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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Japan.
Waren bestanden hauptsächlich aus Zeugen und europäischen Wollen-
waren, ferner in verarbeiteten Metallwaren, in Arsenik, Bleiweiss, Queck-
silber, Silber, Goldfäden, Speckstein, Zink und Zinnober, während die
Ausfuhr hauptsächlich aus Stabkupfer, ferner getrockneten Fischen,
Industrieerzeugnissen, besonders Lackarbeiten u. s. w. bestand. Die
Goldkammer verkaufte den Chinesen das Stabkupfer um die Hälfte
theurer als den Holländern.

Seit neuerer Zeit ist die japanesische Regierung bekanntlich wieder
in freisinnige Bahnen eingelenkt, und zwar datiert dieser Umschwung von
dem Abschluss des Vertrages mit den Vereinigten Staaten im Jahre 1855.
Die Begünstigungen dieses Vertrages wurden bald darauf auch den
europäischen Staaten eingeräumt und seit jener Zeit ist Japan eigent-
lich erst erschlossen worden. Die japanesische Regierung lernte rasch
die besseren Einrichtungen würdigen und bestrebt sich mit bewun-
derungswürdigem Eifer dieselben dem Lande nutzbar zu machen.

Die Verarbeitung der Kupfererze und das Raffinieren des Kupfers
geschieht, wie erwähnt, durch den Staat.

Die Erze, deren Gehalt von 5 bis 10 Proz. schwankt, werden zu-
nächst zehn Tage lang in gemauerten Öfen geröstet. Das Röstgut
wird in grossen Schachtöfen eingeschmolzen und der abgestochene
Stein in Scheiben abgehoben. Diese werden nochmals geröstet und
eingeschmolzen. Es fällt nun Schwarzkupfer, das in ähnlicher Weise
in Scheiben gerissen wird. Dieses Kupfer wird nun von allen Revieren
nach den Raffinieranstalten, welche sich in Nangasaki, Matsu, Sakai
und Osaka befinden, geliefert. Das unreine Kupfer wird von Neuem
in einem Herde vor dem Winde eingeschmolzen und in Scheiben gehoben,
die dann nochmals umgeschmolzen, in Formen (Ingots) gegossen wer-
den und so das fertige Stabkupfer liefern. Von dem letzteren Teile
der Arbeit hat uns Thunberg eine Beschreibung geliefert. Gegenüber
dem Herde, in dem das Garkupfer geschmolzen ist, liegen in einer Ver-
tiefung zehn viereckige Eisenstäbe mit der Kante nach oben nebenein-
ander. Über diese wird ein Stück Segeltuch gezogen und zwischen den
Stäben eingedrückt. Darauf wird soviel Wasser gegossen, dass dies
etwa einen Fuss hoch das Tuch bedeckt. Nun wird das geschmolzene
Metall mit einer Kelle aus der Herdgrube geschöpft und in die be-
schriebenen Formen eingegossen; man giesst auf diese Art zehn bis
zwölf Stangen von der Länge einer viertel Elle auf einmal, nimmt
sie heraus und fährt dann mit dem Giessen fort. Abwechselnd schüttet
man auch wieder kaltes Wasser auf. Auf diese Art entstehen die drei-
eckigen japanesischen Kupfereingüsse (Ingots), die sich durch ihre

Japan.
Waren bestanden hauptsächlich aus Zeugen und europäischen Wollen-
waren, ferner in verarbeiteten Metallwaren, in Arsenik, Bleiweiſs, Queck-
silber, Silber, Goldfäden, Speckstein, Zink und Zinnober, während die
Ausfuhr hauptsächlich aus Stabkupfer, ferner getrockneten Fischen,
Industrieerzeugnissen, besonders Lackarbeiten u. s. w. bestand. Die
Goldkammer verkaufte den Chinesen das Stabkupfer um die Hälfte
theurer als den Holländern.

Seit neuerer Zeit ist die japanesische Regierung bekanntlich wieder
in freisinnige Bahnen eingelenkt, und zwar datiert dieser Umschwung von
dem Abschluſs des Vertrages mit den Vereinigten Staaten im Jahre 1855.
Die Begünstigungen dieses Vertrages wurden bald darauf auch den
europäischen Staaten eingeräumt und seit jener Zeit ist Japan eigent-
lich erst erschlossen worden. Die japanesische Regierung lernte rasch
die besseren Einrichtungen würdigen und bestrebt sich mit bewun-
derungswürdigem Eifer dieselben dem Lande nutzbar zu machen.

Die Verarbeitung der Kupfererze und das Raffinieren des Kupfers
geschieht, wie erwähnt, durch den Staat.

Die Erze, deren Gehalt von 5 bis 10 Proz. schwankt, werden zu-
nächst zehn Tage lang in gemauerten Öfen geröstet. Das Röstgut
wird in groſsen Schachtöfen eingeschmolzen und der abgestochene
Stein in Scheiben abgehoben. Diese werden nochmals geröstet und
eingeschmolzen. Es fällt nun Schwarzkupfer, das in ähnlicher Weise
in Scheiben gerissen wird. Dieses Kupfer wird nun von allen Revieren
nach den Raffinieranstalten, welche sich in Nangasaki, Matsu, Sakai
und Osaka befinden, geliefert. Das unreine Kupfer wird von Neuem
in einem Herde vor dem Winde eingeschmolzen und in Scheiben gehoben,
die dann nochmals umgeschmolzen, in Formen (Ingots) gegossen wer-
den und so das fertige Stabkupfer liefern. Von dem letzteren Teile
der Arbeit hat uns Thunberg eine Beschreibung geliefert. Gegenüber
dem Herde, in dem das Garkupfer geschmolzen ist, liegen in einer Ver-
tiefung zehn viereckige Eisenstäbe mit der Kante nach oben nebenein-
ander. Über diese wird ein Stück Segeltuch gezogen und zwischen den
Stäben eingedrückt. Darauf wird soviel Wasser gegossen, daſs dies
etwa einen Fuſs hoch das Tuch bedeckt. Nun wird das geschmolzene
Metall mit einer Kelle aus der Herdgrube geschöpft und in die be-
schriebenen Formen eingegossen; man gieſst auf diese Art zehn bis
zwölf Stangen von der Länge einer viertel Elle auf einmal, nimmt
sie heraus und fährt dann mit dem Gieſsen fort. Abwechselnd schüttet
man auch wieder kaltes Wasser auf. Auf diese Art entstehen die drei-
eckigen japanesischen Kupfereingüsse (Ingots), die sich durch ihre

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[306/0328] Japan. Waren bestanden hauptsächlich aus Zeugen und europäischen Wollen- waren, ferner in verarbeiteten Metallwaren, in Arsenik, Bleiweiſs, Queck- silber, Silber, Goldfäden, Speckstein, Zink und Zinnober, während die Ausfuhr hauptsächlich aus Stabkupfer, ferner getrockneten Fischen, Industrieerzeugnissen, besonders Lackarbeiten u. s. w. bestand. Die Goldkammer verkaufte den Chinesen das Stabkupfer um die Hälfte theurer als den Holländern. Seit neuerer Zeit ist die japanesische Regierung bekanntlich wieder in freisinnige Bahnen eingelenkt, und zwar datiert dieser Umschwung von dem Abschluſs des Vertrages mit den Vereinigten Staaten im Jahre 1855. Die Begünstigungen dieses Vertrages wurden bald darauf auch den europäischen Staaten eingeräumt und seit jener Zeit ist Japan eigent- lich erst erschlossen worden. Die japanesische Regierung lernte rasch die besseren Einrichtungen würdigen und bestrebt sich mit bewun- derungswürdigem Eifer dieselben dem Lande nutzbar zu machen. Die Verarbeitung der Kupfererze und das Raffinieren des Kupfers geschieht, wie erwähnt, durch den Staat. Die Erze, deren Gehalt von 5 bis 10 Proz. schwankt, werden zu- nächst zehn Tage lang in gemauerten Öfen geröstet. Das Röstgut wird in groſsen Schachtöfen eingeschmolzen und der abgestochene Stein in Scheiben abgehoben. Diese werden nochmals geröstet und eingeschmolzen. Es fällt nun Schwarzkupfer, das in ähnlicher Weise in Scheiben gerissen wird. Dieses Kupfer wird nun von allen Revieren nach den Raffinieranstalten, welche sich in Nangasaki, Matsu, Sakai und Osaka befinden, geliefert. Das unreine Kupfer wird von Neuem in einem Herde vor dem Winde eingeschmolzen und in Scheiben gehoben, die dann nochmals umgeschmolzen, in Formen (Ingots) gegossen wer- den und so das fertige Stabkupfer liefern. Von dem letzteren Teile der Arbeit hat uns Thunberg eine Beschreibung geliefert. Gegenüber dem Herde, in dem das Garkupfer geschmolzen ist, liegen in einer Ver- tiefung zehn viereckige Eisenstäbe mit der Kante nach oben nebenein- ander. Über diese wird ein Stück Segeltuch gezogen und zwischen den Stäben eingedrückt. Darauf wird soviel Wasser gegossen, daſs dies etwa einen Fuſs hoch das Tuch bedeckt. Nun wird das geschmolzene Metall mit einer Kelle aus der Herdgrube geschöpft und in die be- schriebenen Formen eingegossen; man gieſst auf diese Art zehn bis zwölf Stangen von der Länge einer viertel Elle auf einmal, nimmt sie heraus und fährt dann mit dem Gieſsen fort. Abwechselnd schüttet man auch wieder kaltes Wasser auf. Auf diese Art entstehen die drei- eckigen japanesischen Kupfereingüsse (Ingots), die sich durch ihre

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/328>, abgerufen am 22.11.2024.