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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Turanier und Mongolen.
holen. Auch dort zeigten sich noch viele Spuren früherer Zivilisation.
Man fand die Reste kunstvoller Kulturanlagen. In der Steppe ent-
deckte man Pflugscharen, die angeblich gegossen und nicht geschmiedet
waren 1). In der Nähe fanden sich alte Gräber, aber auch Eisenschürfe
und Schlackenhalden. Georgi 2) erwähnt alte Schürfe auf Morasterz
von 1/2 bis 4 Klafter Durchmesser, die meist vom Regen verschlammt
sind, in der Steppe zur rechten Seite des Jekongasees, ebenso in der
Bargusinsteppe alte, verwachsene Schürfe auf Brauneisenstein. Nach
Überlieferungen sollen alle diese von einem Volke herrühren, das aus-
gewandert sei, als die Tungusen das Land eroberten. Ebenso wie die
bergbautreibenden Bewohner Dauriens beim Herannahen der Russen
auswanderten.

Die Sagen und Erinnerungen der jetzigen Bewohner Sibiriens
werfen nur wenig Licht auf die Geschichte der Tschuden. Die Tataren
erkennen in ihnen ihre Vorfahren nicht. Eine alte Überlieferung be-
richtet, zwei Brüder hätten im Altaigebirge gewohnt, der eine habe
viel Gold und Silber, der andere viel Vieh und Volk gehabt. Letzterer
habe jenen so oft beraubt und beunruhigt, dass derselbe zuletzt zu dem
chinesischen Beherrscher geflohen sei, der ihm ein Land im Osten gab.
Diese Überlieferung dürfte wohl an ein historisches Ereignis anknüpfen.
Sie erzählt einen Vorgang, der sich oft in jenen Gegenden wieder-
holt hat.

Eine interessantere Sage ist diejenige, welche die Mongolen von
ihrer Urheimat, die wohl in den daurischen Alpen zu suchen sein dürfte,
erzählen und welche sowohl von chinesischen Berichterstattern, als
von dem alten orientalischen Geographen Abulghazi mitgeteilt wird.
Letzterer erzählt, die Mongolen seien ursprünglich im Thale Irgana-kon
zwischen unzugänglichen Eisenbergen eingeschlossen gewesen, aus den
die Kunst ihrer Schmiede ihnen den Ausgang bereitet haben, die es
verstanden durch den Erzberg einen Ausgang zu schmelzen. Und jähr-
lich feierten sie noch in späteren Jahrhunderten den Ausgang aus
dem Felsenthal Irgana-kon durch ein Fest, bei dem ein grosses Feuer
angemacht und ein glühendes Eisen von jedem Festgenossen einen
Hammerschlag erhielt. Ein Gebrauch, der vielleicht den Missionär
Rubruquis zu der irrtümlichen Annahme verleitet hat, Dschingiskhan
sei ein Schmied gewesen.

Zu dieser Sage versucht die alte chinesische Geographie Ho-an-yau-ki
unter dem Titel Tu-ku (Tschuden, Türken?) eine praktische Erklärung

1) Georgi, Reise nach Russland, I, 127.
2) Georgi a. a. O. I, 115.

Turanier und Mongolen.
holen. Auch dort zeigten sich noch viele Spuren früherer Zivilisation.
Man fand die Reste kunstvoller Kulturanlagen. In der Steppe ent-
deckte man Pflugscharen, die angeblich gegossen und nicht geschmiedet
waren 1). In der Nähe fanden sich alte Gräber, aber auch Eisenschürfe
und Schlackenhalden. Georgi 2) erwähnt alte Schürfe auf Morasterz
von ½ bis 4 Klafter Durchmesser, die meist vom Regen verschlammt
sind, in der Steppe zur rechten Seite des Jekongasees, ebenso in der
Bargusinsteppe alte, verwachsene Schürfe auf Brauneisenstein. Nach
Überlieferungen sollen alle diese von einem Volke herrühren, das aus-
gewandert sei, als die Tungusen das Land eroberten. Ebenso wie die
bergbautreibenden Bewohner Dauriens beim Herannahen der Russen
auswanderten.

Die Sagen und Erinnerungen der jetzigen Bewohner Sibiriens
werfen nur wenig Licht auf die Geschichte der Tschuden. Die Tataren
erkennen in ihnen ihre Vorfahren nicht. Eine alte Überlieferung be-
richtet, zwei Brüder hätten im Altaigebirge gewohnt, der eine habe
viel Gold und Silber, der andere viel Vieh und Volk gehabt. Letzterer
habe jenen so oft beraubt und beunruhigt, daſs derselbe zuletzt zu dem
chinesischen Beherrscher geflohen sei, der ihm ein Land im Osten gab.
Diese Überlieferung dürfte wohl an ein historisches Ereignis anknüpfen.
Sie erzählt einen Vorgang, der sich oft in jenen Gegenden wieder-
holt hat.

Eine interessantere Sage ist diejenige, welche die Mongolen von
ihrer Urheimat, die wohl in den daurischen Alpen zu suchen sein dürfte,
erzählen und welche sowohl von chinesischen Berichterstattern, als
von dem alten orientalischen Geographen Abulghazi mitgeteilt wird.
Letzterer erzählt, die Mongolen seien ursprünglich im Thale Irgana-kon
zwischen unzugänglichen Eisenbergen eingeschlossen gewesen, aus den
die Kunst ihrer Schmiede ihnen den Ausgang bereitet haben, die es
verstanden durch den Erzberg einen Ausgang zu schmelzen. Und jähr-
lich feierten sie noch in späteren Jahrhunderten den Ausgang aus
dem Felsenthal Irgana-kon durch ein Fest, bei dem ein groſses Feuer
angemacht und ein glühendes Eisen von jedem Festgenossen einen
Hammerschlag erhielt. Ein Gebrauch, der vielleicht den Missionär
Rubruquis zu der irrtümlichen Annahme verleitet hat, Dschingiskhan
sei ein Schmied gewesen.

Zu dieser Sage versucht die alte chinesische Geographie Ho-an-yû-ki
unter dem Titel Tu-ku (Tschuden, Türken?) eine praktische Erklärung

1) Georgi, Reise nach Ruſsland, I, 127.
2) Georgi a. a. O. I, 115.
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[282/0304] Turanier und Mongolen. holen. Auch dort zeigten sich noch viele Spuren früherer Zivilisation. Man fand die Reste kunstvoller Kulturanlagen. In der Steppe ent- deckte man Pflugscharen, die angeblich gegossen und nicht geschmiedet waren 1). In der Nähe fanden sich alte Gräber, aber auch Eisenschürfe und Schlackenhalden. Georgi 2) erwähnt alte Schürfe auf Morasterz von ½ bis 4 Klafter Durchmesser, die meist vom Regen verschlammt sind, in der Steppe zur rechten Seite des Jekongasees, ebenso in der Bargusinsteppe alte, verwachsene Schürfe auf Brauneisenstein. Nach Überlieferungen sollen alle diese von einem Volke herrühren, das aus- gewandert sei, als die Tungusen das Land eroberten. Ebenso wie die bergbautreibenden Bewohner Dauriens beim Herannahen der Russen auswanderten. Die Sagen und Erinnerungen der jetzigen Bewohner Sibiriens werfen nur wenig Licht auf die Geschichte der Tschuden. Die Tataren erkennen in ihnen ihre Vorfahren nicht. Eine alte Überlieferung be- richtet, zwei Brüder hätten im Altaigebirge gewohnt, der eine habe viel Gold und Silber, der andere viel Vieh und Volk gehabt. Letzterer habe jenen so oft beraubt und beunruhigt, daſs derselbe zuletzt zu dem chinesischen Beherrscher geflohen sei, der ihm ein Land im Osten gab. Diese Überlieferung dürfte wohl an ein historisches Ereignis anknüpfen. Sie erzählt einen Vorgang, der sich oft in jenen Gegenden wieder- holt hat. Eine interessantere Sage ist diejenige, welche die Mongolen von ihrer Urheimat, die wohl in den daurischen Alpen zu suchen sein dürfte, erzählen und welche sowohl von chinesischen Berichterstattern, als von dem alten orientalischen Geographen Abulghazi mitgeteilt wird. Letzterer erzählt, die Mongolen seien ursprünglich im Thale Irgana-kon zwischen unzugänglichen Eisenbergen eingeschlossen gewesen, aus den die Kunst ihrer Schmiede ihnen den Ausgang bereitet haben, die es verstanden durch den Erzberg einen Ausgang zu schmelzen. Und jähr- lich feierten sie noch in späteren Jahrhunderten den Ausgang aus dem Felsenthal Irgana-kon durch ein Fest, bei dem ein groſses Feuer angemacht und ein glühendes Eisen von jedem Festgenossen einen Hammerschlag erhielt. Ein Gebrauch, der vielleicht den Missionär Rubruquis zu der irrtümlichen Annahme verleitet hat, Dschingiskhan sei ein Schmied gewesen. Zu dieser Sage versucht die alte chinesische Geographie Ho-an-yû-ki unter dem Titel Tu-ku (Tschuden, Türken?) eine praktische Erklärung 1) Georgi, Reise nach Ruſsland, I, 127. 2) Georgi a. a. O. I, 115.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/304>, abgerufen am 25.11.2024.