten Urkunden des Archivs von Tezcuco etwa in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausgearbeiteten Geschichte der Chichimeken folgendes (trad. Ternaux Vol. I, p. 20): „Les Toltèques combattaient vêtus de longues tuniques tellement épaisses que les lances ne pouvaient les traverser. Leurs arms principales étaient de longues lances, des javelots et des massues garnies de fer. Ils avaient des casques en fer, en cuivre et en or. Ceux qui combattaient avec des massues portaient aussi des boucliers 2).“ Es erinnert unwillkürlich an die eben erwähnten, eisenbewehrten Kriegskeulen, wenn man in der von Kingsborough veranstalteten Aus- gabe mexikanischer Bilderschriften auf mehreren Tafeln des borgiani- schen Codex die Darstellung von sehr primitiven Streitäxten findet, bestehend aus einer hölzernen Keule, in deren oberem Ende eine keil- förmige, etwas geschweifte Klinge steckt, die in blauer Farbe ausgeführt ist. Man sieht diese Streitäxte teils freistehend und dann offenbar in symbolischer Bedeutung (Vol. III, Taf. 13), meist aber als Kriegsbeil abgebildet, geführt von Indianern in reicher mexikanischer Tracht, mit goldenen Armringen und schweren Ohrgehängen (Taf. 20, 36). Daſs hier wirklich die Darstellung von metallischem Eisen beabsichtigt wurde, dürfte um so weniger zu bezweifeln sein, als der Obsidian, an welchen hier zu denken schon die Form der Äxte verbietet, stets grünlich-schwarz, das Kupfer aber rot angelegt ist. Im übrigen ge- nügt es für unsere Zwecke, das immerhin interessante Faktum hier einfach zu konstatieren, ohne den ideellen Gehalt dieser Schildereien näher zu berücksichtigen. Ferner finden wir in der von Tezozomoc gegen Ende des 16. Jahr- hunderts verfaſsten Mexikanischen Chronik folgende Nachricht: als Axayaca im Jahre 1474 gegen die Tarasker zu Felde zog und sich in 1) Der wegen seiner gewissenhaften Forschung hochgeachtete Schriftsteller stammte in direkter Linie von den Königen von Acolhuacan ab. Von ihm sagt Clavigero: El autor fue tan cauto en escribir, que para alejar la menor sospecha de ficcion, hizo constar legalmente la conformidad de sus narraciones con las pin- turas historicas que habia heredado de sus ilustres antepasados (traduc. De Mora T. I, p. XX). 2) Bancroft (l. c. II, 409) suchte diese Nachricht zu beanstanden, aus dem einzigen Grunde, weil die Mexikaner das Geheimnis besessen hätten, das Kupfer wie Stahl zu härten! Übrigens lautet der bei Kingsborough Vol. IX, p. 332 enthaltene Text etwas abweichend: Cuando los Tultecas peleaban se ponian unas á manera de túnicas largas hasta los carcañales, de mil colores labradas, y muy tupidas y gruesas, que por recio que se daban con las lanzas no las podian pasar, que esto era lo que mas usaban, lanzas largas y otras arrojadizas y porras clavetea- das de hierro, cobre y oro, y algunos usaban las rodelas, principalmente los que traian las porras.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/392>, abgerufen am 23.11.2024.