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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Amerika.
bearbeiten liess 1). Ausserdem bestätigen alte Überlieferungen, dass
die Bearbeitung von Stein mit Stein nicht etwa erst nach der spanischen
Invasion, in den Zeiten des Verfalls Eingang gefunden, sondern bereits
lange vorher ausgeübt wurde. So liess Montezuma II. kurz vor An-
kunft der Spanier für den Tempel des Kriegsgottes einen neuen Opfer-
stein herrichten: 10000 bis 12000 Indianer schleppten den gewaltigen
Block auf die Ebene, und als er gut gelagert war, machten 30 Werk-
leute mit ihren Steinhacken sich an die Arbeit, die sie in kurzer Zeit
vollendeten. Ein ähnlicher Fall wird unter seinem Vorgänger Axayaca
geschildert: auf Befehl desselben mussten 50000 Indianer, versehen
mit starken Tauen und niedrigen Blockwagen, in dem Hochgebirge von
Cuyuacan einen grossen Steinblock gewinnen, der nachher mit kräftigen
und scharfen Steinen bearbeitet wurde, indem man Darstellungen aus
der Göttergeschichte darauf anbrachte 2).

Sogar bis hinauf ins achte Jahrhundert nach der Sintflut lässt
sich dieselbe Arbeit verfolgen, denn nach der peruanischen Chronik
liess Sinchi-Cozque in Cuzco grosse Bauten aufführen, wobei die Steine
mit Äxten von Kiesel bearbeitet wurden (Montesinos, Memor. antig.
bei Ternaux, p. 36).

Wie dem aber auch sein mag, für uns ist es von entscheidender
Bedeutung, dass man in den alten Kulturstaaten notwendig zwei ver-
schiedene Methoden der Steinmetzarbeit befolgt haben muss, von denen
die Spanier, wie aus dem Inhalt ihrer Berichte hervorgeht, nur die,
welche bei der Bearbeitung weicher Steinarten gebräuchlich war,
beobachtet oder vorgefunden haben. Die Ausübung der, mit der
Bearbeitung harter Gesteine sich befassenden, höheren Baukunst
scheint demnach, als unmittelbare Folge der Alles zersetzenden In-
vasion -- ähnlich wie nach Cortez' eigener Aussage auch andere Kunst-

1) Prescott, Mexico Bd. I, S. 468 (Leipzig 1845); Brasseur de Bourbourg,
Histoire des Nations civilisees etc. Paris 1857, Vol. IV, p. 5.
2) Tezozomoc, Cronica mexicana cap. 102 (Kingsb. Vol. IX, p. 181): Mientras
que labraron, los de Chalco les daban de comer a los canteros, y en breve se
acabo por andar en la labor y obra treinta oficiales con picos de pedernal; ibid.
cap. 47, p. 76: y asi luego mando llamar a los naturales comarcanos . . . . que
se juntaron como cincuenta mil indios con sogas gruesas y carretoncillos, y fueron
a sacar una penna de la falta de la sierra grande de Cuyuacan: traida, la comen-
zaron a labrar con pedernales recios y agudos, historiando en la labor a los dioses.
Die Stelle scheint in Widerspruch zu stehen mit dem, was wir vorhin über die
Leistung der Steinwerkzeuge gesagt haben und auch unbedingt für richtig halten
müssen; allein man mag sie auslegen, wie man will -- zurückhalten wollte ich
sie nicht.

Amerika.
bearbeiten lieſs 1). Auſserdem bestätigen alte Überlieferungen, daſs
die Bearbeitung von Stein mit Stein nicht etwa erst nach der spanischen
Invasion, in den Zeiten des Verfalls Eingang gefunden, sondern bereits
lange vorher ausgeübt wurde. So lieſs Montezuma II. kurz vor An-
kunft der Spanier für den Tempel des Kriegsgottes einen neuen Opfer-
stein herrichten: 10000 bis 12000 Indianer schleppten den gewaltigen
Block auf die Ebene, und als er gut gelagert war, machten 30 Werk-
leute mit ihren Steinhacken sich an die Arbeit, die sie in kurzer Zeit
vollendeten. Ein ähnlicher Fall wird unter seinem Vorgänger Axayaca
geschildert: auf Befehl desſelben muſsten 50000 Indianer, versehen
mit starken Tauen und niedrigen Blockwagen, in dem Hochgebirge von
Cuyuacan einen groſsen Steinblock gewinnen, der nachher mit kräftigen
und scharfen Steinen bearbeitet wurde, indem man Darstellungen aus
der Göttergeschichte darauf anbrachte 2).

Sogar bis hinauf ins achte Jahrhundert nach der Sintflut läſst
sich dieselbe Arbeit verfolgen, denn nach der peruanischen Chronik
lieſs Sinchi-Cozque in Cuzco groſse Bauten aufführen, wobei die Steine
mit Äxten von Kiesel bearbeitet wurden (Montesinos, Memor. antig.
bei Ternaux, p. 36).

Wie dem aber auch sein mag, für uns ist es von entscheidender
Bedeutung, daſs man in den alten Kulturstaaten notwendig zwei ver-
schiedene Methoden der Steinmetzarbeit befolgt haben muſs, von denen
die Spanier, wie aus dem Inhalt ihrer Berichte hervorgeht, nur die,
welche bei der Bearbeitung weicher Steinarten gebräuchlich war,
beobachtet oder vorgefunden haben. Die Ausübung der, mit der
Bearbeitung harter Gesteine sich befassenden, höheren Baukunst
scheint demnach, als unmittelbare Folge der Alles zersetzenden In-
vasion — ähnlich wie nach Cortez’ eigener Aussage auch andere Kunst-

1) Prescott, Mexico Bd. I, S. 468 (Leipzig 1845); Brasseur de Bourbourg,
Histoire des Nations civilisées etc. Paris 1857, Vol. IV, p. 5.
2) Tezozomoc, Cronica mexicana cap. 102 (Kingsb. Vol. IX, p. 181): Mientras
que labraron, los de Chalco les daban de comer á los canteros, y en breve se
acabó por andar en la labor y obra treinta oficiales con picos de pedernal; ibid.
cap. 47, p. 76: y asi luego mandó llamar á los naturales comarcanos . . . . que
se juntaron como cincuenta mil indios con sogas gruesas y carretoncillos, y fueron
á sacar una peña de la falta de la sierra grande de Cuyuacan: traida, la comen-
zaron á labrar con pedernales recios y agudos, historiando en la labor á los dioses.
Die Stelle scheint in Widerspruch zu stehen mit dem, was wir vorhin über die
Leistung der Steinwerkzeuge gesagt haben und auch unbedingt für richtig halten
müssen; allein man mag sie auslegen, wie man will — zurückhalten wollte ich
sie nicht.
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[364/0386] Amerika. bearbeiten lieſs 1). Auſserdem bestätigen alte Überlieferungen, daſs die Bearbeitung von Stein mit Stein nicht etwa erst nach der spanischen Invasion, in den Zeiten des Verfalls Eingang gefunden, sondern bereits lange vorher ausgeübt wurde. So lieſs Montezuma II. kurz vor An- kunft der Spanier für den Tempel des Kriegsgottes einen neuen Opfer- stein herrichten: 10000 bis 12000 Indianer schleppten den gewaltigen Block auf die Ebene, und als er gut gelagert war, machten 30 Werk- leute mit ihren Steinhacken sich an die Arbeit, die sie in kurzer Zeit vollendeten. Ein ähnlicher Fall wird unter seinem Vorgänger Axayaca geschildert: auf Befehl desſelben muſsten 50000 Indianer, versehen mit starken Tauen und niedrigen Blockwagen, in dem Hochgebirge von Cuyuacan einen groſsen Steinblock gewinnen, der nachher mit kräftigen und scharfen Steinen bearbeitet wurde, indem man Darstellungen aus der Göttergeschichte darauf anbrachte 2). Sogar bis hinauf ins achte Jahrhundert nach der Sintflut läſst sich dieselbe Arbeit verfolgen, denn nach der peruanischen Chronik lieſs Sinchi-Cozque in Cuzco groſse Bauten aufführen, wobei die Steine mit Äxten von Kiesel bearbeitet wurden (Montesinos, Memor. antig. bei Ternaux, p. 36). Wie dem aber auch sein mag, für uns ist es von entscheidender Bedeutung, daſs man in den alten Kulturstaaten notwendig zwei ver- schiedene Methoden der Steinmetzarbeit befolgt haben muſs, von denen die Spanier, wie aus dem Inhalt ihrer Berichte hervorgeht, nur die, welche bei der Bearbeitung weicher Steinarten gebräuchlich war, beobachtet oder vorgefunden haben. Die Ausübung der, mit der Bearbeitung harter Gesteine sich befassenden, höheren Baukunst scheint demnach, als unmittelbare Folge der Alles zersetzenden In- vasion — ähnlich wie nach Cortez’ eigener Aussage auch andere Kunst- 1) Prescott, Mexico Bd. I, S. 468 (Leipzig 1845); Brasseur de Bourbourg, Histoire des Nations civilisées etc. Paris 1857, Vol. IV, p. 5. 2) Tezozomoc, Cronica mexicana cap. 102 (Kingsb. Vol. IX, p. 181): Mientras que labraron, los de Chalco les daban de comer á los canteros, y en breve se acabó por andar en la labor y obra treinta oficiales con picos de pedernal; ibid. cap. 47, p. 76: y asi luego mandó llamar á los naturales comarcanos . . . . que se juntaron como cincuenta mil indios con sogas gruesas y carretoncillos, y fueron á sacar una peña de la falta de la sierra grande de Cuyuacan: traida, la comen- zaron á labrar con pedernales recios y agudos, historiando en la labor á los dioses. Die Stelle scheint in Widerspruch zu stehen mit dem, was wir vorhin über die Leistung der Steinwerkzeuge gesagt haben und auch unbedingt für richtig halten müssen; allein man mag sie auslegen, wie man will — zurückhalten wollte ich sie nicht.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/386>, abgerufen am 22.11.2024.