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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Afrika.
Eisen als Nutzmetall. Die Verwendung aller anderen Metalle, selbst
die des Kupfers tritt zurück.

Knüpfen wir an die Eisengewinnung in Nubien an, so liegen uns
für den Sudan ausser dem bereits Angeführten die Berichte von Barth
vor, der mitteilt, dass im Wadai Eisenerz verschmolzen und zu Waffen
und Ackergerät verarbeitet wird; in Agades (Oase nördlich) rühmt
er die Feinschmiedearbeit.

Die eigentlichen Äthiopier sollen weniger geschickte Eisenarbeiter
sein. Die Donakil machen grobe Eisenwaren, wozu sie das Material
aus Indien beziehen 1). Bei den Abessiniern sind die Eisenarbeiter
meist Fremde aus dem Stamme der Talascha. Die Schmiede gelten
bei ihnen als Zauberer und stehen in dem Rufe, sich Nachts in reissende
Tiere verwandeln zu können und dann selbst Menschenfleisch zu fressen.

Sehr interessante Mitteilungen über die Eisenindustrie der Völker
südlich von Darfur hat uns Schweinfurth gegeben in seiner interessanten
Schrift "Artes Africanae" (Leipzig 1875). Er beschreibt die Stämme der
Dinka, Djur, Bongo, Mittu und Niam-Niam, sowie die, zwischen dem
dritten und vierten Grade nördlicher Breite am Uellefluss wohnenden
Monbuttu, die noch vollständig dem Kannibalismus ergeben sind.

Der Verfasser sagt im Vorwort:

"Je grösser die Fortschritte gewesen, welche hin und wieder in
unserer Zeit ein afrikanisches Volk auf der Bahn der äusseren Ge-
sittung gemacht, um so geringfügiger gestaltete sich die eigene Produk-
tionskraft, um so grösser wurde die Abhängigkeit in allen Bedürfnissen
eines verfeinerten Lebens von der europäischen Industrie, denn diese,
unaufhaltsam sich aufdrängend, schliesst von vornherein jede inlän-
dische Konkurrenz aus und erstickt jede Regung eines angeborenen
Nachahmungstriebes . . . . . Wie könnte man einem Negerschmiede
zumuten, sich an die, für ihn so zeitraubende und mühevolle Her-
stellung eines gewöhnlichen Messers zu machen, wenn ihm ein Dutzend
derselben im Tausch gegen einen Kautschukklumpen geboten wird, den
er spielend im Walde gesammelt? Die mohammedanischen Völker,
welche einen grossen Teil der Nordhälfte von Afrika inne haben, liefern
dafür einen noch schlagenderen Beweis, indem dieselben von Jahr zu
Jahr sich immer weniger produktiv an eigenen Erzeugnissen der Kunst
und des Gewerbfleisses zeigen und einen gleichen Einfluss, wie die
europäische Welt auf diese, haben sie selbst wiederum auf die dem
Äquator näher wohnenden Völker ausgeübt, was sich am deutlichsten

1) Waitz, Anthropologie der Naturvölker II, 520.

Afrika.
Eisen als Nutzmetall. Die Verwendung aller anderen Metalle, selbst
die des Kupfers tritt zurück.

Knüpfen wir an die Eisengewinnung in Nubien an, so liegen uns
für den Sudan auſser dem bereits Angeführten die Berichte von Barth
vor, der mitteilt, daſs im Wadai Eisenerz verschmolzen und zu Waffen
und Ackergerät verarbeitet wird; in Agades (Oase nördlich) rühmt
er die Feinschmiedearbeit.

Die eigentlichen Äthiopier sollen weniger geschickte Eisenarbeiter
sein. Die Donakil machen grobe Eisenwaren, wozu sie das Material
aus Indien beziehen 1). Bei den Abessiniern sind die Eisenarbeiter
meist Fremde aus dem Stamme der Talascha. Die Schmiede gelten
bei ihnen als Zauberer und stehen in dem Rufe, sich Nachts in reiſsende
Tiere verwandeln zu können und dann selbst Menschenfleisch zu fressen.

Sehr interessante Mitteilungen über die Eisenindustrie der Völker
südlich von Darfur hat uns Schweinfurth gegeben in seiner interessanten
Schrift „Artes Africanae“ (Leipzig 1875). Er beschreibt die Stämme der
Dinka, Djur, Bongo, Mittu und Niam-Niam, sowie die, zwischen dem
dritten und vierten Grade nördlicher Breite am Uellefluſs wohnenden
Monbuttu, die noch vollständig dem Kannibalismus ergeben sind.

Der Verfasser sagt im Vorwort:

„Je gröſser die Fortschritte gewesen, welche hin und wieder in
unserer Zeit ein afrikanisches Volk auf der Bahn der äuſseren Ge-
sittung gemacht, um so geringfügiger gestaltete sich die eigene Produk-
tionskraft, um so gröſser wurde die Abhängigkeit in allen Bedürfnissen
eines verfeinerten Lebens von der europäischen Industrie, denn diese,
unaufhaltsam sich aufdrängend, schlieſst von vornherein jede inlän-
dische Konkurrenz aus und erstickt jede Regung eines angeborenen
Nachahmungstriebes . . . . . Wie könnte man einem Negerschmiede
zumuten, sich an die, für ihn so zeitraubende und mühevolle Her-
stellung eines gewöhnlichen Messers zu machen, wenn ihm ein Dutzend
derselben im Tausch gegen einen Kautschukklumpen geboten wird, den
er spielend im Walde gesammelt? Die mohammedanischen Völker,
welche einen groſsen Teil der Nordhälfte von Afrika inne haben, liefern
dafür einen noch schlagenderen Beweis, indem dieselben von Jahr zu
Jahr sich immer weniger produktiv an eigenen Erzeugnissen der Kunst
und des Gewerbfleiſses zeigen und einen gleichen Einfluſs, wie die
europäische Welt auf diese, haben sie selbst wiederum auf die dem
Äquator näher wohnenden Völker ausgeübt, was sich am deutlichsten

1) Waitz, Anthropologie der Naturvölker II, 520.
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[311/0333] Afrika. Eisen als Nutzmetall. Die Verwendung aller anderen Metalle, selbst die des Kupfers tritt zurück. Knüpfen wir an die Eisengewinnung in Nubien an, so liegen uns für den Sudan auſser dem bereits Angeführten die Berichte von Barth vor, der mitteilt, daſs im Wadai Eisenerz verschmolzen und zu Waffen und Ackergerät verarbeitet wird; in Agades (Oase nördlich) rühmt er die Feinschmiedearbeit. Die eigentlichen Äthiopier sollen weniger geschickte Eisenarbeiter sein. Die Donakil machen grobe Eisenwaren, wozu sie das Material aus Indien beziehen 1). Bei den Abessiniern sind die Eisenarbeiter meist Fremde aus dem Stamme der Talascha. Die Schmiede gelten bei ihnen als Zauberer und stehen in dem Rufe, sich Nachts in reiſsende Tiere verwandeln zu können und dann selbst Menschenfleisch zu fressen. Sehr interessante Mitteilungen über die Eisenindustrie der Völker südlich von Darfur hat uns Schweinfurth gegeben in seiner interessanten Schrift „Artes Africanae“ (Leipzig 1875). Er beschreibt die Stämme der Dinka, Djur, Bongo, Mittu und Niam-Niam, sowie die, zwischen dem dritten und vierten Grade nördlicher Breite am Uellefluſs wohnenden Monbuttu, die noch vollständig dem Kannibalismus ergeben sind. Der Verfasser sagt im Vorwort: „Je gröſser die Fortschritte gewesen, welche hin und wieder in unserer Zeit ein afrikanisches Volk auf der Bahn der äuſseren Ge- sittung gemacht, um so geringfügiger gestaltete sich die eigene Produk- tionskraft, um so gröſser wurde die Abhängigkeit in allen Bedürfnissen eines verfeinerten Lebens von der europäischen Industrie, denn diese, unaufhaltsam sich aufdrängend, schlieſst von vornherein jede inlän- dische Konkurrenz aus und erstickt jede Regung eines angeborenen Nachahmungstriebes . . . . . Wie könnte man einem Negerschmiede zumuten, sich an die, für ihn so zeitraubende und mühevolle Her- stellung eines gewöhnlichen Messers zu machen, wenn ihm ein Dutzend derselben im Tausch gegen einen Kautschukklumpen geboten wird, den er spielend im Walde gesammelt? Die mohammedanischen Völker, welche einen groſsen Teil der Nordhälfte von Afrika inne haben, liefern dafür einen noch schlagenderen Beweis, indem dieselben von Jahr zu Jahr sich immer weniger produktiv an eigenen Erzeugnissen der Kunst und des Gewerbfleiſses zeigen und einen gleichen Einfluſs, wie die europäische Welt auf diese, haben sie selbst wiederum auf die dem Äquator näher wohnenden Völker ausgeübt, was sich am deutlichsten 1) Waitz, Anthropologie der Naturvölker II, 520.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/333>, abgerufen am 22.11.2024.