lagenweise Erz und Holzkohle eingetragen, nachdem man erst zu unterst eine starke Kohlenschicht ausgebreitet hat. Die Arbeit bis zur voll- ständigen Verbrennung der Kohlen dauert von 8 Uhr Abends bis Mitternacht. Das Ausbringen beträgt 8 kg. Acht Arbeiter lösen sich wechselweise ab. Delagorgue berechnet, dass bei europäischen Mate- rialienkosten und Arbeitslöhnen der Zentner Eisen 150 Franken gekostet haben würde. Das reduzierte Metall ist nicht einmal in eine Luppe zusammengeflossen, sondern findet sich in Kugeln und Tropfen in der Schlacke zerstreut. Die grösseren werden ausgelesen und mit Hilfe eines runden Steines auf einem zweiten Steine, der als Ambos dient, platt geschmiedet; dabei werden die kleineren in die Mitte gepackt und so ein rohes Paket gebildet, welches Schweisshitze bekommt und zu einem Ball vereinigt wird. Nachdem dieser einigemal überschmiedet worden ist, kann er zu Äxten, Waffen u. s. w. verarbeitet werden. Auch die Tabakspfeifen, deren sich die Kaffern bedienen, fertigen sie aus diesem Eisen.
Nach einer anderen Schilderung 1) richten die Kaffern schmale kleine Hügel zu, die als Schmiedeherde dienen. Sie sind 2 Fuss breit, 11/2 Fuss hoch, rund und haben zwei Windöffnungen, die Blasebälge sind aus Ziegenfell, wie mehrfach beschrieben. Das Eisen wird aus- geheizt und dann mit einem runden Steine vierkantig gehämmert, dann wiederholt ausgeheizt und ausgereckt, bis es die richtige Form bekommt und dann vollständig ausgearbeitet. So fertigen sie auch Beile und Nadeln.
Bei den Amazulus ist die Schmiedekunst noch bemerkenswerter. Mit ihren sehr unvollkommenen Werkzeugen bereiten sie sich Waffen, die sogar eine gewisse Eleganz zeigen. Ihre nationale Waffe, die Om- kondos, versehen sie zur Verzierung zuweilen mit Windungen, zuweilen mit Widerhaken, die zugleich eine grausame Zerfleischung bewirken. Man sieht Waffen, die man, obgleich sie nur mit rauhen Steinen gefeilt sind, für auf der Drehbank gearbeitet halten könnte. Auch polieren sie ihre Eisenwaren sehr schön mit Sand und einem Lederriemen oder Baumrinde, hierbei halten die Kaffernschmiede die zu bearbeitenden Gegenstände in Ermangelung eines Schraubstockes mit dem Fusse fest. Sie sind so gewandt in ihren Arbeiten, dass auch ein Europäer sich des Staunens nicht enthalten kann. Die eingeborenen Waffenschmiede ziehen ihr eigenes Eisen dem englischen, das ihnen zu weich ist, vor.
Die Bälge der Zulukaffern bestehen aus Ziegenfell und sind 14 bis
1) Klemm a. a. O. III, S. 271.
Afrika.
lagenweise Erz und Holzkohle eingetragen, nachdem man erst zu unterst eine starke Kohlenschicht ausgebreitet hat. Die Arbeit bis zur voll- ständigen Verbrennung der Kohlen dauert von 8 Uhr Abends bis Mitternacht. Das Ausbringen beträgt 8 kg. Acht Arbeiter lösen sich wechselweise ab. Delagorgue berechnet, daſs bei europäischen Mate- rialienkosten und Arbeitslöhnen der Zentner Eisen 150 Franken gekostet haben würde. Das reduzierte Metall ist nicht einmal in eine Luppe zusammengeflossen, sondern findet sich in Kugeln und Tropfen in der Schlacke zerstreut. Die gröſseren werden ausgelesen und mit Hilfe eines runden Steines auf einem zweiten Steine, der als Ambos dient, platt geschmiedet; dabei werden die kleineren in die Mitte gepackt und so ein rohes Paket gebildet, welches Schweiſshitze bekommt und zu einem Ball vereinigt wird. Nachdem dieser einigemal überschmiedet worden ist, kann er zu Äxten, Waffen u. s. w. verarbeitet werden. Auch die Tabakspfeifen, deren sich die Kaffern bedienen, fertigen sie aus diesem Eisen.
Nach einer anderen Schilderung 1) richten die Kaffern schmale kleine Hügel zu, die als Schmiedeherde dienen. Sie sind 2 Fuſs breit, 1½ Fuſs hoch, rund und haben zwei Windöffnungen, die Blasebälge sind aus Ziegenfell, wie mehrfach beschrieben. Das Eisen wird aus- geheizt und dann mit einem runden Steine vierkantig gehämmert, dann wiederholt ausgeheizt und ausgereckt, bis es die richtige Form bekommt und dann vollständig ausgearbeitet. So fertigen sie auch Beile und Nadeln.
Bei den Amazulus ist die Schmiedekunst noch bemerkenswerter. Mit ihren sehr unvollkommenen Werkzeugen bereiten sie sich Waffen, die sogar eine gewisse Eleganz zeigen. Ihre nationale Waffe, die Om- kondos, versehen sie zur Verzierung zuweilen mit Windungen, zuweilen mit Widerhaken, die zugleich eine grausame Zerfleischung bewirken. Man sieht Waffen, die man, obgleich sie nur mit rauhen Steinen gefeilt sind, für auf der Drehbank gearbeitet halten könnte. Auch polieren sie ihre Eisenwaren sehr schön mit Sand und einem Lederriemen oder Baumrinde, hierbei halten die Kaffernschmiede die zu bearbeitenden Gegenstände in Ermangelung eines Schraubstockes mit dem Fuſse fest. Sie sind so gewandt in ihren Arbeiten, daſs auch ein Europäer sich des Staunens nicht enthalten kann. Die eingeborenen Waffenschmiede ziehen ihr eigenes Eisen dem englischen, das ihnen zu weich ist, vor.
Die Bälge der Zulukaffern bestehen aus Ziegenfell und sind 14 bis
1) Klemm a. a. O. III, S. 271.
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lagenweise Erz und Holzkohle eingetragen, nachdem man erst zu unterst
eine starke Kohlenschicht ausgebreitet hat. Die Arbeit bis zur voll-
ständigen Verbrennung der Kohlen dauert von 8 Uhr Abends bis
Mitternacht. Das Ausbringen beträgt 8 kg. Acht Arbeiter lösen sich
wechselweise ab. Delagorgue berechnet, daſs bei europäischen Mate-
rialienkosten und Arbeitslöhnen der Zentner Eisen 150 Franken gekostet
haben würde. Das reduzierte Metall ist nicht einmal in eine Luppe
zusammengeflossen, sondern findet sich in Kugeln und Tropfen in der
Schlacke zerstreut. Die gröſseren werden ausgelesen und mit Hilfe
eines runden Steines auf einem zweiten Steine, der als Ambos dient,
platt geschmiedet; dabei werden die kleineren in die Mitte gepackt
und so ein rohes Paket gebildet, welches Schweiſshitze bekommt und
zu einem Ball vereinigt wird. Nachdem dieser einigemal überschmiedet
worden ist, kann er zu Äxten, Waffen u. s. w. verarbeitet werden. Auch
die Tabakspfeifen, deren sich die Kaffern bedienen, fertigen sie aus
diesem Eisen.
Nach einer anderen Schilderung 1) richten die Kaffern schmale
kleine Hügel zu, die als Schmiedeherde dienen. Sie sind 2 Fuſs breit,
1½ Fuſs hoch, rund und haben zwei Windöffnungen, die Blasebälge
sind aus Ziegenfell, wie mehrfach beschrieben. Das Eisen wird aus-
geheizt und dann mit einem runden Steine vierkantig gehämmert,
dann wiederholt ausgeheizt und ausgereckt, bis es die richtige Form
bekommt und dann vollständig ausgearbeitet. So fertigen sie auch
Beile und Nadeln.
Bei den Amazulus ist die Schmiedekunst noch bemerkenswerter.
Mit ihren sehr unvollkommenen Werkzeugen bereiten sie sich Waffen,
die sogar eine gewisse Eleganz zeigen. Ihre nationale Waffe, die Om-
kondos, versehen sie zur Verzierung zuweilen mit Windungen, zuweilen
mit Widerhaken, die zugleich eine grausame Zerfleischung bewirken.
Man sieht Waffen, die man, obgleich sie nur mit rauhen Steinen gefeilt
sind, für auf der Drehbank gearbeitet halten könnte. Auch polieren
sie ihre Eisenwaren sehr schön mit Sand und einem Lederriemen oder
Baumrinde, hierbei halten die Kaffernschmiede die zu bearbeitenden
Gegenstände in Ermangelung eines Schraubstockes mit dem Fuſse fest.
Sie sind so gewandt in ihren Arbeiten, daſs auch ein Europäer sich des
Staunens nicht enthalten kann. Die eingeborenen Waffenschmiede
ziehen ihr eigenes Eisen dem englischen, das ihnen zu weich ist, vor.
Die Bälge der Zulukaffern bestehen aus Ziegenfell und sind 14 bis
1) Klemm a. a. O. III, S. 271.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/344>, abgerufen am 25.11.2024.
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