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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Arier in Asien.
Nach seiner näheren Erkundigung ist das Vorkommen des Eisens und
seine Gewinnung durch den rohesten Menschenschlag noch heute so
wie damals, ein ebenso mühsames, als einfaches Gewerbe, und das
Produkt ebenso vorzüglicher Art, wohl wert, dass der Chalybs, der Stahl,
davon seinen Namen erhalten konnte. Das Erz wird in einer gemein-
samen Schmiede geschmolzen, darin 180 Oken des rohen Erzes 3 Bat-
man 1) (ein persisches Mass von 36 Pfund) Metall geben, in Luppen,
deren jede 6 Oken oder 131/2 Pfund wiegt, wozu 300 Oken Holzkohlen
notwendig sind und doch nur 10 Proz. Ausbringen geben. Das Gebläse
muss 24 Stunden unterhalten, dabei das Erz immer umgerührt und von
seinen Schlacken befreit werden, worauf das ausgeschmolzene Eisen
sich auf dem Boden zusammenfindet. Nach der Probe, die Hamilton
sah, schien es von guter Qualität zu sein. Leider machte der Mangel
eines Dolmetschers genauere Erkundigung unmöglich; alles Eisen wird
nach Konstantinopel geschifft, wo es vom Gouvernement sehr gesucht ist.

Wie die Gewinnung des Eisens im Gebiete der Chalyber und in
Nordarmenien überhaupt uralt ist, so verhält es sich auch mit der
Verarbeitung. Freilich sind die alten Städte, in denen diese Industrie
blühte, teils verschwunden, teils zu armseligen Dörfern herabgesunken,
aber andere sind entstanden, in denen sich das alte Gewerbe forterhalten
hat. Unter diesen ist die grösste, wichtigste und interessanteste Erzerum,
die Hauptstadt Grossarmeniens. Erzerum 2) hat seinen Namen von
dem arabischen Arzen-er-Rum, d. h. die Stadt der Römer, denn es war
die östlichste Hauptstadt des römischen Reiches in Armenien und es
hiess so im Gegensatze zu der syro-armenischen Stadt Arzen, die 1049
von den Seldschuken zerstört wurde. Im Munde der Eingeborenen
erhielt sich aber ihr älterer Name Garin, wie der ganze Distrikt, in
dem es lag, von Alters her hiess. Noch weniger hat sich der hoch-
offizielle Name Theodosiopolis einbürgern und erhalten können, mit
dem es die byzantinischen Kaiser im Jahre 415 belegten, nachdem es
mit starken Befestigungen umgeben worden war. Die günstig gelegene
Stadt wurde früh ein Mittelpunkt des Verkehres für Hocharmenien.
Im 11. Jahrhundert war es ein wichtiges Emporium in Vorderasien.
Bei seiner Belagerung und Zerstörung sollen 140000 Bewohner den
Tod gefunden haben. Diese Seelenzahl soll es nach Tourenfort noch
um 1700 gehabt haben und zwar bestand diese hauptsächlich aus Ein-
geborenen, aus Griechen und aus armenischen und syrischen Handels-
leuten. Die griechischen Bewohner waren zahlreich, aber sehr arm,

1) Ritter, Erdk. X, 353; XI, 17, 820 u. a.
2) Ritter X, 757.

Die Arier in Asien.
Nach seiner näheren Erkundigung ist das Vorkommen des Eisens und
seine Gewinnung durch den rohesten Menschenschlag noch heute so
wie damals, ein ebenso mühsames, als einfaches Gewerbe, und das
Produkt ebenso vorzüglicher Art, wohl wert, daſs der Chalybs, der Stahl,
davon seinen Namen erhalten konnte. Das Erz wird in einer gemein-
samen Schmiede geschmolzen, darin 180 Oken des rohen Erzes 3 Bat-
man 1) (ein persisches Maſs von 36 Pfund) Metall geben, in Luppen,
deren jede 6 Oken oder 13½ Pfund wiegt, wozu 300 Oken Holzkohlen
notwendig sind und doch nur 10 Proz. Ausbringen geben. Das Gebläse
muſs 24 Stunden unterhalten, dabei das Erz immer umgerührt und von
seinen Schlacken befreit werden, worauf das ausgeschmolzene Eisen
sich auf dem Boden zusammenfindet. Nach der Probe, die Hamilton
sah, schien es von guter Qualität zu sein. Leider machte der Mangel
eines Dolmetschers genauere Erkundigung unmöglich; alles Eisen wird
nach Konstantinopel geschifft, wo es vom Gouvernement sehr gesucht ist.

Wie die Gewinnung des Eisens im Gebiete der Chalyber und in
Nordarmenien überhaupt uralt ist, so verhält es sich auch mit der
Verarbeitung. Freilich sind die alten Städte, in denen diese Industrie
blühte, teils verschwunden, teils zu armseligen Dörfern herabgesunken,
aber andere sind entstanden, in denen sich das alte Gewerbe forterhalten
hat. Unter diesen ist die gröſste, wichtigste und interessanteste Erzerum,
die Hauptstadt Groſsarmeniens. Erzerum 2) hat seinen Namen von
dem arabischen Arzen-er-Rum, d. h. die Stadt der Römer, denn es war
die östlichste Hauptstadt des römischen Reiches in Armenien und es
hieſs so im Gegensatze zu der syro-armenischen Stadt Arzen, die 1049
von den Seldschuken zerstört wurde. Im Munde der Eingeborenen
erhielt sich aber ihr älterer Name Garin, wie der ganze Distrikt, in
dem es lag, von Alters her hieſs. Noch weniger hat sich der hoch-
offizielle Name Theodosiopolis einbürgern und erhalten können, mit
dem es die byzantinischen Kaiser im Jahre 415 belegten, nachdem es
mit starken Befestigungen umgeben worden war. Die günstig gelegene
Stadt wurde früh ein Mittelpunkt des Verkehres für Hocharmenien.
Im 11. Jahrhundert war es ein wichtiges Emporium in Vorderasien.
Bei seiner Belagerung und Zerstörung sollen 140000 Bewohner den
Tod gefunden haben. Diese Seelenzahl soll es nach Tourenfort noch
um 1700 gehabt haben und zwar bestand diese hauptsächlich aus Ein-
geborenen, aus Griechen und aus armenischen und syrischen Handels-
leuten. Die griechischen Bewohner waren zahlreich, aber sehr arm,

1) Ritter, Erdk. X, 353; XI, 17, 820 u. a.
2) Ritter X, 757.
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[266/0288] Die Arier in Asien. Nach seiner näheren Erkundigung ist das Vorkommen des Eisens und seine Gewinnung durch den rohesten Menschenschlag noch heute so wie damals, ein ebenso mühsames, als einfaches Gewerbe, und das Produkt ebenso vorzüglicher Art, wohl wert, daſs der Chalybs, der Stahl, davon seinen Namen erhalten konnte. Das Erz wird in einer gemein- samen Schmiede geschmolzen, darin 180 Oken des rohen Erzes 3 Bat- man 1) (ein persisches Maſs von 36 Pfund) Metall geben, in Luppen, deren jede 6 Oken oder 13½ Pfund wiegt, wozu 300 Oken Holzkohlen notwendig sind und doch nur 10 Proz. Ausbringen geben. Das Gebläse muſs 24 Stunden unterhalten, dabei das Erz immer umgerührt und von seinen Schlacken befreit werden, worauf das ausgeschmolzene Eisen sich auf dem Boden zusammenfindet. Nach der Probe, die Hamilton sah, schien es von guter Qualität zu sein. Leider machte der Mangel eines Dolmetschers genauere Erkundigung unmöglich; alles Eisen wird nach Konstantinopel geschifft, wo es vom Gouvernement sehr gesucht ist. Wie die Gewinnung des Eisens im Gebiete der Chalyber und in Nordarmenien überhaupt uralt ist, so verhält es sich auch mit der Verarbeitung. Freilich sind die alten Städte, in denen diese Industrie blühte, teils verschwunden, teils zu armseligen Dörfern herabgesunken, aber andere sind entstanden, in denen sich das alte Gewerbe forterhalten hat. Unter diesen ist die gröſste, wichtigste und interessanteste Erzerum, die Hauptstadt Groſsarmeniens. Erzerum 2) hat seinen Namen von dem arabischen Arzen-er-Rum, d. h. die Stadt der Römer, denn es war die östlichste Hauptstadt des römischen Reiches in Armenien und es hieſs so im Gegensatze zu der syro-armenischen Stadt Arzen, die 1049 von den Seldschuken zerstört wurde. Im Munde der Eingeborenen erhielt sich aber ihr älterer Name Garin, wie der ganze Distrikt, in dem es lag, von Alters her hieſs. Noch weniger hat sich der hoch- offizielle Name Theodosiopolis einbürgern und erhalten können, mit dem es die byzantinischen Kaiser im Jahre 415 belegten, nachdem es mit starken Befestigungen umgeben worden war. Die günstig gelegene Stadt wurde früh ein Mittelpunkt des Verkehres für Hocharmenien. Im 11. Jahrhundert war es ein wichtiges Emporium in Vorderasien. Bei seiner Belagerung und Zerstörung sollen 140000 Bewohner den Tod gefunden haben. Diese Seelenzahl soll es nach Tourenfort noch um 1700 gehabt haben und zwar bestand diese hauptsächlich aus Ein- geborenen, aus Griechen und aus armenischen und syrischen Handels- leuten. Die griechischen Bewohner waren zahlreich, aber sehr arm, 1) Ritter, Erdk. X, 353; XI, 17, 820 u. a. 2) Ritter X, 757.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/288>, abgerufen am 25.11.2024.