standen. Die einschlägigen Bemerkungen finden sich zerstreut in den philosophischen, historischen wie poetischen Werken des Altertums; mühevoll muss man sie zusammensuchen aus den Schriften des Homer, Hesiod, Herodot, Thukidides, Aristoteles und Theophrast, wie später aus denen des Diodor, Strabo, Plutarch, Pausanias und anderer griechischer, wie aus denjenigen des Cäsar, Virgil, Pli- nius, Tacitus und anderer römischer Schriftsteller, um einigermassen das Bild der alten Industrie wieder herzustellen. Über noch ältere Zeiten geben uns die Bibel, das Zend-Avest und die Veden, sowie die Inschriften der Ägypter, Assyrer, Inder und die Ueberlieferungen chinesischer Chronisten vereinzelte Aufschlüsse. Es bleibt eine beschwer- liche Mosaikarbeit, diese unbedeutenden Gedenksteinchen wieder zu einem Gesamtbild zu vereinigen.
Andere Quellen als die litterarischen müssen es ausmalen helfen.
Die Analogie, welche uns die Anthropologie an den technischen Kenntnissen unzivilisierter Völker nachweist, sowie das Ergebnis der Untersuchungen von Fundstücken aus vergangener Zeit, worüber uns die Archäologie Aufschluss giebt, vermögen manche Lücke auszu- füllen. Deshalb müssen die metallurgischen Kenntnisse der Natur- völker, die Funde von alten eisernen Werkzeugen und Geräten, wie die Reste alter Bergwerke und Schmelzvorrichtungen in das Bereich unserer Untersuchung gezogen werden. Ferner geben Mythen und Sagen, in welchen vorhistorische Erinnerungen in phantastischem Ge- wand erscheinen, Fingerzeige für die Geschichte der Metallgewinnung mancher Völker, wie z. B. der Griechen und Germanen. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind die Ergebnisse der Sprachver- gleichung, welche namentlich, wenn über Alter und Ursitz der Eisen- gewinnung gehandelt wird, nicht unberührt gelassen werden dürfen, wenn auch weittragende Schlussfolgerungen hier um so mehr zu ver- meiden sein werden, als diese schwierige Wissenschaft noch in ihren ersten Anfängen steht und die Versuchung, Lücken durch Hypothesen auszufüllen, bei jeder jungen Wissenschaft gross ist.
Aus so heterogenen Bestandteilen muss eine Geschichte des Eisens zusammengefügt werden.
Ehe wir nun in die eigentliche Behandlung unseres Themas ein- treten, wird es zweckmässig sein, auszuführen, woher es kommt, dass das Eisen eine so hervorragende Rolle unter den Metallen spielt, also seine Eigenschaften und sein Vorkommen in der Natur zu schildern, sowie die Art seiner Gewinnung und die verschiedenen Zustände, in
Einleitung.
standen. Die einschlägigen Bemerkungen finden sich zerstreut in den philosophischen, historischen wie poetischen Werken des Altertums; mühevoll muſs man sie zusammensuchen aus den Schriften des Homer, Hesiod, Herodot, Thukidides, Aristoteles und Theophrast, wie später aus denen des Diodor, Strabo, Plutarch, Pausanias und anderer griechischer, wie aus denjenigen des Cäsar, Virgil, Pli- nius, Tacitus und anderer römischer Schriftsteller, um einigermaſsen das Bild der alten Industrie wieder herzustellen. Über noch ältere Zeiten geben uns die Bibel, das Zend-Avest und die Veden, sowie die Inschriften der Ägypter, Assyrer, Inder und die Ueberlieferungen chinesischer Chronisten vereinzelte Aufschlüsse. Es bleibt eine beschwer- liche Mosaikarbeit, diese unbedeutenden Gedenksteinchen wieder zu einem Gesamtbild zu vereinigen.
Andere Quellen als die litterarischen müssen es ausmalen helfen.
Die Analogie, welche uns die Anthropologie an den technischen Kenntnissen unzivilisierter Völker nachweist, sowie das Ergebnis der Untersuchungen von Fundstücken aus vergangener Zeit, worüber uns die Archäologie Aufschluſs giebt, vermögen manche Lücke auszu- füllen. Deshalb müssen die metallurgischen Kenntnisse der Natur- völker, die Funde von alten eisernen Werkzeugen und Geräten, wie die Reste alter Bergwerke und Schmelzvorrichtungen in das Bereich unserer Untersuchung gezogen werden. Ferner geben Mythen und Sagen, in welchen vorhistorische Erinnerungen in phantastischem Ge- wand erscheinen, Fingerzeige für die Geschichte der Metallgewinnung mancher Völker, wie z. B. der Griechen und Germanen. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind die Ergebnisse der Sprachver- gleichung, welche namentlich, wenn über Alter und Ursitz der Eisen- gewinnung gehandelt wird, nicht unberührt gelassen werden dürfen, wenn auch weittragende Schluſsfolgerungen hier um so mehr zu ver- meiden sein werden, als diese schwierige Wissenschaft noch in ihren ersten Anfängen steht und die Versuchung, Lücken durch Hypothesen auszufüllen, bei jeder jungen Wissenschaft groſs ist.
Aus so heterogenen Bestandteilen muſs eine Geschichte des Eisens zusammengefügt werden.
Ehe wir nun in die eigentliche Behandlung unseres Themas ein- treten, wird es zweckmäſsig sein, auszuführen, woher es kommt, daſs das Eisen eine so hervorragende Rolle unter den Metallen spielt, also seine Eigenschaften und sein Vorkommen in der Natur zu schildern, sowie die Art seiner Gewinnung und die verschiedenen Zustände, in
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Einleitung.
standen. Die einschlägigen Bemerkungen finden sich zerstreut in den
philosophischen, historischen wie poetischen Werken des Altertums;
mühevoll muſs man sie zusammensuchen aus den Schriften des Homer,
Hesiod, Herodot, Thukidides, Aristoteles und Theophrast,
wie später aus denen des Diodor, Strabo, Plutarch, Pausanias
und anderer griechischer, wie aus denjenigen des Cäsar, Virgil, Pli-
nius, Tacitus und anderer römischer Schriftsteller, um einigermaſsen
das Bild der alten Industrie wieder herzustellen. Über noch ältere
Zeiten geben uns die Bibel, das Zend-Avest und die Veden, sowie die
Inschriften der Ägypter, Assyrer, Inder und die Ueberlieferungen
chinesischer Chronisten vereinzelte Aufschlüsse. Es bleibt eine beschwer-
liche Mosaikarbeit, diese unbedeutenden Gedenksteinchen wieder zu
einem Gesamtbild zu vereinigen.
Andere Quellen als die litterarischen müssen es ausmalen helfen.
Die Analogie, welche uns die Anthropologie an den technischen
Kenntnissen unzivilisierter Völker nachweist, sowie das Ergebnis der
Untersuchungen von Fundstücken aus vergangener Zeit, worüber uns
die Archäologie Aufschluſs giebt, vermögen manche Lücke auszu-
füllen. Deshalb müssen die metallurgischen Kenntnisse der Natur-
völker, die Funde von alten eisernen Werkzeugen und Geräten, wie
die Reste alter Bergwerke und Schmelzvorrichtungen in das Bereich
unserer Untersuchung gezogen werden. Ferner geben Mythen und
Sagen, in welchen vorhistorische Erinnerungen in phantastischem Ge-
wand erscheinen, Fingerzeige für die Geschichte der Metallgewinnung
mancher Völker, wie z. B. der Griechen und Germanen. Von nicht zu
unterschätzender Bedeutung sind die Ergebnisse der Sprachver-
gleichung, welche namentlich, wenn über Alter und Ursitz der Eisen-
gewinnung gehandelt wird, nicht unberührt gelassen werden dürfen,
wenn auch weittragende Schluſsfolgerungen hier um so mehr zu ver-
meiden sein werden, als diese schwierige Wissenschaft noch in ihren
ersten Anfängen steht und die Versuchung, Lücken durch Hypothesen
auszufüllen, bei jeder jungen Wissenschaft groſs ist.
Aus so heterogenen Bestandteilen muſs eine Geschichte des Eisens
zusammengefügt werden.
Ehe wir nun in die eigentliche Behandlung unseres Themas ein-
treten, wird es zweckmäſsig sein, auszuführen, woher es kommt, daſs
das Eisen eine so hervorragende Rolle unter den Metallen spielt, also
seine Eigenschaften und sein Vorkommen in der Natur zu schildern,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/28>, abgerufen am 23.11.2024.
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