rühmten Kupfergruben Maaden-Kapur, südlich von Palu (bei dem Arsinia der Alten 1).
Das wichtigste und verbreitetste Metall in diesen Gegenden ist aber das Eisen. Dessen Erze finden sich überall, sowohl in den Quellgebieten des Euphrat und Tigris, als an dem Nordabhange des Arrarat und des hohen Taurus. Das wichtigste Gebiet für die Geschichte ist das der Chalyber. Schon Äschylos (um 500 v. Chr.) nennt die Heimat der Chalyber "das Mutterland des Eisens" 2). Die Chalyber selbst nennt er stets "die Eisenschmiede" und schildert sie als ein ungeschlachtes Volk, das den Fremden unzugänglich ist 3). Xenophon berichtet, dass beinahe der ganze Stamm von der Eisenbereitung lebte 4). Ob die Chalyber reine Arier waren, ist zweifelhaft. Wie dort heutzutage Türken, Griechen und Armenier durcheinander wohnen, so scheint die Bevölke- rung auch im Altertume bereits infolge des ausgebreiteten Handels sehr gemischt gewesen zu sein. Auffallend ist es, dass Strabo die Cha- lyber Chaldäer nennt. Wahrscheinlich spielte das semitische Element sowohl durch den Handel mit Syrien, als durch die Eroberung durch Assyrien früh eine wichtige Rolle in diesen Gegenden. Es ist von höch- stem Interesse, dass wir über die Eisengewinnung der Chalyber eine sehr alte Schilderung haben und zwar von niemand Geringerem, als dem grossen Stagiriten. Aristoteles erzählt 5), dass die Chalyber das Erz aus dem Gerölle der Flüsse wuschen und das Eisen daraus in einfachen Herden ausschmolzen. Wollten sie aber ein reineres Eisen (Stahl) erhalten, so wuschen sie das Erz wiederholt und verschmolzen es dann unter Zusatz des Steines Pyrimachus, der sehr häufig bei ihnen gefunden wurde. "Diese Art Eisen ist viel glänzender und wenn es nicht bloss durch ein Feuer und in einem Herd gereinigt wird, ähnelt es dem Silber. Nur dieses Eisen rostet nicht, wird aber in weit geringerer Menge erhalten." Die Stelle ist so wichtig, dass wir sie wörtlich folgen lassen:
Legetai de idiotaten einai genesin siderou tou Khalubikou kai tou Musikou. sumphuetai gar os ge legousin ek tes ammou tes kata- pheromenes ek ton potamon. Tauten de oi men aplos phasi plu- nantas kamineuein. oi de, ten upostasin ten genomenen ek tes pluseos pollakis plutheisan sugkaiein. paremballein de ton purimakhon kalou- menon lithon. einai de en te khora polun. outos d o sideros polu ton allon ginetai kallion. ei de me en mia kamino ekaieto, ouden
1) Ritter XI, 16 u. 17.
2) Äschylos Prometheus 302.
3) l. c. v. 713.
4) Xenophon Cyr. anab. V, 5.
5) Aristoteles, de mirab. auscult., cap. 49.
Die Arier in Asien.
rühmten Kupfergruben Maaden-Kapur, südlich von Palu (bei dem Arsinia der Alten 1).
Das wichtigste und verbreitetste Metall in diesen Gegenden ist aber das Eisen. Dessen Erze finden sich überall, sowohl in den Quellgebieten des Euphrat und Tigris, als an dem Nordabhange des Arrarat und des hohen Taurus. Das wichtigste Gebiet für die Geschichte ist das der Chalyber. Schon Äschylos (um 500 v. Chr.) nennt die Heimat der Chalyber „das Mutterland des Eisens“ 2). Die Chalyber selbst nennt er stets „die Eisenschmiede“ und schildert sie als ein ungeschlachtes Volk, das den Fremden unzugänglich ist 3). Xenophon berichtet, daſs beinahe der ganze Stamm von der Eisenbereitung lebte 4). Ob die Chalyber reine Arier waren, ist zweifelhaft. Wie dort heutzutage Türken, Griechen und Armenier durcheinander wohnen, so scheint die Bevölke- rung auch im Altertume bereits infolge des ausgebreiteten Handels sehr gemischt gewesen zu sein. Auffallend ist es, daſs Strabo die Cha- lyber Chaldäer nennt. Wahrscheinlich spielte das semitische Element sowohl durch den Handel mit Syrien, als durch die Eroberung durch Assyrien früh eine wichtige Rolle in diesen Gegenden. Es ist von höch- stem Interesse, daſs wir über die Eisengewinnung der Chalyber eine sehr alte Schilderung haben und zwar von niemand Geringerem, als dem groſsen Stagiriten. Aristoteles erzählt 5), daſs die Chalyber das Erz aus dem Gerölle der Flüsse wuschen und das Eisen daraus in einfachen Herden ausschmolzen. Wollten sie aber ein reineres Eisen (Stahl) erhalten, so wuschen sie das Erz wiederholt und verschmolzen es dann unter Zusatz des Steines Pyrimachus, der sehr häufig bei ihnen gefunden wurde. „Diese Art Eisen ist viel glänzender und wenn es nicht bloſs durch ein Feuer und in einem Herd gereinigt wird, ähnelt es dem Silber. Nur dieses Eisen rostet nicht, wird aber in weit geringerer Menge erhalten.“ Die Stelle ist so wichtig, daſs wir sie wörtlich folgen lassen:
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Die Arier in Asien.
rühmten Kupfergruben Maaden-Kapur, südlich von Palu (bei dem
Arsinia der Alten 1).
Das wichtigste und verbreitetste Metall in diesen Gegenden ist aber
das Eisen. Dessen Erze finden sich überall, sowohl in den Quellgebieten
des Euphrat und Tigris, als an dem Nordabhange des Arrarat und des
hohen Taurus. Das wichtigste Gebiet für die Geschichte ist das der
Chalyber. Schon Äschylos (um 500 v. Chr.) nennt die Heimat der
Chalyber „das Mutterland des Eisens“ 2). Die Chalyber selbst nennt
er stets „die Eisenschmiede“ und schildert sie als ein ungeschlachtes
Volk, das den Fremden unzugänglich ist 3). Xenophon berichtet, daſs
beinahe der ganze Stamm von der Eisenbereitung lebte 4). Ob die
Chalyber reine Arier waren, ist zweifelhaft. Wie dort heutzutage Türken,
Griechen und Armenier durcheinander wohnen, so scheint die Bevölke-
rung auch im Altertume bereits infolge des ausgebreiteten Handels
sehr gemischt gewesen zu sein. Auffallend ist es, daſs Strabo die Cha-
lyber Chaldäer nennt. Wahrscheinlich spielte das semitische Element
sowohl durch den Handel mit Syrien, als durch die Eroberung durch
Assyrien früh eine wichtige Rolle in diesen Gegenden. Es ist von höch-
stem Interesse, daſs wir über die Eisengewinnung der Chalyber eine
sehr alte Schilderung haben und zwar von niemand Geringerem, als
dem groſsen Stagiriten. Aristoteles erzählt 5), daſs die Chalyber das
Erz aus dem Gerölle der Flüsse wuschen und das Eisen daraus in
einfachen Herden ausschmolzen. Wollten sie aber ein reineres Eisen
(Stahl) erhalten, so wuschen sie das Erz wiederholt und verschmolzen
es dann unter Zusatz des Steines Pyrimachus, der sehr häufig bei ihnen
gefunden wurde. „Diese Art Eisen ist viel glänzender und wenn es
nicht bloſs durch ein Feuer und in einem Herd gereinigt
wird, ähnelt es dem Silber. Nur dieses Eisen rostet nicht, wird aber
in weit geringerer Menge erhalten.“ Die Stelle ist so wichtig, daſs
wir sie wörtlich folgen lassen:
Λέγεται δὲ ἰδιωτάτην εἶναι γένεσιν σιδηρόυ τοῦ Χαλυβικοῦ καὶ
τοῦ Μυσικοῦ. συμφύεται γὰρ ὥς γε λέγουσιν ἐκ τῆς ἄμμου τῆς κατα-
φερομένης ἐκ τῶν ποταμῶν. Ταύτην δὲ οἱ μὲν ἁπλῶς φασι πλύ-
ναντας καμινεύειν. οἱ δέ, την ὑπόστασιν τὴν γενομένην ἐκ τῆς πλύσεως
πολλάκις πλυϑεῖσαν συγκαίειν. παρεμβάλλειν δὲ τὸν πυρίμαχον καλού-
μενον λίϑον. εἶναι δὲ ἐν τῇ χώρᾳ πολύν. οὗτος δ̕ ὀ σίδηρος πολὺ
τῶν ἂλλων γίνεται καλλίων. εἰ δὲ μὴ ἐν μιᾷ καμίνω ἐκαίετο, οὐδὲν
1) Ritter XI, 16 u. 17.
2) Äschylos Prometheus 302.
3) l. c. v. 713.
4) Xenophon Cyr. anab. V, 5.
5) Aristoteles, de mirab. auscult., cap. 49.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/285>, abgerufen am 22.11.2024.
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