Grössere Bälge derselben Art macht man von Rindshaut, mit dem Unterschiede, dass die Haut längs des Bauches zusammengenäht ist und die Bambusstäbe des Schlitzverschlusses am einen Ende aneinander- geheftet sind, so dass sie sich bloss am anderen Ende öffnen. Sie ragen über den Schlitz hinaus, so dass sie bequem mit der Hand zu bewegen sind. Jeder solcher Balg bedarf eines Mannes zur Bedienung.
Die Konstruktion der Lederbälge ist sehr mannigfaltig und nahezu an jedem Platz verschieden. Man hat auch kleine Cylindergebläse aus Holz, in denen ein Kolben, der mit Federn gedichtet ist, sich auf und ab bewegt. Die sonstigen Werkzeuge sind sich überall ähnlich. Der Ambos ist von Schmiedeeisen, sehr klein, viereckig und ohne Horn, für welches man ein besonderes Instrument hat. Hammer und Zange weichen wenig von den europäischen ab.
Man nimmt am liebsten zum Schmelzen Holzkohle von harten Hölzern, von Teakholz oder von Acacia Arabica, fehlen diese aber, so bedient man sich irgend welches Holzes, an einigen Plätzen sogar des Bambus. Das Holz von Schorea robusta, Sal genannt, wird allem an- deren vorgezogen. Die Holzkohlen werden in walnussgrosse Stücke zerbrochen und der Staub abgesiebt. Das Erz, meist Brauneisenstein, wird zerklopft bis zu Erbsengrösse, das feine Pulver gleichfalls abgesiebt und fortgeworfen.
Die Schmelzöfen sind ebenso mannigfaltiger Konstruktion, wie die Bälge. Percy unterscheidet drei Hauptarten.
Die erste trifft man hauptsächlich bei den Hügelstämmen des Ghatsgebirges an. Sie sind in ihrer einfachsten Gestalt nur 2 Fuss (engl.) hoch und geben bei einer Schmelzung nur 5 bis 6 Pfund Eisen, während vollkommenere Öfen derselben Konstruktion in Deckhan 4 Fuss hoch sind und bis zu 30 Pfund Eisen bei einer Schmelzung ergeben. Es sind runde Schachtöfen, deren unterer Durchmesser 10 bis 15 Zoll beträgt, während er oben nur 6 bis 12 Zoll misst, die Höhe wechselt von 2 bis 4 Fuss. Als Material wird gut durchgearbeiteter Thon an- gewendet. Beim Betriebe nutzt sich der untere Teil rasch ab und muss fortwährend mit frischem Thone geflickt werden. Am Boden sind zwei Öffnungen, durch die eine tritt der Wind ein, durch die andere werden Schlacken und Eisen entfernt. Die meisten Öfen in Bengalen und Karnatien sind derart konstruiert, dass nur die Schlacke von der Seite abfliesst, während das Eisen durch dieselbe Öffnung ausgezogen wird, durch die der Wind eintritt. Die Schmelzung geschieht folgender- massen: Ist der Ofen neu, so wird er sorgfältig ausgetrocknet, indem ein mehrstündiges Feuer darin unterhalten wird. Zwei Thonröhren
Die Arier in Asien.
Gröſsere Bälge derselben Art macht man von Rindshaut, mit dem Unterschiede, daſs die Haut längs des Bauches zusammengenäht ist und die Bambusstäbe des Schlitzverschlusses am einen Ende aneinander- geheftet sind, so daſs sie sich bloſs am anderen Ende öffnen. Sie ragen über den Schlitz hinaus, so daſs sie bequem mit der Hand zu bewegen sind. Jeder solcher Balg bedarf eines Mannes zur Bedienung.
Die Konstruktion der Lederbälge ist sehr mannigfaltig und nahezu an jedem Platz verschieden. Man hat auch kleine Cylindergebläse aus Holz, in denen ein Kolben, der mit Federn gedichtet ist, sich auf und ab bewegt. Die sonstigen Werkzeuge sind sich überall ähnlich. Der Ambos ist von Schmiedeeisen, sehr klein, viereckig und ohne Horn, für welches man ein besonderes Instrument hat. Hammer und Zange weichen wenig von den europäischen ab.
Man nimmt am liebsten zum Schmelzen Holzkohle von harten Hölzern, von Teakholz oder von Acacia Arabica, fehlen diese aber, so bedient man sich irgend welches Holzes, an einigen Plätzen sogar des Bambus. Das Holz von Schorea robusta, Sâl genannt, wird allem an- deren vorgezogen. Die Holzkohlen werden in walnuſsgroſse Stücke zerbrochen und der Staub abgesiebt. Das Erz, meist Brauneisenstein, wird zerklopft bis zu Erbsengröſse, das feine Pulver gleichfalls abgesiebt und fortgeworfen.
Die Schmelzöfen sind ebenso mannigfaltiger Konstruktion, wie die Bälge. Percy unterscheidet drei Hauptarten.
Die erste trifft man hauptsächlich bei den Hügelstämmen des Ghâtsgebirges an. Sie sind in ihrer einfachsten Gestalt nur 2 Fuſs (engl.) hoch und geben bei einer Schmelzung nur 5 bis 6 Pfund Eisen, während vollkommenere Öfen derselben Konstruktion in Deckhan 4 Fuſs hoch sind und bis zu 30 Pfund Eisen bei einer Schmelzung ergeben. Es sind runde Schachtöfen, deren unterer Durchmesser 10 bis 15 Zoll beträgt, während er oben nur 6 bis 12 Zoll miſst, die Höhe wechselt von 2 bis 4 Fuſs. Als Material wird gut durchgearbeiteter Thon an- gewendet. Beim Betriebe nutzt sich der untere Teil rasch ab und muſs fortwährend mit frischem Thone geflickt werden. Am Boden sind zwei Öffnungen, durch die eine tritt der Wind ein, durch die andere werden Schlacken und Eisen entfernt. Die meisten Öfen in Bengalen und Karnatien sind derart konstruiert, daſs nur die Schlacke von der Seite abflieſst, während das Eisen durch dieselbe Öffnung ausgezogen wird, durch die der Wind eintritt. Die Schmelzung geschieht folgender- maſsen: Ist der Ofen neu, so wird er sorgfältig ausgetrocknet, indem ein mehrstündiges Feuer darin unterhalten wird. Zwei Thonröhren
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0254"n="332"/><fwplace="top"type="header">Die Arier in Asien.</fw><lb/><p>Gröſsere Bälge derselben Art macht man von Rindshaut, mit dem<lb/>
Unterschiede, daſs die Haut längs des Bauches zusammengenäht ist und<lb/>
die Bambusstäbe des Schlitzverschlusses am einen Ende aneinander-<lb/>
geheftet sind, so daſs sie sich bloſs am anderen Ende öffnen. Sie ragen<lb/>
über den Schlitz hinaus, so daſs sie bequem mit der Hand zu bewegen<lb/>
sind. Jeder solcher Balg bedarf eines Mannes zur Bedienung.</p><lb/><p>Die Konstruktion der Lederbälge ist sehr mannigfaltig und nahezu<lb/>
an jedem Platz verschieden. Man hat auch kleine Cylindergebläse aus<lb/>
Holz, in denen ein Kolben, der mit Federn gedichtet ist, sich auf und<lb/>
ab bewegt. Die sonstigen Werkzeuge sind sich überall ähnlich. Der<lb/>
Ambos ist von Schmiedeeisen, sehr klein, viereckig und ohne Horn, für<lb/>
welches man ein besonderes Instrument hat. Hammer und Zange<lb/>
weichen wenig von den europäischen ab.</p><lb/><p>Man nimmt am liebsten zum Schmelzen Holzkohle von harten<lb/>
Hölzern, von Teakholz oder von Acacia Arabica, fehlen diese aber, so<lb/>
bedient man sich irgend welches Holzes, an einigen Plätzen sogar des<lb/>
Bambus. Das Holz von Schorea robusta, Sâl genannt, wird allem an-<lb/>
deren vorgezogen. Die Holzkohlen werden in walnuſsgroſse Stücke<lb/>
zerbrochen und der Staub abgesiebt. Das Erz, meist Brauneisenstein,<lb/>
wird zerklopft bis zu Erbsengröſse, das feine Pulver gleichfalls abgesiebt<lb/>
und fortgeworfen.</p><lb/><p>Die Schmelzöfen sind ebenso mannigfaltiger Konstruktion, wie die<lb/>
Bälge. Percy unterscheidet drei Hauptarten.</p><lb/><p>Die erste trifft man hauptsächlich bei den Hügelstämmen des<lb/>
Ghâtsgebirges an. Sie sind in ihrer einfachsten Gestalt nur 2 Fuſs<lb/>
(engl.) hoch und geben bei einer Schmelzung nur 5 bis 6 Pfund Eisen,<lb/>
während vollkommenere Öfen derselben Konstruktion in Deckhan 4 Fuſs<lb/>
hoch sind und bis zu 30 Pfund Eisen bei einer Schmelzung ergeben.<lb/>
Es sind runde Schachtöfen, deren unterer Durchmesser 10 bis 15 Zoll<lb/>
beträgt, während er oben nur 6 bis 12 Zoll miſst, die Höhe wechselt<lb/>
von 2 bis 4 Fuſs. Als Material wird gut durchgearbeiteter Thon an-<lb/>
gewendet. Beim Betriebe nutzt sich der untere Teil rasch ab und muſs<lb/>
fortwährend mit frischem Thone geflickt werden. Am Boden sind zwei<lb/>
Öffnungen, durch die eine tritt der Wind ein, durch die andere werden<lb/>
Schlacken und Eisen entfernt. Die meisten Öfen in Bengalen und<lb/>
Karnatien sind derart konstruiert, daſs nur die Schlacke von der<lb/>
Seite abflieſst, während das Eisen durch dieselbe Öffnung ausgezogen<lb/>
wird, durch die der Wind eintritt. Die Schmelzung geschieht folgender-<lb/>
maſsen: Ist der Ofen neu, so wird er sorgfältig ausgetrocknet, indem<lb/>
ein mehrstündiges Feuer darin unterhalten wird. Zwei Thonröhren<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[332/0254]
Die Arier in Asien.
Gröſsere Bälge derselben Art macht man von Rindshaut, mit dem
Unterschiede, daſs die Haut längs des Bauches zusammengenäht ist und
die Bambusstäbe des Schlitzverschlusses am einen Ende aneinander-
geheftet sind, so daſs sie sich bloſs am anderen Ende öffnen. Sie ragen
über den Schlitz hinaus, so daſs sie bequem mit der Hand zu bewegen
sind. Jeder solcher Balg bedarf eines Mannes zur Bedienung.
Die Konstruktion der Lederbälge ist sehr mannigfaltig und nahezu
an jedem Platz verschieden. Man hat auch kleine Cylindergebläse aus
Holz, in denen ein Kolben, der mit Federn gedichtet ist, sich auf und
ab bewegt. Die sonstigen Werkzeuge sind sich überall ähnlich. Der
Ambos ist von Schmiedeeisen, sehr klein, viereckig und ohne Horn, für
welches man ein besonderes Instrument hat. Hammer und Zange
weichen wenig von den europäischen ab.
Man nimmt am liebsten zum Schmelzen Holzkohle von harten
Hölzern, von Teakholz oder von Acacia Arabica, fehlen diese aber, so
bedient man sich irgend welches Holzes, an einigen Plätzen sogar des
Bambus. Das Holz von Schorea robusta, Sâl genannt, wird allem an-
deren vorgezogen. Die Holzkohlen werden in walnuſsgroſse Stücke
zerbrochen und der Staub abgesiebt. Das Erz, meist Brauneisenstein,
wird zerklopft bis zu Erbsengröſse, das feine Pulver gleichfalls abgesiebt
und fortgeworfen.
Die Schmelzöfen sind ebenso mannigfaltiger Konstruktion, wie die
Bälge. Percy unterscheidet drei Hauptarten.
Die erste trifft man hauptsächlich bei den Hügelstämmen des
Ghâtsgebirges an. Sie sind in ihrer einfachsten Gestalt nur 2 Fuſs
(engl.) hoch und geben bei einer Schmelzung nur 5 bis 6 Pfund Eisen,
während vollkommenere Öfen derselben Konstruktion in Deckhan 4 Fuſs
hoch sind und bis zu 30 Pfund Eisen bei einer Schmelzung ergeben.
Es sind runde Schachtöfen, deren unterer Durchmesser 10 bis 15 Zoll
beträgt, während er oben nur 6 bis 12 Zoll miſst, die Höhe wechselt
von 2 bis 4 Fuſs. Als Material wird gut durchgearbeiteter Thon an-
gewendet. Beim Betriebe nutzt sich der untere Teil rasch ab und muſs
fortwährend mit frischem Thone geflickt werden. Am Boden sind zwei
Öffnungen, durch die eine tritt der Wind ein, durch die andere werden
Schlacken und Eisen entfernt. Die meisten Öfen in Bengalen und
Karnatien sind derart konstruiert, daſs nur die Schlacke von der
Seite abflieſst, während das Eisen durch dieselbe Öffnung ausgezogen
wird, durch die der Wind eintritt. Die Schmelzung geschieht folgender-
maſsen: Ist der Ofen neu, so wird er sorgfältig ausgetrocknet, indem
ein mehrstündiges Feuer darin unterhalten wird. Zwei Thonröhren
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/254>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.